Suksabai in #540 vom 18.5.:
Nur hat der Autor zwar erwähnt, dass Russland Erdöl und -gas in Rekordhöhe exportiert, aber ganz darauf vergessen,
dass der Rubel nicht blosses Papier ist, sondern eine (zumindest teilweise) goldgedeckte Währung...
Russland hat sich seit langem auf den Krieg gegen die Ukraine vorbereitet. Seit 2014 als Russland die ukrainische Krim besetzte kaufte die russische Zentralbank mehr als 1000 Tonnen Gold und reduzierte zugleich ihren Bestand an US Dollar. Boese Zungen werden fragen, ob die Ressourcen für die Goldproduktion nicht sinnvoller an anderer Stelle im Lande hätten eingesetzt werden können.
Mir ist unklar was die Russen mit den Dollars gemacht haben. Gekauft haben sie vor allem die russische Goldproduktion und die haben sie in Rubel bezahlen können. Rechne ich mal mit einem Goldpreis von 55 Mio. Euro/Tonne hat Russland seine Geldmenge dadurch um rd. 55 Mrd. Euro erhöht.
Für Anhänger der Quantitätstheorie: Dem erhöhten Geldangebot stand wohl kein gleichwertig erhöhtes Angebot an Waren und Dienstleistungen gegenüber. Das könnte ein Grund für die recht hohe Inflation der letzten Jahre in Russland sein.
Nun ist der Krieg eingetreten. Rund die Hälfte der russischen Währungsreserven ist eingefroren und für die Russen nicht mehr verfügbar. Ich lasse mal offen ob dies eine weise Entscheidung war. Denn nun sollte es auch dem letzten klar sein, wie riskant es sein kann, seine Reserven in Dollar und bei den Amerikanern zu halten.
Reserven der Zentralbank dienen dazu, Importe zu bezahlen und ggf. durch den Verkauf von Reserven eine Nachfrage nach der eigenen Währung zu erzeugen und so den Kurs zu stützen. Wegen der Sanktionen entfällt weitgehend das Bezahlen von Importen. Es stellt sich die Frage, was kann Russland mit seinem Gold machen.
Britische, EU und US Institutionen dürfen keine Geschäfte mit der russischen Zentralbank machen. Und, so wird berichtet, auch andere Händler fürchten Sekundärsanktionen.
Bleibt der russischen Zentralbank als ein Ausweg, ihr Gold einer anderen Notenbank zu verkaufen. Das wird mit erheblichen Preisnachlässen verbunden sein. Alternativ dazu könnte Gold der russischen Bevölkerung verkauft werden. Aber auch das ist problematisch. Werden zur Finanzierung des Krieges neue Rubel gebraucht kann dies zu einer Inflation führen und damit in Rubel gerechnet zu „unverdienten“ Gewinnen der Goldbesitzer.
Aber auch ohne Sanktionen ist es schwierig mehrere 1000 Tonnen Gold zu Geld zu machen. Der Preis für Gold würde zusammenbrechen. Der Wert des Goldschatzes würde dann, wenn er gebraucht wird, wie Schnee in der Sonne schmelzen. Aus diesem Grunde wird aus meiner Sicht Gold als Reservewährung überschätzt.
Und für den Privaten Gold als Rettungsanker? Von 1933 bis 1974 stand der private Goldbesitz in den USA unter Strafe. Die junge Sowjetunion ging russisch vor. Goldbesitzer wurden erschossen. D.h. wenn dann mal überall Not am Manne ist, wird es nicht so einfach sein, seine Golddukaten loszuwerden.