Der obige Thread war im alten Forum ein leuchtendes Beispiel fuer die Behand-
lung von Kulinarik,Gastronomie und Hotellerie.
Bedeutende Autoren haben darin ihre Eindruecke aus diesem Bereich hinterlassen
und wurden unsterblich.
Doch der heutigen Jugend ist nichts mehr heilig.
Ich will aber auf den alten Pfad zurueckkehren und weil die Jahreszeit passt,einen
Eindruck von der Sued-suedoststeirischen Landschaft wiedergeben.
Immer im Herbst,hatte ich auf den Kalender den Kundenbesuch in diesem Gebiet
eingeplant und immer waren die Bestellungen der Kunden mickrig,aber der Gesamt-eindruck der Geschaeftsreise schwer positiv.
Das lag an der Landschaft,dem milden Herbstwetter und der ueberaus freundlichen
Bedienung,wenn man wo einkehrte.
Ich habe festgestellt,dass das kuerzerste Kundengespraech in einem Supermarkt an
der Kasse gefuehrt wird.
Es besteht nur aus einem kurzen Wort und das lautet : "Flaschenbon ?"Kein Gruess
Gott,kein Danke oder auf Wiedersehen.
Die zweitkuerzesten Gespraeche zwischen "Kunden" und"Lieferanten"finden in Gast-
haeusern im Weinviertel statt.
Betritt man zu Mittag einen menschenleeren Gasthof,hoert man kein Gruess Gott.
Hat man Platz genommen,kommt wortlos ein dienstbarer Geist,knallt die Speisekarte
auf den Tisch fraegt nur kurz "zu Trinken ?"
Nachdem das Gewuenschte an den Tisch gebracht wurde,ist man mit der,wieder
sprachlosen,Forderung konfrontiert,irgend etwas zu bestellen.
Ein "Wos derf's denn sein"gilt schon als Wunder.
Nach der Begleichung der Rechnung,verlaesst man ebenfalls wortlos den Gasthof.
Ganz anders in der Suedsteiermark.
Die Suedsteiermark ist die Toskana von Oesterreich.Bald nach dem man das Grazer Becken verlassen hat,breitet sich eine Huegellandschaft aus.
Schmale Strassen winden sich die Huegeln hinauf,alles was das Auge sieht,sind
Weingaerten,die an den Suedabhaengen angelegt wurden.
Kleine Haeuschen,an deren Waenden Maiskolben trocknen,alte Frauen,das Kopf-
tuch fest umgebunden sitzen im Altweibersommer und auf den Feldern warten
Kuerbisse auf die Einbringung.
Meist hatte ich es so angelegt,dass ich nur kurz in Graz war,das in der Herbstsonne
badete,aber den Himmel mit einem Dunst verschleierte,und so eine unverhohlene
Drohung vor der Winterszeit vermittelte.
In der steirischen Toskana hingegen,war der Himmel blau,die Temperatur milde und
der Herbst zeigte nur zaghaft,im leicht verfaerbten Laub,dass mit ihm zu rechnen ist.
An einem Sonntag mittags und hungrig stoppten wir bei einem geraeumigen Gasthof,
wo noch die Geranien in voller Bluete standen und traten ein.
Eine Anzahl junger Menschen gegruessten uns freundlich und geleiteten uns zu ein-
en Tisch.
Der Tisch war weiss gedeckt und das Besteck militaerisch genau ausgerichtet.Die
Seviette,bluetenweiss lag daneben,die Stuehle wurden zuerst zurueckgeschoben und
dann wieder angeschoben,damit das Niedersetzen leichter faellt.
Sass man,wurde einem die Speisekarte ueberreicht und niemand frug " Zu Trinken ?"
Hoeflich stand man diskret und wartete geduldig,bis man gewaehlt hatte.
Erst dann stand die Wahl des Getraenks an.
Man muss nicht betonen,dass der Service ausgezeichnet war.Naeherte sich ein
Glas zu seiner Neige,schon wurde ein volles gebracht und mit einem "Bitte sehr"
hingestellt.
Nach dem Essen konnte man bemerken,dass die Frage,ob es geschmeckt hat,keine
Hoeflichkeitsfloskel war,sondern echtes Interesse.
Satt und voller Zufriedheit verliessen wir die gastliche Staette und nahmen uns vor
wieder zu kommen.Dabei beachteten wir gar nicht den Herren,der an einem Katzen-
tisch sass und mit seinen Unterlagen beschaeftigt war.
An einem Dienstag,auf der Heimfahrt von Italien machten wir einen Umweg und
standen bald,vor Vorfreude,wieder vor dem Gasthof.
Doch niemand gegruesste uns,eine resche Kellnerin knallte die Speisekarten auf dem
Tisch und frug kurz angebunden,"zu Trinken ?"
Gut ja,die Tische waren gedeckt,doch statt schwerer Damast,grobes Leinen und das
Essbesteck war in einer papierernen Serviette eingewickelt.
Wie ist das moeglich,dass die Qualitaet so nachgelassen hat ?
Des Raetsels Loesung:
An Sonntagen absolvieren die Studenten und Studentinnen von der Fachschule fuer
Hotellerei und Gastronomie dort ihr Praktikum und der graue Herr am Katzentisch ist
ihr Lehrer,Dozent oder Pruefer.
Jock