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Autor Thema: Hinter den Kulissen  (Gelesen 2919 mal)

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Seeteufel

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Hinter den Kulissen
« am: Oktober 21, 2021, 08:06:20 »

Lieber Jock....du musst dich nicht mehr grämen.
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Seeteufel

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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #1 am: Oktober 21, 2021, 18:41:29 »


Schauen wir zum Beispiel einmal hinter die Kulissen der Wiederöffnung vom internationalen Thailand-Tourismus.
Und nun hat @Zentrum das grösste Problem ermittelt - es werden in Bangkok am Flughafen die Taxis fehlen.

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Jock

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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #2 am: Oktober 22, 2021, 15:12:41 »

Der obige Thread war im alten Forum ein leuchtendes Beispiel fuer die Behand-
lung von Kulinarik,Gastronomie und Hotellerie.

Bedeutende Autoren haben darin ihre Eindruecke aus diesem Bereich hinterlassen
und wurden unsterblich.

Doch der heutigen Jugend ist nichts mehr heilig.

Ich will aber auf den alten Pfad zurueckkehren und weil die Jahreszeit passt,einen
Eindruck von der Sued-suedoststeirischen Landschaft wiedergeben.

Immer im Herbst,hatte ich auf den Kalender den Kundenbesuch in diesem Gebiet
eingeplant und immer waren die Bestellungen der Kunden mickrig,aber der Gesamt-eindruck der Geschaeftsreise schwer positiv.

Das lag an der Landschaft,dem milden Herbstwetter und der ueberaus freundlichen
Bedienung,wenn man wo einkehrte.

Ich habe festgestellt,dass das kuerzerste Kundengespraech in einem Supermarkt an
der Kasse gefuehrt wird.

Es besteht nur aus einem kurzen Wort und das lautet : "Flaschenbon ?"Kein Gruess
Gott,kein Danke oder auf Wiedersehen.

Die zweitkuerzesten Gespraeche zwischen "Kunden" und"Lieferanten"finden in Gast-
haeusern im Weinviertel statt.

Betritt man zu Mittag einen menschenleeren Gasthof,hoert man kein Gruess Gott.
Hat man Platz genommen,kommt wortlos ein dienstbarer Geist,knallt die Speisekarte
auf den Tisch fraegt nur kurz "zu Trinken ?"

Nachdem das Gewuenschte an den Tisch gebracht wurde,ist man mit der,wieder
sprachlosen,Forderung konfrontiert,irgend etwas zu bestellen.
Ein "Wos derf's denn sein"gilt schon als Wunder.

Nach der Begleichung der Rechnung,verlaesst man ebenfalls wortlos den Gasthof.

Ganz anders in der Suedsteiermark.

Die Suedsteiermark ist die Toskana von Oesterreich.Bald nach dem man das Grazer Becken verlassen hat,breitet sich eine Huegellandschaft aus.

Schmale Strassen winden sich die Huegeln hinauf,alles was das Auge sieht,sind
Weingaerten,die an den Suedabhaengen angelegt wurden.
Kleine Haeuschen,an deren Waenden Maiskolben trocknen,alte Frauen,das Kopf-
tuch fest umgebunden sitzen im Altweibersommer und auf den Feldern warten
Kuerbisse auf die Einbringung.

Meist hatte ich es so angelegt,dass ich nur kurz in Graz war,das in der Herbstsonne
badete,aber den Himmel mit einem Dunst verschleierte,und so eine unverhohlene
Drohung vor der Winterszeit vermittelte.

In der steirischen Toskana hingegen,war der Himmel blau,die Temperatur milde und
der Herbst zeigte nur zaghaft,im leicht verfaerbten Laub,dass mit ihm zu rechnen ist.

An einem Sonntag mittags und hungrig stoppten wir bei einem geraeumigen Gasthof,
wo noch die Geranien in voller Bluete standen und traten ein.

Eine Anzahl junger Menschen gegruessten uns freundlich und geleiteten uns zu ein-
en Tisch.
Der Tisch war weiss gedeckt und das Besteck militaerisch genau ausgerichtet.Die
Seviette,bluetenweiss lag daneben,die Stuehle wurden zuerst zurueckgeschoben und
dann wieder angeschoben,damit das Niedersetzen leichter faellt.

Sass man,wurde einem die Speisekarte ueberreicht und niemand frug " Zu Trinken ?"

Hoeflich stand man diskret und wartete geduldig,bis man gewaehlt hatte.

Erst dann stand die Wahl des Getraenks an.

Man muss nicht betonen,dass der Service ausgezeichnet war.Naeherte sich ein
Glas zu seiner Neige,schon wurde ein volles gebracht und mit einem "Bitte sehr"
hingestellt.

Nach dem Essen konnte man bemerken,dass die Frage,ob es geschmeckt hat,keine
Hoeflichkeitsfloskel war,sondern echtes Interesse.

Satt und voller Zufriedheit verliessen wir die gastliche Staette und nahmen uns vor
wieder zu kommen.Dabei beachteten wir gar nicht den Herren,der an einem Katzen-
tisch sass und mit seinen Unterlagen beschaeftigt war.

An einem Dienstag,auf der Heimfahrt von Italien machten wir einen Umweg und
standen bald,vor Vorfreude,wieder vor dem Gasthof.

Doch niemand gegruesste uns,eine resche Kellnerin knallte die Speisekarten auf dem
Tisch und frug kurz angebunden,"zu Trinken ?"
Gut ja,die Tische waren gedeckt,doch statt schwerer Damast,grobes Leinen und das
Essbesteck war in einer papierernen Serviette eingewickelt.

Wie ist das moeglich,dass die Qualitaet so nachgelassen hat ?

Des Raetsels Loesung:

An Sonntagen absolvieren die Studenten und Studentinnen von der Fachschule fuer
Hotellerei und Gastronomie dort ihr Praktikum und der graue Herr am Katzentisch ist
ihr Lehrer,Dozent oder Pruefer.

Jock











« Letzte Änderung: Oktober 22, 2021, 15:15:55 von Jock »
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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #3 am: Oktober 22, 2021, 15:29:54 »

Du kennst dich aus. Graz, Südsteiermark, Wein, Gasthöfe, Leibnitz, Gamlitz, Leutschach, Pößnitz, Jaglhof, Sattlerhof, ... und der Sauvignon Blanc dort, mein Gott, was mache ich nur in Thailand?
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Seeteufel

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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #4 am: Oktober 22, 2021, 15:50:58 »


mein Gott, was mache ich nur in Thailand?

Nun, Jock hat das Talent, uns diesbezüglich etwas ins grübeln zu bringen. Und ausser B. hat sich wohl
schon jeder  Expat einmal diese Frage gestellt. Die Antwort lautet - man kann nicht alles haben ... seufz.
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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #5 am: Oktober 22, 2021, 16:21:26 »

Zitat
Die Antwort lautet - man kann nicht alles haben ... seufz.

Ja! So wahr, wahrer gehts nicht.
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Jock

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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #6 am: November 09, 2021, 18:30:00 »

Theehandlung Schoenbichler

1963 war ich arm wie eine Kirchenmaus.Von meinem Monatsgehalt von ca.150
Euros,konnte ich mir gerade einen guten Anzug und passende Schuhe leisten.

Damals gab es in Wien weder McDonalds noch Starbucks und auch noch keine
Supermaerkte.
Die Geschaefte schlossen an Samstagen kurz nach Mittag und wer da keine Milch
hatte,trank den Kaffee zu Hause schwarz.

Von der Peripherie in die Innenstadt brauchte man mit oeffentlichen Verkehrsmittel
eine gute Zeit.
Aber die Innenstadt zog mich magisch an.

Dort kauften die Reichen und Maechtigen ein.Ministerialraete,Sektionschefs,Kom-
merialraete,oft im Hubertusmantel mit Hut und die Damen mit kleinem Pelzbesatz
am Kostuem.Dann und wann war auch ein bekannter Kuenstler zu sehen.

Um ein bisschen an dieser Gesellschaftsschicht zu schnuppern,begab ich mich manch-
mal in die Innenstadt und streifte durch die Kaernterstrasse,den Graben,den Kohlmarkt aber besonders durch die Wollzeile.

Die Wollzeile ist eine der aeltesten "Geschaeftsstrassen" von Wien mit wunderbaren
alten Familienbetrieben bestueckt.

Darunter auch die Theehandlung Schoenbichler,die dort auf Nummer 4 seit 150 Jahren
etabliert ist.

Die grossen Auslagen erlauben einen Blick in die Geschaeftseinrichtung und man sieht
die glaenzenden Regale die mit Dutzenden Blechdosen bestueckt sind,die altmodische
Registriekasse und die grosse Waage.

Unterm Verkaufspult liegen die Kladden,eng beschrieben mit Namen und Adressen der Kunden mit der Rezeptur fuer die ausgesuchte Geschmacksrichtung.

In diesem Hause kann man sich eine eigene Teemischung herstellen lassen,die bei
einer Nachbestellung aufs Gramm genau,aus den unterschiedlichen Teesorten vor-
bereitet wird.

Der Tee,zu Hause vom Dienstmaedchen,peinlich genau zubereitet und dazu einen Gugel-
hupf vom Gerstner,lassen eiskalte Winternachmittage schnell vergessen und die Warte-
zeit bis zum Beginn der Opernauffuehrung angenehm verkuerzen.

Damals konnte ich mir den Luxus nicht leisten,mir eine eigene Teemischung zusammen-
stellen zu lassen und heute,als Verheirateter auch nicht mehr.

Es wird also dabei bleiben,mir nur die Nase an die Auslagenscheiben von Theehaus
Schoenbichler zu pressen und eine Traene zu verdruecken.

Nur einmal will ich die Geschaeftsraeumlichkeiten betreten.Zusammen mit dem gott-
gleichen @derbayer,wenn er einmal Wien besuchen wird und ich schon da bin.

Kann man das dem Bernd ausrichten ?

Jock









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Jock

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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #7 am: November 09, 2021, 18:57:45 »

@Klare Kante

Vielen Dank und nimm meine Gruesse mit !

Jock
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Seeteufel

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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #8 am: November 09, 2021, 19:06:14 »

Ich der Postbote mache das!

Wow, Postbote, über 2,50 Euro mehr die Stunde, als ein Nachtwächter.
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Jock

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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #9 am: November 10, 2021, 17:10:01 »

Der Himmel voller Schinken

Am 7.Dezember des Jahres 1854 kam die Prominenz von Mailand in die Scala,um die Erfoeffnung der diesjaehrigen Spielzeit entgegen zu fiebern.

Da versammelten sich Principe,Ducas,Conte,Marchese,also der italienische Adel,dessen Stammbaeume bis zu Julius Caesar zurueckreichten,wenn nicht gar bei Adam und Eva begannen,fein herausgeputzt und erwartungsvoll.

Als sich der Vorhang hob,sahen sie in die angelegten Gewehre der monarchistischen oesterreich-ungarischen Besatzungsmacht.
Generalfeldmarschall Radetzky inszenierte den Aufzug und transportierte damit die Botschaft,werdet ja nicht frech.

Natuerlich war es eine poltische Machtdemonstration,aber man kann annehmen,
dass Radetzky eine Vorsehung hatte,warum er die Lombardei unbedingt bei Oester-
reich wissen wollte.

Der Name der Vorsehung lautet - Macelleria Daniel Martinelli - in der Galleria Vittorio Emanuele II.

In seinem Geschaeft haengt der Himmel voller Parma-Schinken.Dicht an dicht baumeln
sie von der Decke und sehen ihrer Reife entgegen.
Wenn der Zeitpunkt gekommen ist,werden die Schinken an genau festgelegten Punkten
angestochen,die Qualitaet ueberpruft und wenn alle Kriterien erfuellt sind,mit einem
Brandzeichen,der den 3 -Zack den lombardischen Koenige im Wappen fuehrten,mark-
iert.

Nachdem die Lombardei nach dem Krieg 1859 von der Monarchie abgetreten wurde,
herrschte Tristesse bei den Schinken in Oesterreich.

Erst jetzt,im Palais Ferstel wird wieder "aufgebaut".

Die Vulcanothek & Weinbar bietet ebenfalls ausgezeichneten Schinken an.

Zwar haengen sie nicht von der Decke,sondern reifen hinter Glaswaenden.Kauft man einen,so wird der Name des Besitzers als Brandzeichen eingebrannt.(ca. 400 Euro )

Bis er die richtige Reife erreicht hat,kann man ihn besuchen und sich eine Jause goen-
nen,mit frischem Bauernbrot und einem Glas Wein aus steirischen Rieden.

Dazu ...

Ich muss weg von hier,aber bald !

Jock

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Jock

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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #10 am: November 11, 2021, 19:13:10 »

11.11.

267 Tage musste ein Herr aus dem fernen Regensburg auf den heutigen Tag warten.

Nur mit unmenschlicher Anstregung ist es ihm gelungen,seine Gier zu zuegeln.

Heute,als er morgens glueckselig aufwachte und nach dem er sich renoviert hatte,
machte er sich ans Werk.

Alles war schon da.Zucker,Mehl,Eidotter,Butter,Salz,Hefe,Stamperl Rum und Milch.

Puenktlich 11,12 h hob er den ersten Faschingskrapfen aus dem Oel,fuellte ihn mit
Marmelade und biss hinein.

Bis zum 2.Maerz 2022 wird er sich die Koestlichkeit goennen,dann beginnt die Fasten-
zeit und man soll wieder zum 11.11. auf die Krapfen verzichten.

Hier in Thailand fand ich bislange die Faschingskrapfen nicht.Nur eine Ersatzloesung,
naemlich die wurstformigen 5 cm langen Backwaren,die ebenfalls im Oel schwimmend
herausgebacken und zum Fruehstueck gereicht werden.

So lange sie frisch sind kann man sie essen,sind sie bereits kalt geworden,freuen sich
die Hunde.
Helles Entsetzen bei meiner Frau,die sie eingedunkt in gesuesste Milch isst,waehrend
ich sie gerne mit einer Lebanese Garlick- Sauce veredle.

Trotzdem,ein Faschingskrapfen ist ein Faschingskrapfen !

Helau !

Jock
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Jock

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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #11 am: November 11, 2021, 19:43:04 »

Richtigstellung

Der Herr,denn ich meine,wohnt nicht in Regensburg,sondern in Wuerzburg.

Jock
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Jock

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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #12 am: November 28, 2021, 13:24:31 »

Die Spezialitaet

Meine Frau ist eine ausgezeichnete Koechin.

Seitdem ich in Thailand bin hat sie mir 3.504 mal mein Essen gekocht.

3.503 mal habe ich mich hinterher bedankt und die Dankesworte mit
"ausgezeichnet","herrlich","wunderbar" u.s.w.aufgewertet.

Nur bei einem Essen habe ich nicht nur die Nahrungszufuhr verweigert,
sondern ersparte mir alle Dankeswort.

Als das Gericht an den Tisch kam,fielen mir ihre erwartunghsvollen Ge-
sichtszuege auf und auch die Aufforderung,alles aufzuessen,machte
mich stutzig.

Was ist das,frug ich.
Och was Gutes,war die Antwort.
Sag schon,was ist das ,liess ich nicht locker und die Antwort war,eine
spanische Spezialitaet.

Diese spanische Spezialitaet,wuerde kaum eine Frau,die etwas auf sich
haelt,auch nur einen Bissen hinunterbringen,wenn sie weiss,was es ist.

Maenner hingegen,besonders aeltere Maenner,fahren darauf ab und
koennen nicht genug davon bekommen.
Das sind Maenner,die um ihr Handicap Bescheid wissen und dieses aus-
merzen wollen.

Dabei ist es gar nicht einfach,das "Rohmaterial" zu bekommen.

Bei der Fleischtheke im Supermarkt braucht man gar nicht danach zu
fragen und beim Fleischer seines Vertrauens muss man das "Zauber-
wort" kennen,um das diskret verpackte Stueck in Empfang zu nehmen.

Niemals liegt es in der Schautheke und ordert man es unter "Weisse
Nieren"verschwindet der Fleischermeister in die hinteren Raeume,um
es neutral zu verpacken.
Man koennte meinen,man haette ein Produkt der Beate Use bestellt.

Dabei sind es nur "Testicolus de Toro".

Gut zubereitet sollen sie nussig schmecken und sind angereichert mit
Testosteron.

Trotzdem,nussig koennen Vanillekipferl schmecken und noch bin ich in
dem Alter,wo ich Testosteron fuer einen italienischen Sportwagen halte.

Jock





« Letzte Änderung: November 28, 2021, 13:26:27 von Jock »
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Jock

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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #13 am: Dezember 06, 2021, 10:26:11 »

Ich lasse mich scheiden - meine Frau liebt mich nicht mehr !

Das hat sie mir gestern mehr als deutlich gezeigt.

Dabei war ich so guter Hoffnung,als sie mich frug,ob ich Hunger haet-
te und dabei erwaehnte,es gibt Wr.Schnitzel und Bratkartoffeln.

Mit "Heee" wurde mir mitgeteilt,dass das Essen fertig ist.Erwartet habe
ich ein: "My Lord,es ist angerichtet".

Als ich an den Tisch trat,sprang mir sofort -die Katastrophe ins Auge.

Der Teller war nicht mittig ausgerichtet,die Bratkartoffeln lagen vorne,
das Schnitzel dahinter und das Essbesteck fehlte ueberhaupt und ich
musste Messer und Gabel selbst aus der Lade holen.
Nicht einmal das Glas hat sie mir hingestellt und als Serviette sollte
ein Blatt der WC- Papier-Rolle dienen.

Wo sind die Zeiten geblieben,wo der Butler James von Miss Sophie ver-
stand,wie man einen Tisch eindeckt und die Speisen richtig serviert.

Das,was der gute James im kleinen Finger hatte,ist heutzutage eine
Kunst,die nur an den Fachschulen fuer Gastronomie gelehrt und auch
abgeprueft wird.

Das Eindecken eines Tisches ist Praezisionsarbeit und beginnt mit der
Auflage der Tischdecke ( Tischtuch).
Keinen Zentimeter darf sie auf der einen Seite laenger herunterhaengen,
als auf der Gegenseite.
In den guten Haeusern werden sogar auf dem Tisch noch die Falten
herausgebuegelt.

Sodann werden die Teller aufgestellt.

Zu beachten ist,dass sie genau mittig zur Sitzflaeche der Gestuehle
platziert werden und die Abstaende nicht nur zur Tischkante,sondern
auch zu den anderen Tellern der Geste,alle gleich sind.
Mit einer Schnur oder einem Meterband ist das hinzukriegen.

Anschliessend wird das Essbesteck aufgelegt,wobei sich "James" schon
erkundigt hat,was die Kueche fuer das Dinner vorbereitet hat.
Denn es ist ein Unterschied,ob es Wr.Schnitzel oder Fisch als Haupt-
gang zu verspeisen gilt oder welches Dessert vorgesetzt wird.

Das Besteck fuer den Hauptgang wird in Tellernaehe gelegt.Daneben,
das Besteck fuer den Zwischengang und ev. Vorspeise/Suppe.

Das Esswerkzeug liegt so,wie es von der Hand verwendet wird.
Rechts vom Teller,die Messer oder Loeffel,links die Gabeln.Verwendet
wird das Besteck von Aussen nach Innen.
Aber da gibt es auch Ausnahmen,z.B. liegt die Schneckengabel rechts.

Die Schneiden der Messer liegen immer linksschauend und die Gabeln
mit den Zinken nach oben.

Der kleinere Brotteller links,in der Linie buendig mit der oeberen Zinke
der Gabel.Schnurgerade ausgerichtet,die Schneide nach oben weisend,
also vom Gast weg.

Die Glaeser kann man entweder im 45 Gradwinkel zum Gast in Reihe stellen,oder blockweise,rechts von den Tellern positionieren.
Wichtig ist auch die Reihenfolge,so dass erst das Wasserglas,dann das
Weinglas und schliesslich das Champagnerglas (griff-bzw.verwendungs-
freundlich) warten koennen.

Was vergessen ?

Ja,das Dessertbesteck.Es liegt quer ueber dem Teller.Immer die Gabel
(Zinken rechts weisend) nahe dem Tellerrand und darueber der Loeffel.
( Die Laffe schaut nach links).

Ich weiss,den Allermeisten der geneigten Leser ist das alles bekannt
und erleben das jeden Tag.

Aber es gibt noch Zeitgenossen (@Sa....i) die etwas rustikaler daher-
kommen und noch Worte wie "Fressen" statt "Essen"zur menschlichen Nahrungsaufnahme verwenden und eine Schneckenzange im Baumarkt
zu kaufen versuchen.

Jock











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Re: Hinter den Kulissen
« Antwort #14 am: Dezember 06, 2021, 11:35:00 »

Wunderbar Jock, danke!
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