Abschluss Episoden
Wien,im November ca 1988
Ein eiskalter,grauer,schneegraupelnder Tag war zu Ende.Langsam taute mein Koerper,
nach einen Arbeitstag,halb im Freien,halb in der ungeheizten Lagerhalle auf.
Im Fernsehen lief eine Serie,wo Oesterreicher im Ausland vorgestellt wurden.
An dem Tag waren die Oesterreicher in Thailand dran.
Die Bilder zeigten einen froehlichen Mann in leichter Kleidung,der in seinem Restau-
rant sass und erzaehlte,wie es begann.
Das Gras am Rasen frisch gruen,das Wasser im Pool tuerkis,Vogerln,die handzahm
waren,flatterten um ihn herum und im Hintergrund turnten Affen in ihrem Voliere.
Mit zwei Bungalows begann er und heute sind es 20,die in der Hochsaison alle aus-
bucht sind und gutes Geld abwerfen.Kein Stress,keine Sorgen,jeden Tag Sonnen-
schein und er braucht keinen Finger mehr krumm zu machen.
Und er fliegt jedes Jahr zum Opernball nach Wien,fuegte er noch hinzu.
Und ich arbeite mir den Buckel krumm,friere,dauernd geschaeftliche Probleme,sehr
laestige Kunden und das Arbeitsinspektorat besteht,dass wir Fluchwegpfeile am
Boden anbringen und am Klo noch einen Feuerloescher montieren.
Da war die Idee,hier aufzuschlagen schnell an der Tagesordnung und als ich hoerte,
dass das Nachbarresort zu pachten ist,war ich schon dort um nachzufragen.
Bedauerlicherweise ( heute Gottseidank) war der Paechter nicht da und wir flogen
mit "leeren Haenden" zurueck.
Ein Jahr darauf,war das Eden-Resort von Helmut Hagen uebernommen worden.Des-
sen erste Entscheidung war,die Preise zu verdoppeln,und verlangt pro Nacht 1.800 THB.
Das war damals voellig ueberzogen und fortan blieb die Anlage nur mehr halb aus-
gelastet.
Aber das war ihm egal,denn sein grosses Geld machte er mit der Barstrasse,die er
zusammen mit einer Mafiafamilie betrieb.
Und das lief soab:
Der "Kleine Peter",Mitte 20,Versicherungsangestellter,Wohnung und Auto in Wien
kam zwecks Urlaub auf diePaton und stieg im Eden-Resort ab.
Naechsten Tag nach Ankunft verliebte er sich in eine junge Frau.Am 3.Tag beschlos-
sen sie zu heiraten.Am 4.Tag hatte er die Idee,fortan in Thailand zu leben und seinen
Unterhalt mit einer Bar zu verdienen.
Am 14.Tag,der Tag des Rueckfluges.Eng umschlungen nahmen sie Abschied und die
Schwuere und Traenen ruehrten alle Herzen.(Nur einige alte Hasen konnten sich das
Grinsen nicht verkneifen).
Waehrend der kleine Peter noch am Flughafen heulte,war seine Freundin bester Dinge
und steckte ihre Nase in ein wohlschmeckendes Thailandgericht.
Ein paar Monate spaeter war er wieder da.Er hatte gekuendigt,seinen Haushalt aufge-
loest und sein Auto verkauft.
Die Wiedersehensszene -und Freude war filmreif und Bollywood gerecht.
Nach ein paar Tagen schritt er zum geschaeftlichen Teil,indem er Helmut frug,ob er
eine Bar fuer ihn frei haette.
Der bedauerte,im Moment ist nichts frei aber in ca.3 Monaten wird eine Bar aufge-
geben,die er haben kann. Er solle doch die Zeitspanne einfach hier verbringen und
Helmut machte ein Angebot,dass Peter nicht ausschlagen konnte.
Statt 1.800 THB ohne Fruehstueck,bekommt er den Bungalow mit Fruehstueck fuer
2 Personen zum selben Preis.
Als die 3 Monate um waren,bekam er die Bar.Dass ein Keymoney faellig wurde,da-
mit hat er nicht gerechnet,er dachte nur die monatliche Pacht faellt an.
Die 300.000 ATS ( damals rd. 900.000 THB ) moege er doch bar seiner Lebensge-
faehrtin in Oesterreich auf den Tisch legen lassen.
Als das geregelt war,stand er endlich vor seiner "Bar",die aus einem betonierten,mit
Fliesen belegten,sonst nacktem,Tresen bestand.
Hilfreiche Thaigeschaeftsleute halfen,die Bar auf Vordermann zu bringen.
Der Lieferant fuer den grossen Kuehlschrank,stolperte beinahe ueber den Lieferanten
des Fernsehgeraetes,der wiederum dem Getraenkehaendler den Vortritt ueberliess
und sie dem Lieferanten der Musikanlage die sprichwortliche Tuerschnalle uebergaben.
Ein geschickter Schlosser fertigte einen Kaefig fuer den Fernseher an,derweil ein Tisch-
ler einen Kasten fuer den Getraenkebord an die Wand schraubte.Aber auch viele andere Dinge waren zu besorgen,darunter 2 funkelnagelneue Mopeds,die man einfachheits-
halber auf den Namen der Freundin anmeldete.
Am Tag der Eroeffnung war ich nicht anwesend,sondern kam erst 2 oder 3 Tage spaeter
zu Besuch.
Mich erwartete hinter dem Tresen seine Freundin und ein Mann,den sie als ihren Bru-
der vorstellte und als Cashier angestellt war.Sonst war niemand da,waehrend sich bei
den anderen Bars die Touristen um einen Platz balgten.
Da der kleine Peter nicht da war,trank ich nur einen Gin-Tonic und ging dann wieder.
Da fiel mir auf,dass kein Getraenkebeleg in den ueblichen Behaeltnis vor mir gestellt
wurde.
Auch beim 2.und 3.Besuch nicht.
Als ich Peter traf,sprach ich ihn deswegen an und machte ihn auch darauf aufmerk-
sam,dass die Bar niemals ins Laufen kommen wird,wenn nicht ein paar Maedchen sich
um die Gaeste kuemmern.
Das mit den Bons wischte er vom Tisch und um Maedchen wird er sich kuemmern.
Irgendwie war in der Bar ein boeser Geist unterwegs,denn als er vom ersten Visarun
zurueck kam,war der Fernseher gestohlen und musste neu besorgt werden.Nach dem
zweiten Visarun fehlte die Musikanlage und aus unerfindlichen Gruenden verschwanden
Flaschen mit teuren Alkoholika ueber Nacht.
Ein Jahr spaeter fand ich den kleinen Peter am Strand auf einem Handtuch sitzen.
Seine Blicke waren waidwund und gingen in die weite Ferne.Immer wieder stellte er
sich die Frage,wie man denn nur so"deppert" sein kann,wie er.
Nachdem seine Mutter das Geld fuer das Ticket ueberwiesen hatte,war er verschwund-
en und kam nie mehr wieder zurueck.
Aber auch Helmut Hagen wurde ueber Jahre ueber den Tisch gezogen,davon be -
richte ich spaeter.
Jock