Die Luxusuhr
Der Stephansdom zu Wien ist duester.Keine Helligkeit,die
das Paradies verheissen wuerde,kein ewiges Licht auf
der Wolke 7.
An jenem Tag,wo ich in die Heerscharen der Christenheit auf-
genommen werden sollte,und damit den ersten Schritt zum
Pontifex getan habe,war es regnerisch und im Inneren des
Domes noch finsterer.
Aber ich war ohnehin nicht ganz bei der Sache und hatte
Hunger und der Bischof war mir wurscht.
Mehr als die Salbung mit Chrisam,interessierte mich,welche
Uhr ich wohl vom Firmgoed bekommen werde.
Beim traditionellem Schnitzel ueberreichte man mir eine "Jung-
hans" um zu dokumentieren,dass ich nun als Halberwachsener
gelte,der fuer die Zeit verantwortlich ist.
Damals,vor fast 70 Jahren,war eine Uhr noch etwas ganz Be-
sonderes,speziell bei jungen Burschen im Waldviertel.
Ein Leben lang soll die ueberreichte Uhr an den denkwuerdigen
Tag erinnern.
Aber offensichtlich lebte ich ueberraschender Weise zu lange,
denn die Uhr erging den Weg allen Irdischen.
Irgendwann wurde sie,nachdem sie nicht mehr zu repararieren
war, einfach weggeworfen.
Das wuerde mit eines Luxusuhr niemals geschehen.Denn wenn
sie nicht getragen wird,liegt sie im Tresor,dann vererbt oder bei
einer Auktion versilbert.
Der jetztige Uhrenhimmel traegt Namen,wie Patex Philippe,Breit-
ling,Jaeger- Le Coultre,Rolex etc.
Der Preislevel in 5 - 6 stelligen Eurobereich.Mit ein paar Dia-
manten drauf,steigt der Preis nochmals an.
Zu teuer fuer einen Pensionisten,wie ich.
Die Abhilfe nahte in Person einer jungen Frau,die mich vor einer
Einkaufsmall einen Blick in ihre Schatztruhe werfen liess.
Gut 100.000 Euros sind die Uhren wert ,wenn sie nicht Plagiate
waeren.
Um sie abzuwimmel,frug ich nach einer "Richard Mille".Just a
moment sagte sie,verschwand und kam mit einer Auswahl einer
solchen Uhrenmarke.
Ich weiss,dass der begnadete Tennisspieler Rafael Nadal,eine
solche Uhr traegt.Eine Spezialausfuehren um 400.000 Euro.
Dass sie ihm in der Umkleidekabine gestohlen wurde,stuerzte
ihn nicht in Traurigkeit.
Ein paar Tage spaeter hatte er eine andere am Handgelenkt.
Sicher keine Fakeuhr,sondern ein Original.
How much ? frug ich das Maedel.3.650 THB tippe sie in den
Taschenrechner ein,und ich war mir sicher um 2.000 THB,waere
sie meine.(Die Uhr,vielleicht auch das Maedel )
Kann man sich auf das Geschaeft einlassen ?
Ja,kann man,den Plagiatsuhren haben eine Qualitaet erreicht,
die sich vom Original fast nicht mehr unterscheiden lassen und
nur mehr in der Fabrik Unterschiede festgestellt werden koennen.
Allerdings kosten solche Uhren auch in Thailand hoehere 5-
stellige THB - Betraege und die Gefahr,dass der Verkaeufer ein
Schlitzohr ist,ist gross.
Einer,der in der Uhrenfakebranche daheim ist,schrieb vor Kurzem
in der Zeitung,ueber die "Industrie",der Taeuscher.
Das Werk in China,koennte auch in der Schweiz stehen,eben-
falls der Maschinenpark und die praezisen Angestellten dort,
sind von hoechster Qualitaet.
Die Uhrwerke werden von jenen Hersteller zugeliefert,die auch
Kunden mit schweizer Adressen haben,detto das Glas,detto die
Armbaender u.s.w.
Aus Ungarn liefert eine kleine Druckerei,Echtheitsvertifikate
und Originalrechnungen,manche schon leicht vergilbt und mit
Knickrissen.
Wer kauft solche Plagiatsuhren ?
Angeber,angehende Zuhaelter und Besitzer echter Originaluhren,
die sie im Tresor lagern und mit Fakes taeglich herumspazieren.
Ich wuerde weder solche Plagiate,noch Originale kaufen,denn
der Abschied meiner "Mike" um 199 THB wuerde mir das Herz
zerreissen.
Ich habe mich einfach daran gewoehnt,dass meine Uhr es eilig
hat und verlaesslich im Monat um 5 Minuten vorgeht.
Jock