Die fremde Welt
Gleich nach dem Fruehstueck machten sich Onkel und Tante
auf,um den zweiten Teil ihrer Reise anzutreten.
Kurz nach Wels passierten sie Orte,die exotischer klangen,als
Kuala Lumpur oder Shanghai,dabei hiessen sie nur Lambach und
Attnang - Puchheim.
Noch gruessten von der Ferne die Berge,doch als sie in Werfen an-
kamen,hatten sie das Gefuehl in Kathmandu gelandet zu sein.So hohe
Berge hatten sie noch nie persoenlich gesehen und empfanden die
Enge,die der Berg ausstrahlte,als gefaehrlich.
Aber auch positive Empfindungen entdeckten sie,als sie durch Ober-
oesterreich und Salzburg fuhren.
Anders,als im sowjetischen besetzten Niederoesterreich,war in der amerikanischen Besatzungszone,die Bevoelkerung,froehlicher,hoffnungs-voller und fuehlten sich freier.
Zwar hatten in der sowjetischen Besatzungszone die Uebergriffe stark
nachgelassen,doch der Schatten blieb.
Endlich gegen Ende des Tages wurde Werfen erreicht und es gab ein
grosses Hallo.
Man hatte sich einige Jahre nicht mehr gesehen,nur brieflich wurde
der Kontakt aufrechterhalten.
Die groesste Attraktion Werfens ist die Eisriesenhoehle,die gleich am
naechsten Tag besucht wurde.
Aber der Funke sprang nicht ueber.Als sie zurueck waren,fielen sie in
ein Loch.
Tante Franzi und Onkel Gotti,verboten ihnen,die Wiese zu maehen,den
Gartenzaun zu reparieren oder in der Kueche gross aufzukochen.
Nur dazusitzen und nichts zu tun,war ihnen nicht geheuer.Sie fuehlten
sich nutzlos.
Und das Loch vergroesserte sich,mit der Sorge um ihren Betrieb.
Zwar hatten sie ihre Tochter beauftragt,waehrend ihrer Abwesenheit,
reparierte Treibriemen auszufolgen und neue Auftraege anzunehmen,
doch,und das war ihre Sorge,werden sich vielleicht ihre Kunden ver-
laufen und sie stehen vor den Truemmern ihrer Existenz .
Telefonisch nachzufragen,war damals fast unmoeglich,denn ein Telefon
bekamen sie erst um 1966.
Um jemanden sprechen zu koennen,rief man am Postamt in Schrems
an und bat,den Gespraechspartner ins Postamt zu holen.
Dann nach einer Stunde,erreichte man ihn,wenn er gekommen war.
Telegramme zu senden,war verpoent.Ein Telegramm aufzugeben,be-
deutete,jemand ist verstorben und wenn der Postbote ein Telegramm
brachte,blieb beim Empfaenger kurz das Herz stehen.
Da die sorgenvollen Gedanken sich nicht vertreiben liessen,beschlossen
Onkel und Tante den Urlaub zu beenden und fuhren nach Hause.
Alles war in Ordnung,alle Kunden waren vorhanden,keiner verlief sich,
was auch ein Wunder gewesen waere,weil der Onkel der einzige Hand-
werker war,der sein Gewerbe ausuebte und weit und breit keine Kon-
kurrenz da war.
So gut wie in dieser Nacht,haben sie nie vorher in ihren eigenen Betten
geschlafen und waren froh,den Urlaub hinter sich gelassen zu haben.
Es dauerte weitere 7 Jahre,bis sie wieder in den Urlaub gingen.
Jock