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Autor Thema: Geschichten aus der Geschichte  (Gelesen 23676 mal)

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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #90 am: September 24, 2021, 08:37:51 »

 vom: 20. August 2016, 07:04:56 »
________________________________________
Es war eine Begegnung,wie sie dutzendemale im Leben
vorkommen.In der Strassenbahn,im Flieger und wenn
man sich wieder trennt,ist es ein "aus den Augen,aus dem
Sinn.

So schien es mir 2005 oder 2006,als ich auf dem Weg zu
meinem Stammkaffeeeine kleine Rast im Schlosspark zu
Schoenbrunn einlegte.

Es war schon Spaetherbst,irgendwann so gegen Ende Okt-
ober nachmittags,an einem der schon raren sonnigen Tagen.

Bald wird die schwache Sonne verschwinden und eine frische Nacht
sich ueber Wien legen.

Die Bankreihen,die entlang der Wege stehen,lagen bis auf eine
schon im Schatten.Dort nahm ich Platz und rauchte mir eine an.


Und dann kam sie.

Eine ruestige,schlanke weibliche Person mit weissem Haar,auffallend
gross,modisch gekleidet,nahm ebenfalls auf der Bank Platz.

Ihr Alter schaetzte ich auf Mitte Sechzig,ihr Stimme war leicht bruechig,
wie ich aus dem Smalltalk der sich zwischen uns entwickelte,hoerte.

Es war ein kurzes Gespraech,ueber das Wetter,dem bevorstehenden
Winter und sonstiger Unwichtigkeiten.

Nach knapp 10 oder 15 Minuten erreichte unseren Platz ebenfalls die
langen Schatten und wir beschlossen zu gehen.
Unser Weg war bis zum Hietzinger Tor derselbe,dort trennten wir uns.
Sie bog rechts ab und ging zur U-Bahn,ich geradeaus zum "Dommayer"

Dort angekommen,hatte ich die Begegnung laengst aus dem Gedaecht-
nis verbannt und es blieb so bis vergangenen Dienstag.

Die User im Forum waren,wie immer faul und schrieben nichts und fuer
mich war es noch zu frueh das Bett aufzusuchen.Daher zappte ich,ohne
grosse Hoffnung durch die Fernsehkanaele und blieb beim ORF haengen,
da dort eine Stueck im Programm war,das sich "Die Jahrhundertfrau"
nannte.

Als das Programm startete,stand meine Begegnung von damals(symbolisch)
vor mir und die folgende Stunde,war das spannenste und interessanteste
Stueck Zeitgeschichte seit langer Zeit.

Jock
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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #91 am: September 24, 2021, 08:38:29 »

 vom: 20. August 2016, 08:48:42 »
________________________________________
Ja,ich erkannte die Dame sofort.Sie hat sich in all den
Jahren,die zwischen der damaligen Begegnung lagen kein
bisschen veraendert.

Wie damals,schlank,1,79m gross,modebewusst,wacher Blick
und schneller Gang und damals bereits 91 oder 92 Jahre alt.

Ihr Name Elisabeth Heller geb. 9.8.1914 und eine Zeitzeugin,
eines Jahrhunderts,wo Kriege,Zerstoerung,Vertreibung und auch
Wiederauferstehen und Fortschritte die markanten Ereignisse
waren und wo sich menschliche Schicksale in seltsamsten Maeander-
linien fuegten oder auseinander liefen.

Elisabeth wurde in ein gutbuergerliches Haus hineingeboren,wo
ihre Mutter das Sagen hatte.Ihren Mann verabschiedete sie noch
vor der Geburt ihrer Tochter und so kam es,dass das Maedchen im
Laufe der Jahre viele "Vaeter" hatte.

Ihre Mutter,die eine von Adolf Loos umgebaute Villa in Hietzing ihr
eigen nannte,fuehrte einen offenen Haushalt und begruesste als
Gaeste,Kuenstler und Literaten die in der Kulturszene damals beherr-
schend waren.

Nach dem Gymnasium schickte man die Elisabeth zum Sprachen-
lernen fuer ein Jahr in die Schweiz und aeugte nach ihrer Rueckkehr
nach einer "guten Partie"

Man fand einen standesgemaessen Mann,den Elisabeth heiraten
soll und auch heiratete.

Als die Hochzeit  1933 stattfand,war Elisabeth gerade 19 Jahre alt
und ihr Ehemann gut 20 Jahre aelter.

Er war Mitbesitzer einer der groessten "Zuckerlfabriken" und hiess
Stephan Heller.Ein kleiner dicklicher Mann,typischer Fabrikant,Jude,
der zum Katholizismus konvertierte und der die Vertreter des Austro-
faschismus mit hohen Geldbetraegen unterstuetzte.
Aber nicht nur die,besonders hohe Geldueberweisungen gingen nach
Italien zu Mussolini.

Elisabeth hatte alles an irdischen Gueter.Eine prachtvolle Wohnung,
Auto mit Chauffeur,Koechin und Dienstmaedchen.Ihr Mann verbot ihr
zu arbeiten und sie langweilte sich sehr,da er staendig auf Reisen war
und die Fabriksniederlassungen in Paris,Rom London und sonst wo
leitete.
1934 kam ihr erster Sohn zur Welt,trotzdem war die Ehe bruechig ge-
worden, hielt aber bis 1938.

1938 stand die SA in der Wohnung,raubte alle Wertgegenstaende
und verhaftete Stephan Heller,da er gebuertiger Jude war.
Bevor er noch ins KZ verschickt wurde,wandte sich Mussolini an Hitler
und bat um Freilassung.
Der Bitte wurde stattgegeben und noch am Tag seiner Freilassung,
plante Stephan Heller seine Flucht.
Er liess sich von seiner Frau scheiden,nachdem er ihr alle Aktien
seiner Firma uebertragen hatte und hoffte so,das Werk vor einer Ari-
sierung gerettet zu haben.Sodann begab er sich,ohne Frau und Kind
ueber Italien nach London,wo er zum Verbindungsoffizier zwischen
De Gaulle und den Alliierten aufstieg.

Die "Zuckerlfabrik" beschaeftigte 1.400 Arbeiter und war auf einem
18.000 m2 grossen Gelaende errichtet.
Die Uebertragung der Firmenanteile an Elisabeth halfen nicht und
alles wurde "eingezogen".

Bis 1945 hatte Elisabeth  keinen Kontakt zu ihren(geschiedenen) Mann
musste selbst fuer sich und ihr Kind sorgen.In diesen Jahren arbeitete
sie in einem Spital und war sich nie sicher,nicht eines Tages verhaftet
zu werden.

1945 traf sie ihren Mann wieder.Er stand eines Tages als amerikanischer
Offizier vor ihr und sie heirateten erneut.Er blieb nur kurze Zeit in
Wien,dann zog es ihn wieder nach London und Paris,wo er Wohnungen
hatte.
Elisabeth musste in Wien bleiben und Begegnungen mit ihrem Mann
waren auf 3 Wochen im Jahr beschraenkt.
Waehrend eines Urlaubes mit ihrem Mann in Montreaux wurde der 2.
Sohn gezeugt.

Sein Name ist Francis Charles Georges Jean-Andre' genannt Franzi.

Dass waehrend des Zeugungsaktes ein Erdbeben zu spueren war,
erzaehlt Andre Heller noch heute gerne und mit Genuss.

Da Stephan Heller nicht bei seiner Familie lebte,suchte sich seine
Frau Arbeit und fand sie als Modeberaterin bei einem damals be-
kannten Modesalon der Designerin Gertrud Hoechsmann,wo sie
bis zum Pensionsalter blieb.

Nach muehvollen Verhandlungen,wurde die "Zuckerlfabrik" 1950
wieder der Familie uebertragen und der Wohlstand kehrte zurueck.

Frau Heller bezog die Villa ihrer Mutter,lebte zeitweise mit ver-
schiedenen Partnern zusammen und blieb Witwe nach dem Tod
ihres Mannes.

Ihr Augenstern,war Franz.Mittlerweile ein junger Mann,der den
ganzen Tag auf dem Sofa lag und darauf wartete,beruehmt zu werden.

Und er wurde beruehmt.Andre' Heller ist ein wichtiger advantgard-
istischer Kuenstler und mittlerweile sogar weltberuehmt.

Auch im hoeheren Alter ist der Terminkalender von Elisabeth Heller
voll.Da ein Treffen,dort eine Veranstaltung,hier ein Konzert und
die Premiere einer Opernauffuehrung,die man nicht versaeumen
darf.

Auch Reisen stehen auf dem Programm und Aufenthalte im pracht-
vollen Anwesen ihres Sohns am Gardasee.

Nur einmal kam sie in eine brenzliche Situation am Flughafen in Dubai.

Dort wurde sie festgehalten,da ihr Pass offensichtlich gefaelscht schien.

2012 war es,und die Beamten konnten es nicht verstehen,dass eine
98 jaehrige,ohne Stock und Begleitung,in modischer Eleganz auftretend,
es sich wirklich dabei um die 98 jahrige Elisabeth Heller handelt.

Am 9.8. 2016 feierte sie den 102.Geburtstag,immer noch ruestig,wach
und an allem interessiert,was um sie herum geschieht.

Und da will ich es nicht versaeumen,Ihnen gnaedige Frau,auf diesem Wege
meine herzliche Gratulation zu uebermitteln.

Jock


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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #92 am: September 24, 2021, 08:39:09 »

 vom: 28. August 2016, 06:33:02 »
________________________________________
Es ist jetzt schon wieder einige Jahre her,als ich auf der
obersten Sprosse der langen Hausleiter stand und versuchte
ein verfangenes Stueck Plastikteil von der Teleschuessel zu
entfernen.

Da hoerte ich meine geliebte Frau rufen,ich solle sofort von
da herunterkommen.

Gleich,antwortete ich,ich habs gleich.

Sofort ! Komm sofort runter ? Mit diesen Worten liess sie mir
keine andere Wahl und ich begann mit dem Abstieg.

Waehrend ich mich tastend von Sprosse zu Sprosse bewegte,
wurde mir warm ums Herz.

Was fuer ein prachtvolles Weib habe ich doch.Ihre ganze Sorge
gilt meiner Unversehrtheit.Ich glaube,sie liebt mich wirklich.

Aber sofort,nachdem meine Fuesse wieder festen Boden unter sich hatten,
befahl sie mir mit scharfer Stimme,ihr auf der Stelle,die "Lucky -
Nummer" zu nennen,denn es ist Zeit fuer das Setzen fuer die Lotterie.

Etwas auf den Boden der Wirklichkeit gelandet,nannte ich halt 917.

Wieso 917 frug sie mit dem Unterton in der Stimme,die einem Kriminal-
kommissar angemessen ist ?

Meine Antwort: Ich weiss nicht,ist mir gerade so eingefallen,ueberzeugte
sie gar nicht.

Jedesmal,und nun schon seit vielen Jahren,2 Mal im Monat ist das Finden
der richtigen Lottozahl ein umfangreiches,hochkomplexes mathematisches
Unterfangen.

Lange Listen mit Zahlen werden angefertigt,addiert,die Quersumme er-
rechnet,daraus die Quadratwurzel gezogen und das Ergebnis mit der Auto-
nummer auf irgendeine geheimnisvolle Weise verglichen.

Waehrend dieser Prozess ablaeuft,hat es muckmaeuschen still zu sein.

In dieser Zeit atme ich nur alle 5 Minuten ein und der Hund wagt nicht
mit dem Schwanz zu wedeln.

Und dann,jedesmal die selbe Enttaeuschung.

Beim Nachbarn links,werden Raketen gezuendet,beim Nachbarn rechts,
werden Raketen gezuendet,nur die muehsam ermittelte Lucky- Nummer
meiner Frau,war wieder eine Niete.

Dabei wuenschte ich mir,sie gewaenne den 8 - fachen Jackpot.Denn dann
koennte sie sich sicher einen Juengeren leisten und Schuhe gleich paar-
weise einkaufen.

Jedenfalls wuerde sie aufhoeren,mich jedesmal nach einer Lucky-Nummer
zu fragen.

Diese Woche wird es wieder soweit sein,wo ich eine Lucky -Nummer ab-
geben muss.

Aber diesmal bin ich vorbereitet und habe die Gluecksnummer schon be-
reit.

248 lautet sie und kann auch die Frage,von wo ich sie her haette,wahr-
heitsgetreu beantworten.

Exakt diese Anzahl an Kleiderbuegel sind naemlich mit ihren Sachen behaengt.

Jock
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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #93 am: September 24, 2021, 08:39:55 »

 vom: 16. September 2016, 17:01:56 »
________________________________________
Ende Oktober 1956 brach in Ungarn der Aufstand gegen
die Kommunstisten los.

Doch der Aufstand wurde niedergeschlagen,als russische Truppen
eingriffen und eine Fluechtlingswelle nach Oesterreich ausloesten.

Oesterreich war damals gerade etwas ueber 1 Jahr "frei" und sah
sich schweren Stunden gegenueber.

Wuerden die Russen an der Grenze stehenbleiben,oder ist es mit
der Freiheit schon wieder vorbei ?

In ununterbrochenen Verhandlungen debattierten die Regierungs-
mitglieder,wie mit der Situation umzugehen sei.

Am 28.Oktober abends erwartete der oesterreichische Aussen-
minister Figl den russischen Botschafter,um ihm eine Note zu ueber-
reichen.

Darin stand,dass das oesterreichische Bundesheer angewiesen sei,
jeden russischen Soldaten zu erschiessen,sollte er oesterreichischen
Boden betreten.Also,dass ein Schiessbefehl ausgegeben wurde.

Man muss wissen,dass die Aufstellung des oesterreichischen Bundes-
heeres noch im Aufbau begriffen war und gerade mal 7.500 Soldaten,
darunter 900 Offiziere aufbringen konnte,um die russische Militaer-
walze zu stoppen.

Die entschlossene Haltung machte aber sich bezahlt !

Kein einziger Russe betrat oesterreichischen Boden.Die Grossmacht
Russland schreckte zurueck,dabei waren unter den oesterreichischen
Soldaten viele,die eben erst eingerueckt waren und noch nicht mit
einem Gewehr umgehen konnten.

Aber viele Ungarn fluechteten nach Oesterreich und wurden mit
offenen Armen empfangen.

Kleidung bekamen sie,Essen und Quartier und wer wollte fand Arbeit.

Auch Schrems,eine Kleinstadt im noerdlichen Waldviertel gelegen,
nahm 2 junge Ungarn in seinen Mauern auf.

Unterkunft hatten sie im Schloss,wo auch die Schule war und Arbeit
bot ihnen die Firma Widy,ein Steinmetzunternehmen an.Zu Essen
bekamen sie abwechselnd im Gasthof Fichtenbauer oder Roessler.

Eine Woche nachdem sie angekommen waren,es war schon Spaet-
herbst und der Regen prasselte herunter,rief Herr Widy beim Herrn
Schuldirektor Moelzer an und frug,wo die Ungarn seien,denn zur Ar-
beit waren sie nicht erschienen.

Herr Moelzer war eine Respektperson.Im Sommer mehr,da er da
kurze Lederhosen trug,als zur Winterszeit im Steireranzug mit
einer Art Goisserer in rot.Ausserdem hatte er ein sonores,wohl-
toenendes Organ,das bis zu 10 Km gegen den Wind zu hoeren war.

Herr Moelzer suchte daher die Schlafkammer der zwei Ungarn auf
und fand sie friedlich in ihren Betten schlafend.

Auf die Frage,warum sie nicht bei der Arbeit sind,gaben sie eine
Antwort,die ihr zukuenftiges Leben entscheidend beeinflusste.

Sie meinten naemlich:heute regnet es und da wollen sie nicht arbeiten.

Nur zwei Sekunden der Verblueffung verstrichen,dann legte Ober-
studienrat Otto Moelzer los.

Als er fertig war,wurden Arbeiter gerufen,die Teile des Schlosses
abpoelzen mussten,verschreckte Frauen kehrten die herabgefallenen
Stuckverzierungen auf und der Glaser schnitt neue Fensterscheiben ein.

Die zwei Ungarn verliesen noch zur Stunde Schrems,Tage spaeter
Oesterreich und fluechteten nach Canada,wo sie sich in den weiten
Waeldern irgendwo in der Wildnis lange versteckten.

Jock


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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #94 am: September 24, 2021, 08:40:42 »

 vom: 29. September 2016, 09:49:46 »
________________________________________
Vor ca. 45 Jahren sass bei mir ein Maedchen am Schoss und
wir zeichneten Enten,einen Hundekopf und eine Katze.

Das sind die drei einzigen Tiere die ich zeichnen kann und die
man auch als solche wiedererkennt.

Dann verlor ich die junge Dame aus den Augen und aus dem Sinn,
um sie Jahrzehnte spaeter wieder zu entdecken.

Da hiess sie nicht mehr Franziska Preuschl-Haldenburg,sondern
Franziska (Spaengi) Meinl und war die Gattin von Julius Meinl V.

Er war der Erbe des bekannte Meinl Imperiums und viele,viele Millionen
schwer.

Nachdem der Stammhalter geboren war,der heute in London als Bankier
arbeitet und in eine schwerreiche norwegische Reederfamilie einheiratete,
flachte die Ehe mit Julius ab und wurde 2009 geschieden.

Kein Wort war darueber zu lesen,obwohl es um Immobilien,Aktienakete
und Barvermoegen in 3 stelligen Millionenbetraege ging.

Rosenkrieg ? Nein,nicht vorstellbar in diesen Geldadelskreisen.Solche
nebbichen Sachen sind entweder durch Heiratsvertraege wasserdicht,
oder "ueber Geld redet man nicht " geregelt.

Die Society- Auftritte von "Spaengi" waren rar,denn man blieb unter sich.

Haeufiger waren ihre Anwesenheiten in London,wo sie in einem gross-
zuegigen Apartement loggierte,bei Harrod's einkaufte und dafuer ihre
Doeblinger Villa verliess.

Dort lernte sie auch ihren zweiten Mann kennen und kann sich seither
Prinzessin Franziska zu Fuerstenberg nennen.

Und jetzt stirbt diese Frau mit 53 Jahren an Krebs.

Voellig unerwartet,denn im Juli feierte sie noch die Hochzeit ihres Sohnes,
erfuhr kurz darauf,dass sie Krebs im Endstadium hat.

Soweit ein kleiner Blick auf den Geldadel in Wien (Oesterreich)

Ein genauerer Blick darauf,zeigt den Unterschied zwischen diesen Kreisen
und "Otto Normalverbraucher "

1970/71,als Franziska auf meinem Schoss sass,verdiente ich in der Fabrik
ihres Grossvaters monatlich 4.000 ATS und war zufrieden damit.Ich konnte
meine Familie,Frau und zwei damals kleine Kinder gut versorgen und musste
nicht einmal besonders sparen um ueber die Runden zu kommen.

Zur selben Zeit,bezog die Mutter von Franziska 30.000 ATS monatlich,fuhr
einen Opel Kapitaen und das Hauspersonal war bei der Firma angestellt.
Alle anderen Kosten,die bei ihrer Villa anfielen,uebernahm ebenfalls gross-
zuegig unsere Buchhaltung.

Der Vater von Franziska war Maler und Graphiker und hat auf dem nationalen
oder internationalen Kunstmarkt keinen Handelswert.
Trotzdem wurden von der Firma seine Werke zu Mondpreisen angekauft und
in einem Abstellraum verwahrt.

Ich aegere mich manchmal,haette ich ein viertes Tier zeichnen koennen
haette Franziska meinen Heiratsantrag sicherlich angenommen.

Naja,vielleicht im naechsten Leben.

Jock

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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #95 am: September 24, 2021, 08:41:44 »

 vom: 17. Oktober 2016, 11:44:24 »
________________________________________
Die Indianer Nordamerikas zaehlten ihre Lebensjahre nach
Wintern.

Denn die Winterszeit war die gefaehrlichste Zeit im Jahres-
verlauf.
Wer da nicht vorgesorgt hatte,drohte an Hunger zu sterben.

Auch fuer die Bevoelkerung im oberen Waldviertel war der
Winter Anlass,rechtzeitig Nahrungsvorraete anzulegen.

Jetzt Mitte Oktober,war der Grossteil bereits geerntet,nur wenige
Feldfruechten waren noch auf den Feldern.

Kartoffeln,auch Erdaepfeln genannt.

Waren die Tage noch trocken,zog die Bauernfamilie zum Kartoffel-
feld.Fanni zog den Wagen,der Bauer und die Baeurin mit einer Schar
von Kindern in Begleitung machte sich daran,an den verdorrten
Kraut zu zerren und die Erdaepfeln auszugraben.

Sobald die spaete Sonne im Untergehen war,wurde es kalt und ein
Feuer aus dem Kraut entzuendet.

In die Glut wurden frisch geerntete Kartoffeln geworfen,bevor sie
total verkohlten, rasch wieder herausgeholt und aufgeschnitten.

Ein wenig Butter darauf,eine Prise Salz dazu und fertig war eine Koest-
lichkeit,von der ich heute noch traeume.

Fanni,die altgediente Stute wartete bis zur Abfahrt geduldig,am spaerlichen
Gras des Rains grasend und freute sich,bald wieder zu Max,ihren Lebens-
parter im warmen Stall zu kommen.

Bald ist die Zeit da,wo sie und Max wochenlang ihre Boxen nicht mehr
verlassen werden,da sich vor der Stalltuere eine meterhohe Schnee-
waechte auftuermen wird.

Langsam,fast unmerklich hat sich der Sommer verabschiedet.Den Sonnen-
strahlen schien die Kraft auszugehen,die Tage wurden kuerzer,die Schatten
dafuer lang und laenger.

Die ersten Nebel in den Wiesensenken und dann in der Fruehe das
erste Eis auf den Pfuetzen,das sofort wieder verschand,als die ersten
Sonnenstrahlen eintrafen,setzte eine hohe Betriebsamkeit in Gang.

Was auf den Feldern noch zu ernten war,wurde geerntet und dann musste
man noch in die Waelder und auf die Fluren.

Klaubholz wurde gesammelt,Hegedorn gepflueckt,Brennholz gespalten
und an der Hausmauer aufgeschlichtet,Knoblauchzoepfe vor die Ein-
gangstuere gehangen und die Vorratskammern gut versperrt.

Sobald der erste Schnee gefallen sein wird,wird sich das Blut der wohl-
genaehrten Sau darin vermischen,werden Blutwuerste produziert,Fleisch-
stuecke eingepoeckelt und geraeuchert,damit die vielkoepfige Familie
zu Weihnachten etwas zu Essen hat.

Wenn die Herbst - und Winterstuerme an der Haustuere ruetteln,ein kalter
Luftzug durch die nicht abgedichteten Fenster zieht,nur die meterhohe
Tuchent im Schlafzimmer vor dem Erfrierungstod schuetzt,ruecken Bauer
und Baeurin darin eng zusammen.

Und naechsten Sommer zaehlen sie verwundert die Koepfe ihrer Lieben,
verdammt,statt sechse sind es sieben.

Jock

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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #96 am: September 24, 2021, 08:42:26 »

 vom: 25. Oktober 2016, 12:42:12 »
________________________________________
Wenn die letzte Frucht von den Feldern abgeerntet ist,
werden die Erntedankfeste gefeiert.

In Nordamerika ist es ein Familienfest,wo alle moeglichen
Familienmitglieder,Freunde und Bekannte dazu eingeladen
werden,den Truthahn,der die Groesse eines Elefantenbabys
hat und stundenlange im Rohr schmorren muss,gemeinsam
zu geniessen.

Das ist auch die Zeit,wo sich auf den Schreibtischen nord-
amerikanischer Chirurgen Einladungen stapeln,die herzlich-
flehendlich zur Essensteilnahme bitten.

Man weiss,die Ausbildung zum Chirurgen ist eine lange.Zuerst
das gewoehnliche Medizinstudium,dann die Fachausbildung,bei
der der Doktor Erfahrungen sammelt,mit dem Operationsinstrument
gekonnt umzugehen.

Besonders ehrgeizige Chirurgen operieren,einem Schachgrossmeister
gleich,simultan an 4 Operationstischen gleichzeitig,um an dem
bestimmten Abend zu glaenzen und sich in dem Respekt und der Be-
wunderung zu sonnen,der/die ihnen zufliegen wird.

Fuer diesen einen Abend haben sie sich jahrelang geschunden,Freizeit
und Frauen fahren lassen,der der wichtigsten Tag des Jahres ist und
wo keiner versagen will.

Sitzt die hungrige 12 und mehrkoepfige Gesellschaft um den Tisch,
will jeder ein warmes Stueck vom Vogel haben und dafuer gibt es die
Chirurgen.Manche sagen sogar :ausschliesslich dafuer.

Nur sie haben die Faehigkeit,einen Truthahn in angemessener Zeit
zu tranchieren,damit alle zu einem warmen Essen kommen.

Also haltet mir die Chirurgen hoch.

Ein Bein abzunehmen kann bald ein Jeder,aber einen Truthahn zu
zerlegen,braucht es schon einen Doktor Wolfram oder einen Doktor
Prometheus.

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #97 am: September 24, 2021, 08:43:08 »

 vom: 03. November 2016, 07:45:00 »
________________________________________
Ist der Stephan bei Euch ?,die Stimme am Telefon war hektisch
und traenenumflort.

Nein,wir hatten Stephan das letzte Mal zu Silvester gesehen,als
er uns nervte,kurz vor Mitternacht ueber die Oberweite der Aphrodite
referierte und die Bizeps von Herkules besprach.

Wir waren einander bekannt,nicht gerade befreundet.Klara und meine
Frau waren Arbeitskolleginnen und ich wusste von ihm nur,dass er
Programmierer bei einer Firma war.

Das war damals 1972 ein aufreibender Job,wenn der Termindruck
taeglich groesser wurde und das Programm immer noch nicht lief.
Naechtelang wurde daran gearbeitet und die Nerven lagen blank.

Mitte Maerz,an einem Abend,war die Zigarettenpackung leer und Stephan
machte sich auf den Weg,eine neue Packung zu holen und kam nicht
mehr zurueck.

Erst 24 Stunden spaeter,nach einer durchwachten Nacht und einem
verheulten Tag,nahm die Polizei die Vermisstenanzeige auf.Das Fahrzeug
wurde in Schwechat im Parkhaus gefunden,er selbst blieb verschwunden.

Er blieb es im April,im Mai und im Juni.

Anfangs Juli die erste Spur,eine Visaabhebung auf Samos,dann eine weitere
von Mykonos und Ende August stand er ploetzlich vor seinem Weibe und
schloss sie in den Arm.

Aber er war ein anderer geworden.

Seine Koerpersprache strahlte Selbstbewusstsein aus,sein Gemuet  Ge-
lassenheit,keine Spur mehr vom Gehetzwerden war zu bemerken.

Waehrend die Polizei in Oesterreich in jeden Winkel leuchtete,die Waelder
durchstreifte,sass unser Stephan in einer kleinen Taverne am Fischerhafen,
nahm Souvlaki zu sich,spuelte diese mit geharztem Wein hinunter um
andertags seine Fuesse in den weissen Sand zu streckten und eine Bottle Rot-
wein zu vernichten.

Irgendwann hoerte er auf,sich die Tage zu merken und als Zeitmass galt
der Tag und die Nacht.Die Musik spendeten die Zikaden und die Klaenge,die
die Musikanten der Bouzouki entlockten,wenn sie zum Tanze des Sirtakis
einluden.

Stephan nahm spaeter wieder einen Job als Programmierer an.

Doch diesmal machter er alles anders.Wenn der Stress zu gross wurde,sein
Boss darauf draengte,dass er naechsten Tag Ergebnisse erwartet,lehnte er
sich in seinem Sessel zurueck,verschraenkte die Arme hinter seinem Kopf
und schloss die Augen.

Augenblicklich standen dann die Bilder vor ihm,mit den weissen Haeusern,
deren Tueren und Fensterrahmen hellblau gestrichen waren,hoerte das
Anschlagen der Wellen am Strand und sah die blauen Umrisse der unweiten
Inseln,die draussen im tuerkisenem Meer schwammen, waehrend Helios den
Sonnenwagen lenkte.

Er hatte sich gefunden und gab sich nicht mehr her.

16 Jahre spaeter,war auch Jock beinahe so weit,alles liegen und stehen zu
lassen und in eine andere Welt abzutauchen.

Schuld daran war ein hungriger Baer,aber das interessiert wahrscheinlich
niemanden.

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #98 am: September 24, 2021, 08:43:55 »

 vom: 05. November 2016, 09:45:41 »
________________________________________
Wer war nicht schon einmal nahe daran,alles hinzuschmeissen
und ein neues,freies Leben zu beginnen ?

Der Druck in den letzten Wochen war ungeheuerlich,die Arbeits-
stunden summierten sich,ein Ungemach folgte dem naechsten.
Kunden,die einen Jahresumsatz von 3.870 ATS erreichten,benahmen
sich als seien sie Goetter und furchbar wichtig.

Wir hatten an jenem Freitag die Nase gestrichen voll und beschlossen,
Fruehschluss zu machen.

Meine Frau war bereits nach Hause aufgebrochen,mein Sohn und ich
erledigten noch ein bisschen was und wollten dann ebenfalls gehen.

Da laeutete das Telefon.Wir stellten uns tot.Das Telefon verstummte um
nach einer Minute wieder zu laeuten zu beginnen.So ging das noch 2 x
dann hoben wir ab.

Gott sei Dank,meldete sich die Stimme eines Kunden,bin ich froh,dass
ich euch noch erreiche,denn ich habe ein Problem.

Ein Zirkus war seit ewigen Zeiten Stammkunde bei ihm und der rief so-
eben an,sie haetten kein Futter fuer den Baeren.Und mit einem hungrigen
Baeren koennten sie nicht auftreten.Habt ihr Trockenfutter fuer Hunde ?

Haben wir ! Und Heu auch und Saegespaene ebenfalls.

Super,war die erleichterte Anwort,ladet zwei Autos voll und liefert es mir
nach Wr.Neustadt,denn dort gastiert der Zirkus gerade.

Das war ein huebscher Umsatz,den wir uns nicht entgehen lassen wollten.

In Wr. Neustadt angekommen,standen wir vor einem Schranken und der
Schrankenwaerter der Messegelaendes,richtete uns aus : "Do fohrts es net
eini".
Wieder neuer Stress und nach laengerm Zureden und Erklaerungen durften
wir dann noch. (Wieso ist die Welt so kompliziert ?)

Am Platz wo der Zirkus sein Zelt aufgebaut hatte und wo die vielen Zirkus-
wagen standen,wurden wir von offenen Armen der Zirkusdirektorin be-
gruesst,die sofort die Entladung organisierte und uns zu der Runde der Feuer-
schlucker,Jongleure,Trapezkuenstler,Loewenbaendiger,Hundedompteure
und Elefantenabrichter geleitete.

Alle waren freundlich,offen,gelassen.Eine aeltere Frau wollte uns aus der
Hand lesen ein ausgesprochen huebsches weibliches Wesen laechelte ver-
fuehrerisch und machte uns das Angebot,doch beim Zirkus zu bleiben und
mit ihnen weiter bis Sizilien zu fahren,wo sie das Winterquartier aufschlagen
wollten.In zwei Jahre oder so,waeren sie wieder zurueck.

Das sass, und in tiefen Gedanken versunken fuehren wir in die Firma zurueck.

Bei einer Tankstelle am halben Weg mussten wir tanken.Als wir aus unseren
Autos ausstiegen,sagte mein Sohn:,Also am liebsten waere ich dortgeblieben.
Die Ruhe,keine Sorgen,keine Hektik,nachmittags im Schatten sitzen,freundliche
Menschen rundum.

Mir gehts genauso,antworte ich,fahren wir einfach zurueck und heuern wir dort
an.

In dem Moment laeutete das Handy und meine Frau war dran.

Wo seid ihr,wann kommt ihr ?frug sie.

Ich erklaerte ihr,dass wir nicht mehr kommen werden,sondern jetzt beim
Zirkus sind und sie die Autos abholen lassen kann.

Sie tobte nicht,sie schrie nicht,sie bettelte nicht,sie brach auch nicht in
Traenen aus,sie sagte nur einen einzigen Satz und wir sassen in den Autos
und fuhren mit leicht ueberhoehter Geschwindigkeit zu ihr.

Sie sagte nur : Schade,dann muss ich wohl den frischen Schweinebraten
an die Hunde verfuettern.

Jock

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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #99 am: September 24, 2021, 08:44:35 »

 vom: 06. November 2016, 16:23:10 »
________________________________________
Es war nicht das erste Mal,dass meine Frau es verhinderte,
meinem Leben eine neue Perspektive zu geben.

1967 war es,als der "Grande" in unserem Familienclan einbrach
und einen Duft der grossen weiten Welt in unseren Stuben ver-
breitete.

Der "Grande",zwar Oesterreicher,aber ganz nach der spanischen
Art lebend,streng katholisch und sittenstreng,trat an Stelle des
verstorbenen Mannes meiner Cousine.

Deren guter Mann hiess Helmut und entseelte sich,als er gerade dabei
war,das Planschbecken seiner Kinder mittels Staubsauger aufzublasen
und dabei in den Stromkreis geriet.

Als die junge Witwe unter seinem Nachlass eine Adresse aus Sued-
amerika fand,sandte sie einen Partezettel zu und vergass die Sache.

Gross war ihr erstaunen,als ein halbes Jahr spaeter eine schwarze
Limousine vorfuhr und der "Grande" seinen Kondolenzbesuch machte.

Sie verliebten sich und zogen nach einiger Zeit nach Chile.Er war ein
reicher und erfolgreicher Geschaeftsmann,der in Suedamerika einige
deutsche Firmen vertrat und Geld wie Heu hatte.

Irgendwie hatte er einen Narren an mir gefressen und machte mir,an-
laesslich eines Besuchs, ein Angebot,dass ich nicht ablehnen konnte.

Wir sollten doch mit ihm nach Suedamerika gehen.Er wuerde die Tickets
bezahlen und ich koennte in seiner Firma mitarbeiten.
Er war sich sicher,dass ich nach kurzer Zeit eine Traumvilla am Meer
mein eigen nennen koennte,dazu ausreichend Hauspersonal und einen
aprikosenfarbenen Benz in der Garage stehen haben werde.

Und dann noch die Geschaeftsreisen.Zum Carneval nach Rio,im Vorbeigehen
einen lukrativen Vertrag abschliessen,der eine hohe Provision erwarten liess,
andertags weiter nach Caracas zum Vertragsabschluss eines weiteren
Vertrages,der bei einem Mittagsessen mit hohen Vertretern des Ministerium
unterzeichnet wird.

Er versprach auch,uns in die hohe Gesellschaft von Santiago de Chile einzu-
fuehren u.s.w.

Ich muesste mich allerdings rasch entscheiden,da er bereits am Dienstag
morgens wieder nach Suedamerika zurueckfliegen wuerde und da muessen
wir dabei sein.

Der Floh in meinem Ohr wurde gross und groesser.Was hatte ich denn schon
zu verlieren ?

Zu Haus angekommen,setzte ich mir meine Frau gegenueber und erzaehlte
ihr von dem Angebot.

Ihre Augen wurden gross und bekamen den Glanz,der auftritt,wenn man
ueberraschend den Jackpot gewinnt.
Besonders eingenommen war sie von der Aussicht,zukuenftig mit Dona Finni
angesprochen zu werden und dass taeglich sich eine Manikeurin um ihre
Fingernaegel kuemmern wuerde.

Paesse haben wir,sagte sie und die Koffer sind schnell gepackt.

Sie entschwand um die Koffer zu holen und die Sachen herauszulegen,die
unbedingt mitgenommen werden muessen.

Ich schloss mittlerweile meine Augen und traeumte von der grosszuegigen
Villa mit dem prachtvollen Garten und den gekiesten Wegen und von den
opulenten Partys die wir geben wollen,die Tagesgespraech sein sollen,als
sie ploetzlich vor mir stand und mir mitteilte,dass wir doch nicht fahren koennen.

Warum nicht,um Gotteswillen ?

Schau,sagte sie,heute ist Sonntag und Morgen Montag haben die Friseurge-
schaefte geschlossen und ich muss unbedingt vor der Abreise noch zum Friseur.

Jock


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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #100 am: September 24, 2021, 08:45:14 »

 vom: 19. November 2016, 14:29:20 »
________________________________________
Joseph von Herzl war seit 1897 Leibarzt von Kaiser Franz Joseph I.

Als solcher hatte er die Pflicht,taeglich fruehmorgens in Schoen-
brunn zu erscheinen und sich beim Obersthofmeister zu melden.

Selbstverstaendlich war er dabei standesgemaess bekleidet.Aus Frack
und peinlich geputzten Schuhen,sah ein frisch rasiertes Gesicht,der
Begegnung mit dem Monarchen entgegen.

Der Obersthofmeister uebergab den Leibarzt Eugen Ketterl,der Leib-
diener bei seiner Majestaet war,der ihn zum Kaiser begleitete.

Die Herren kannten sich schon seit Jahrzehnten und auch den Ab-
lauf der folgenden halben Stunde.

Der Kaiser ueberreichte dem Leibarzt eine Zigarre und waehrend sie
rauchten unterhielten sie sich ueber das Wetter und die Neuigkeiten,
die sich in Wien ereignet hatten.

Anschliessend verabschiedete sich der Doktor und der Kaiser ging
zu seinem Schreibtisch,um Akten,die aus allen Teilen der Monarchie
seinen Arbeitsplatz erreichten,zu bearbeiten.

Eines morgens,wurde der Leibarzt nicht vorgelassen und als er sich
nach dem Grund erkundigte wurde ihm beschieden,dass der Kaiser
sich nicht wohlfuehlt und noch zu Bette sei.

Er,Herzl soll doch so gut sein und naechsten Tag wiederkommen,liess
ihm der Kaiser ausrichten.

Gesunde Distanz zu Medizinern ermoeglichen vielleicht ein langes Leben,
koennte man daraus schliessen.

Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #101 am: September 24, 2021, 08:45:47 »

 vom: 19. November 2016, 15:42:01 »
________________________________________
Muss mich berichtigen,

Der Name des Leibarztes ist Kerzl und nicht Herzl.

Bitte um Entschuldigung.

Jock
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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #102 am: September 24, 2021, 08:46:34 »

 vom: 27. Dezember 2016, 10:56:37 »
________________________________________
Eine Liebesbeziehung,die sich leider aufgeloest hat.

Ihre Rundungen haben mich in den Bann gezogen und jedesmal
wenn ich sie sah,wurde mein Begehren staerker.

Elegant sah sie aus und grazil ihr Profil.Ich stellte mir vor,wie
sie anschmiegsam in meinem Haenden liegen wuerde und es doch eine
Herausforderung sein wird,sie zu beherrschen.

Sie schrie solange:" nimm mich",bis ich eines Tages nicht mehr wider -
stehen konnte und bereit war,eine kleine Summe dafuer hinzulegen.

Die aeltere Dame,der ich 1.500 ATS hinblaetterte,war freundlich und
meinte,dass ich viel Freude haben werde,aber ich muesste mit ihr sorg-
sam umgehen.

Am selben Abend hatte ich vor,sie zu entjungfern,wozu einige Vorbe-
reitungen notwendig sind.

Zuerst ein gutes Abendessen mit einer guten Flasche Wein.Dann das
notwendige Besteck mit dem Loeffelchen und dem spitzen Dorn bereit-
legen,darauf achten,dass das Feuer griffbereit ist und aufpassen,dass
falsche Humilitaet des Stopfguts die anzugehende Sache nicht verdirbt.

Es war nicht das erste Mal,dass ich diese Zeremonie vollzog.

Meine Finger hatten das "Fingerspitzengefuehl" zu spueren,wenn der Wider-
stand zu stark wurde,durch das Probesaugen wurde angezeigt,wann der
Moment gekommen war,das Feuer zu entzuenden.

Langsam,ganz langsam vollendete sich die naechste 1/2 Stunde,wonach ich
sie mit grosser Sorgfalt reinigte und sie 24 Stunden ruhen liess.

Oft noch in den folgenden Jahren vergoennten wir uns eine vergnuegliche
1/2 Stunde,bis ich sie,durch eine Uebersiedlung, aus den Augen verlor.

Die beschriebene Schoenheit hatte ich in einem kleinen Laden in Wien,Am
Hof erstanden.

Josef Ostermann stand auf dem Schild und daneben die Jahreszahl 1811.

205 Jahre wurde das Geschaeft alt und wurde heuer geschlossen.Es handelte
sich um das aelteste Pfeifenfachgeschaeft von Wien,ein Paradies fuer den
passionierten Pfeifenraucher.

Man konnte unter hunderten Pfeifenmodellen waehlen.Zwischen Brent und
Straight,zwischen Meerschaum und Bruyere.Zwischen zierlich und wuchtig.

Leider ging mit der Schliessung wieder ein Traditionsgeschaeft dahin.

Pfeifenrauchen gilt heutzutage als altmodisch und ausserdem hat heute
kaum jemand Zeit,die Muse aufzubringen,eine Pfeife zu geniessen.

Die schnelle Zigarette zeichnet heute fuer den modernen Mann,der gehetzt
ein paar Zuege nimmt,wenn er zwischen zwei Sitzungen ein paar Minuten
Zeit findet.

Vielleicht sehe die Welt heute anders aus,haetten die heiligen Drei Koenige,
statt Weihrauch und Myrthe,Pfeifentabak und eine "Vauen" nach Bethlehem
gebracht.

Jock
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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #103 am: September 24, 2021, 08:47:17 »

 vom: 31. Januar 2017, 12:43:32 »
________________________________________
Jayne Mansfield war nicht nur ein amerikanisches Sexidol sondern
auch eine Diva.

ihr Busen (103 cm) war in den 50 und 60gern weltbekannt und sie ver-
stand es auch,diesen einkommenstraechtig zu vermarkten.

1960 schlenderte sie in Pelz gehuellt durch Squaw Valley,als ploetzlich ein
Herr auf sie zustuerzte,ihr ein Paar Skier in die Hand drueckte,sich neben ihr
stelle und ein Fotograf Aufnahmen machte.

Sodann entriss er ihr wieder die Skier,sagte "senk ju" und entschwand.

100 Meter weiter.Ein anderer,ihr voellig unbekannter Herr,stuerzte auf sie zu,
drueckte ihr ein Paar Skier in die Hand,stellte sich neben sie und eine Fotograf
machte schnell ein paar Aufnahmen.

Auch er entriss,der verdutzten Jayne Mansfield die Skier,sagte "senk ju" zu ihr
und entschwand.

Zurueck blieb eine fassungslose Frau Mansfield,die lange gruebelte,welcher Sprache
sich die Herren bedienten,waehrend zwei glueckliche Herren aus Oesterreich mit
den gemachten Fotos ihre Firmenimperien auszubauen gedachten.

Die Herren waren Franz Kneissl und Anton Kaestle,die jeweils eine Skifabrik betrieben
und so Werbung fuer ihre Produkte machen wollten.

Es waren die goldenen Jahre der Herren Kneissl,Kaestle,Arnsteiner,Fischer und Rohr-
moser,die auf der Welle des Volkssport Skifahren zu Ansehen gekommen waren und
die sich als Industriekapitaene empfanden.

Einst waren sie kleine Wagnermeister oder hatten einen Tischlereibetrieb.Jetzt wurden
sie Kommerzialraete genannt,zu Vizebuergermeister ernannt und mit Orden ausge-
zeichnet.

Statt ueber 2- 3 Gesellen zu befehlen,kommandierten sie hunderte Mitarbeiter und ihre
Invovativvermoegen war unerschoepflich.

Sie fertigten Skier aus Holz,Metall oder Kunststoff.

Produzierte der eine Skier mit Loechern an der Skispitze um den Luftwiderstand zu ver-
ringern,montierte der andere Pressluftflaschen an den Skienden,um durch die aus-
stroemende Luft,den Ski schneller zu machen.
(Letzteres hat allerdings die FIS verboten).

Die Kommerzialisierung des Skisports hatte zwar schon begonnen,hatte aber noch nicht
alles so im Griff.
1956 war es noch moeglich,dass der Toni Sailer sein Abfahrtsrennen auf Kaestle ge-
wann und seinen Sieg beim Slalom auf Kneissl feiern konnte.

Undenkbar heute !

Apropos heute !

Die genannten Altspatzen ruhen schon laengst in ihren Graebern und ihre Lebenswerke
sind  laengst in fremder Hand.
Konzerne haben heute das Sagen und Al Jaber,ein arabischer Scheich,irrlichtert in der
Branche.(Es empfiehlt sich,die Finger nachzuzaehlen,wenn er einem die Hand geschuettelt
hat.)
Skier werden kaum mehr in Oesterreich produziert,sondern in Tschechien,Ukraine und
anderswo.

Auch die Erfolge lassen nach.

Das meint auch Annemarie Moser-Proell,wenn sie sagt,dass frueher die Maedels zum
Weltcup mit der Handarbeit angerueckt kamen und heute mit dem Laptop kommen.

Angesichts der spaerlichen Erfolge unserer Skimannschaften,koennte man ueberlegen,ob
wieder Stricknadeln bei den Damen und "Quetschen" bei den Herren ins Gepaeck ge-
hoeren um den Sieg zu erzwingen.

Denn nichts mehr liebe ich,als wenn ein Sieger(innen) Interview mit den Worten beginnt :
"Jo mei " .

Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #104 am: September 24, 2021, 08:48:05 »

 vom: 07. Februar 2017, 14:41:05 »
________________________________________
Solche Weichlinge,denke ich mir manchmal,wenn sich wieder ein Member
darueber beschwert,dass er noch 3 oder 4 Jahre bis zur Rente arbeiten muss.

Er hat dann 40 oder 45 Jahre gearbeitet und was ist das schon gegen das
65 jaehrige Malochentum der Koenigin Elisabeth II. ?

Nie hat sie sich darueber beschwert und nie hat sie daran gedacht,die 6 Raben
im Tower vergiften zu lassen,damit das Koenigreich einstuerzt und sie frei wird.

Die Maer erzaehlt naemlich,dass,solange Raben im Tower wohnen, das Koenigreich
Bestand haben wird.

Nur einmal in der jahrhundertelangen Geschichte waere es beinahe soweit ge-
kommen,dass es keine Raben mehr im Tower gegeben haette.

Die Bombenangriffe des Herrn Hitlers haben 5 der Raben veranlasst,das Weite zu
suchen,nur einer blieb unbeeindruckt vom Hoellenlaerm und rettete so die Krone.

Herr Hitler bliess daraufhin die Invasion der Insel ab und sein weiteres Schicksal ist
ja bekannt.

Die Raben im Tower sind Angehoerige der Armee mit Dienstgrad.Sollte,was manch-
mal vorkommt,einer wegen unehrsamen Verhaltens entlassen werden muessen,so
natuerlich erst nach Ausfertigung der entsprechenden Entlassungspapiere.

Der Rabe Georg war ein solcher Fall.

Nachdem er sich zum zweitenmal an einer Fernsehantenne zu schaffen machte und eine
wichtige Uebertragung eines Pferderennens vereitelte,wurde er entlassen.

Seither lebt er/sie in einem Zoo und entwickelte auffaellige Parallelen zu der eben von
Herrn Obama begnadigten Chelsea Manning (frueher Bradley Edward Manning).

George legte dort ein Ei und nahm den Namen Georgina an.

4.000 Pfund kostet pro Jahr und Vogel der Unterhalt und Pflege der Raben,den eng-
lischen Steuerzahlern.
190 Gramm frisches Fleisch wird taeglich gereicht und dazu in Blut getraenke Bisquits.

Frueher verwendete man das Blut jener,die bei einer notwendig gewordenen Regierungs-
umbildung um einen Kopf kuerzer gemachten Blaubluetigen,aber seit dieser schoene
und nuetzliche Brauch unmodern geworden war,Blut von Schweinen.

Ma'am,ich erlaube mir,zu Ihren Ehrentag ein Glas,gefuellt mit einem steifen (Beefeater)-
Gin Tonic zu Ihrem Wohle zu erheben und wuensche Ihnen,dass sie es schaffen,die laengste
bekannte Regierungszeit eines Monarchen zu ueberbieten.

Ich denke dabei an Herrn Sobuza II. der das Swasiland 83 Jahre regierte und als er starb,
ca 70 Witwen und ca 210 Kinder hinterliess.

Cheers !

Jock

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