Groschenromane
Kaum jemand nimmt sich eine,in Leder gebundene Ausgabe,von
Goethes Faust zur Hand und vertieft sich im Bett in den Inhalt.
Viele jedoch gehen mit einem Groschenroman zu Bett.
Kriminalromane sind jetzt in.Kriegsromane und Wildwestromane
eher out.
Die grosse Zeit der Kriegsromane war ab 1950 und wurden in
Deutschland bis 2013 herausgegeben.
An einsamer Spitze stand der "Landser",der woechentlich erschien
und zum Inhalt "Erzaehlungen" von Wehrmachtssoldaten,aus dem
2.Weltkrieg hatten.
Es waren frei erfundenen Geschichten von undefinierbaren Oert-
lichkeiten mit Helden,die es nicht gab.
Die Situationslagen waren unhaltbar,standen auf Messers Schneide
und die Niederlage unausweichlich.
Doch "Helden" retteten mit Mut,Entschlossenheit und Tapferkeit
die Truppe.
Der gewoehliche Landser war es nie,der in Aktion tritt,sondern
es musste schon ein Offizier sein,wenn nicht gar ein Ritterkreuz-
traeger,der praktischerweise kein ein Blutsordenstraeger sein durfte.
Wenn es mal nicht zum Heldentum reichte,waren stets andere
Gruende dafuer ausschlaggebend.
Spritmangel,zuwenig Munition,Wetterunbill und dergleichen,wurden
mit Lobensreden der siegreichen "Feinde" getroestet,die die Nieder-
lage oder Gefangenschaft glorizifierten,
Der "Landser" war immer ein Menschenfreund und ein geselliger
Kamerad.
Da ist der Westernheld ein anderer Typ.
Einsam reitet er durch die Praerie schlaeft bei Nacht angelehnt an
seinem Pferd unter gluehenden Sternen.
Kommt er in eine Stadt wird er,obwohl wortkarg in Zwistigkeiten
verstrickt,muss im Namen der Gerechtigkeit einem Boesen 2cm
ueber der Nase ein Loch verpassen.
Selbstverstaendlich im Einklang der Gerechtigkeit.
Dann zieht er weiter und immer weiter.
Karl May hat die Wildwestatmosphaere gut beschrieben.
Nie kommt jemanden,der seine WW-Romane liest,auf dem Gedanken,
Old Shatterhand feiert eine Sexorgie oder raubt eine Bank aus.
Das liesse die christliche Gesinnung nicht zu und wuerde die Leser-
schaft in stark verunsichern.
Neben Groschenromane,die die Maenner in den Vordergrund stellen
und hauptsaechlich von Maennern und maennlichen Jugendlichen
gelesen wurde,gibt/gab es auch Romane die Frauen ansprechen
sollen.
Liebesromane,die sich damit auszeichnen,dass Frauen sich durch
Intrigen,Kabalen und sonstigen Wegesteine zum Liebesglueck,nach
langem Gewirkse kommen.
Liest man aus Zeitmangel nicht durch die durchschnittlich 60 Seiten,
sondern liest nur die letzte Seite,wird klar,dass das eintrifft,was
man sich nach den ersten 5 Seiten erhofft hat.
(Meist eine Josefsehe)
Das Genre der Kriminalromane ergoetzt nur die harte Leserschaft.
Denn da ist Mord,Blut,Geldgier,Drogen u.s.w. das Grundgeruest
dieser literarischen Hochleistungen.
Da ein ermorderter Obdachloser oder Migrant nicht fuer die ge-
wuenschte Aufmerksamkeit oder das Interesse erweckt,werden
die Tatorte (speziell im Fernsehen) im die gehobene Klasse der
Schickeria von Muenchen verlegt. (Harry,fahr schon mal den
Wagen vor)
Es gibt mittlerweile keinen Fleck auf der Erde,wo nicht gemordet
wird und den Kriminalkommissaren die Arbeit ausgeht.
Columbo in Los Angeles,Donna Leon in Venedig,Kurt Wallander in
Schweden u.s.w. ersticken im Aufklaeren von Verbrechen.
Da der Platz fuer Verbrechen auf der Erde langsam knapp wird,
muss ein neues Feld gefunden werden.
Der Mord auf der Rueckseite des Mondes oder der Amoklauf auf
dem Jupiter,werden demnaechst die Bestseller werden.
Aber auch fuer weniger blutruenstige Konsumenten ist vorgesorgt.
Die Serie der Frau Rosamunde Pilcher auf Cornwall,besticht durch
steten Sonnenschein,schoenen Menschen in modischen Gewande,
die sich in gepflegter Sprache artikulieren.
Auf eine andere Seite des irdisch Menschlichen fuehrt uns in die
Welt der Zauberei,Esoterik und Zwischenweltlichen.
Harry Potter und sein Kampf mit Lord Voldermor hat seine
Schoepferin reich gemacht.
Einzig Sciencs Fiktion- Romane darben derzeit ein bisschen.
Wer wundert sich ueber die Romanfigur Frankenstein,wenn er Cher
kennt ?
Jock