Pfeffersaecke
Karl Lagerdeld bezeichnete seinen Vater veraechtlich als Hamburger Pfeffersack.
Pfeffersack war einerseits ein Schimpfwort,auf der anderen,ein
Synonym fuer einen wohlhabenden Kaufmann,der nicht nur imGewuerz-
handel reich geworden ist.
Mit der Kueche im Mittelalter waere ich nicht dick geworden.Ausser
Salz und ein paar heimische Gewuerzkraeuter,die verwendet wurden,war
das Essen fade und schmacklos.Speziell in Europa,wo man weit weg vom Meer und den internationalen Handelsstrassen lebte und Otto Normal-
verbraucher war.
Die Reichen hingegen kannten schon Gewuerze aus exotischen Ge-
genden und die waren entsprechend teuer.
Ganz Venedig mit ihren Palazzi wurde durch den Ertrag vom Handel
mit Gewuerzen erbaut.Sprach man sie an,von wo der Pfeffer herkom-
mt,wurden sie einsilbig.
Schon gespraechiger war man bei den Haendlern in Indien und Arab-
ien,wenn man erfahren wollte,wo denn der Pfeffer waechst.
Auf Insel,wo niemand genau sagen kann,wie sie zu erreichen sind,
und es ist eine gefaehrliche Gegend,wo Menschenfresser hausen.
Noch nie ist jemand,der hinreiste,je zurueckgekommen,warnten sie.
Das war natuerlich gelogen,aber man wollte keine Konkurrenz zu-
lassen.
Im Gewuerzhandel waren Gewinnspannen drinnen,die kein Auge trok-
ken liessen.
Vom Gewuerzbauern bis zur Mittelmeerkueste,vervielfachte sich der
Preis um das Dreissigfache,so dass 1 Kg.Pfeffer um 80.000 Euro ge-
handelt wurde.
Die "armen"Westeuropaeer schauten durch die Finger,bis sie sich ent-
schlossen,selbst einen Weg nach Indien und zu den Molukken zu suchen.
Fast zur selben Zeit brachen zwei portugiesische Expeditionen auf.
Christoph Columbus und Vasco da Gama.
Columbus segelte in die falsche Richtung,hingegen hatte da Gama die
richtige Nase,umrundete Afrika und landete dort,wo der Pfeffer waechst.
Da er,oh Wunder,auch wieder zurueckkam,war die Freude gross.Die
Venezianer verloren bald ihr Handelsmonopol und Portugal wurde reich.
Aber auch die Gewuerze wurden billiger.Der Zwischenhandel der Araber
wurde ausgeschaltet.Schiffe konnten groessere Mengen transportieren
und wie bekannt,grosses Angebot drueckt die Preise.
Wegen der billigeren Preise vergroesserte sich auch der Annehmerkreis.
Heute kostet 1 Kg.Pfeffer zwischen 10 und 15 Euro.
Die naechsten zwei Jahrhunderte sind gekennzeichnet durch die Rangel-
leien um den Pfeffer (und andere exotische Gewuerze).
Kriege wurden ausgefochten,Laender gewann,spaeter verloren sie
wieder,bis dann ab 1600 die ersten Handelcompagnien entstanden,
die durch Privilegien ungeheure Macht,Einfluss und eigene Armeen hatten
und sehr gute Gewinne machten.
Die heute lebenden beruehmten Koeche,verdanken ihren Ruhm,weil
sie gekonnt mit den Gewuerzen umgehen koennen.
Da ein bekanner,beruehmter Koch bald schon eine gewisse Zeit in
einer bayrischen Justizanstalt verweilen wird,soll es schon Bitten von
Haeftlingen geben,von einer vorzeitigen Entlassung abzusehen.
Wenn das kein Anlass fuer die AfD ist,von einer Kuscheljustiz zu reden.
Und das,wegen der paar Gramm Pfeffer !
Jock