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Autor Thema: Geschichten aus der Geschichte  (Gelesen 23731 mal)

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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #405 am: November 04, 2022, 18:05:37 »

Ohrenarzt gesucht (moeglichst ein DACH-ler)

Ich musste schon seit Jahren feststellen,dass das Hoervermoegen
meiner Frau immer im November erschreckend nachlaesst.

Das uebrige Jahr hoert sie alles,besonders das,was nicht fuer ihrer
Ohren bestimmt ist.

Da schlaeft sie schon tief und fest und wenn ich nicht schlafen kann
und nochmals aufstehe,um ein Bier zu trinken,ist sie sofort hell-
wacht und fraegt,wo ich hingehe und was ich mache.

Die ersten Anzeichen der beginnenden Gehoerlosigkeit sind im Juli
jedes Jahres bemerkbar.
Meist fraegt sie mich,wann die doppelte Pension ueberwiesen wird.

Ende Oktober,wie immer,meine Antwort.Warum fraegst du ?

Weil ich Geld brauche.Ueberweise doch die Doppelte auf mein Konto,
ihr Begehren.

Die Frage und die Forderung wiederholt sie im August,September
und verstaerkt im Oktober.

Ab Mitte Oktober hat sie mich weich geklopft und sage ihr zu,dass
sie mit der Ueberweisung auf ihr Konto rechnen kann.
Allerdings mit einer Einschraenkung.30.000 THB muss sie mir auf
mein Konto ueberweisen.
Es muss mit ihrer Schwerhoerigkeit zusammen haengen,weil keine
Zusage hoerbar ist.

Eben kam die doppelte Pension,die auf ihrem Konto gutgebucht
wurde,aber auf meinem Konto ist kein Eingang festzustellen.

Schatz,erinnerte ich sie,die Ueberweisung !Das hat sie offensicht-
lich nicht gehoert,weil sie mir auf ihrem Handy einen predigenden
Moench unter die Nase hielt.

Also erhoehte ich die Lautstaerke und wiederholte die Urgenz.Auch
das kam bei ihren Ohren nicht an  und zeigte mir Fotos vom Urlaub
mit ihren Freundinnen
Wieder und wieder versuchte ich an mein Geld zu kommen und jedes-
mal eine Fehlanzeige.Ich koennte genausogut mit einer Wand reden.
Sie versteht kein Wort mehr.

Die arme Frau ist stocktaub geworden und benoetigt medizinische
Hilfe.

Daher meine Anfrage,damit ich nicht verhungere.

Jock
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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #406 am: November 05, 2022, 08:25:38 »

Will ich mein Leben gegen ein anderes tauschen ?

Lebensweise 1 am Beispiel Wolfgang Grupp

Punkt 6 h steigt er aus dem Bett und vor seinem Auge steigen die
Verkaufszahlen der roten T-Shirts,Groesse 42,im Vergleich der Fil-
iale A zu Filiale B auf,die einer Ueberpruefung warten.

Doch vorher geht es in den Pool,wo in genau vorgegebener Zeit die
45 m (je Laenge), abgespult werden.

Nach der Rasur wird aus dem Bestand der 25 Massanzuegen einer
gewaehlt,das passende Hemd angezogen und die Krawatte umge-
bunden.Die Massschuhe glaenzen wie neu und noch nie hat er einen
Socken mit einem Loch getragen.

Punkt 7 h serviert der Butler den Tee,jedes Stueck Broetchen wird
15 x gekaut,bevor es geschluckt wird.Niemals nur 14 x und niemals
vielleicht 16 oder 18 x.

Danach geht er in die Firma,die praktischerweise nur ueber die Stras-
se zu erreichen ist.Dabei wird der linke Arm schlaff haengen gelassen,
zum Andenken an den Grossvater,der an der Schlacht von Verdun
teilgenommen hat und hinterher eine Trikonagenfirma gegruendet
hat.

Das Tagwerk unterbricht er (und die Familie) Punkt 12 h,weil da der
Butler das Mittagsessen serviert.Waehrend des Mittagsessens wird
natuerlich gesprochen.Der Auftragseingang,die Kostenerhoehung bei
den Gaspreisen u.s.w..Nie werden die Chancen der Fussballnational-
mannschaft in Katar eroertert oder das Halloweenkostuem der Heidi
Klum.

Nachmittags werden Entscheidungen getroffen,bevor es per Heli-
copter zum Vortrag einer Kaufmannschaft oder zum Unterview bei
einem Fernsehsender geht.

Disziplin und Verantwortung eines Unternehmers sind die Kernin-
halte des Vortrags,aufgelockert mit den Hinweis,volle Kassen zu
haben,keinen Kreditrahmen zu benoetigen und das,seit 50 Jahren.

23 h geht er zu Bett.Der letzte Gedanke,bevor er einschlaeft,gilt
der Faerberei.Amor packt seine Pfeile enttaeuscht wieder ein und
geht ab.

Tag reiht sich an Tag,seit Jahren der gleiche Ablauf eines erfolgreichen,
disziplinierten Fabrikanten,den man nur einen einzigen Makel vor-
werfen kann.
Dieser wiegt allerdings so schwer,dass man in der Savile-Row ueber-
legt,die Geschaefte mit einem Trauerflor zu schmuecken.

Der Gegenentwurf zu so einem gottgefaelligen Leben,ist der Lebens-
ausschnitt eines gewissen Jock von Jockstein.

Jock
 
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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #407 am: November 06, 2022, 08:56:11 »

Auch ein Jock von Jockstein wacht zeitig auf und stellt verbluefft
fest,dass noch Leben in dem koerperlichen Wrack ist.

Zu dieser fruehen und kalten Stunde scheut er das Wasser,wie der
Teufel das Weihwasser und begibt sich zur Kaffeemaschine.

Der Bart ist ueber die Nacht gesprossen und die Haare stehen in alle
Richtungen.Aber das stoert dem Hund nicht,die Katzen reiben sich
an den nackten Fuessen und bekommen eine Streicheleinheit.

Seine Frau hingegen muss sich mit einem Klapps aufs Hinterteil
begnuegen als wortloses oder bestenfalls als gegrunztes Guten Morgen.

Der erste Schluck Kaffee und der erste Zug der Zigarette,sind fruehe
Highlights des Tages.

Da nichts ansteht an einem solchen Tag,wartet man geduldig bis die
Sonne das Wasser im Gartenschlauch so erwaermt hat,dass man die
Morgentoilette angehen kann.

Die adonisaehnliche,sportliche Gestalt wird solange "begossen" so
lange warmes Wasser aus dem Schlauch rinnt und sofort der Hahn ge-
schlossen,sobald kaltes Wasser nachkommt.

Bei einem weiteren Kaffee wird das Arbeitspensum des Tages unter die
Lupe genommen.Rasenmaehen,Laub einsammeln,Gartenzaun streichen,
Auto waschen,werden als nicht dringend eingestuft und von der Liste
genommen.
Genauso wie Vorgestern,Gestern,Morgen und Uebermorgen.

Mittlerweile ist schon spaeterer Vormittag geworden,ich schaue bei
einer Zigarette meiner Frau zu,wie sie das Laub einsammelt und denke
mir dabei,dass sie frueher schneller damit fertig geworden ist.

Knapp vor Mittag ertoent der ersehnte Ruf,ob ich das Gulyasch kosten
will.

Und ob ! 2 Teller davon sind mit einem Bier verputzt,was aber ermuedet.

Also,da es ohnehin schon Zeit ist fuer ein Mittagsschlaefchen,ziehe ich
mich zurueck.

Bis 4 h schlafe ich gut,dann werde ich geweckt,weil es Zeit ist,mich
schoen zu machen um zu einem gemuetlichen Abendessen,mit Freund-
innen meiner Frau zu fahren.

Frisch rasiert,die bluetenweisse Short angezogen,das blaue T-Shirt
uebergestreift und die nackten Fuesse in ein Paar bequeme Loafer
gesteckt,brechen wir auf.

Am Treffpunkt angekommen,wird mir eine neue Freundin meiner Frau
vorgestellt,die keine 40 Jahre ist,aber juenger aussieht und die ein
"handsome"von sich gibt und dabei mir einen zweideutigen Blick zu-
wirft.

In einer ruhigen Stunde werde ich den Blick analysieren,nehme ich
mir vor und mache mich ueber die servierten Koestlichkeiten her.

Hinterher ein bisschen Internet und um 22 h ist es Zeit zu Bette zu
gehen,denn Tage wie diese sind anstrengend.

Will ich dieses Leben mit dem Leben des Herrn Grupp tauschen ?

Eindeutig ein Nein !

Jock






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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #408 am: November 12, 2022, 07:41:59 »

Wie ich mit ein paar Saetzen das Leben eines Schneiders rettete.

Es war im April,als ich mit einem Meisterstueck eines Anzugs,das
Geschaeft "meines"Schneiders verliess.

Er sass wie angegossen und in den Augen des Meisters,war tiefe
Dankbarkeit,weil ich den Preis akzeptierte,und Stolz wegen der her-
vorragend handwerklichen Ausfuehrung.

Er hielt mir die Tuere offen und wuenschte mir eine gute Zeit in Deutsch-
land und drueckte die Hoffnung aus,mich bald wieder begruessen zu
duerfen.

Vorgestern war es soweit.

Mit dem Anzug im Kleidersack betrat ich das Geschaeft und bat,die
Umkleidekabine zu benuetzen,wo ich dem Anzug anzog.

Ich gebe zu,ich half ein bisschen nach,damit mir die Anzugshose zu
den Knien rutschte,als ich vor dem Meister stand,Er bemerkte auch
sofort,dass die Jacke baeuchlings viel zu weit ist und war entsetzt.

Es war Zeit,jetzt ein bisschen Salz in die Wunde zu streuen,indem
ich ihn frug,wie es passieren konnte,den Anzug als "Bespoke" zu
verkaufen.

Der Meister und sein Adjudant waren am Boden zerstoert.Abwechselnd
zupften sie da und dort,hoben die Schultern hoch und liessen sie
wieder fallen und besprachen die Katastrophe.

Und dann kam der Satz,auf dem ich wartete.

Die Aenderung ist selbstverstaendlich kostenlos in ein paar Tagen wird
alles zur Zufriedenheit geloest sein.

Es war die Zeit gekommen,sie von den Selbstmordgedanken abzu-
bringen,indem ich ihnen erklarte,dass ich sei April 8 Kg.abgespeckt
habe.

Die Erleichterung bei ihnen war greifbar.

Doch ich hatte noch ein Atout im Aermel.

Wo wirklich eine Reklamation angebracht ist,war bei den Masshemden.

Seit dem ich zum Manne geworden war,habe ich Kragenweite 40.
Die 3 Hemden haben jedoch 42.Nicht nur viel zu weit,sondern die Krae-
gen um 7 mm zu schmal,sodass eine Krawatte hervorblinzelt.

Und erst die Knopfe.Die haben sie angenagelt und sind daher nur
unter der Gefahr des Fingernagelbruches auf-und zuknoepfbar.

Ich erteilte ihnen eine Lektion bezueglich Masshemd und blaeute ihnen
ein,dass niemals ein Gentleman zu einem Anzug ein Hemd anzieht,
das eine Brusttasche hat.
Das machen nur die verwilderten Pleps.

Auch hier wird die Aenderung (neuer Kragen) kostenlos sein.

Nachdem das klar war,orderte ich ein weiteres Hemd.

Ich hoffe,wir schieden als Freunde.

Jock


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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #409 am: November 13, 2022, 14:49:35 »

Wolfgang Amadeus von Jockstein,

koennte der Aufdruck auf den Tontraegern sein,wenn das Schicksal
es besser mit mir gemeint haette.

Ein Musikgenius,den die Welt noch nicht sah.

Aber leider.,leider.
Bei meiner Geburt war Krieg und die gute Fee,die fuer die Talentenver-
gabe zustaendig war,war abwesend und im Luftschutzkeller.

5 Jahre spaeter,uebte ich mit meiner Cousine,eine Arie des Ramfis aus der Oper Aida,als der Onkel Wilhelm daherkam und meinte,wir sollen mit
dem Geplaerre aufhoere,weil sonst seine "Resser scheuchen".

Weitere 5 Jahre spaeter,der vermeintlich grosse Schritt in die Musikwelt.

Ein Erbonkel schenkte mir eine Violine.Allerdings hatte sie keine Saiten
und der Bogen fehlte auch.
Ich habe daraufhin meine Meinung zu Erbonkeln,neu adjustiert.

Einen weiteren Nackenschlag versetzte mir unser Musiklehrer in
Schrems,der mir das Mitsingen verbot.

Mir wurde mit den Jahren klar,dass der grosse Musikvereinssaal in
Wien,ein Traum bleiben wird und musste daher Ersatz suchen.

Das was ich fand,war nur 2,5 m2 gross,aber die verfliesten Waende
und die Badewanne ergaben eine wunderbare Akustik.

Aergerlich war nur der Nachbar,der regelmaessig an die Wand klopfte,
wenn ich sang.

Aber jetzt muss mir der Durchbruch gelingen.

Mit "Endless Love"und samtweicher Stimme,wird sicherlich meine Frau
den arretierten Reisepass und meine ATM -Karte,mir wieder ausfolgen.

Jock






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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #410 am: November 13, 2022, 14:57:09 »

Zitat
Mit "Endless Love"und samtweicher Stimme,wird sicherlich meine Frau
den arretierten Reisepass und meine ATM -Karte,mir wieder ausfolgen.

Kann man dir nur vollständigen Erfolg wünschen :D
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Ich bin ganz sicher kein Grüner, lebe aber schon seit Jahrzehnten genügsam in und mit der grünen Natur!

Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #411 am: November 17, 2022, 09:09:00 »

Die Alexanderschlacht.

Es ist genau 2.355 Jahre und 12 Tage her,als bei Issos die grosse
Keilerei stattfand.

Alexander der Grosse besiegte Koenig Dareios III.

Zwar dauerte es einige Jahrhunderte,bis 1528/29 ein Gemaelde ueber
die Schlacht angefertigt wurde,aber das spielt dafuer alle Stuecke.

300.000 persische Krieger mit 100.000 Reitern standen sich 32.000
mit 4.000 Reitern,des Alexanders gegenueber und trotz der Ueber-
macht der Perser,gewann Alexander.

Selbstverstaendlich ist das Gemaelde eine Allegorie,denn man sieht
vom Schlachtort den Nil (gut und gerne 500 Km weit weg),Das Ge-
birge am Nil,das bis heute die Geologen suchen und erstaunlicher-
weise haben damals (333 v.Chr.)die fruehen Christen bereits eine
gotische Kirche errichtet.

Dieses Gemaeld,das ein Arbeitsauftrag des Bayrischen Koenigs war
und ca.2,5 m2 gross ist,gefiel dem Napoleon so gut,dass er es in
seinem Badezimmer aufhaengen liess.

Mittlerweile haengt es wieder in Muenchen.

Auch nach der Schlacht von Aspern,bei der Napoleon die erste Nieder-
lage einfuhr,gab man in Wien ein Gemaelde in Auftrag.

Der Sieger namens Erzherzog Carl,sitzt auf einen Schimmel und
schaut siegreich nach hinten,statt nach vorne.
Die Stute schaut aus,wie eine Pferdemissgeburt,weil sie,im Verhaelt-
niss zur Koerpermasse einen viel zu kleinen Kopf hat.

Ausserdem wurde das Gemaelde voreilig angefertigt,denn haette man
ein paar Wochen gewartet,haette man sich mit dem Sieg Napoleons
auseinandersetzen muessen.

Die kaiserlichen Truppen wurden vernichtend geschlagen,der "gute"
Kaiser Franz I./II.verlor die deutsch-roemische Kaiserwuerde,einen
Haufen Geld und dann noch seine Tochter,die er Napoleon zur Frau
geben musste.

Darauhin konnte er Napoleon "gor nimmermehr leiden".

Ja und sein Bruderherz Carl wurde pensioniert und schrieben sich nicht
einmal mehr zu Weihnachten liebe Wuensche.

Heroische Gemaelde entwickeln auch heute noch,hunderte Jahre nach
Fertigstellung,mancherorts hektische Betriebsamkeit.

Immer,wenn der franzoesische Praesident oder die Koenigin Marga-
rete zum Staatsdinner im Buckingham -Palast eingeladen sind,ruek-
ken Hausarbeiter mit Leitern an und haengen das Gemaelde des
sehr verdienten Horatio Nelson ab und verfrachten es in die Abstell-
kammer.

Gluecklicher sind da die Deutschen dran.

Seit 1870/71 haben sie keinen Krieg mehr gewonnen und muessen
sich daher mit Gemaelden von Krad-Raedern und Panzern zu Frieden
geben.

Jock
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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #412 am: November 22, 2022, 10:58:32 »

Der Waffenstillstand von Vignale 1849

Da Gemaelde,das wegen des Anlasses angefertigt wurde,spricht
1.000 Baende.

Feldmarschall Radetzky steht in Zentrum,geschmueckt mit allen
Orden,derweil sich der neue Koenig Vittorio Emanuele,seitwaerts
mit leicht demuetiger Haltung,naehert.

Wieder einmal hat sich Italien eine Niederlage eingefangen und
harrt nun empfindlichen Friedensbedingungen.

Vittorio Emanuele sollte eigentlich als Geisel einbehalten werden,
um weitere Aufstaende der "Italiener" hintanzuhalten.

Das hoert sich schlimmer an,als es den Tatsachen entsprechen
wuerde.

Natuerlich wuerde das Geisel nicht im Verliess schmachten,sondern
bezoege ein geraeumiges Apartement im Schloss Schoenbrunn,samt
Dienerschaft,Zerstreuung und gepolsterten Sitzgelegengenheiten.

Dazu kam es nicht,weil Vater Koenig Albert am Tage der Niederlage
abdankte und Sohn Vittorio Emanuele zum Koenig ernannte.

Und einen Koenig als Geisel,konnte Radetzky nicht durchsetzen.

Beinahe haetten die Italiener den Oesterreichern eine fatale Nieder-
lage zugefuegt und liessen schon die Chiantiflaschen kreisen,doch
der militaerische Genius Radetzkys,drehte das Schlachtenglueck.

In Wien,im Kriegsministerium,nahm man die Meldung des Sieges
mit groesster Gelassenheit hin.Zu oft schon hatten die Kaiserlichen
die Italiener schon geschlagen.Wuerde man nach jeden Sieg eine
Ruhmeshalle einrichten,waere das Gebaeude des heutigen Heeres-
geschichlichen Museums,5 x groesser.

Waren die Meldungen von den Siegen schon Gewohnheit,erregten
die Meldungen aus dem Hauptquartier Radetzky,die als Verschluss-
sache mit hoechster Geheimeinstufung eintrafen,groesste Besorg-
nis.

Da wird berichtet,wie oft Radetzky vom Pferd gefallen ist,wieviele
Naechte er beim Kartenspiel verzockt hat und das es hoechste Zeit
waere,ihn in Pension zu schicken.

Dabei war er gerade mal 77 Jahre alt geworden.

Egal,Kaiser Franz Josef entliess Radetzky erst nachdem er 90 Jahre
alt geworden war und 72 Jahre Dienst geleistet hat.

Ein grosser Fehler,denn,von ein paar Ausnahmen hagelte sich Oester-
reich nur mehr Niederlagen ein.

Seit 62 Jahren hat Oesterreich nicht mehr gegen Italien beim Fuss-
ball gewonnen.

Bis vor einigen Tagen,wo eine furiose oesterreichische Mannschaft,
die "Tifosi"mit 2:0 vernichtend geschlagen hat.

Der Geist Radetzky hat es moeglich gemacht.

Das hat alles vergessen gemacht.Den Verlust Suedtirols,die Nieder-
lage gegen Faeroer,Herrn Strache u.s.w.

Wir sind wieder wer und der Oesterreichische Fussballbund wird nach
Kleinwetzdorf reisen und an Radetzkys Grabmal einen Kranz nieder-
legen.

Jock


« Letzte Änderung: November 22, 2022, 11:03:15 von Jock »
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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #413 am: November 30, 2022, 20:17:06 »

Die Schatztruhe von der Anderlfabrik

Dort wo sich der Braunaubach von Schrems kommend,sich in Nieder-
schrems einer unueberwindbaren Steigung gegenuebersah ( 8 m ),
machte er einen Knick nach rechts und floss Hoheneich zu.

Auf der Strecke (vielleicht 3 Km)saeumten links Kartoffelaecker und
Getreidefelder wovon rechts vom geschotterten Weg,3 m tiefer die
gemaechliche Braunau fliesst.

Sie hat es nicht eilig,denn in den 10.000 den Jahren hat sie schon alles
gesehen.Die Schwedenkriege,davor die Hussisten,die Deutsche Wehr-
macht auf der Flucht und den jetzt alten @Jock.

Die Braunau ist ein seichter Bach,vielleicht 50 cm tief und leicht zu
durchwaten.
An einer besonders seichten Stelle,entledigten sich die deutschen
Soldaten ihrer Ausruestung und Munition,die wir Buben Mitte der
50 ger Jahre herausholten und damit angaben.

Auf dem Weg,gab es keinen privaten Verkehr,nur dann und wann ein
Bauer mit seinem Pferden oder spaeter mit seinem Traktor.

Die Natur war dort noch schwer in Ordnung.Vom angrenzenden Wald
hoerte man den Kuckuck rufen und den Specht arbeiten.
Fruehjahr und Herbst roch es nach Landluft und winters war alles ver-
schneit.
Die einzigen Fussspuren waren vom Foerster und von den Raben-
voegel.

Kurz danach von drei Seiten Wald umgeben,einsam die Anderfabrik.

An der Stelle,wo die Anderlfabrik steht,wurde schon im 16.Jhd.Texiil-
waren hergestellt.Vorerst getrieben von der Wasserkraft,spaeter mit
Dampf bis dann die Webstuehle elekrische angetrieben wurden.

Bis zu 270 Arbeiterinnen und Arbeiter fanden Brot und Arbeit.Ab dem
1.Weltkrieg ging es abwaerts und 2004 wurde das Werk geschlossen.

Heute stehen nicht nur die Hallen leer,auch die Webstuehle sind ver-
rostet und die Gemaeuer sind devastiert.
Im 1.Stock war die Wohnung des Herrn Fabrikanten Anderl.Wohn-
zimmer,Schlafzimmer und Musikzimmer,wo noch immer ein uralter
Fluegel steht,nebst ein paar alte Moebel,wie die Ehebetten.

Herr Anderl war ein Fabrikant,der auch eine soziale Ader hatte und
liess auf dem Gelaende Werkswohnungen errichten.

In einer dieser Wohnungen war auch ein Schulkollege mit seiner Mut-
ter einquartiert,die dort einen Job hatte.

Sie kamen aus der Tschechoslowakei und konnten kein Wort Deutsch.

Ernst Leberl setzte man mich auf die selbe Schulbank,damit er schnel-
ler Deutsch lerne.
Um noch schneller Lesen zu lernen,kaufte ihn seine Mutter woechent-
lich Micky Maus,Fix und Foxi,Akim,Sigurg u.s.w.

Diese "Schundhefteln" wurden in einer Holzkiste verraeumt und bergen
einen ungeheuren Schatz.

So wird z.B. das 1.deutschsprachige Micky Maus Heft bis zu 20.000
Euros gehandelt.Gut,im erstklassigen Zustand,aber das waren alle
seine Comics,denn er durfte sie nie verleihen oder gar wegwerfen.

Ich vermute stark,dass diese Holzkiste noch irgendwo am Dachboden
oder im Keller verraeumt ist,herrenlos ist und wartet,dass ich sie finde.

Ich kann natuerlich dem guten Ernst nicht fragen,sonst riecht er den
Braten.

Denn dumm ist er nicht.Nach der Schule erlernte er den Spenglerbe-
ruf,wurde dann Lehrer in der Berufsschule,spaeter sogar Direktor
und verabschiedet sich hochdekoriert in die Pension.

Er wie ich,koennten die groessten Soehne von Schrems sein,wenn uns
nicht die "Weiber" verschleppt haetten.

Jock

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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #414 am: Dezember 03, 2022, 12:14:52 »

Fussball

Kollege @dolaeh ist ein richtige Fussballfan.Seinem scharfen Blick
entgeht kein Fehlpass,kein Foul und seine Analyse nach dem Spiel
ist messerscharf.

Er leidet und erfreut sich am Ergebnis und wuerde seine Gross -
mutter verkaufen,um zu einem Ticket zum WM - Finalspiel Deutsch-
land vs.Brasilien zu kommen.

Ein guter Fan,den man nichts vorwerfen kann.

Herr Eisenschien ist auch ein Fan der deutschen Mannschaft,obwohl
er lauthals schreibt,er interessiere sich nicht fuer Fussball.

Da luegt er sich in die eigene Tasche.Allerdings will er,dass die Mann-
schaft aus Deutschland aus "echten" Germanen besteht und dass
das Fussballspiel eine Demonstration fuer die Ueberlegenheit der
"arischen" Rasse ausdrueckt.

Jedes Fussballspiel ist fuer ihn eine "Voelkerschlacht".

Das war allerdings in den Anfaengen des Fussballspiels gar nicht die
Absicht,sondern eher mehr ein Zeitvertreib fuer die Arbeiterklasse.

England wird als Mutter des Fussballspiels bezeichnet,weil dort die
ersten Matches ausgetragen wurden und die ersten Anzeichen der
"Kommerzialisierung" festzustellen waren.

Damals,gab es weder ein begrenztes Spielfeld oder allgemeine Regeln.

Eine Wiese ( egal,wie sie aussah ) und ein Wirtshaus in der Naehe,wo
sich die Spieler umziehen konnten und dort ihren Durst loeschten,
reichte vorerst.Ausserdem wurde Fussball auch mit der Hand gespielt,
das aber erst 1849 verboten wurde.

Das Spiel war rau und brutal.Die "Fussballschuhe" hatten eiseren Be-
schlaege dran und die Verletzten nach einem Spiel ohne Zahl.

Es waren (in England) folgende Gruende fuer die Beliebtheit fuer das
Fussballspiel und welches langsam Massen erfasste.

Die seit 1863 geltenden Regel sind leicht erfassbar,das Fussballspiel
ist zeitlich begrenzt ( 2x 45 Minuten),das Proletariat erkaempfte sich
durch den "factory act" den 10 stuendigen Arbeitstag und den freien
Samstagnachmittag.
Zudem entwickelte sich das Transportwesen und damit war es den Fans
moeglich,auch Auswaertsspiele zu besuchen.

Weil die Englaender wettsuechtig sind,wurden auf Spiele gewettet
und damit auch das Interesse der weiblichen Bevoelkerung fuer Fuss-
ball geweckt.

Derweil lag das Fussballspiel im uebrigen Europa noch im Winter-
schlaf.Auch in Deutschland.

Aber einfach war die Entwicklung des Fussballspiels in Deutschland
nicht.

Es waren vorerst in Deutschland lebende Englaender und Studenten,
die den Fussball auf dem Kontinent bekannt machten.

Sofort wurde das Fussballspielen als "undeutsch" klassifiziert und der
Deutsche Turnerbund hetzte gegen die "Fusstuemmelei "und"englische
Krankheit".
Unterstuetzung fand der Turnerbund auch bei den Behoerden.

Aber davon ein andermal mehr.

Jock





« Letzte Änderung: Dezember 03, 2022, 12:16:17 von Jock »
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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #415 am: Dezember 04, 2022, 10:19:50 »

Fussball in Deutschland

Fussball war in Deutschland vor WK I politisch bzw.ideologisch
nicht erwuenscht.

Daher war die Entwicklung zum Massensport eher zoegerlich und
im Vergleich zu England verspaetet.Der Deutsche Fussballverband
hatte bei der Gruendung lediglich 86 Vereine zu verzeichnen und
zum Endspiel zur Deutschen Meisterschaft 1903 kamen nur 2000
Zuseher.
Auch das erste inoffizielle Laendermatch mit England,das mit 2:13
Toren verloren ging,lockte nicht viel mehr Zuseher an und war der
Presse kaum eine Nachricht wert.

Den richtige Schub brachte das Ende des Weltkriegs,wo sich die
zurueckgekehrten,sportlichen Soldaten fussballerisch betaetigten.

Ueberall enstanden Fussballvereine,besonders im Kohle-und Eisen-
revier (Schalke,Borussia etc.),die sich durch besondere Verbindung
zur Arbeiterklasse auszeichneten und durch eine sprachliche Aus-
drucksweise,Ansaetze zu spaeteren Hooliganisierung bildeten.

Zu dieser Zeit wurden Begriffe wie "Angriff,Verteidigung,Sturm,Bombe,
Granate"gebraeuchlich.

Da mich meine Frau jetzt zum Strand zerrt,muss ich kurz unter -
brechen und beschaeftige mich spaeter mit dem individuellen Recht
des Spielers Herrn Ruedigers,Stehenzubleiben wann er will,was ihn
eine boese Ruege des Kollegen @doleah einbrachte.

Jock


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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #416 am: Dezember 05, 2022, 20:00:51 »

In der Zwischenkriegszeit hatte der Fussball enorm an Bedeut-
ung gewonnen.

Aber er erreichte keine nationale Streuung.Die Meisterschaft lief
neben her,aber auf der lokalen Ebene hatten Fussballspiele bei
den "Derby's"riesigen Zulauf und festigten das Verhaeltnis zwischen
Spielern und Zusehern.

Die Spieler kamen aus dem selben sozialen Milieu wie die Zuseher
und Fans und blieben ihm treu.
Sie waren anfassbar und verdienten nicht viel mehr als ihre Fans.

Dafuer sorgten auch die Regularien,wo Gehaelter oder Abloese-
summen gedeckelt waren.

Unter der Hand wurden diese jedoch unterlaufen,bis es dann der DFB,
erst 1949 und dann 1963,den Berufsspieler mit frei vereinbarten Ge-
haeltern und Abloesesummen ermoeglichte und die Kommerzialisier-
ung einleitete.
Massgeblich daran waren die Fernsehuebertragungen,die es auch
einen Bayern-Fan aus Ostfriesland erleichterte,mit dem Club mit zu
fiebern,obwohl er von der Insel nicht herunterkam.

Damit gab es keine Vereinstreue der Spieler mehr zu ihren Verein,wo
sie die ersten Fussballschuhe anzogen und sie suchten ihren "Arbeits-
platz" nach dem Gesichtspunkt,wo verdiene ich ausreichend.

Das Gehaltsniveau hat damit laengst die Verbundenheit mit dem
"Stall" geloest und die Spieler wurden "Wanderarbeiter"und eine Dis-
tanz zum lokalen Fans entstand.

Heute verdienen die Stars Millionen,wohnen in schicken Villen und
fahren Autos,die sich von Fahrzeugen der meisten Fans,krass unter-
scheiden.

Und eine weitere negative Entwicklung sind die "Ultras" oder Hooli-
gans.Eine Fangruppierung die ein Fussballspiel als Kriegsersatz auf-
fassen und sich dementsprechend auch auffuehren.

Schon vor dem Spiel Zerstoerungen und erst recht nach dem Spiel,
wobei es unerheblich ist,ob die eigene Mannschaft gewonnen oder
verloren hat.
Der Sportgedanke bleibt in dem Fall immer auf der Strecke.

Interessant ist,dass auch gesetzte Herren,abgemildert natuerlich,ein
Fussballspiel persoenlich auffassen und Zensuren einzelner Spieler
erteilen,die aber auch dem Trainer nicht ungeschoren lassen.

Das Ausscheiden der Deutschen Fussballnationalmannschaft in der
Vorrunde,wird aehnlich aufgefasst,wie der Vertrag von Versailles und
fuer manche stehen die Schuldigen schon fest:

Alle Herren die sich in der Hautfarbe von den blonden,blauaeugigen
Huenen unterscheiden und ein Trainer,der laut einem Kommentator
"4.000.000 Millionen" jaehrlich verdient.

Schon fuer ein Zehntel wuerde ich den Job machen.

Jock





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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #417 am: Dezember 08, 2022, 11:27:17 »

Die Wahrheit muss man zur Kenntnis nehmen.

Ich bin seit anfangs des Jahres betrogen worden,damit habe
ich nicht gerechnet.

Dabei habe ich sie auf Haenden getragen,vorsichtig wieder ab-
gestellt,aufgepasst,dass ihr kein Schaden zugefuegt wurde u.s.w.

Und jetzt das !

Gestern abends war ich noch vollkommen ahnungslos,wie dieses
Luder mich betruegt und mir dabei etwas vorgaukelt,was von der
Realitaet krass abweicht.

Aber jetzt ist Schluss damit - wir werden und trennen und zwar so-
fort.

Dieses Biest will ich mein Leben lang nie mehr wieder sehen.

Schon anfangs naechster Woche werde ich die Augen offenhalten
und mir eine neue Waage kaufen.

Die alte Waage zeigte mir doch prompt am Abend einen Kilo weniger
an,als am Morgen.

Jock
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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #418 am: Dezember 14, 2022, 08:03:59 »

Heute ist der 348.Tag des Jahres.

Ich musste frueh aufstehen,weil meine Frau abreisen wird.

Als ich soweit mit mir fertig war und mit dem Kaffee in der Hand den
Raum verliess,sah ich das Erwachen eines neuen Tages im Osten.

Helios war gerade dabei,seine Pferde in den Sonnenwagen einzu-
spannen.Aber es dauert noch bis er mit seiner Tagesreise beginnen
wird.

Dafuer war im Hause Hephaistos schon Betrieb.Aus seiner Schmiede
leuchtete das Feuer und faerbte den Himmel gelb,orange und weiss.

Es wird ein gluehend heisser Tag,verspricht er.Er werde die Fliesen
auf der Terrasse schmelzen und die Aircon auf Dauerbetrieb laufen
lassen.
Kein Mensch wird sich auf die Strasse wagen.

Da ich ihn kenne und ihn als Grossmaul einstufe,wanderte ich froh-
gemut,mit meinem Kaffe auf die Terrasse.

Ich kam nicht dazu,mich gemuetlich niederzulassen,den Kaffee zu
schluerfen und die erste Zigarette anzuzuenden.

Viel zu kalt,gerade 22 Grad.

Ich stellte die Tasse ab und machte mich auf die Suche,nach meinem
"ugly xmas dress",mit dem lustigen Renntier und den eingestickten
Schneeflocken.

Natuerlich fand ich sie nicht mehr und als ich wieder auf der Terrasse
kam,war der Kaffee kalt.

Dieser Bericht ist nicht von jenseits des Polarkreises,sondern von
Pattaya.

Ein alter Freund aus Schrems beneidete mich vor ein paar Tagen.

Sonne,Strand,blaues Meer,Palmen,der Sunsettingdrink auf der Roof-
bar des Hiltonhotels,das alles vermisst er in seinem windumtosten,
dunklen,menschenfeindlichen Landstrich,wo er zu Hause ist.

Und,wo er,nach 50.Ehejahren noch immer raetselt,warum seine Frau
besteht,dass er im Winter,seine Haende an der Zentralheizung waermt,
bevor er zu Bette geht.

Minus 26,9 Grad hatte es dieser Naechte im Waldviertel und bei Tag
bachelige minus 9 Grad.

Ich bleibe doch lieber hier und trinke den Kaffee um 9 h.Um diese Uhr-
zeit ist es nicht mehr kalt,aber auch noch nicht heiss.

Jock







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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #419 am: Dezember 15, 2022, 09:50:45 »

Der Held meiner Bubenjahre (so um 1954)

John Clayton II. Viscount Greystock war fuer mich damals eine
Lichtgestalt und nachahmungswert.

So wie er,wollte ich daherkommen.Gross,muskuloes,der Affen-
sprache maechtig und ein grosses Messer tragend an der leo-
pardener Badehose.

Aber da gab es einige Huerden.Ich war damals klein und am Ober-
koerper konnte man die Rippen zaehlen.Ich konnte weder die Affen-
sprache noch Englisch,auch das Schwingen an den Lianen war nicht
moeglich,weil Tannenbaeume im Schrems keine Lianen tragen.

Na dann wenigstens eine Badehose aus Leopardenfell.

Aber auch das,erwies sich als Schwierigkeit.

Es gab damals keine Badehosen fuer Buben.Wenn es zum Baden ging,
steckten wir in steife,schwarze Clothhosen,die immer zu gross gekauft
wurden,damit wir hineinwachsen koennen.

Jedenfalls stand eine tarzanene Badehose (leopardengepunktet oder
tigergestreift,egal) am Wunschzettel zum Gabentisch zu Weihnachten.

Grossmutter,die meinen Wunsch kannte,streifte erst durch Textilab-
teilung des Kaufhauses "Otto Heinrich's Witwe",dann,im fernen Gmuend
das Kaufhaus "Ruzicka" und blieb ohne Erfolg.
Daher wandte sie sich an ihre Tochter in Wien und bat sie,eine Textilie
mit der Grosskatzenmusterung,aufzutreiben.

Das gelang und unterm Weihnachtsbaum,gut verpackt,die ersehnte,
selbstgenaehte "Badehose".

Sofort zog ich sie an und war ab dem Moment "Tarzan,der Herr des
Dschungels".

Es war damals,als die Menschheit noch gottesfuerchtig war,ueblich,der
Christmette um Mitternacht beizuwohnen.

Auch "Tarzan",gut verpackt war dabei und er sang sogar "Stille Nacht,
heilige Nacht" mit.Darunter hatte er natuerlich die leopardene Bade-
hose an.

Dieses kleine,aber wichtige Detail aus dem Leben von Tarzan,war den
Chronisten,Psychologen u.s.w.,die sich mit der Figur Tarzan's be-
schaeftigen,bislange unbekannt und muessen nun ihre Expertisen er-
gaenzen.

Jock



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