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Autor Thema: Geschichten aus der Geschichte  (Gelesen 23812 mal)

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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #390 am: September 18, 2022, 10:01:53 »

Bis zum Horizont und darueber hinaus.
(So weit die Schlaeuche reichen)

Fuer eine vierkoepfige Familie wurde unsere Wohnung in Wien
langsam zu klein.
Daher suchten wir eine groessere Bleibe und fanden in Trais-
kirchen ein schmuckes Reihenhaus.

Wir verkauften unsere Wohnung in Wien,holten das Vertrauen
einer Bank ein und uebersiedelten samt den alten Moebeln.

Die Kueche in unserem neuen Heim,war baulicherseits mehr als
karg eingerichtet.Ein Elektroherd und eine Spuele,das war alles.

Egal,wir hatten noch einige Kuechenkaestchen von der alten Wohn-
ung,die wir in der Kueche verteilten,doch was unbedingt anzu-
schaffen war,war eine Waschmaschine,denn in Traiskirchen gab es
keine Gemeinschaftswaschkueche.

Gluecklicherweise hatte ich in der Firma einen Kollegen,dessen
Frau ein kleines Elektrofachgeschaeft betrieb.Also frug ich ihn,ob
er,zu einem Freundschaftspreis,eine Waschmaschine verkaufen
koennte.

Gerne,sagte er und liess dabei seine Goldplomben in der oberen
Zahnreihe,glaenzen.

Wir wurden handelsein,weil der Preis wirklich guenstig war und schon
2 Tage spaeter fuhr ein groesserer Lieferwagen vor und 4 Mann
trugen ein Monster von einer Waschmaschine ins Haus und schlos-
sen sie an.

Wie mir der Kollege spaeter erzaehlte,stammt diese Maschine von
einer amerikanischen Diplomatenfamilie,die nach Wien versetzt
wurde und da dieses Geraet nicht in eine handelsuebliche Kuechen-
zeile passte und wurde sie abgegeben.

Aber,das war uns egal,denn die Maschine funktionierte ausgezeichet.

Tage spaeter,nach einem Waschvorgang,fand ich meine Frau sinnend
vor der Waschmaschine.

Die lebt,unterrichtet sie mich.Die Waschmaschine bewegt sich.

Ich packte meinen innewohnenden Ingenieur aus und erklaerte ihr,
dass das nicht moeglich sei und sie einer optischen Taeuschung
unterlegen sei.

Es gelang,sie von ihren duesteren Gedanken abzubringen,bis zu
jenen Tag,wo wir die Maschine einschalteten und zum Einkauf auf-
brachten.

Als wir wieder nach 2 Stunden zurueckkamen,erwartete uns die
Waschmaschine an der Kuechentuere und wollte hinaus.Nur
die Anschlussschlaeuche verhinderten,dass sie sich es im Wohnzim-
mer gemuetlich machte.
Weitere Ausbruchsversuche vereitelten wir,indem wir sie mit einem
staerkeren Draht an die Wand fesselten.

4 Jahre warteten wir auf den Lottosechser,damit wir uns eine neue
Waschmaschine leisten koennen.

Als es vollbracht war und wir uns eine neue Einrichtung geleistet
hatten,schenkten wir die Maschine einen Freund,der dringend eine
brauchte.

Er war voll mit Dankbarkeit,aber ein paar Tage spaeter rief er an.

Du,sagte er und huestelte dabei,wie kann ich die Waschmaschine
arretieren,damit sie uns nicht davonlaeuft ?

Jock


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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #391 am: September 21, 2022, 13:23:15 »

Endlich eigener Chef.

Margot,hoerte ich meinen damaligen Chef sagen,ich muss weg,
aber ich komme heute nicht mehr.

Es war 1968 im Mai und draussen war bestes Fruehlingswetter.

Dieser Satz war wie ein Stich ins Herz.Einmal so frei zu sein,sich
einen Tag freizunehmen,ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen
oder einen Urlaubstag zu opfern.Sein eigener Chef muesste man
sein.

Jahre spaeter,ich sass in meinem Buero und die Sonne lachte schon
seit 2 Wochen vom Himmel.Vom Buerofenster aus sah ich den Aus-
laeufer des Wienerwaldes,kannte den Weg zu der Jausenstation,
wusste,dass eine deftige Jause serviert wird und man einen herr-
lichen Blick auf Wien hat.

Ja,sein eigener Chef muesste man sein.So lange schlafen,wie man
will,kommen,wann man will und auch gehen.

1980 war es dann so weit und ich machte mich selbststaendig.

Doch von der "Freiheit" keine Spur.

Als ich eimal zur Bank musste und hinterher mir einen Kaffee goen-
nte,pfauchte meine Frau,wo ich denn so lange ausbliebe.

In den 20 Jahren,wo ich selbststaendig war,habe ich keinen einzigen
Morgen laenger geschlafen oder bin frueher gegangen.Nicht ein-
mal,wenn die grippioes war und mich todkrank fuehlte.

Da wir erfolgreich unterwegs waren und mit Arbeit ueberhaeuft,
hatte sich eine 6 1/2 Tagewoche eingebuergert.Der Sonntagvor-
mittags wurde verwendet,die Lieferautos zu beladen,um am Mon-
tag keine unnoetige Zeit zu verschwenden.

Fuer den "last exit" aus der Maloche kam mir als Idee,als ich um
1 h nachts einen LKW -Zug auslud und ueberlegte,die Firma zu
verkaufen,ein Segelboot anzuschaffen und ueber die Canaren in
die Karibik zu segeln um endlich die ersehnte Freiheit zu geniessen.

Naja,dazu kam es dann doch nicht und als ich Zeit hatte,schlug
ich die falsche Richtung ein.

Thailand statt Karibik ist es geworden.

Ein Kompromiss ? Vielleicht.

Zwar gibt es Palmen und Straende,doch das Trommeln im Abend-
rot ist nicht zu hoeren.
Stattdessen die Baesse von der Veranstaltung,ueberdeutlich.

Schlafen bis in den spaeten Vormittag verhindern die Hunde,lange
Wochenende,die angereiste Verwandtschaft u.s.w.

Aber ich naehere mich einer Loesung.

Die Antarktis - dort wo es keine Frauen gibt,die zum Grasschneiden
mahnen und soweit ich weiss,bellen und pratzeln Pinguine nicht.

Dort werde ich zum Langschlaefer werden und Fruehschluss machen,
wann es mir passt.

Endlich mein eigener Chef sein.

Jock







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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #392 am: September 24, 2022, 08:53:31 »

So ein Tag,so wunderschoen wie heute.

Es war war schon spaet im Oktober und in zwei oder 3 Wochen
wird der erste Schnee fallen.

Hoch droben im Waldviertel und in den Jahren,wo die Winter noch
richtige Winter waren,hatten sich die Waldviertler schon auf die eis-
gen Tage und den Winterstuermen vorbereitet.

Dier Ernten waren in der Scheune,das Brennholz gespaltet an der
Schuppenwand aufgeschlichtet,die Kohlen im Keller.Die Felder lagen
schon fast alle brach,nur die letzten Kartoffeln mussten noch aus-
gegraben werden.
Schon seit einiger Zeit warteten die Aepfeln,oben auf dem Schrank,
bis sie verzehrt werden und alte Frauen pfluegten die letzten roten
"Hetscherln" von den wilden Straeuchern,die auf den Rainen der
Felder,die erodierenden Winde abwehrend,wuchsen.

Grau und verhangen der Himmel in den letzten Tagen und abends
der dichte Nebeleinfall,wo der Lichtschein der Strassenbeleuchtung
verschluckt wurde.

Um 8 h abends,wo die Geschaefte schon seit 2 Stunden geschlossen
hatten,war kaum noch ein Mensch auf der Strasse zu sehen.Durch die
Gardinen drang warmes Licht hindurch,das damals noch nicht durch
das blaueliche Zucken der Fernseher,gestoert wurde.

Es dauert noch hin,bis wir Kinder Geschenke bekamen.Erst am Niko-
laustag und dann wieder zu Weihnachten.

Die Zwetschen der Krampusse wollte ich nie,aber die feine Baeckerei,
die zu Weihnachten gebacken wurde umso mehr.

Als ich eines Tages von der Schule kam,sass meine Lieblingstante
in der Kueche und brachte mir als Geschenk ein Matchboxauto mit.

Das war der erste Hoehpunkt des Tages.Der zweite Hoehepunkt kam
spaeter,als wir uns zu einen Spaziergang aufmachten.

Den Heumuehlweg hinunter,ueber die Bruecke ueber die Braunau
und zurueck durch den Vogeltenn.
Knoecheltief lag das Laub auf dem Weg,der Himmel war blitzblank,
vorbei am Haus des Musiklehrers,der mir 2 Jahre spaeter ein Ange-
bot machte,das ich nicht ablehnen konnte.

Der Deal war,ich bekomme einen Zweier ins Zeugnis,dafuer musste
ich beim Singen stumm wie ein Fisch bleiben.

Kurz nach dem Haus des Musiklehrers,beim Schloss,die Konditorei
Daum.

Ein winzig kleines Geschaeft,aber oho.Die Duefte von feinster Mehr-
speise,der gebrannten Mandeln und Vanillezucker,waren betoerend.

Als wir eintraten,lagen auf einen Teller Schaumrollen,mit Staubzucker
bestreut,daneben Punschkrapferln mit dem richtigen rosaroten Zucker-
guss und dann erst die Torten.

Die (Hasel)nusstorte,flaumig gebacken mit einer Butter-Schokolade-
Creme gefuellt,ueberzogen mit einer braunen Glasur und Schoko-
ladeverzierung und bestreut mit geriebenen Nuessen.

Die Esterhazytorte,aus gelben Bisquitteig geboren,kaffeeefarbener
Creme ueberzogen und kunstvollem Muster verschoenert.

Eine schwarze Kalorienbombe,namens "Sachertorte"horizontal ge-
schnitten und mit einer duennen Schicht mit Marillenmarmelade
bestrichen,daruber eine Schokoglasur,schwarz wie die Haut einer
jungen Ghanesin.

Eine Auswahl an Teebaeckereien,wie Linzerkipferl,gefuellt mit Marm-
elade und an den Enden in Schokolade getaucht,kleine Kekse,rund
oder sternfoermig,manche mit Marmelade,als Doppeldecker wohl-
feil.

Meine Tante sagte,ich solle mir aussuchen,was ich will.Und ich liess
mir das nicht Zweimal sagen.

Bei Omas Haus angekommen,machte ich mich ran.10.000 Kalorien
schaffte ich zwar nicht,aber ich war auf gutem Weg.

War alles verputzt,zaehle ich die Tage bis Weihnachten bis wieder Feinbaeckerein auf den Tisch kommen wird.

Es waren noch lange,trostlose 58 Tage.

Eine verdammt lange Zeit und daher meine ich.

So ein Tag,(wie der beschriebene)der sollte nie vergeh'n.

Jock





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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #393 am: Oktober 07, 2022, 17:57:24 »

Erste Reise nach London (1972)

Alle,wirklich alle Freunde und Bekannten waren schon in London
gewesen und waren begeistert.

50 Jahre ist es nun her und sie schilderten von den "Swinging sixties"
und dem Einkaufsparadies,das damals London gegolten hat.
Zwar spielten die Beatles nicht mehr auf der Carnaby Street,sondern
in ausverkauften Stadien,Elton John war noch schlank und trug noch
keine roten Brillen,aber durch den Umrechnungskurs waren Ein -
kaeufe billiger als bei uns in Wien.

Alle Welt stroemte nach London,nur ich weigerte mich,wegen meiner
Flugangst.

Auch meine Frau wollte nach London und stellte mich vor die Alter-
native,entweder ich fahre mit oder sie laesst sich scheiden.

Da eine Scheidung gleichbedeutend ist,wie verhungern,musste ich
mich fuegen.

Noch am Gate in Schwechat ueberlegte ich,wie ich mich druecken koen-
nte.But no way out und ich entwarf ein Testament.

Meine Augen waren fest geschlossen,als die Maschine rollte,an Hoehe
gewann und in 10.000 m dem Ziel zuflog.

Als ich nach guten Zureden meiner Frau,doch die Augen oeffnete,sah
ich die schoene Uschi am Nachbarsitz,getrennt nur durch den Gang.

Uschi war kreidebleich und krallte sich an den Sitzlehnen,waehrend
ihr Mann ihr euphorisch zurief,sie solle noch hinunterschauen und die
Welt von oben betrachten.
Ich bin mir sicher,haette Uschi die Moeglichkeit gehabt,haette sie ihn
auf der Stelle ermordet.

Durch ihren bedauernswerten Zustand,erwachte mein Beschuetzer-
instinkt und ich redete ihr gut zu.
Fliegen,dozierte ich,ist das Sicherste was es an Reisemoeglichkeiten
gibt.Der kurze Ruck beim Sinkflug,ruehrt von dem Ausfahren des
Fahrwerks und wir werden seidenweich landen u.s.w.

Durch meine beruhigenden Worte,beruhigte sich nicht nur Uschi,son-
dern auch ich und seither ist meine Flugangst vorbei.

In Gatwick verloren wir kurz Uschi und Christian aus den Augen und
wir fanden uns im Bus zum Hotel wieder.

Was wusste ich ueber London und England ?Wenig,hat mich vorher
auch nicht besonders interessiert.

Eine grosse Stadt ja,Essen ist ungeniessbar und wenn jemand unter
den Schottenkilt Unterhosen traegt,konnte man frueher fuer 7 Jahre
verbannt werden.

Auf der Fahrt zum Hotel,ueberlegte ich,ob ich in dieser Stadt leben
wolle.

Nein,ausser ich habe einen vererbbaren Lordtitel,eine Mansion in
Kent und einen Fuhrpark,bestehend aus einen Rolls Royce Bj 1930,
einem Bentley und einer Mitgliedschaft im "White Club".

Die Strassen zum Hotel eingesaeumt mit falschen Reihenhaeuser
im georgianischen Stil,nur unterbrochen mit "Bingo Halls"und abge-
hetzten Hausfrauen auf der Strasse.

Durch die "Rush Hour" verspaetet,war es schon Dunkel,als wir beim
Hotel ankamen.
Zu spaet,um noch die Stadt zu erkunden.

Ein paar Biere vergoennten wir uns,und als der Waiter rief: "Gentle-
men,it's time" gingen wir zu Bett,denn der naechste Tag hatte ein
reiches Programm vorgesehen.

Jock


Soll ich fortssetzen ?














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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #394 am: Oktober 08, 2022, 12:51:20 »

2.Tag in London

Gleich nach dem Fruehstueck stand eine halbtaegige Stadtrundfahrt
an,die am Trafalger Square endete und waren damit im Herzen von
London angekommen.

Lord Nelson wuerdigte uns keines Blickes,jedenfalls uns,die wir aus
Austria kamen.
Auch wurscht,wir waren eh hungrig.Doch bevor wir ein Restaurant auf-
suchen konnten,mussten wir vorerst zur Bank,um unsere Traveler-
Cheques einzuloesen.

In der Bank war Stille,wie in einer Kirche.Wir wurden mit "Sir" ange-
sprochen und unsere Cheques in einem Buch eingetragen,wo wahr-
scheinlich der erste Eintrag ein Datum von 1666 traegt.

Es ist bekannt,dass die Englaender gerne Wetten abschliessen.Von
der Farbe des Hutes der Queen bis zur Konsistenz der koeniglichen
Pferdeaepfel ihrer Roesser,ist alles dabei.

In einer Spelunke,die von einem turbantragenden Inder betreut wurde,
kehrten wir ein.
Da es weder Schweinebraten noch Schnitzel gab,bestellten wir "India-
Food"."Very delicious" meinte er noch.

Wir gingen bald,nachdem wir ein wenig im Essen gestochert hatten
und schauten uns nach einem "McDonald's" um.

Derweilens forderte der Inder von seiner Koechin eine ganzes Pfund,
als Wettschuld ein,weil es ihm gelungen war,das Essen von der ver -
gangenen Woche,doch noch zu verkaufen.

Danach streunten wir durch die Stadt und waren erstaunt ueber die
Dichte der Rolls und Bentley,die uns fast geraeuschlos passierten.
Und ueber die grossstaedtischen Haeuserensemble und der edlen
Geschaefte,wo hoechste Diskretion gewaehrleistet wird,wenn man
einen Artikel ordert,die zum Handwerkszeug einer Domina zuzuordnen
waere.

Mit grossen Bauchweh,besuchte ich die St.Paul Cathetral und deren
Balustrade in der Kuppel.
Nicht,weil ich Hoehenangst haette,aber ich habe groesstes Misstrauen
in der Berechnung der Statik.
Ein Ziffernsturz vor ueber 300 Jahren und mein Kampfgewicht von 75,
besser 78 Kg.,koennen den Tropfen bewirken und das Bauwerk ein-
stuerzen lassen.

Was war ich froh,als wir im Hyde - Park angekommen waren.

Aber davon das naechste Mal.

Jock








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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #395 am: Oktober 10, 2022, 13:42:22 »

Die Assoziation die ich von London hatte,war Nebel und graus-
iges Wetter Ende Oktober.

Das Geklappere der Droschkenpferden,die Dr.Watson zu Mr.
Sherlok Holmes brachte,war mir in den Ohren.Wie ich ueberhaupt
die Wohnung von Mr.Holmes gut kannte.
Da der Lehnstuhl vor dem offenen Kamin,dort der Pfeifenstaender
und die Violine.

Statt die Hand vor den Augen nicht zu sehen,war praechtiges
Wetter und die Zeitungen titelten "suddenly it's sumnmer".

Im Hyde-Park sassen wir im Gras und sahen den Fliegern zu,die
am blauen Himmel Kondensstreifen zogen und Destinationen zu-
flogen,die zauberhafte Namen trugen.Bangkok,Sydney,Ulan-Bator,
Dehli oder New York,damals fuer uns noch unerreichbare Ziele.

Ja,so ist eine Grossstadt,kein Vergleich mit dem Dorf,namens Wien,

Egal,wo wir aus der Underground ausstiegen,immer war es gross-
staedtisch.Vom British Museum bis zu Mark & Spencer auf der Re-
gent-Street,die zum koeniglichen Estate gehoert.

Abends nachdem wir  die Neonbeleuchtung des Picardilly-Circus be-
staunt hatten,fuhren wir zu einem Pub,der einer der aeltesten von
London gezaeht wird.

Draussen stehend,es war ja warm,gesellte sich ein Landsmann zu
uns,der gerade nach 1 1/2 Jahren ein paar Tage Urlaub machte.

Er erzaehlte,er sei Fliesenleger und arbeitet in den Emiraten bei einer
Firma,die die Inneninstallationen und Fertigungsarbeiten bei den
neu erichteten "Tuermen"auszufuehren hat.

Neben reichlichen Grundlohn,der Trennungszulage, Hitzezuschlaege
und Kamelkgeruchsabgeltung oben drauf zu kassieren ist,gibt es eine
reichliche Praemie,wenn das Objekt vor dem Fertigstellungstermin
ueber geben werden kann.

Er nannte die Summe,die er lukrierte und ich bekam nasse Augen
und war der Ohnmacht nahe.

Drei Glas Bier spaeter stand mein Entschluss fest.Ich werde eben-
falls nach Dubai fahren und dort Fliesen verlegen.Hatte ich doch bei
mir im Vorgarten 3 m2 Bodenfliesen verlegt und kann das.

Meiner Frau eroeffnete ich,sie wird wohl alleine nach Wien zurueck
fliegen muessen,weil ich nach Dubai muss und mit den Schaetzen
des Orients zurueckkehren wolle.

Sie verschluckte sich erst beim Bier und dann riet sie mir dringend
davon ab.

Nachtraeglich muss ich ihr recht geben,denn die Qualitaet meiner
Fliesenarbeit koennte die Wuestensoehne veranlassen,mir beide
Haende abzuhacken.

Naechsten Tag waren wir auf dem Rueckflug.Ich war heiter und froeh-
lich,nur Uschi war angespannt und schweigsam.In Schwechat teilte
sie uns mit,dass sie ihr ganzes Leben in kein Flugzeug mehr steigen
wird.

Sie hielt Wort bis wir uns wieder im Flieger nach Rom sahen.

Jock



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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #396 am: Oktober 14, 2022, 14:45:15 »

Trostlos und oede war unser Arbeitsleben in der Schuhfabrik.

7 - 17 h,die selben Kolleginnen und Kollegen,sie selbe Arbeit,
Tag fuer Tag,Woche fuer Woche,Jahr fuer Jahr,bis die langersehnte
Pensionierung anstand und man die laestigen Vorgesetzten ver-
gessen kann.

Muss das so sein ? Kann man ausbrechen ?

An einem wunderschoenen Herbstsonntag,formatierten meine zu-
kuenftige Frau und ich,unser gemeinsames,besseres Leben.

Ich weiss noch heute,wie wir angezogen waren.Meine Frau (gerten-
schlank)hatte ein hellgraues Kostuem an,wo sie darunter eine schot-
tenkaro rotkarierte Weste trug,dazu weisse Bluse und Stoeckelschuhe,
waehrend ich (auch gertenschlank)im dunkelgrauen Anzug daherkam.

Wir fuhren (Strassenbahn) nach Hietzing zur Kennedybruecke und
strolchen von dort aus durch die herrschaftlichen Villen der Schoenen
und Reichen.
So eine werden wir einst auch besitzen,nahmen wir uns vor und eben-
falls wird ein Benz vor der Villa parken.

Die zurueckhaltende Noblesse,die die ehrwuerdigen Gebaeude aus-
strahlen,vermitteln unweigerlich das Gefuehl "my home is my castle".
Alles Unbill der Welt bleibt vor dem Gartentor und wenn eine Tasse zu
Boden faellt,raeumt das Dienstmaedchen die Scherben weg.

Die Gassen in Hietzing sind meist mit uralten Baeumen gesaeumt und
ich wusste,wo einige bedeutende Persoenlichkeiten wohnen.
Da die Villa der Frau Schratt,dort die Villa des Herrn Kom.Rat V.,drueben
die beliebte Schauspielerin Susanne R.und endlich die Villa des,mir
bekannten,Promizahnarztes Dr.Z.mit seiner jungen Frau.

Dr.Z war etwas genervt,als er an meiner Arbeitsstelle anrief und frug,
wo seine Masshemden blieben ? Schliesslich wolle er in den Urlaub
fahren.
Mir wurde daraufhin ein Fahrrad untergeschoben,das Paket mit den
Hemden in die Hand gedrueckt und mir die Order gegeben,so schnell
wie moeglich die Adresse anzufahren.

Wie schon erwaehnt,Dr.Z. war ein Zahnarzt fuer die Prominenten und
er schaute nur in die Muender jener Clique Leute die es gewoehnt sind,
statt eines rosenen Krankenscheins,die Brieftasche zu zuecken oder
einen Scheck auszustellen.

Seine Frau,die auch Zahnaerztin war,behandelte die Normalos.

Als ich ankam,wurden gerade 2 Schweinslederkoffer in den Kofferraum
des offenen Cabriolets verladen und dann sollte es Richtung Italien
gehen.
Bis Amalfi wolle man sich Zeit lassen,in den besten Hotels zum Ueber-
nachen absteigen und sich die Spezialitaeten der Kueche servieren Las-
sen. Geld spielt keine Rolle und Zeit auch nicht.

Ich erhielt ein grosszuegiges Trinkgeld,das 5 ATS ausmachte,wovon ich
sofort die Haelfte versoff,da ich wegen der Sommerhitze durstig ge-
worden war.

Am Ende des Rundgangs durch Hietzing lud ich meine Begleitung zum
Eis neben dem Parkhotel Schoenbrunn ein.
Wir sprachen nicht viel.Ich war beschaeftigt mit dem Einrichten der
Bibliothek neben dem Herrenzimmer und meine Zukuenftige,be-
sprach offensichtlich den Speiseplan fuer die Abendgesellschaft mit
der Koechin.

Das ist jetzt fast 60 Jahre her und ich koennte heulen,wenn ich da-
an denken,was alles nicht eingetroffen ist.

Jock


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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #397 am: Oktober 15, 2022, 09:17:10 »

Der Staatsbesuch des Negus in der Schweiz,Oesterreich und BRD.

"Negus" ist eigentlich abwertend fuer den Kaiser von Abessinien,
denn der volle Titel lautete :Koenig der Koenige,Auserwaehlter Gott,
Verteidiger des Glaubens und Messias der Rastafanis.

Als er,der auch Haile Selassi genannt wurde,im November 1954 die
Schweiz mit seinem Besuch beehrte,war er nicht das erste Mal in
Genf.
Schon 1935 war Haile Selassi in Genf,um vor dem Voelkerbund,gegen
den Einmarsch der Italiener zu protestieren.

Jedoch die Schweizer behandelten ihn als Aussaetzigen und liessen
ihn zu verstehen,dass er auf keinen Fall in der Schweiz bleiben kann
und er sich zu verpissen habe.

1954 kam er wieder und er hatte eine offene Rechnung,die er von der
Schweiz begleichen lassen wollte.

1954 hatte die Schweiz schon 106 Jahre Bestand,aber der Besuch des
Kaisers von Abessinien war erst der 6.Staatsbesuch,den das Land em-
pfangen konnte.

Da wollten sich die Schweizer nicht lumpen lassen und quartierten
den Gast in einem Schloss ein.
Die Moebel dafuer musste man sich vom Nationalmuseum ausleihen,
die Teppiche ebenso,ein Zentralheizung wurde eingebaut und um
18.000 Franken eine "goldene" Badewanne angeschafft.

Als der Kaiser 3 Tage spaeter nach Oesterreich abfuhr,fehlte ein kost-
barer Teppich und die Badewanne blieb unbenutzt.

Als Dank fuer Gastfreundschaft,hinterliess der Negus,eine silberge-
rahmte Fotografie,2 Negerspeere und ein Holzschild.

Das uebliche Dankschreiben fuer die Gastfreundschaft kam erst viele
Monate spaeter in der Schweiz an.

In Wien,seiner naechste Station,war der rote Teppich am Wr.West-
bahnhof ausgelegt und die Regierung hiess den Staatsgast,seine
Entourage samt 3.000 Kg.Reisegepaeck,herzlich willkommen.

Einquartiert wurden sie im Hotel Ambassador,mitten in der Innenstadt.

Waehrend des ueblichen Programms,wie Empfang bei BP Koerner,
Fruehstueck beim Kanzler,Eintragung ins Goldene Buch der Stadt Wien,
Sonderauffuehrung der Staatsoper u.s.w.,verlor der Chefkoch des
Hotels kurz die Fassung.

Plotzlich stand der Leibkoch des Kaisers in der Hotelkueche und ver-
lange eine Ziege,die er im Hinterhof schlachten wolle und am offenen
Feuer fuer seine Majestaet zu braten gedenkt.

Mit Mueh und Not konnte man ihn ueberzeugen,dass die Reise eine
all inclusive - Reise sei und er nicht kochen muss.

1954 war Oesterreich noch ein militaerisch besetztes Land,das von
den Russen gepluendert worden war und  die abessinische Delegation,
nicht rechnen kann,eine erklaeckliche Entwicklungshilfe mitzunehmen.

Daher liess man den roten Teppich wieder ausrollen und verabschied-
ete den Kaiser Richtung Deutschland,wo er eine reichliche Beute mit-
nahm.

In Hamburg,wo der Staatsbesuch ankam,wurde er gerne erwartet,
denn es war ueberhaupt der erste Staatsbesuch,denn die junge
Republik empfing.Das hatte innenpolitische,aber auch aussenpolitische
Signalwirkung.

Der Kaiser liess sich nicht lumpen und in der Erwartung einer groeberen
Entwicklungshilfe,waren auch die Geschenke dementsprechend.

Die Stosszaehne eines Elefanten auf einer Marmorplatte und ein ver-
silberter,reichverzierter Schild,waren kostbare Ueberbringsel und lok-
kerten den Verschluss der Staatskasse.

Ich war schwer beeindruck vom Kaiser Haile Selassi,den er hatte
zahme Loewen als Haustiere,die frei im Palast herumliefen.

Solche haette ich auch gerne gehabt,aber Grossmutter war nicht da-
zu bereit,welche anzuschaffen,
Wusste sie vielleicht,dass die Loewen fallweise das Personal dezi-
mierten ?

Jock



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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #398 am: Oktober 16, 2022, 11:45:55 »

Tischerlruecken

An einem wunderschoenen Herbsttag versammelten sich 4 Paare
in meinem Haus,um zu saunieren.

Wir waren alte Bekannte und es war schon ein Ritual,dass es dabei
Gulyas gab,zwischendurch einen Aufguss zu zelebrierten ist und Neu-
igkeiten auszutauschten sund.

Wir Maenner sprachen ueber die Fussballergebnisse,ueber den Job
und andere wichtigen Dinge,waehrend die Frauen sich den Frauen-
themen widmeten.

Uebrigens,sagte die Lore,ich war letzten Mittwoch Tischerlruecken
und da kam der Gerhard wieder und hat sich bei mir gemeldet.

Tischerlruecken,hohoho,spotteten wir Maenner,bei Kerzenschein und
knapp um Mitternacht ?

Nein,nein,antwortete die Lore,am Nachmittag bei Sonnenschein.Aber
wenn ihr wollt,wir koennen das auch hier machen.Naechstes Mal
bringe ich Tischchen mit,meine Tochter als Medium und ein weisses
Packpapier.

Zwei Wochen spaeter war es soweit.Knalliger Sonnenschein,15 h.

Das Packpapier wurde auf dem Esstisch gelegt,das kleine 3-beinige
Tischchen,wo an einem Bein ein Bleistift befestigt war,draufgestellt.

Dann sassen wir drumrum und legten leicht eine Hand an das Tisch-
chen.Muessen wir stumm bleiben ?
Nein,nein,wir koennen uns natuerlich unterhalten,erklaerte uns Lore.

Nach ein paar Minuten,bewegte sich leicht das Tischchen.

Und was dann geschah,kann ich mir und die anderen Maenner,uns
zum heutigen Tag nicht erklaeren.

Das Medium frug:"Wer bist du ?"und als Antwort kam mit kindlichen
Buchstaben geschrieben "Gerhard".
Wie alt bist du?,die naechste Frage und die Antwort "9".
Auf die Frage:"Wie bist du gestorben ?",kam die Zeichnung eines
brennenden Autos.
Wir liessen Gerhard einen Chistbaum zeichnen und es kam ein Christ-
baum u.s.w.

Nach einiger Zeit wurde die Energie schwaecher und wir frugen,ob
er muede sei.Ja,war die Antwort und wir schickten ihn Ausrasten.

Wir Maenner waren immer noch mehr als skeptisch und stellten
selbst Fragen.

Ich frug meine Grossmutter,wie alt sie war,als sie gestorben ist.
Die Antwort "79" . Das wusste von der Runde nur ich.
Auch andere von der Runde riefen Verstorbene (nicht nur Verwandte)
und stellten Fragen,deren Antworten nur sie kannten.

Die spoettischen Bemerkungen von uns Maennern war laengst ver-
stummt und als wir in die Sauna gingen hatten wir Gaensehaut.

Unsere Frauen machten noch eine zeitlang weiter,frugen u.a.John F.
Kennedy,ob er weiss,wer ihn erschossen hat.Er weiss es,teilte er
ihnen mit,nannte aber keine Namen.

Auch Fragen,die die Zukunft betreffen,wurden nicht beantwortet.

Jedenfalls,wegen dieser Erfahrung war der Saunatag sehr kurz und
als ich fuer den naechten Saunatag einlud,kam die Zusage mit der
Einschraenkung,aber ohne Tischerlruecken,bitte.

Das ist jetzt mehr als 30 Jahre her,aber Gaenshautfaktor ist immer
noch,wenn ich daran denke und auch die offene Frage,ob es Phaeno-
mene zwischen Himmel und Erde gibt.

Jock













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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #399 am: Oktober 24, 2022, 13:43:30 »

Die Limonadenhersteller in Oesterreich.
(Coca-Cola,Red Bull und ein gefaehrlicher Konkurrent aus
Schrems)

Die Geschichte von Coca-Cola in Oesterreich begann 1929
in Vorarlberg.Dort erwarb ein Unternehmer die Rechte Coca-
Cola in Oesterreich zu verkaufen.

Der WK II stoppte jedoch eine weitere Entwicklung und erst 1953
konnte man langsam Coca-Cola wieder in Oesterreich kaufen.

Bis Coca - Cola im Waldviertel erhaeltlich war dauerte es noch gut
2 Jahre und es war nicht gerade ein Selbstlaeufer.

Das Potential das in der Limonade steckte,erkannte der Inhaber
des "Waldviertler Hof" (Stinauer)und ging daran ein eigenes Cola-
Getraenkt zu produzieren.

Der Waldviertler Hof war einst das eleganteste Hotel in Schrems,
mit Cafe,Restauration und zwei oder drei Fremdenzimmern.
Auf der Reklametafel konnte man lesen,dass es Wiener Kueche,
Schwechater Biere und Noe.Land-und "Gebirgsweine" gab.
(Gebirgsweine die man wahrscheinlich aus Rieden auf 3.000 m
gerebelt hat).

Mitte der 1950. war der letzte Sommerfrischler,der ein Zimmer
bewohnte verstorben und auch sonst liefen die Geschaefte flau.

Deshalb,weil 80 % der Bevoelkerung von Schrems diese Lokalitaet
aus politisch-ideologischen Gruenden mied,und der Rest,also die
Bourgeoisie (Baecker,Schmiede,Sattler,Greissler und Milchfrau),
nicht bekannt waren,die Nacht zum Tage zu machen.

Mit jedem Jahr wurde die Sorgenfalte des Besitzers steiler und er
erkannte,dass er das Ruder herumreissen wird muessen,um nicht
in den Konkurs zu rutschen.

So beschloss er,der Coca- Cola - Company,in Atlanta das Fuerchten
zu lehren.

Er begann ein Colagetraenk zu produzieren und zu verkaufen.

Es war allerdings nur einige,wenige Monate am Markt.

Fehlendes Marketingkonzept,kein Werbeetat und eine vorsintflut-
liche Abfuellanlage,bestehend aus einem Kessel,wo die schwarz-
braune Fluessigkeit wabbelte,einem Trichter und einer Schoepfkelle,
waren nicht die geeigneten Grundvoraussetzungen,Milliardaer zu
werden.

Ich trank es nur einmal und weiss heute nicht mehr,wie es schmeckte.

Kann sein,dass man mit den Restbestaenden,lahmende Pferde be-
handelte,jedenfalls verschwand das "Stinauer-Cola"aus dem Ge-
daechtnis als Getraenk und nur die graubaertigsten 80 jahrigen
Maenner,koennen sich vielleicht noch dunkel daran erinnern.

Maenner vielleicht ja ,doch keine Maedchen,die heute jung ge-
bliebenen Golden Girls,durften damals keine Cola trinken,weil dieses
als hoch giftig eingeschaetzt wurde und ihre Heiratschancen herab-
setzen koennte.

Wenn ich mir den Siegeszug von Red Bull so ansehe,kommt mir der
Verdacht,Herr Stinauer hat zu frueh aufgegeben.

Jock











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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #400 am: Oktober 26, 2022, 11:42:16 »

Der ueberaus hoefliche Krieg

@Goldfinger liegt falsch,wenn er behauptet,die USA wurden nie-
mals auf ihrem eigenen Gelaende angegriffen.

1814 erfolgte so ein Angriffskrieg durch die Briten,in dessen Folge
auf dem Weisse Haus der Union Jack wehte und dann das Gebaeude
niedergebrannt wurde.

Bemerkenswert ist jedoch,dass sich dieser Krieg durch Hoeflichkeit,
Verstaendnis fuer die angegriffe Bevoelkerung aber auch durch
Pluenderung eines speziellen Kleidungsstuecks,in die Annalen einging.

Casus belli war die Verwuestung durch amerikanische Truppen der
(kanadischen) Stadt York,das heutige Toronto.
Dieses Ereignis schrie nach einen Rachefeldzug der Briten und am
23.August 1814 marschierten ca. 4.000 britische Soldaten in die
USA ein.

Bei der amerikanischen Stadt Bladensburg sollte die Schlacht ent-
schieden werden.
Selbst der damalige US-Praesident Madison fand sich auf einer Ehren-
tribuene ein und wollte den sicheren Sieg miterleben.

Als die Briten in die Stadt einrueckten,fanden sie keine amerikanischen
Soldaten vor,weil sich diese auf einen nahen Hoehenzug verschanzt
hatten.
Die Fairness,die die Amerikaner walten liessen,schaetzten die Briten
hoch ein,denn die Ami's liessen alle Bruecken ueber den Anacostia-
River unbeschaedigt stehen,was ihnen aber auf die Fuesse fiel,weil
die Briten das Scharmuetzel gewannen.

Sodann machten sich die Briten auf,um Washington zu erobern,zu
pluendern und in Brand zu stecken,auch Gebaeude,die auf dem Weg
lagen.

Und dabei entstand folgender Dialog :

Britischer Offizier : Madam,ich bin untroestlich,aber ich muss ihr
                            Haus niederbrennen.

Die Frau des Hauses: Sir,das kommt mir ungelegen und ausserdem,
                            wenn mein Haus brennt,brennen alle anderen
                            auch nieder.

Britscher Offizier : Nun,wenn das so ist,verzichten wir darauf.Ich
                           bitte sie,die Stoerung zu entschuldigen.

Beim Weissen Haus angekommen und nachdem der Union Jack am
Dach aufgezogen war,erwartete die Briten ein fuer 40 Personen ge-
deckter Tisch und feinste Speisen.
Zuerst verspeisten der Oberbefehlshaber Ross und Admiral Cockburn
das Festmahl,dann pluenderten sie die Raeumlichkeiten und ent-
wendeten dabei einen Hut des Praesidenten Madison,sodann legten
sie Feuer.
Dabei wurde nicht vergessen,einen Toast auf den englischen Prinz-
regenten auszusprechen.

Die Englaender zogen sehr bald wieder ab und die Amerikaner bauten
das Weisse Haus wieder auf.

Also von wegen,die Amerikaner wurden niemals auf ihrem eigenen
Territorium angegriffen.

Und es blieb nicht beim einzigen Mal.Hat @Goldfinger Pearl Harbor
vergessen ?

Jock




                           

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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #401 am: Oktober 30, 2022, 15:34:29 »

Oesterreich verarmt.

Bald nach dem Tod der Milliardaerin Heidi Horten,folgte der naechste Nackenschlag.

Der reichste Oesterreicher,ein Herr "Didi" Mateschitz schloss seine
guetigen Augen fuer immer und hinterlaesst ein betroffendes Land.

Milliardaer war er und ein grosszuegiger Mensch.Mit seinen unge-
heuren Vermoegen von bis zu 29 Mrd.,ging er fuersorglich um.

So sorgte er,dass ein schlacksiger Hollaender ein Jahreseinkom-
men von wahrscheinlich 30 Mio beziehen kann und sich einen
Privatflieger leistet,um von Arbeitsstelle zu Arbeitsstelle bequem
anzureisen.

Aber nicht nur Auslaender,wie eben dieser Herr,sondern auch
andere Auslaender aus Mexico oder Australien,standen unter der
Gnadensonne des Herrn Mateschitz.

Nicht zu vergessen,sein "Board",also seine Fuehrungskraefte,sind
internationaler Herkunft.Es waere ja zu erwarten gewesen,dass
ein Herr Sebastian Kurz ebenfalls dort andockt,aber der Herr Mat-
eschitz duerfte ueber eine feine Nasse verfuegt zu haben.

Man muss aber gerecht sein,auch Oesterreichern wurde geholfen.

Fuer ein altes,verarmtes Muetterchen aus der Steiermark,ueber-
nahm er die monatliche Medikamentenrechnung von 75,90 +
Rezeptgebuehr von 6 Euro.
Oder er kaufte bessere Bruchbuden auf und liess sie restaurieren.

Mit Herrn Mateschitz,wie man hoert,war nicht gut Kirschen zu es-
sen.

Ein Herr Felix Baumgartner schlug bei seinem Atmosphaerensprung
gleich zweimal auf.
Einmal,als er koerperlich den Boden beruehrte  und davor schon,
weil ihm Herr Mateschitz die Freundschaft kuendigte.Nur des-
wegen,weil Herr Baumgartner das Wort "Red Bull" nicht ueber die
Lippen brachte.

Ueber 400 Mio Euro,war letzten Jahres sein Gewinnanteil fuer die
49 % am Konzern.

Da erblasse ich vor Neid,denn mein eigenes Wundermittel,hat bis-
her Null Umsatz gebracht und natuerlich auch keinen Gewinn.

Dabei hat es gleiches Potential,wie Red Bull.

Ich nehme die Gelegenheit wahr,nochmals dafuer Werbung zu mach-
en.

200 ml.Wasser vom Warzenstein,verjuengt Damen um 20-30 Jahre
und kostet nur 5.000 THB.

Waere doch gelacht,es nicht zu schaffen,mit Herrn Mateschitz
gleichzuziehen und ihn zu uebertrumphen.

Ich hoffe doch,dass es mir in den naechsten Jahren gelingen wird,am
Friedhof der reichste Mann zu werden,wenn schon nicht der Reichste
von Oesterreich.

Jock



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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #402 am: November 03, 2022, 10:03:48 »

Einbuergerung von Auslaendern in die Eidgenossenschaft

Viele konservative Schweizer finden den hohen Auslaenderanteil
der Bewohner in der Schweiz,als verdammenswerten Grund,
dass sich so etwas wie Modernitaet und Weltoffenheit einstellt.

So um die 25 % betraegt der Auslaenderanteil derzeit und jedes
Jahr wird er hoeher.
Da haette man schon laengst die Bremse anziehen sollen,rufen die
Einen und verlangen radikale Massnahmen,dass "Heidi" in den
Bergen,wie je und eh,gekonnt die Kuheutern behandeln kann.

Eine Moeglichkeit,die glaube ich verworfen wurde,den Auslaender-
anteil drastisch zu senken,waere die Verpflichtung eines Nachweises
des Jodelns.(Des Jodelns,nicht des Juchzerers !!!)
Selbstverstaendlich wuerde eine Pruefung nicht nur einen praktischen
Teil,sondern auch einen theoretischen Teil umfassen.

Vorarlberger,die Schweizer werden wollen,taeten sich leichter,als
Paschtunen aus Afghanistan oder der @Norwegerklaus.

Natuerlich wuerden auch Einbuergerungsvorbereitungskurse gute
Dienste leisten,wo den Aspiranten beigebracht wird,dass auf "Dudeli"
stets das "Dudeloe" folgen muss und nicht etwa das "Duedela".

Hat ein Aspirant das Jodeldiplom erhalten,koennte sich auch die
Voraussetzung zur Einbuergerung,die sich jetzt auf einen 10-jaehr-
igen Aufenthalt in der Schweiz beruft,auf die Haelfte verkuerzen
und vielleicht auch in Zukunft eine visafreie Einreise fuer einen
laengeren Aufenthalt in Thailand,ermoeglichen.

Jock









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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #403 am: November 04, 2022, 08:32:55 »

Der Dressman

Nachdem meine Frau ihr Telefonat beendet hatte,wandte sie sich mir
zu und informierte mich,dass ein paar Freundinnen bei uns ueber-
nachten werden und am naechsten Tag Richtung Chiang Mai fahren
werden - zu einem Tempel.

Dann raeumte sie das Wohnzimmer um,um Platz zu schaffen,da-
mit die Damen dort die Nacht verbringen koennen.

Die Sitzgruppe wurde an die Wand geschoben und wohlgepolsterte Liegematten aufgelegt.
Gleichzeitig wurde mir verboten,waehrend der Anwesenheit der
Damen,die zur Kemenate umfunktionierte Raeumlichkeit zu be-
treten.

Das bedeutet Einschraenkungen der Beweglichkeit im eigenen
Haus.

Spaeter fuhr ein schwerer SUV vor und 5 aufgekratze Frauen ent-
stiegen dem Fahrzeug.
Der Wai mir gegenueber war reine Formalitaet und eine Sekunde
spaeter war ich vergessen,denn meine Frau hatte ein opulentes
Mahl vorbereitet und dann gab es ja noch viel zu erzaehlen.

Naechsten Morgen herrschte volle Betriebsamkeit.

Meine Frau kaufte den Markt leer,dann ertoenten Geschirrgeklap-
pere und feine Duefte erreichten meine Nase.
Nebenan im "Schlafzimmer" der Damen ehob sich der Geraeusch-
pegel durch das Geplappere,das auch nicht unterbrochen wurde,
als sie sich die Augenbrauen schwaerzten,das Rot der Lippen auf-
frischten und das Make-up anlegten.

Sodann eilten sie in die Kueche um sich zu laben.

Zu dieser Zeit war ich nicht mehr existent,war vergessen,einfach
nicht wahrnehmbar,in Luft aufgeloest - was mich doch ein wenig
stoerte.

Da griff ich zur Selbsthilfe.Ich zog meine weisse lange Hose an,das
frischgebuegelte Hemd,band mir eine feuerrote Krawatte um,das
rote Stecktuch im fein rot-weiss gestreiften Sakko sass perfekt und schluepfte in die auf Hochglanz polierten Schuhe.

So ausstaffiert betrat ich die Kueche und wuenschte der Gesell-
schaft einen Guten Morgen und machte mir Kaffee.

Augenblicklich verstummte das Stimmengewirr und 6 Augenpaare
starrten mich an.

Nach zwei oder drei Schrecksekunden,hoerte ich die Stimme meiner
Frau."Wo gehst du hin ?"Die Tonlage war Erstaunen,Erschrecken,Un-
glaeubigkeit und als Bestes - Angst.

Ich ignorierte die Frage und badete im vielstimmigen Chor,woraus ich
ein vielfaches "handsome" und "very elegant" vernahm.

Beilaeufig erklaerte ich den Damen,dass ich mein Sakko aus Mailand
einfliegen habe lassen und es sauteuer gewesen ist.
(Was eine pure Uebertriebenheit ist,denn dieses Sakko habe ich vor
fast 20 Jahren im Ausverkauf bei Peek&Cloppenburg auf der Maria-
hilferstrasse um 69 Euro gekauft).

Ich kam nicht umhin,dass ich mich mit jeder einzelnen Dame ab-
lichten lassen musste,was ich geduldig hinnahm.

Sobald das Auto mit der weiblichen Fracht um die Ecke gebogen
war,zog ich mich um.

In der Short,wo sich Fransen am linken Hosenbein zeigen,das ver-
waschene T-Shirt und die nackten Beine der Sonne ausgesetzt,ge-
noss ich den 2.Kaffee und war sicher,fuer die naechsten 100 Km
war ich Gespraechsstoff bei den Damen.

Ich war wieder wer und meine Frau wird den Neid der Damen,wegen
des hervorragenden Gentleman,der sich zu Kleiden weiss,gerne er-
tragen.

Jock






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Seeteufel

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #404 am: November 04, 2022, 09:56:18 »

Danke Jock. Wobei, es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die Thai-Frauen gleichen. Was aber nicht negativ gemeint ist, sehr ähnlich werden die Thais über uns denken. Enorme kulturelle Unterschiede eben, die es bisweilen ja auch sehr interessant machen.
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