Am naechsten Morgen ist Italien so,wie es Goethe beschrieben
hat.Der Himmel wolkenlos,die Sonne lacht vom Himmel,nur
die bluehenden Zitronenbaeume sind nicht zu sehen,sondern
bluehender Oleander und ein paar Akazienbaeume,die spaerlich
Schatten spenden fuer das Auto.
Der Schatten fuer das Auto ist wichtig und so ist man froh,wenn
man einen ueberdachten Parkplatz hinterm Hotel oder Pensione
findet.Vorsichtshalber deckt man die Vorderreifen noch mit einer
Pappe ab.
Man hat "pensione completa" gebucht,was bedeutet,Fruehstueck,
Mittagsessen und Abendessen.
Obwohl die Italiener unter der Woche eher Fruehstuecksmuffel
sind,haben sie sich den Vandalen aus dem Norden insoferne unter-
geordnet,indem sie neben dem Cappuccino auch andere Speisen
aufbieten.Nur das Salzstangerl sucht man vergebens.
Gleich nach dem Fruehstueck eilt man zum Strand.Endlich das blaue
Meer,das bei naehren Hinsehen sich eher als gruen-grau zeigt.
Egal,Meer ist Meer und alsbald hat man einen Platz unter einem Son-
nenschirm zugewiesen bekommen.Gegen Tausch einer handvoll von
Geldscheinen hat man sein Strandrefugium in der Groesse von ca.
4 m2 ergattert.
Zwar ist kurz nach 9 h der Strand noch leer und ladet zum Strandeln
ein,doch wehe dem,der vergisst Sonnencreme aufzutragen.
In dem Fall wird ab 16 h jede Beruehrung von einem leisen Wimmern
begleitet.
Nur eines fehlt einer Familie aus Wien zur Glueckseligkeit - die Kronen-
zeitung oder der Kurier.
Erst ab 11 h treffen die deutschsprachigen Zeitungen ein und sind bald
ausverkauft.
Der Sportteil fuer den Herren,das Horoskop und das Scheidungsdrama
eines Prominenten fuer die Dame,sind fuer geraume Zeit Garanten,
dass Bella Italia in den Hintergrund rueckt.
Abends nach dem Abendessen geht man die endlose Via Garibaldi ab
auf der Suche nach einem Schnaeppchen.
Es ist zwar kein Schnaeppchen,was die Frau in einem hochnoblen
Handtaschengeschaeft entdeckt,aber bei ihr Ueberlegungen kreisen
laesst,um die Frage,ob dieses schicke Ding mit vergoldeten Be-
schlaegen,es wert ist,dafuer in die Knie zu gehen.
Um 22 h,eine Zeit,wo man in Wien schon daran denkt,die Lichter zu
loeschen,ist man noch quitschvergnuegt und goennt sich einen Eis-
becher oder eine Portion Cozze gratinata.
Die Urlaubsroutine hat sie fest in Griff. Fruehstueck,Strand,Mittags-
essen,Strand,Duschen,Abendessen und dann die Jagd nach einer
Lederjacke,Schuhe oder sonstigen Sachen,die man in Wien nicht
bekommt.
Diese Routine wird unterbrochen,wenn man beschliesst,meist am
Samstag,Venedig zu besuchen.Den Kindern will man ja die Welt
zeigen.
Viele vergessen dabei,dass in den Adern der Venezianern,levant-
inisches Blut fliesst und nicht ohne Grund Venedig reich wurde,
Der finanzielle Ablass beginnt schon im Parkhaus.Fuer 40.000 Lire
kauft man keine Anteile an der Immobilie,sondern nur das Parken
fuer ein paar Stunden.
Da man weiss,dass eine Gondelfahrt zum Markusplatz ein Vermoegen
kosten wuerde,macht man sich auf Schuster's Rappen auf.
Prompt biegt man falsch ab und ist 15 Minuten spaeter wieder an
der Stelle,wo man falsch abgebogen ist.
Mit Mueh und Not erreicht man San Marco und stellt fest,dass die
Kinder null Bock haben,die Welt kennenzulernen.
Dafuer sind sie hungrig.
Das kleine Ristorante in einer Nebengasse hat weisse Tischdecken
aber alle Preise auf der Speisekarte weisen hoehere 5 stellige Be-
traege aus.
Ach was ? man hat nur einmal im Jahr Urlaub und versucht heraus-
zufinden was Aracini oder Rigatoni al forno sind.
Bestellt wird aber Cotoletta alla milanese,weil man das von Zuhause
kennt und die Kinder das auch essen werden.
Ein kleines Malheur passiert,wenn man zahlen will und laut ruft:
"Pagare prego"statt "il conto,per favore" im leisen Ton dem Kellner
signalisiert,man wuenscht die Rechnung.
Es kann sein,dass ein franzoesischer Gast zusammenzuckt,wenn er
"pagare" hoert und sich zum Kampf aufgefordert sieht.
Finanziell ausgeblutet verlaesst man Venedig und steuert sein Hotel
an,wo schon Aergernis wartet.
Der schattige Parkplatz ist durch ein anderes Auto belegt.Ein anderer
entmenschter Gast,hat nur gewartet,bis der Parkplatz freigeworden
ist und hat sich dort ruecksichtslos eingeparkt.
Damit ist der Urlaub verdorben und langsam denkt man an die Heim-
reise.
Jock
Teil 3 Die Rueckreise