vom: 17. Februar 2014, 09:12:54 »
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Wenn sich dereinst der Arzt mit sorgenvollster Miene dranmacht,die
liebe Verwandtschaft darauf vorzubereiten,dass Jock nur mehr kurze Zeit zu
leben hat und diese sich darauf nur mehr im Fluesterton unterhaelt,ob alle
Losungsworte der Sparbuecher bekannt sind,wird Jock Freund Wolfgang
zu sich einladen.
Keine 5 Minuten spaeter,ist Jock heiter und blickt hoffnungsfroh in die Zukunft.
Wolfgang hat die Gabe,alles Unangenehme weit von sich zu halten und steckt
durch seine Froehlichkeit auch alle anderen an.
Auf unserer Flucht vor der Tanzschule,waeren beinahe erfroren.Es war anfangs
Dezember 1980 und am Flughafen Wien wurden gerade 10 Grad Minus gemessen.
Wir waren allerdings schon sommerlich gekleidet und es dauerte eben seine Zeit,
bis wir in das Innere der alten Boeing 707-138 der Montana-Air,erklommen hatten.
Die Montana -Air wurde 1976 von einem ehemaligen AUA-Kapitaen gegruendet,
besass in ihrer besten Zeit 3 Flieger und war,mangels einer Linienkonzession ge-
zwunger Charter zu fliegen. Bangkok war eine Destination,ich glaube NY auch eine
und natuerlich Banjul,die Hauptstadt von Gambia.
Wer Gambia in Afrika sucht,ist gut.Wer in Westafrika sucht,besser und wer es dort
auf Anhieb findet,ist spitze,denn das Land ist flaechenmaessig das kleinste von Afrika.
Gerade mal knapp 11.000 Km2 gross,erstreckt es sich entlang des Gambiarivers.
Grade so breit,wie die Kanonen der englischen Kolonialherren reichten.Also knapp
15-20 Km links und rechts vom Fluss.Am Oberlauf des Flusses,dort wo er nicht mehr
schiffbar war,endet auch das Staatsgebiet.
Der englische Name der Hauptstadt,war Bathurst und sollte den deutschen Kennern der
Geschichte der Lufthansa ein Begriff sein.Bathurst war ein wichtiger Zwischenlandeplatz
der Linie bei ihren Fluegen nach Suedamerika.1932 wurde Land angekauft und von
deutschen Ingenieure ein Flugfeld angelegt. Zuerst landeten Zeppeline dort,spaeter,
1937,verlor der Flughafen an Bedeutung,da der Post-und Passagierbetrieb mit Flug-
boote abgewickelt wurden, die im Kuestenbereich landeten,aufgetankt wurden und von
Katapultschiffe wieder auf die Reise geschickt wurden.
Als unsere Maschine nach einer langen Nacht in Banjul landete war es noch finster und
zu Fuss machten wir uns auf den Weg vom Flieger zum Flughafengebaeude.Drinnen be-
kamen unsere Paesse einen maechtigen Stempel und wir waren zum ersten Mal in Schwarz-
afrika angekommen.
Und es war Schwarzafrika,wie es im Buche steht.Auf der Fahrt zu unserem Hotel Lehmhuette
neben Lehmhuette umgeben von Wellenblechzaeunen,Afrikanerinnen,die barbusig Boden kehrten
und wie es uns schien, Millionen von Kindern in allen Groessen.
Unser Hotel war an einem unendlichen Strand gelegen,ausgelegt fuer etwa 400 Gaeste und
fast leer. Es war Vorsaison.Vielleicht 30 Oesterreicher und 30 Englaender wurden von einem
300 koepfigen Personal betreut.In den 3 anderen Hotels am Strand war die Situation nicht
anders.
Zu Mittag bogen sich die Tische.Koestlichkeiten der europaeischen und afrikanischen Kueche
wurden reichlichst angeboten. Alles fuer 10 Gambiashilling.
Die Piloten und die Stewardessen luden uns ein,mit ihnen das Abendessen in einem anderen
Hotel einzunehmen. (der Flieger flog erst am naechsten Tag wieder nach Wien zurueck.)
Diese Einladung,sollte sich fuer die Airline als fatal erweisen,denn Wolfgang sah,dass die
Piloten die Rechnung nicht zahlen mussten,sondern sie nur abzeichneten und die Airline spaeter
die aufgelaufenen Betraege ueberwies.
Schon naechsten Tag,als das Flugpersonal wieder weg war,begann ein 13 taegiges Ritual.
Nach dem Abendessen in einem der Hotels wurden die Rechnungen gebracht.Alle,bis auf
Wolfgang zahlten sie bar.Der bestand darauf,dass er von der Montana-Air sei und er die
Rechnung nur abzeichnen wuerde.Zuerst verschwand das geschaeftsmaessige Laecheln
des Schwazhaeutigen und machte einem unsicheren Grinsen Platz,da auch der 7.Versuch,
die Rechnung bezahlt zu bekommen nichts fruchtete.
Sodann versuchte es das Restaurantpersonal zu Zweit.Wolfgang blieb hart und siegte.
Er unterzeichnete die Rechnung mit einer undefinierbaren Paraphe,legte jedoch ein Trink-
geld bei.
Mir und den anderen Oesterreicher wurde bei dem Gedanken,dass dies auffliegt und
Wolfgang fuer Jahrzehnte in ein afrikanisches Gefaengnis gesteckte wird,unwohl. Wir
bettelten,dass er die Rechnungen doch bezahlen wolle und boten ihm Geldmittel an.
Umsonst ! Mit froehlicher Heiterkeit und ohne einen Gedanken auf die Konsequenz
zu verschwenden,zog er das Ding 2 Wochen lang durch.
Der Urlaub war wunderschoen.Der Atlantik tuerkis,der Himmel blau,der prachtvolle
tropische Garten lud zum Verweilen ein und taeglich hiess das Programm: "Her mit den
kleinen Englaenderinnen".
Nur fuer die Montana - Air nahm es ein boeses Ende. Wolfgang schlug offenbar eine
derartig breite Schneise in die Finanzplanung,dass ein Jahr spaeter Konkurs angemeldet
werden musste.
Jock