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Autor Thema: Geschichten aus der Geschichte  (Gelesen 23997 mal)

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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #255 am: September 24, 2021, 10:57:29 »

 vom: 09. März 2021, 12:25:24 »
________________________________________
Wie entledigen sich die Englaender ihrer Monarchie ?

Am einfachsten durch eine Volksrevolution,aber dazu finden sich nicht genug Be-
fuerworter.

Im Schnitt sind 69 % der Bevoelkerung fuer die Beibehaltung dieser Staatsform.

Auch das Interview,das Herr Harry und Frau Megham Windsor der Frau Oprah Winfrey
gegeben haben,ist nicht geeignet,das Koenigshaus so zu erschuettern,dass eine Re-
publik ausgerufen werden muss.

Zu abgesichert ist der Status der Royals und das,ohne dass eine geschriebene Verfas-
sung sie ausdruecklich schuetzt.
Ja nicht einmal selbst koennen sich die koeniglichen Mitglieder aus ihrer Rolle stehlen.

Stirbt die Queen,so tritt automatisch Prinz Charles als Koenig an.Es ist ihm nicht ohne
weiteres moeglich zu sagen: "Nein,vielen Dank".

Ein Verzicht waere nur dann wirksam,wenn das englische Parlament ein eigenes Ge-
setz verabschieden wuerde und ein gleichlautendes in den Parlamenten der Common-
wealthmitglieder,ebenfalls eines erlassen wird.

Dann waere Prinz Charles aus dem Schneider,doch dann traete sein Sohn William an
seine Stelle und muss Koenig werden.
Sagt auch der nein und alle anderen in der Thronfolge auch,faende sich bei dem,an
etwa 555.555.555,Stelle stehende @Jock jemand,der sagt:"ich machs".
Dem Reiz,mit tollen Autos herumgefuehrt zu werden,koennte er nicht widerstehen.

Koenig Edward VIII. hat es ja persoenlich mitgemacht,wie schwer es ist,sich aller Ver-
pflichtungen zu entledigen.
Zu heiraten,wenn er wollte und Koenig bleiben,sagte man ihn - geht nicht.Abdanken
nur dann,wenn andere Stellen zustimmen,die ihn verboten,sein Heimatland jemals
wieder zu betreten.

Auch wenn die Abschaffung der Monarchie einvernehmlich erfolgen wuerde,sind zuvor
gewaltige rechtliche Huerden zu beseitigen.

Briefmarken und Geldscheine sind schnell gedruckt und als Nationalhymne kann man
einen alten Beatlessong verwenden,aber eine neue Verfassung kann man nicht ueber
Nacht schreiben,die alte Privilegien und Vorrechte mit einschliesst oder ausschliesst.

Nicht nur auf der Insel sind Umwaelzungen zu erwarten.

Eide,die auf die Krone geschworen wurden,waeren dann nicht mehr wirksam.Schott-
land,Nordirland und Wales koennten sich unabhaengig erklaeren u.s.w.
Aber auch in Australien,Kanada und andere Staaten,die die Monarchin oder Monarchen
als Staatsoberhaupt fuehren,muessten sich neue Staatsoberhaeupter suchen.

Dass man ueberhaupt solche Gedanken spinnt,hat als Ursache,weil man sich darueber
den Kopf in der Familie zerbrochen hat,wie denn ein dunkelhaeutiges Kleinkind mit
roten Haaren aussehen koennte.

Ganz schoen altmodisch und von vor-vorgestern die Windsors.

Jock

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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #256 am: September 24, 2021, 10:58:14 »

 vom: 15. Mai 2021, 13:58:04 »
________________________________________
Die Entschuldigung

Darling,floetete meine Frau,die hochgeruestet fuer eine koenigliche Hochzeit heraus-
geputzt war,ich gehe jetzt zu meinen "Ladyday"und wenn ich zurueckkommen,will ich,
dass du rasiert bist.

Beim zweiten Halbsatz hatte ihre Stimme einen rasiermesserscharfen Ton angenom-
men,der keinen Widerspruch erlaubt.

Tatsaechlich wucherte mein Bart wild dahin,weil ich wegen der Hitze einfach keine
Energie aufbrachte,ihn abzurasieren.

Waehrend ich mich ans Werk machte,fiel mir eine Geschichte aus der Schatzkammer
der "Tante Jolesch" ein und sofort beneidete ich den Onkel,der Mittelpunkt der Er-
zaehlung ist.

Tante Jolesch hatte einen Neffen,den Franzl,der wiederum einen Onkel hatte,den er
bei Gelegenheit immer wieder besuchte.

Der Onkel war eine ehrenwerter,hoechst respektabler,vermoegender Mann.Er sass als
wichtiges Mitglied im Gemeinde - und Kirchenrat,trug hohe Auszeichnungen an der
Brustseite seines Frackes und alle Buerger,die ihn auf der Strasse trafen,luefteten subalt-
ierend die Kopfbedeckungen.

Zu jener Zeit (1850 bis 1920),war es ueblich,dass diese Gesellschaftsschicht,jeden
Morgen den Besuch eines Barbiers bekam,der den Bart des Hausherren abnahm.

So auch beim Onkel.Seit vielen,vielen Jahren,kam dieser und erledigte seine Arbeit
zur aeussersten Zufriedenstellung.

Doch eines Tages gerieten sie wegen einer Kleinigkeit in Streit und der Onkel warf ihn
aus dem Haus.Der Barbier packte seine Sachen zusammen und ging grusslos davon.

Schon naechsten Morgen war der neue Barbier da.Doch seine Art zu Rasieren miss-
fiel dem Onkel und verabschiedete ihn bald.Auch die naechsten "Meister" hatten kein
langes "Arbeitsleben" beim Onkel.
Der eine schabte unfein,der andere patzte mit der Seife alles an,der naechste benoetigte
ueberaus viel vom Alaunstift,der weitere roch entsetzlich nach Alkohol u.s.w.

Gerade,als "Franzl"wieder einmal dem Onkel einen Besuch abstatten wollte,fand er ihn
fruehmorgens an einem Dienstag,vollausgestattet zum Ausgehen.
Der Frack war frisch gebuerstet,die Hose gebuegelt,die Gamaschen glaenzten,der Vater-
moerder ragte steil in die Hoehe,den Zylinder hatte auf dem Kopf,in der einen Hand
seinen Spazierstock in der anderen einen Korb mit erlesenen Weinflaschen.

Onkel,wo gehst du hin ?Die hl.Messe ist erst am Sonntag und die Gemeinderatsitz-
ung ist erst am Abend.

Der Onkel wollte die Frage ueberhoeren,doch Franzl sistierte nach.

Ich gehe zu meinem alten Raseur und entschuldige mich,antwortete der Onkel,denn
man muss auch eine Niederlage akzeptieren.

Mein Bart ist nun ab,aber es war eine leidensvolle Angelegenheit.Der Rasierer war alt
und stumpf,die Reste aus der Rasierschaumspraydose bildeten keinen Schaum und
troepfelten duennfluessig in den Kragen.Meine Haut ist geroetet und verlangt Haut-
balsam.

Aber was blieb mir uebrig ? Unser Friseur im Ort weigert sich mich zu rasieren.Hab
ich ihn vielleicht unabsichtlich beleidigt ? Wartet er auf eine Entschuldigung ?
Und wie koennte die ausfallen,dass er sie akzeptiert ?

Mit einem Koerbchen Wein kaeme ich nicht weit,aber vielleicht mit einem Mercedes-
Benz,wie ihn unser Dorfdoktor faehrt.

Mal ueberlegen.Fuer eine gute Rasur sollte nichts zu teuer sein.

Jock



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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #257 am: September 24, 2021, 10:58:55 »

 vom: 30. Mai 2021, 11:15:21 »
________________________________________
Leben am Eisernen Vorhang

Das Bahnhofsgebaeude in Gmuend II war ein schmuckloser,barackenaehnlicher
Zweckbau,den man nach dem WK II errichtet  hatte.
Dieser Bahnhof war die Endstation in Oesterreich von der Franz-Josefs-Bahn,die
Wien,Prag und Berlin verbinden sollte.

Der Gleisstrang Richtung Wien glaenzte silbern in der Sonne und die Bahnstationen
wie Vitis,Allentsteig und Siegmundsherberg hatten einen Klang,wie Kathmandu oder
Ulan Bator - zumindest fuer uns 5 jaehrige.

Wie ueberhaupt Wien als Nabel der Welt galt.Die Neonreklameleuchten bei der Kreuz-
ung Westbahnhof,liessen New York und den Times Square,als duestere Dorfbeleucht-
ung erscheinen.
Eine Stadt die niemals schlaeft,kam es uns vor,wo hunderte Spielwarengeschaefte
auf unseren Besuch warteten,wo an den Strassenbahnen Trauben von Menschen hin-
gen und man aufpassen musste,wenn man die Strasse ueberquerte.

Der Gegensatz war die Stille im oberen Waldviertel.

Der Gleisstrang von Gmuend Richtig Ceske Velenice,das ehemalige Gmuend III war
rostig,weil es so gut wie keine Zugsverkehre gab,die den Rost abschliffen.
Tote Grenze,tote Hose.

Jedoch das Gleisbett auf der 2 Km langen Strecke ,war das bestgepflegteste in ganz
Mitteleuropa.Kein Unkraut hatte eine Chance und die Schottersteine sahen aus wie gebadet.

Die Ursache dafuer war der Schmuggel der Bahnbediensteten diesseits und jenseits
der Grenze.
Unter dem Vorwand Gleispflege trafen sich die Eisenbahner im Niemandsland und
tauschten Gueter aus.
Kristallglasluester fuer Oesterreicher,kleine technische Geraete fuer die Tschechen.

Besonders begehrt waren Sicherheitsgurte,die sich treu kommunistische Funktion-
aere in ihre Trabant einbauen liessen und so ihre Bedeutung offenbarten.

Sonst war die Grenze zu.

Anfangs 1950 wurden nur 4.600 Einreisevisa fuer Oesterreicher ausgestellt aber nur
1.900 Tschechen erhielten die Erlaubnis nach Oesterreich zu reisen.

Als 1919 nach WK I Gmuend III den Tschechen zugeschlagen wurde,stoerte das die
Einheimischen wenig.
Die Grenzuebertritte waren formlos zu bewaeltigen und Kontakte jederzeit moeglich.
Zudem konnten die Alten sowohl Deutsch wie auch Tschechisch.

Nach WK II wurde die Grenze dichtgemacht und so Kontakte unterbunden.

Die Grenze war hochgesichert und bestand aus einem 3 teiligen Zaun.Von der tschech-
ischen Seite aus gesehen,erst ein Signalzaun,dann der elektrische Verhau und dann
einen Sicherheitszaun,der Oesterreicher abhalten sollte,in das Arbeiterparadies zu
fluechten.

Den 3. Zaun haette man sich ersparen koennen.So weit ich weiss,haben nur 2 Per-
soenlichkeiten vom Westen kommend,die kommunistische Erde gekuesst.Einer war
ein Papst,der andere ein zukuenftiger Kanzler aus Oesterreich.

Der Eiserne Vorhang war zwischen der Tschechoslowakei und Oesterreich ein sehr
gefaehrlicher.Insbesondere fuer die tschechischen Grenzschuetzer.

Mehr als 500 Personen davon kamen ums Leben.Meist durch Suizide.Einige wurden
beim Fluchversuch entweder erschossen oder kamen durch Unfaelle ums Leben.

Nach Fall des Ostblockes verschwanden nach und nach die Grenzkontrollen und Zoll-
schranken.

Die Grenze jedoch blieb.

Zwar fahren Waldviertler nach Tschechien um billiger Lebensmittel einzukaufen,
waehrend Tschechen die Staedte im Grenzgebiet frequentieren,weil es dort einige
Sachen gibt,die guenstiger angeboten werden,als Zuhause.

Ein richtiger kultureller Austausch findet nicht statt.Nur wenige grenzueberschreit-
ende Veranstaltungen im Jahr sind im Kalender zu finden.

Bei diesen Treffen und Veranstaltungen wird nicht mehr Deutsch/Tschechisch ge-
sprochen und verstanden,sondern Englisch.

Und das wird noch laenger so bleiben.

Jock
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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #258 am: September 24, 2021, 10:59:56 »

 vom: 21. Juni 2021, 13:15:45 »
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Der Fremdenlegionaer

In 3 Wochen,am Nationalfeiertag der Franzosen,werden die Fremdenlegionaere wieder marschieren.

Das Kaeppi ist weiss,der Lederschurz ist hellbraun und die Axt ist ueber der rechten
Schulter geschultert.Gemessenen Schrittes (88 pro Minute) defilieren sie vor dem
Praesidenten und anderen Honoratoren,die salutieren.

Und alle haben Vollbart,ein Zugestaendnis an die Truppe.

Der Mythos,den die Fremdenlegion verbreitet,wird heftig akklamiert,dabei sind die
glorreichen Zeiten laengst vorbei.

Nur in Veteranenkreisen sind die Schlachten in den Karlistenkriegen (250 von 6.000
blieben am Leben) und Dien Bien Phu,die ebenfalls mit einer Niederlage endete,Ge-
spraechsthemen und Anlass zur Glorifizierung.

So ziemlich in allen Weltgegenden war die Fremdenlegion im Einsatz,besonders in
Nordafrika.

Im deutschsprachigen Schlagerraum wird die Fremdenlegion kaum besungen.

Freddy Quinn ist wahrscheinlich der bekannteste Interpret,der sich symbolisch der
Fremdenlegion anschloss und die Lage mit :"Brennend heisser Wuestensand" be-
schrieb.

Kurz danach folgten Mina und Conny Francis mit dem Schlager :" Heisser Sand und
ein verlorenes Jahr".Nur andeutungsweise kann man eine Verbindung zur Fremden-
legion herstellen,weil der schwarze Dino,nach einen Mord zur Legion fluechtete.

Vico Torriani sang etwa zur selben Zeit :" Gefangen in maurischer Wueste,wo der
sterbende Fremdenlegionaer sich die Augen nach den Schwalben aussieht und nach deutschen Fluren sich sehnt.
Das selbe Liedchen haben auch die Ladiner zum Besten gegeben.In zuenftiger Leder-
hose vor dem Alpenpanorama auf der Ziehharmonika und Gitarre gespielt,wirkt es
wie die Faust aufs Auge.

Damals war die Fremdenlegion ein Zielpunkt fuer allerlei Gestalten,die die heimische
Justiz fuerchteten oder sich sonst aus der Bahn geworfen fuehlten.

Beim Eintritt in die Fremdenlegion wurde nicht besonders nach Name,Herkunft oder
Staatsbuergerschaft gefragt.
Nach 5 Jahren Dienstzeit und wenn man noch am Leben war und nicht desertierte,
bekam man die franzoesische Staatsbuergerschaft,und wenn gewuenscht ,sogar eine
neue Indentitaet inclusive Rentenanspruch.

Mittlerweile ist man nicht mehr so freizuegig.

Aber was war das fuer ein Zeitgefuehl damals,als 50.000 Deutsche nach WK II.in
der Legion dienten  ? (50.000 ist eine grobe Schaetzung des "Spiegels und entspricht
nicht der Realitaet)

Freddy Quinn wurde durch seine Lieder,die dem Mainstream entsprachen,erst bekannt,
dann geliebt und nebenbei auch reich.

Leider hat er sich von treudeutschen,ehrlichen,geraden Jungen,der so dumm war,ein
Haus direkt neben einen Fluss zu bauen,darauf hin seine Manuela sich sagte,einen
Deppen brauch ich nicht und ging,so dass ihn nur mehr eine Gitarre und das Meer
blieb,spaeter zum Spiesser gewandelt und das in seinem Song "Wir" ausdrueckte.

Zahlreiche Entschuldigungen halfen nicht mehr und so musste er wieder aufs Meer
hinaus.

Freddy ist (in seinen Liedern) hin-und her gerissen.Fuhr ein weisses Schiff nach Hong-
kong fuhr er mit.Aber schon am Landungssteg,wollte am Absatz umdrehen und wieder
nach Hause,wo die Taeler gruenen,die Weisswurst wartet und das Bier schaeumt.

Gibt es da Aehnlichkeit mit Farangs in Thailand,die schmerzlich knuspriges Brot ver-
missen aber unter dem Blaudach festgehalten werden ?

Jock

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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #259 am: September 24, 2021, 11:00:30 »

 vom: 05. Juli 2021, 07:29:28 »
________________________________________
Meine Zahnaerztin und Kaiser Maximilian von Mexiko

Gestern musste ich mich von einem guten Begleiter fuer immer verabschieden.

Fast 70 Jahre waren wir Tag und Nacht zusammen,haben Freud und Leid geteilt,
haben gemeinsam gegessen und getrunken,kurz,wir waren unzertrennlich.

"Der" ist nicht mehr zu retten,verurteile die Zahnaerztin,"der" muss raus !Schweren
Herzens fuegte ich mich und legte mich auf den Marterstuhl.

Kaum lag ich,bekam ich eine Textilie ins Gesicht,was mir die Augen verdeckte,aber
durch das kreisrunde Loch den Mund freihielt.

Ich nahm es sofort weg und lugte auf die Vorbereitung der Bestecke fuers Zahn-
ziehen.
Was ich sah,machte mich ein wenig nervoes.

Eine Art Geburtenzange,Pinzetten,eine andere kleinere Zange,Spritzen wurden auf-
gezogen,die Aerztin schwer geschuetzt mit Mundschutz,Gesichtsvisier,Operations-
handschuhen u.s.w.

Als sie sah,dass mein Gesicht frei ist,legte sie wieder die Textilie an.Ich nahm sie
wieder weg.Das ging so 3-4  x so,dann frug sie,warum ich nicht will,dass meine
Augen bedeckt sind.

Waehrend wir warteten,bis die Betaeubungsspritze wirkt,erzaehlte ich ihr vom dra-
matischen Ende des guten Kaiser Max.

Wie er vor das Erschiessungspeloton gefuehrt wurde,jeden der Soldaten eine Gold-
muenze gab und die Augenbinde ablehnte.

Ich weiss nicht,wieviel von der Geschichte die Aerztin verinnerlicht hat,nur eines weiss
ich mit Sicherheit.
Das mit der Goldmuenze blieb ihr im Gedaechtnis haften und so musste ich sie bei
der Kasse,auch ablegen,in Form von 500 THB.

Jedenfalls habe ich wenigstens ueberlebt und sang zum Dank meinen Hunden "La
Paloma" vor.

Jock

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Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #260 am: September 24, 2021, 11:01:08 »

 vom: 07. Juli 2021, 12:49:47 »
________________________________________
Robot und Zehent

Erst kuerzlich behauptet ein Politiker,dass Deutschlands das hoechstbesteuerte Land
der Welt sei.

Das ist es mit rd.38 % fuer Steuern und Abgaben nicht,aber es gab schon schlim-
mere Zeiten,insbesondere fuer die Bauern.

Das von den alten Roemern uebernommene Verfahren wurde bis teilweise in die
Mitte des 19.Jhd.praktiziert.

Demnach waren die "Leibeigenen" einer Herrschaft verpflichtet,erst unbegrenzt,ihre
"Steuerleistung",durch persoenlich zu verrichtetende Taetigkeiten fuer die Herrschaft
zu erstatten.

Rechnet es man es durch,ergibt sich eine Steuerquote von 110 %,da 100 % per-
soenliche Leistung und 10 Zehent des Ackerertrages gefordert wurde.

Erst spaet,1772 wurden die Lasten gemildert.Nur mehr 104 Tagen Robot konnte ab-
verlangt werden und zusaetzlich die 10 % des baeuerlichen Ertrages.
Kleinhaeusler,Hofstaetter,und Viertellehner gar nur 52 bzw.26 Tagen in Anspruch ge-
nommen.

Dadurch verringerte sich (rechnerisch) die Steuerleistung auf ca. 40 %,was nicht all-zusehr von der heute ueblichen Quote abweicht.

Trotzdem war man aeusserst unzufrieden mit der Regelung.

Der Lehensherr,weil er,durch die fehlenden Arbeitskraefte,nicht den Verpflichtungen
gegenueber den Lehensgeber ( meist  Koenig oder Kaiser)nachkommen konnte und
das Anlegen und Pflege der Verkehrswege in seinem Gebiet vernachlaessigen musste,
bzw. er Tageloehner rekrutieren musste,die er allerdings auch zu bezahlen hatte.

Auch persoenlich musste er Einbussen hinnehmen,da er seine eigenen Laendereien
nicht durch die "Leibeigenen" bewirtschaften konnte.Was ohnehin eine problem-
atische Angelegenheit war.

Zur Saat - und Erntezeit war unter Umstaenden nicht genug Personal verfuegbar,
da jeder Bauer trachtete,sein eigens bewirtschaftetes Ackerland zu bestellen oder zu
ernten.
Ein Windbruch im Herrschaftswald war eine Katastrophe,weil nur schwer das Bruch-
holz aus dem Wald gezogen werden konnte,das sonst ein Festessen fuer den Borken-
kaefer gewesen waere.

Von da weg,hatten sich einige Landwirte spezialisiert und wurden Fuhrwerksunter-
nehmer,deren Dienste vom Auftraggeber zu bezahlen sind.

Hat also der "Leibeigene" seine 104 Tage abgearbeitet,konnte er nicht mehr zu zu -
saetzlichen Diensten einberufen werden.

Auch die Bauern,waren sauer,wenn es darum ging,den Zehent bestimmen zu lassen.

Das abgeerntete Gut musste solange auf dem Feld verbleiben,bis eine Kommission
kam,und die "Steuer" bestimmte.

Da sie nicht ueberall gleichzeitig sein konnten,war die Ernte,durch Regen,Faeulnis,
Ungeziefer und Nager,mitunter schon in Leidenschaft gezogen worden,das sich im
kommenden Winter auswirkte.

Der eingehobene Zehent wurde in Lagerhaeusern aufbewahrt und wurde,meist in
Winterszeit oder bei Hungersnot,an die einheimische Bevoelkerung ausgegeben.
Der Lehensherr konnte nicht,gutsherrenartig verfuegen,sondern war der Kontrolle
der Beamten des Koenige/Kaisers unterworfen.

Die staedtische Bevoelkerung konnte man schlecht zur persoenlichen Dienstleistung
herangeziehen,sondern sie mussten durch Barabgaben zum Allgemeinwohl beitragen.

Den Vorteil den sie daraus zogen war,dass sie Chancen hatten,in der Legislative mit-
wirken zu koennen,indem sie in diverse Gremien gewaehlt werden konnten.

Da die Bauern nach wie vor und bis heute,mit den Begebenheiten unzufrieden sind,
haben sie diverse "Bauernaufstaende" angezettelt.

1848 wurde dann die Leibeigenschaft abgeschafft.Die Bauern konnten ihr Land kauef-
lich erwerben und wurde freie Bauern.

Der Staat war ihnen sehr behilflich dabei.

Den Wert des Landes wurde zu einem Drittel des Wertes als abgearbeitet angerechnet,
ein weiteres Drittel wurde vom Land den Grundherren erstattet und das letzte Drittel
konnten die Bauern durch Pachten abtragen.

Die Leibeigenschaft ist trotzdem noch intakt.

Ein strenger Blick,des Mandelauges und schon greift der Farang zum Wasserschlauch
oder startet den Rasenmaeher.

Jock


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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #261 am: September 24, 2021, 11:01:51 »

« vom: 18. Juli 2021, 09:21:51 »
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Die Schwiegermutter

Die Geheime Ratsstube in der Hofburg war der"War-room" der damaligen guten Zeit,
waehrend der Monarchie.

Am 26.April 1854 versammelte der Kaiser Franz-Joseph die wichtigsten Wuerden-
traeger des Vielvoelkerstaates um sich,um zu beraten,wie man bei dem kommenden Krimkrieg sich verhalten soll.

Soll man an der Seite des lieben Vetters,dem Zaren,in die zu erwartenden Kaempfen
eingreifen,oder soll man sich neutral verhalten.
Denn Frankreich und die Briten haben Russland vor ca. 1 Monat zuvor den Krieg er-
klaert.
Es war eine schwere Entscheidung,die anstand.Die Monarchie kann dabei gewinnen
oder aber auch verlieren und als europaeische Grossmacht an Einfluss einbuessen.

Der Kaiser in Uniform und seine Regierung in Fraecken,zermarterten sich die Gehirne,
als ploetzlich die Tuere zur Geheimen Ratsstube aufflog und Erzherzogin Sophie im
Rahmen stand.

Sofort sprangen alle Herren (auch der Kaiser) auf und standen stramm.

Franzl,ich muss mit dir reden,bellt sie kurz und drehte sich um.

Mit "Ich komm schon,Mama" folgte ihr gehorsam Franz- Joseph.

Erzherzogin Sophie war hoechst erregt,als sie dem Kaiser eroeffnete,dass Sisi eben
ein Bad nehmen wollte,dabei ist es erst Donnerstag !Ich habe es ihr jedenfalls ver-
boten.

Sag deiner Frau,dass am Wiener Hof nur an Montagen gebadet wird,so schreibt es
das Hofzeremoniale vor.

Ja,Mama ,antwortete der Kaiser,einer der maechtigsten Maenner Europas und ging
wieder in die Geheime Ratstube zurueck und traf die falsche Entscheidung,in der Sache,
wofuer man sich getroffen hatte.

Erzherzogin Sophie war keine Schwiegermutter,mit der man auskommen konnte und
Sisi leidete jahrelang darunter.

Nie durfte sie mit aufgeloesten Haar durch das Schloss gehen,die Kinder nahm man
ihr weg und wurden von Bediensteten erzogen.Staendig wurde sie von Spioninnen
der Erzherzogin ueberwacht,die jedes Fehlverhalten ihr meldeten.

Nur einmal setzte sie sich gegen ihre Schwiegermutter durch.

Nachdem sie bemerkt hatte,dass ihr 4 jaehriger Sohn um 5 h frueh mit kaltem Wasser,
zwecks Abhaertung uebergossen wurde,nahm sie den Kaiser zur Brust und drohte,auf
der Stelle den Hof zu verlassen.

Der Kaiser stellte das wirklich ab und es war erst das 2.Mal,dass er gegen den Willen
der Mutter handelte.

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #262 am: September 24, 2021, 11:02:41 »

 vom: 23. Juli 2021, 10:38:21 »
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Taetowierte Persoenlichkeiten

Sein Body sah aus wie nach einem heftigen Ehestreit.

Sein Bein war ab,seine Arme gebrochen,ein Auge ausgestochen und im anderen
Auge steckte ein Pfeil.

Nur mit Hilfe seiner Witwe konnte man feststellen,wer der Mann war.Sie erkannte
ihn auf Grund seiner Taetowierungen und anschliessend beweinte man dem Koenig
Harold II. von England,der in der Schlacht von Hasting 1066 gefallen war.

Taetowierungen sind also schon seit immer bekannt und werden eifrig gestochen.

Frueher liess man sich eher heimlich taetowieren,denn Tattoo's hatten einen schlechten
Ruf.
Matrosen,Knastbrueder und fahrendes Volk liessen sich eher stechen,als Persoenlich-
keiten des oeffentlichen Lebens.

Was nicht immer stimmt,aber auch nicht zur hellen Freude der Familienmitglieder
beigetragen hat.

Kaiserin Sisi,verschwand auf Corfu in einer Hafenkneipe und liess sich im Hinterzimmer
einen Anker auf ihre Schulter stechen.
Sehr zur Empoerung ihres Mannes und ihrer Tochter,die die "Verstuemmelung" bewein-
ten.
Dabei wussten sie noch gar nichts vom grossen Adler,der auf dem unteren Ruecken
seine Fluegeln spreizte.

Seinerzeit ging das Foto um die Welt,die den amerikanischen Praesidenten Theodor
Roosevelt zeigt,wie er sich mit schmerzverzehrtem Gesicht,das Familienwappen auf
seine Brust stechen liess.

Edison,Churchill und viele andere hochrangige Damen und Herren trugen Tattoos und
waren stolz darauf.

Nur einer verfluchte den Tag,an dem er sich taetowieren liess.

Jean-Baptiste Bernadotte liess sich die Schlagworte der Franzoesischen Revolution
(Liberte,Egalite,Fraternite) mit dem Zusatz " Tod dem Koenig"am Unterarm stechen,
die ihn verdammte,ab 1818 nur mehr langaermelige Kleidung zu tragen.

1818 wurde er naemlich Koenig von Schweden und Norwegen.

Eine Zeitung der Schweiz,berichtete,dass heute jeder 5.Schweizer ein Tattoo traegt
und Untersuchungen,warum Maenner und Frauen sich ein Tattoo stechen lassen,ver-
suchen Psychologen zu beantworten.

Fuer ein Viertel der Befragten ist ein Tattoo ein persoenliches Statement und knapp
10 % der Maenner,wollen sich damit zu einer elitaeren Gruppe zaehlen oder verbinden
das Tattoo mit den Elementen.

Matrosen verbinden sich so zum Wasser/der See,Moderatoren zu Drachentoeter,die
Knasttraene zeigt den 10 jaehrigen Aufenthalt in einem Gefaengnis an etc.

Meinen Respekt haben aber nicht die Traeger von Tattoos,sondern die Kuenstler die
sie schaffen.

Das sind ja,wenn sie gut gemacht sind,kleine Kunstwerke,die vielleicht 80 Jahre halten
und dann wieder verschwinden.

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #263 am: September 24, 2021, 11:03:19 »

« vom: 26. Juli 2021, 10:45:28 »
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Tu felix Austria nube

Burgund war im 15.Jhd.der reichste Staat ganz Europas.Das Herrschaftsgebiet er-
streckte sich vom suedlichen Frankreich bis hinauf in die Niederlande mit den gros-
sen,wichtigen Handelsstaedte Gent,Antwerpen und andere.
Die Verwaltung galt als modern und effizent.

Karl der Kuehne war der Regierende,der allerdings immer um sein Herrschaftsge-
biet zu kaempfen hatte,speziell mit dem franzoesischen Koenig.

Nachdem er der Moeglichkeit schwinden sah,einen maennlichen Thronfolger zu
zeugen,musste er sich Gedanken machen,wie er seine einzige Tochter und Allein -
erbin "gewinnbringend" verehelichen kann.
Nicht das Finanzielle stand im Vordergrund,sondern eher die politischen Optionen.

In Wien sass Kaiser Friedrich III.und dachte ebenfalls an die Verehelichung seines
Sohnes Maximilian.

Karl der Kuehne und Kaiser Friedrich samt Sohn verabredeten sich,in Koeln Berat-
ungen ueber die Eheverbindung aufzunehmen.

Als Kaiser Friedrich III.samt Gefolge in Koeln ankam,stellte er betruebt fest,dass er
Pleite ist und musste sich von einer entfernten Verwandten 100.000 Taler ausborgen.,
damit er sich was zum Essen kaufen konnte.

Karl der Kuehne hatte keine solche Probleme und reist mit 400 Wagen an,wo er sein-
en Reichtum zur Schau stellte.

Die Eheverhandlungen scheiterten an den taeglich hoeheren Forderungen,des Karls.

Friedrich der III.und Sohn Maximilian reisten unverichteter Dinge ab.

Jahre spaeter klappte es dann doch,denn Karl der Kuehne war aus politischen Gruen-
den gezwungen,sich unter den kaiserlichen Schutz zu begeben.

Da Maria von Burgund,als Tochter und Nachfolgerin von Karl d.Kuehnen erbte und
das Erbe wiederum an Maximilian weitervererbte,da sie mit 25 Jahren nach einen
Unfall starb,war das "Tu felix Austria nube" die Konstante der "Familienpolitik" der
Habsburger geworden.

Ist "Tu felix Austria nube" nicht schon vorbei ? Ich weiss nicht,ich weiss nicht !

Als 2015 die Kirchenglocken von Maria Woerth anschlugen und das Brautpaar die
Kirche verliess,war es und die Hochzeitsgesellschaft bester Laune.
Graf "Kari",dem man nachsagt,dass er finanzielle Dinge nicht so wichtig nimmt und
nur von wenigen tausenden Euros monatlicher Apanage sein Dasein fristet,hat,als
64 jaehriger Mann seiner Braut (74) das Jawort gegeben.

Aber auch der nichtanwesende Finanzberater des Braeutigams,war bester Laune
und hatte schon eine Vorstellung,wie er mit der Mitgift von etwa 3,2 Milliarden Euro,
umgehen wird.

6 Jahre spaeter wartet er noch immer,dass man ihn um seinen Rat fraegt.

Wenn niemand das auch wuenscht,aber sollte es doch so passieren,dass die im hoeh-
eren Alter stehende Ehefrau vor Graf "Kari" stirbt,wird bald auf eBay folgendes An-
gebot eingestellt werden.

Motorjacht 98 m,Bj.2002,Rumpf blau,Aufbauten weiss,3 Oberdecks,ausreichend
motorisiert,Heimathafen Valetta,liegt derzeit vor Antibes.
Gediegenes Interieur (leider keine Fotos,weil privat)

VB 100 Millionen Euro.

Bitte nur erstgemeinte Zuschriften erwuenscht.

Jock


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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #264 am: September 24, 2021, 11:03:54 »

 vom: 28. Juli 2021, 22:42:43 »
________________________________________
Die Leichensynode

Ex-Kardinal Angelo Becciu ist ein stattlicher Mann und hatte eine hohe Position im
Vatikan.
Der war der Herrscher ueber das weltliche Vermoegen des Kirchenstaates und musste
wegen einer Kleinigkeit zuruecktreten.

An die 400 Mio Euro soll er bei einem Immobiliengeschaeft in den Sand gesetzt haben
und zusaetzlich noch 500.000 Euro seiner Geliebten zukommen lassen.

Ein Prozess wurde angesetzt,er ist Hauptbeschuldigter,Nebenbeschuldigter ist ein
Schweizer und einige andere,die Provisionen kassiert haben.

Wahrscheinlich fasst er einige Jahre Kerker aus,denn der Richter ist ein Mafiajaeger,
der wenig Gnade kennt.

Groessere Wellen wird das Verfahren nicht schlagen.

Ganz grosse Wellen hingegen schlug ein Prozess im Jahr 897 und die Begleitum-
staende sind einzigartig.

Beschuldigter was Papst Formosus,der jedoch friedlich im Jahre 896 verstorben war
und mit allen Ehren beigesetzt wurde.

Zwei Paepste weiter,kam Papst Stephan VI.auf den Thron und der hatte noch eine
offene Rechnung zu begleichen.

Er liess den verwesenden Leichnam des Formosus aus der Grabstaette holen,ihn in
praechtiges Gewand kleiden und auf den Petri- Stuhl setzten.
Dann verlas man die Anklageschrift,die Papst Formosus wortlos hinnahm und eben-
so kommentierte er den Urteilspruch nicht.

Nachdem man ihn 2 Finger abgehackt hatte,entkleidete man den Leichnam und be-
grub ihn auf einem Friedhof.

Kurze Zeit spaeter riss man das Grab wieder auf,kleidete das Skelett wieder in praecht-
ige Kleider und setzte das Gerippe wieder auf den Thron.
Wieder wurde eine Anklageschrift verlesen,wieder wurde er verurteilt und wieder liess
Papst Formosus(der nicht mehrt so stark suesslich roch),stumm wie ein Fisch die Pro-
zedur voruebergehen.

Die restlichen Finger wurden abgeschlagen und das Gerippe aus der Kirche gezerrt
und in den Tiber geworfen.
Damit sollte er aus dem Gedaechtnis geloescht werden und gleichzeitig aus der Kirche
verbannt und seine Beschluesse als nichtig angesehen werden.

Papst Stephan VI. konnte sich aber nicht lange am Urteil erfreuen.Noch im selben Jahr
wurde er verhaftet und eingekerkert,wo er nach ein paar Tagen erwuergt wurde.

Das Gerippe wurde jedoch aus dem Tiber geborgen und heute ruht Papst Formosus in
der Nekropole unterm Petersdom.

Doch der Streit ging noch 50 Jahre weiter,bis man im Jahre 967 endgueltig die Akten
verbrannte und Papst Formosus rehabilitierte.
(Auch das nahm er wortlos zur Kenntnis)

Seither wurde (kirchlicherseits) ueblich,dass gegen Tote kein Strafprozess gefuehrt
werden darf.

Jock


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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #265 am: September 24, 2021, 11:04:33 »

 vom: 31. Juli 2021, 08:32:53 »
________________________________________
Der Templeritter - Orden

Nachdem die Kreuzzuege die herrschenden Osmanen im Nahen Osten vertrieben
hatten,wurde Jerusalem ein Anziehungspunkt fuer fromme Pilger.

Nur sehr reiche Leute konnten sich die Pilgerfahrt leisten und da der Weg ueber Land
zu lange dauerte,nahmen sie den Seeweg.(Kreuzfahrtschiffe der damaligen Zeit)

Von Jaffa,dem Ankunftshafen bis nach Jerusalem waren es zwar nur rd.60 Km,doch
die Strecke war sehr gefaehrlich,da Raeuberbanden wussten,dass die Pilger reiche
Leute waren.

Um den Pilgertross zu schuetzen,vereinigen sich Ritter,um die Gefahren zu verringern.

Schnell wurde daraus ein "Orden" mit besonderen Ordens- und Kleidungsregeln.

Aus den urspruenglichen 72 Kapiteln,wo genau vorgeschrieben wurde,welche Haltung
die Brueder beim Essen einzunehmen hatten,wann sie miteinander sprechen duerfen
oder wie der Futtersack fuer Pferde auszusehen hat,ist nur in einem Kapitel nicht vor-
geschrieben,wie man sich verhalten soll.

Naemlich,bei der Begegnung mit einem Loewen.

Zwischen rd.1100 und 1300 wurde der Orden reich.Sie gruendeten Komptureien in
Europa,die gutes Geld einbrachten und sie verliehen sogar Geld an die Muslime.
Zudem waren sie von der Steuer befreit und durften selbst Steuern eintreiben.
Gleichzeitig stieg auch das Verlangen,sich in die Politik einzumischen und glaubten unter
der Patronanz der Paepste zu stehen,was auch lange Zeit so war.

Dem franzoesischen Koenig Philips IV.gefiel das gar nicht und nach einigen Hin-und Her,
beschlossen der Papst und er,den Orden zu zerschlagen.

Dank Papst Benedikt XVI.,der ein Archiv oeffnen liess,koennen Historiker Einsicht in
die gesamten Akten und dem Schriftverkehr nehmen.

Am Freitag der 13.September 1307 wurden in Frankreich bei allen Polizeistationen ver-
siegelte Briefe geoeffnet und am Tag darauf,die Ordensbrueder verhaftet und eine Pro-
zesswelle kam ins Rollen.

Angeklagt wurden Haeresie,Ketzerei und Sodomie (Steht fuer Homosexualitaet)

Die Oberen der jeweiligen Ordensstaetten warf man in den Kerker oder gingen ins Feuer.

Die normalen Ordenbrueder liess man laufen,denn das Aufnahmezeremoniell galt als
Strafe genug.

Bei diesem Zeremoniell mussten die neu aufgenommenen Brueder das nackte Hinter-
teil der Oberen kuessen.

Da muss man wissen,dass in der damaligen Zeit die Zyklen reinigender Baeder weit
gedehnt waren und,weil das 3-lagige Flauschy noch nicht erfunden war,das verwendete
Ahornblatt nicht das gesamte Material entfernte,konnte man glaubhaft argumentieren,
dass man einen festen Glauben an Gott hat,weil man die Prozedur durchstand.

Jedenfalls der Orden wurde zerschlagen und die Filetstuecke der weltlichen Gueter des
Ordens,wurden an die Johanniter und dem Deutschen Orden weitergereicht.

Jahrhunderte spaeter haben sich Tempelritterorden wiedergegruendet.
Die Aufnahmerituale wurden jedoch massiv entschaerft,sodass jedermann dem Orden
beitreten kann.

Man braucht nur einen handgeschriebenen Lebenslauf und 4 Passfotos.

Ach ja,das Vaterunser sollte man auch aufsagen koennen.

Jock
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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #266 am: September 24, 2021, 11:05:16 »

 vom: 06. August 2021, 08:56:35 »
________________________________________
Dorf-Stadtbrunnen

Es wird noch ein Jahr dauern,bis ich vor der Baeckerei Beetz unterm Sonnenschirm
gesessen bin und ueberlegte,ob ich einen guten Kaffee oder Wuerstel mit Saft,resche
Kaisersemmel und Seiterl Bier bestellen soll.

Vor mir ist der Stadtbrunnen von Schrems,wo in der Mitte des Beckens eine Sand-
steinfigur,die den hl.Felix darstellt,der seit 170 Jahren den Brunnen bewacht.

Dieser Brunnen,der jetzt einen oktonalen Grundriss hat und ein Fassungsvermoegen
von tausenden Liter hat,ist relativ neu gestaltet,aber am selben Platz stand schon ein
Ziehbrunnen,der die dorf-staedtische Bevoelkerung mit Wasser versorgte.

Der hl.Felix zeigt mir den Ruecken.Vielleicht hat er gelesen,was @Josef geschrieben
hat,dass ich ein unangenehmer Zeitgenosse sei oder er hat das duemmliche Urteil
eines Amateurpsycholgen zu Gesicht bekommen.

Solche Brunnen,die es tausendfach gibt,war nicht nur Wasserquelle sondern auch ein
wichtiger sozialer Treffpunkt,in der Zeit,wo es noch keine Zeitungen,Radio oder TV
gab.

Beim Wasserholen trafen sich die Frauen und tauschten Neuigkeiten aus.Auch die
Herolde der Orte verkuendeten davor neue Verordnungen oder Gesetze.

Da das Wasser lebenswichtig fuer die Menschen und das Vieh war,waren die Brunnen
mit drakonischen Strafen "gesichert",sollte jemand das Wasser unbrauchbar machen,
sei es durch Verunreinigung oder gar Vergiftung.

Diese Straftat wurde haerter bestraft,als ein gewoehnlicher Mord.

Moerder wurden "nur " gehaengt,"Brunnenvergifter aber erst gefoltert,dann geraedert
und es wurden den Taetern bei lebendigen Leib die Haut abgezogen.Dann verbrannte
man sie.

Bei Aufreten von unerklaerlichen Ereignissen oder bei Pestseuchen,verdaechtige man
die Juden,Wasser zu vergiften,die so die Weltherrschaft antreten wollen.
Selbst heute,in der aufgeklaerten Zeit,spukt noch immer der Gedanke im Gehirn bei manchen Gesellen herum,die Zionisten sind auf dem Weg

Das fuehrte im Mittelalter zu Pogromen,oder wenn sie Glueck hatten,wurden die Juden
nur aus dem Gebiet vertrieben.

Sind es bei Bauern,die wegen der verstreuten Hoefe und langen Wege,nicht zum Stadt-
brunnen kamen und daher eigene Brunnen schlugen,die sie mit aermlichen Verschlaeg-
en abdeckten,so gibt es auch praechtige Brunnenanlagen,wie z.B. der Trevi -Brunnen
in Rom.

Jedes Jahr besuchen tausende Touristen den Brunnen,werfen Geldstuecke hinein,machen
tausende Fotos und vergiften das Wasser,indem sie ihre nackten Fuesse ins Brunnen-
wasser stecken.

Ein Nebenaspekt ist auch,dass die Wasserversorgung im afrikanischen Busch,den Islam
stuetzt,weil er 4 Frauen in einer Ehegemeinschaft erlaubt.
Die sind auch fuers Ueberleben notwendig.
2 von ihnen sind beschaeftigt,von der oft kilometerweit entfernten Wasserstelle,Wasser
fuer den Haushalt/Vieh und Garten zu holen.

Die Polygamie abzuschaffen,wuerde grosse Probleme bereiten.

War in frueheren Zeiten"Brunnenvergiften"mit strengen Strafen bedroht,sieht es heute
anders aus.

Heute wird Wasservergiften sogar noch mit Foerdergeldern belohnt.

Die Agrarwirtschaft hat einen hohen Stellenwert bei der EU.Demzufolge sind fuer
die Bauern Subventionen vorgesehen.

Und was machen die Bauern ?

Die Ueberduengung der Felder mit nitrathaltigen Wachstumfoerderer,versickert ins
Grundwasser und kommt so in die Nahrungsmittelkette.

"Am Brunnen vor dem Tore,da steht ein Lindenbaum" singt Franz Schubert bevor er
weiterwandert.
In Schrems steht keine Linde mehr vor dem Brunnen.Die wurde vor vielen Jahren
geschlagen,daher wandere ich weiter zu den naechsten "Denkmaelern" - dem Pranger
aus dem 14 Jhd. und dem Metzen mit dem geheimnisvollen Relief,das keiner ent-
schluesseln kann.

Nach ein paar Biere,sollte es mir aber gelingen.

Jock


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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #267 am: September 24, 2021, 11:05:59 »

 vom: 11. August 2021, 09:24:38 »
________________________________________
Sommer,Sonne,Badezeit

Unbeschwerte Tage fuer die meisten Leute,gefaehrliche fuer Politiker.

Es ist zwar heute schon ueblich,dass sich Politikerinnen im Bikini ablichten lassen,
was dazu fuehrt,dass der "Playboy" weniger studiert wird,weil die politischen Damen,
nicht nur sprichwoertlich "gute Figur" machen,aber kaum damit "politische"Schlag-
zeilen produzieren.

Maennliche Politiker in Badehosen,sind weit mehr gefaehrdet unter die "Raeder" zu
kommen,wenn sie das "Pack die Badehose ein"-Liedchen zu leichtsinnig nehmen.

Ein Foto des Reichspraesidenten Friedrich Ebert,rief einen gewaltigen politischen Som-
mersturm hervor.

Nicht nur,weil er und seine Mitschwimmer nur Badehosen,statt der ueblichen Bade-
kostueme,anhatten,sondern auch,weil der Zeitpunkt alles andere als ideal war.

10 Monate davor,musste Deutschland im WK I.kapitulieren.Das "Schanddiktakt" und
die Dochstosslegende waren im Mittelpunkt der poltischen Diskussionen.

Da war ein breit grinsender Reichspraesident der Weimarer Republik,der zudem
noch Sozialdemokrat war,war ein rotes Tuch fuer einen Teil des poltischen Spectrums.

Die Macht der Badehose verspuerte auch Engelbert Dollfuss,der korrekt bekleidet,
neben einen Mussolini in Badehose am Strand von Rimini folgen musste.
Dieses Foto war ein Faustschlag in die Magengrube der gebeutelten Oesterreicher.

Deutschen Politiker wurden auch in der neueren Zeit,Badehosen zum Verhaengnis
bzw.zum Gespoett.

Da waere mal der Ex-Verteidigungsminister Scharping.Waehrend die Bundeswehr in
Afghanistan stationiert wurde,planschte dieser froehlich im Schwimminpool.

Da dauerte es nicht lange und er verlor Amt und Wuerden.

Ein bisschen besser erging es Dr. Alexander Gauland.

Das sommerliche Bad im Silbernen See,war Gelegenheit fuer hundsgemeinen Gruenen-
oder Linken - Anhaengern,seine Kleidung zu stehlen.
Es gibt nicht viele Fotos,die ihn tropfnass in gebluemter Badehose auf seinen Heim-
weg zeigen.

Zum Glueck hatte er noch weitere Tweed-Sakkos im Kleiderschrank und so ist es
dem Bundestag erspart geblieben,dass er  mit einem Lendenschurz bekleidet
zum Rednerpult schreiten musste.

Poltikerinnen in Bikini verursachen keine politischen Stuerme.

Weder Frau Dorothea Baer noch Beate Meinl-Reisinger.Auch nicht die Ex-Praesidentin
von Kroatien,Frau Grabar- Kitarovic und schon gar nicht eine jamaikanischen Minister-
in.

Aber die animalischen Kraefte,die den nackten Oberkoerpern der Maenner entspringen,
muss noch untersucht werden.

Herr Putin hat es schon entdeckt,die Herren Fussball-Fans,die in eiskalten November-
nachmittagen ihre Mannschaft mit nackten Oeberkoerpern anfeuern,glauben fest an
diese Kraft und sind entsetzt,wenn trotz des Einsatzes,ihre Mannschaft eine 0:5 Schlap-
pe einstecken muss.

Jock



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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #268 am: September 24, 2021, 11:06:39 »

 vom: 15. August 2021, 16:00:26 »
________________________________________
Prozesshanseln

Im Jahre 1410 wurde zum ersten Mal,das Bezirksgericht Schrems in einem Dokument
erwaehnt.1992 wurde es geschlossen und an ein anderes Gericht angehaengt.

Zu meiner Zeit war das Gerichtsgebaeude ans Gemeindeamt angebaut und der Richter
war ein Dr.Schatzl.

Das Gerichtsgebaeude war einstoeckig,oben die Zellen,unten der Verhandlungssaal,die Gerichtskanzlei und das Buero des Richters.
Hintenhinaus die Dienstwohnung des Gerichtsdieners und alle Fenster und Tueren mit
stabilen Gitterstaebe bewehrt.

Der Richter strahlte eine eigenartige Autoritaet aus,die bewirkte,dass Verurteilte die
Kopfbedeckung lufteten und ehrfuerchtig gruessten,wenn sie ihn nach der kurzen Haft
auf der Strasse begegeneten.

Nun,Schrems war seinerzeit nicht gerade gross und hatte vielleicht 3.000 Einwohner,
die zu 99,5 % kreuzbrave Leute waren.
Demzufolge war die Anzahl der Gerichtsverhandlungen ueberschaubar,weil groebere
Kriminalfaelle sowieso in Krems verhandelt wurden.
Blieben nur leichte Diebstaehle und Streitigkeiten um den Gartenzaun.

Die Haeftlinge,trugen waehrend der Haft schwarz/weiss gestreifte Gefaengniskleidung
und wurden fallweise verdonnert,vor dem Gerichtsgebaeude,sommers den Gehsteig zu kehren und winters den Schnee zu schaufeln.

Da man auf eine schwere Eisenkugel am Fussgelenk verzichtete,wurde fuer den Einsatz
ein Gendarm verpflichtet,die 2 oder 3 Hanseln zu bewachen.Das war bei gutem Wetter
ein beliebter Einsatz,den der Gendarm sass auf einer Bank,rauchte mit Genuss ein Zi-
garettchen und hatten den Wehrmachtskarabiner zwischen den Fuessen.

Nur einmal,in den langen Jahren gab es einen Zwischenfall.Ein Haeftling wollte fliehen.
Er liess den Besen fallen und machte sich auf die Socken.

Nach einer Schrecksekunde schrie ihn der Gendarm entsetzt nach:

"Fraunz,Fraunz - i bitt di bleib steh,i muass sunst schiassn "

"Fraunz" blieb wirklich stehen,kam zurueck,ergriff den Besen und vollendete sein Tag-
werk.

Der Vorfall war natuerlich Stadtgespraech,doch in den Akten findet man ihn nicht.
Kein Verfahren wegen versuchten Diebstahls der Gefaengniskleidung und die Flucht
selbst ist nicht strafbar.

Heute wuerde wegen des Vorfalls,eine Kommission des Justizministeriums,des Innen-
ministeriums und der Bezirkshaupmannschaft zusammengesetzt und eine Untersuch-
ung gestartet.

Der Gerichtsalltag in Schrems war geruhsam.

Niemals ein Verfahren wegen Gewalt in der Ehe,niemals ein Verfahren wegen Verge-
waltigung,weil keine Opfer zur Verfuegung standen,Scheidungen waren Ausnahms -
faelle und Cyberkriminalitaet war noch nicht erfunden.
Ein blaues Auge nach einer Kirtagrauferei gehoerte zum gelebten Brauchtum und ein
ausgeschlagener Zahn war kein Grund,deswegen zum Richter zu rennen.

Grundbuchaenderungen und Verlassenschaften waren das taegliche Brot.

Heute ist das anders.

Findet ein Gast im Wirtshaus ein Haar in der Kartoffelsuppe,macht er ein Foto,engagiert
einen Promianwalt und fordert 100.000 Euro Schmerzensgeld wegen seelischer Grau-
samkeit.

Irgendwie herrschte frueher mehr Gelassenheit,meine ich.

Jock


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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #269 am: September 24, 2021, 11:07:22 »

 vom: 29. August 2021, 14:19:22 »
________________________________________
Die Biedermeierzeit

Der revolutione Geist in Frankreich entlud sich in der Franzoesischen Revolution
um 1789.

Erst rollte der Kopf des Monarchen und seiner oesterreichischen Frau,dann frass die Revolution auch ihre Kinder,die das Banner vorangetragen hatten.

Das Vacuum,das entstand,nutzte der kleine Korse,ganz Europa umzukrempeln und
setzte sich sogar die Kaiserkrone auf.

Nach Waterloo war Schluss damit,und Napoleon wurde erst besiegt und dann in die
Verbannung geschickt.

Am Wiener Kongress wurde die alte Ordnung wieder hergestellt,wobei darauf ge -
achtet wurde,dass das Gleichgewicht der Maechte zwischen Oesterreich,Preussen,
Russland und Frankreich auf dem Kontinent stimmte.

Aber der aufruehrerische Geist war aus der Flasche und die Herrschenden fuerchten,
wie der Teufel das Weihwasser,dass ihnen das Volk das Zepter und die Kronen ent-
riss.

Bei den Karlsbadener Beschluessen wurden die Zuegeln angezogen.Bespitzelungen,
Zensuren,Repressalien bewirkten,dass das Volk sich in die innere Immigration zurueck
zog und es vermied,Stellungen gegen das verkrustete oeffentliche Leben zu beziehen.

Mit "das Volk",war jedoch nur das solide Buergertum gemeint,das in relativ guten Ver-
haeltnissen lebte.Das Proletariat fristete in den Vorstaedten ihr karges Leben und
waren sowieso von politischer Gestaltung ausgeschlossen.

Dieses "Buergertum" waren Gewerbetreibende,kleine Fabrikanten und mittlere Beamte,
die in grosszuegigen 6-8 Zimmer grossen Wohnungen wohnten und es sich leisten
konnten ausreichend Dienstpersonal zu beschaeftigen.

Das Lebensmotto des Biedermeierzeitalters war,Trautes Heim,Idylle,Froemmigkeit,
Treue und Bescheidenheit.

Die Bescheidenheit drueckte sich z.B. im Mobilar aus.Der ueberbordene Barockstil
und sein Nachfolger das Rokoko,wurden unmodern und der Biedermeierstil setzte
sich durch.
Statt wertvolle Intarsien,schmucklose Flaechen,statt wulstigen geschwungene Aus-
formungen bei den Kommoden und Sekretaeren,sachliche Schlichheit.

In der der Zeit,wo man nur selten das Haus verliess,war man gezwungen,sich Daheim
zu beschaeftigen.Und da bot sich die Musik an.

In fast jeden Salon stand ein Klavierfluegel,der gut und gerne 6m2 Flaeche bean-
spruchte,denn er musste in der Mitte des Raumes stehen und die Toechter hatten da-
rauf zu musizieren.

Die Nachfrage nach Klavieren war riesig,so waren zwischen 1790 und 1830 in Wien
200 Klavierfabriken auf dem Markt,von denen nur heute eine einzige uebrig geblieben
ist und die ist in japanischem Besitz. ( Boesendorfer)

Da das Klavierspiel den Toechtern des Hauses groessere Chancen einraeumte,am
Heiratsmarkt eine gute Partie zu machen,mussten sie alle das Klavierspiel lernen.

300 Klavierlehrer waren im Geschaeft und auch die Engelmacherinnen spuerten einen
Boom,der auf einen zu intensiven Klavierunterricht hindeutet.

Die Biedermeierzeit hatte aber auch fuer das maennliche Geschlecht unangenehme
Folgen.

Der Vatermoerder kam in Mode,aber auch das Korsett fuer die Herren,denn die Taille wurde betont

1848 ging die Biedermeierzeit langsam zu Ende.Der Revolutionsgeist,denn man aeng-
stlich abhalten wollte,schlug in diesen Jahr zu und wurde in den naechsten Jahren in
den Salons gepfegt.

Jock


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