vom: 29. Oktober 2020, 07:05:13 »
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Das Hotel de Paris und sein beinamputiertes Pferd.
Das weltberuehmte Hotel Sacher und das noch weltberuehmtere Hotel de Paris in
Monaco haben derzeit etwas Gemeinsames.
Die Rezeptionisten haben ihre Arroganz und Hochnaesigkeit abgelegt und die Nach-
frage nach einem Zimmer,beantworten sie,indem sie die Wahl anbieten,zwischen
1.,2.,3.Etage,parkseitig,meerblickseitig,opernseitig,casinoseitig oder strassenseitig.
Beide Luxushotels leiden unter Gaestemangel und die Preise fuer Uebernachtungen
liegen tief.Nur,umgerechnet 25.000 THB pro Nacht sind feil,das Fruehstueck inklusive.
Haette ich die Qual der Wahl,wuerde ich mich fuer das Hotel de Paris entscheiden.
Das "Sacher" wirkt ein bisschen verstaubt,hingegen beim Hotel de Paris,Elegance pur.
Besonders wird von den weiblichen Gaesten hervorgehoben,dass die "Coussin erotique"
haerter und groesser seien,als die im Sacher.
Betritt man die Lobby des Hotel de Paris,begruesst einem eine Reiterstatue in Bronze, dessen Pferdchen ein Bein amputiert und durch eine Prothese ersetzt werden musste.
Denn es ist ueblich,dass Hotelgaeste das rechte Bein des Pferdes beruehren um sich
Glueck beim Gluecksspiel im gegenueberliegenden Casino wuenschen.
Mit der Zeit war das Bein so abgegriffen und duenn geworden,dass man es ersetzen
musste.
Das Hotel selber,das Ende des 19.Jhd.eroeffnet wurde,ist im Stil des "Belle Epoche"-
Zeitalters errichtet worden und ist,mit Ausnahmen von Kriegs - und Coronazeiten,im-
mer ausgebucht.
Eine goldene Aera erlebte das Hotel vor und nach der russischen Revolution 1917,
wo russische Adlige in Scharen kamen und ihr Vermoegen in Monte-Carlo verspielten
oder versoffen.
Das Spielcasino war der Mittelpunkt ihres abendlichen Treffens.Hoechste Diskretion,
beim Zutritt des "Salon privileg"(Mindeseinsatz umgerechnet 5.000 Euros) und bei
den Verlusten der Pechvoegel.
Gaeste,die vergessen haben,den Vorderlauf des Pferdes zu beruehren und im Casino
Hof und Hund verspielten,hielt das Casino einen besonderen Service bereit.
Beim Portier konnte man sich einen silbernen Revolver ausleihen,der auch den Weg
zum Gebuesch wies.
Sobald der Schuss zu hoeren war,beseitigten zwei Hausburschen diskret die Leiche
und brachte sie zum "Cimentiers frontiers",einem inoffiziellen Friedhof zur Zwischen-
bestattung.
Die Saerge trugen keine Namen,nur eine Nummer mit einem "S"."S" stand fuer Suizid.
Andertags konnte man in den grossen Pariser Zeitungen lesen,dass Monsieur xy ueber-
raschend verstorben sei.
Nur einmal ging die Sache schief.
Ein italienischer Industrieller,der feststellte,dass man ihn im Casino ausgesackelt hat,
frug nicht nach den Revolver,sondern erhaengte sich an einer Palme vor dem Casino.
Da die zwei Hausburschen bereits nach Hause gegangen waren,hing die Leiche bis
zum Morgen und schwang leicht im warmen Wind.
Der Presse gegenueber,die von der Sache Wind bekommen hatte,bestritt man die Be-
gebenheit,gab aber dann doch zu,dass es in diesem Jahr bereits der 4. Vorfall war.
Gentlemen,die heute in die Verlegenheit kommen,standesgemaess die Konsequenzen
zu ziehen,werden nach der Frage nach dem Revolver,abschlaegig beschieden.
Dafuer ueberreicht ihnen der Portier einen Gutschein fuer die Taxifahrt zum Hotel.
Zurueck zum Hotel de Paris.
Nicht nur die Ambiente ist erstklassig,auch die Kueche und besonders der Weinkeller.
Dort lagern tief im Untergeschoss 600.000 edle und sehr teure Weine.Eine Nachfrage
nach einer Flasche "Duernsteiner Flohhaxen" oder nach einem "Bruennerstrassler"
kann man sich sparen.
Der Sommelier bekaeme nur einen Herzinfarkt.
Gusterstueckerln fuer Weinkenner,sind die lagernden Flaschen "Chateau d'Yquem"
Jahrgang 1880 und "Chateau Margaux"Jahrgang 1929.Kostenpunkt 10.000 Euro pro.
Die zwei Jahrgaenge sind im Weinkeller in besonderen Behaeltnissen versperrt und
koennen nur geoeffnet werden,wenn der Sommelier und der Hoteldirektor gleichzeitig
mit ihren verschiedenen Schluesseln aufsperren.
Diese Vorsichtsmassnahme soll verhindern,dass sich ein Sommelier vergreift und eine
Flasche koepft,sich ein Glaeschen einschenkt und die Differenz mit Leitungswasser
ausgleicht und wieder verschliesst.
Einen derartig geschaendeten Wein,kann man nur wegschuetten oder zu Herrn Lefnaer
zu Tisch bringen.
Die Gaeste im Hotel sind international.Franzoesisch,Englisch,Italienisch sind die meist
benuetzten Sprachen und immer mehr Russisch.
Deutsche Sprache hoert man zuweilen im Sparmarkt in Monaco,wo schwaebische
Millionaere,Ausschau halten,ob es ein guenstiges Angebot an Champagner gibt.
Hoert man in Monaco einen zu kurz geratenen,aeltern Herren,der mit wienerischem
Zungenschlag sich mit einer jungen,vollbusigen russischen Blondine unterhaelt,kann
man ihn mit 'Guten Tag Herr xxx,alles gut mit ihrem Penthouse und Woerthersee -
schloss ?",begruessen.
Jock
P.s. Wenn Kollegen nichts mit dem "Coussin erotique" anzufangen wissen,gegen
eine kleine Gebuehr zu Gunsten meines Kontos,klaere ich sie gerne auf.