vom: 31. Januar 2019, 11:37:13 »
________________________________________
Maria Lichtmess
Ubermorgen,40 Tage nach Weihnachten ist Lichtmess.
Es ist der Tag,wo der Tag schon einen Hirschensprung"laenger"geworden ist und war im
baeuerlichen Jahresbogen einst ein wichtiger Zeitpunkt,um sich auf das Bauernjahr einzu-
richten.
Zu diesem Zeitpunkt war es ueblich,dass alle offenen Schuldrechnungen beglichen werden
und das Personal am Bauernhof fuer ein weiteres Jahr einen "Arbeitsvertrag"abschloss.
Die Knechte und Maegde bekamen den restlichen Lohn fuer das vergangene Jahr ausbe -
zahlt,dazu noch Naturalgaben,wie Stoffe fuer Kleidung,Kopftuecher und Schuerzen.
Die Stoffe wurden spaeter im Jahr von,von Hof zu Hof ziehenden Schneiderinnen,zu Hemden,
Hosen oder Kleidern angefertigt.
Waren sich der Bauer und seine Maegde und Knechte einig,dass sie ein weiteres Jahr am
Hof bleiben,bekamen sie ein Angeld und ein paar Tage "Urlaub".
Diese "Urlaubstage" wurden benutzt,ihre Verwandten und (unehelichen) Kinder zu besuchen,
denn es waren die einzigen Tage im Jahr,wo sie vom Hof oder aus dem Tal herauskamen.
Machten sie jedoch " Lichtmess" endete der Arbeitsvertrag und schieden voneinander.
Der Knecht oder die Magd wechselten die Hoefe und es war ueblich,dass ihre wenigen Hab-
seligkeiten,meist ein Bett,einen Kasten,ihre Waesche und ein paar Heiligenbilder zur neuen
Arbeitsstelle gebracht werden.
Dort bezogen sie ihre Kammern und wurden rangmaessig eingegliedert.
Die Rangfolge bei den Knechten war beginnend mit dem "Hueterbuben" ueber Stallknecht,
Ochsenknecht bis zur hoechsten Stufe,dem Rossknecht,der meist der Dienstaelteste war.
Der Rossknecht hatte das Privileg,beim Rossmarkt die Pferde entweder zu verkaufen oder
neue einzukaufen.Erzielte er dabei einen guten Preis,so konnte er einen Teil des Mehrbe-
trages behalten.
Die Zuteilung der Maegde war ebenfalls geregelt."Hennermagd" war die unterste Stufe,die
meist von halben Kindern eingenommen wurde. Weiter gab es die Kuechenmagd,Stuben -
magd,Stallmagd ( das war jene bei beim Kalben bei der Kuh im Stall schlief)bis zur "ersten
Dirn",die fuer die Einteilung der Arbeiten,der weiblichen Dienstnehmer war und ueber den
Geschwistern des Bauern stand.
Die meist unverheirateten Geschwister des Bauern,waren die Aermsten.Sie bekamen keinen
Lohn,nur Kost und Quartier,mussten aber ebenfalls die schweren Arbeiten leisten.
Die Arbeitstage am Hof waren lange und schwer und zu gewissen Zeiten,wie Ernte einbringen,
wurden alle Haende gebraucht und der Bauer war bestrebt,dass an seinem Hof,das Personal
zusammenbleibt.
Zwar war es auch moeglich,das Dienstverhaeltnis mit den Worten : "Bauer wir machen Licht-
mess"aufzukuendigen,doch eine Vorschrift des Kurfuersten aus dem Jahr 1781 besagt,dass
dann der Jahreslohn nicht ausbezahlt werden muss.
Der kurfuerstliche Erlass,erstreckte sich nicht nur auf die baeuerlichen Bediensteten,sondern
auch auf das staedtische.
Auch musste demnach,der Bauer dafuer sorgen,dass an seinem Hof Sitte und Anstand herrschte.
Die Unterkuenfte der Maegde und Knechten waren streng getrennt.Wurde ein Intimverhaelt-
nis bei Gericht angezeigt,wurde der Knecht zu mehrjaehrigen Militaerdienst verurteilt und mit-
unter die Magd vom Hof gejagt.
Auch hatte der Bauer seinen Bediensteten am Sonntag Zeit zu geben,die Kirche zu besuchen.
Vor Aufkommen der Petroleumlampe waren Kerzen die einige Lichtquelle.Demnach waren Ker-
zen ein hohes Gut aber auch eine Gefahrenquelle.Oft wurden Hoefe durch Unachtsamkeit mit
dem Umgang mit Kerzen eingeaeschert.
Um die Gefahr zu minimieren,liess man am Lichtmesstag,die selbst erzeugten Kerzen in der
Kirche weihen.Auch die schwarze Kerze war dabei.Die wurde nur zum Todestag von Verstorben-
en angezuendet und dabei einen Rosenkranz gebetet.
War bis 1912 der Lichtmesstag ein offizieller Feiertag,hat heute dieser Tag kaum mehr Bedeut-
ung.
Die Industralisierung in den Staedten zog mehr und mehr baeuerliches Personal ab,und dafuer
begann die Mechanisierung in baeuerlichen Betrieben.
Heute muss sich der Bauer nicht mehr mit dem Personal herumschlagen und fuerchten,dass
der Knecht oder die Magd mit :"Bauer wir machen Lichtmess" ,die Arbeit aufkuendigt.
Aber ganz ist die Gefahr nicht gebannt.
Vielleicht schon in einigen Jahren,wenn die KI am Bauernhof eingezogen ist,kann es dann sein,
dass diese dem Bauer am Monitor mitteilt,er,sie,es will "Lichtmess"machen und den Bildschirm
abdreht.
Jock