vom: 19. Juni 2013, 10:52:22 »
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Die letzten 2 Tage waren gepraegt vom Totengedenken an die Eltern
meiner Frau.
Alle kamen sie zusammen,es wurde gekocht,zum Wat gefahren,anschliessend
gegessen,einige Flaschen Hochprozentiges vernichtet,Karten gespielt,wieder
gegessen bis spaet in die Nacht. Das Uebliche halt !
Es war Zeit genug,mir darueber Gedanken zu machen,wie es den bei mir so
sein wird,wenn Gevater Tod da war.
Zwar habe ich jede Hoffnung aufgegeben,dass man mir ein Grabdenkmal errichten
wird,das den Pyramiden gleichkommt.Auch den Heldenfriedhof Arlington kann ich
langsam vergessen.Samt dem Pferd,das mitgefuehrt wird mit dem leeren Stiefel im
Steigbuegel.
Aber freuen wuerde es mich schon,wenn man mein Grabmahl so errichten koennte,
dass sich jeder verbeugen MUSS,wenn er daraufblicken will,wie beim Grabmal Kaiser
Napoleon I.
Die Franzosen ehren so bis zum heutigen Tag,einen ihrer Grossen (und haben ihm laengst
verziehen,dass er mit einer Oesterreicherin verheiratet war).
Die Bestattungsgebraeuche haben sich im Laufe der Zeit immer wieder veraendert,ge-
nauso die Geschaeftspraktiken die damit verbunden sind.
Den Verstorbenen in antiken Griechenland,hat man eine Goldmuenze unter die Zunge
gelegt,damit sie Charon die Faehrkosten bezahlen konnten,den sonst wuerden sie fuer
immer in den Hainen der Hesperiden umherirren.
Zu Zeiten der Pestseuchen,machte man weniger Aufhebens.Die Toten wurden einge-
sammelt und in Massengraeber verscharrt.Nur der "Lieber Augstin" entkam der Pest-
grube.
Es war etwas betrunken,als er eingesammelt wurde.Da er jedoch fuer tot gehalten wurde,
war das Erstaunen nicht schlecht,als er in der Grube zu singen begann.
Zuerst rannte die Totengraeber davon,dann halfen sie den lieben Augustin doch noch heraus.
Abgesehen davon,dass hoehere Kreise (Koenige,Kaiser) sich Begraebniszeremonien leisten
konnten und auch leisteten,waren fuer die normale Bevoelkerung diese oft zu teuer.
Eine Grube am Gottesacker,darauf ein Kreuz war der Normalfall.
Teuer war es allemal,sodass Kaiser Joseph II,dekredierte,dass ein Einheitssarg mit unten
angebrachter Klappe,es auch tun wuerde,statt teures Holz dazu zu verwenden.
Dieser, immer wieder zu gebrauchende Sarg,fand allerdings nicht die Zustimmung seiner
Untertanen und so musste er sein Dekret zurueck nehmen.
Darueber freuten sich nicht nur die Angehoerigen von Verstorben,sondern auch die Sarg-
tischler und Fuhrwerker.
Um die Konkurrenten auszustechen,unterhielten sie gute Beziehungen zu den Kanzleien und
Pfoertner von Krankenhaeuser,um moeglichst als Erster vom Tod eines Patienen zu er-
fahren und einen Auftrag ans Land zu ziehen.
So kam es vor,dass die Angehoerigen oft von diesen Gewerbetreibenden,vom Tod eines
Angehoerigen erfuhren,bevor noch eine offizielle Nachricht ankam.
Geld war das Wundermittel,das so manches ermoeglicht.Zum Beispiel die Errichtung
von monstroesen Grabdenkmaeler im 19.Jhd.die auch nach dem Tode die Bedeutung
des Verstorbenen (und der Familie)herausstrichen. Neben dem Name und den Daten
von Geburt und Sterbetag,wird auch vermerkt,dass der Inlieger,Hausbesitzer,Seiden-
fabrikant und Bezirksrat gewesen war.
Daraus kann man ersehen,dass es auch am Friedhof Standesunterschiede gegeben hat
und noch immer gibt. ( Heute ist es nicht mehr modern " Hausbesitzer" anzufuhren,aber
"Generaldirektor,DDr.oder Oberoffizial finden man oft)
Die Stadt Wien hat zu Ende des 19.Jhd. die abzockenden privaten Beerdigungsunternehmen
abgeschafft und zockt nunmehr selber ab.
Aber auch die kath.Kirche ist nicht faul im Nehmen.
Bei der Beerdigung der Mutter eines Freundes,konnte ich Einblick in die Rechnung,die
man dem Sohne diskret zugesteckt hat,nehmen.
Mehr als 3.000 Euro standen darauf.Peinlich genau aufgelistet,wieviele Kerzen brannten,
wieoft mit der Glocke gelaeutet wurde u.s.w.
Angesichts dieser Summen,muss ich noch etwas zuwarten,das Zeitliche zu segnen,denn
auch Bestattungen in Thailand gehen ins Geld.
Schliesslich soll es eine grosses Event werden,mit Musik und Tanz und einer Reihe von jungen
Klageweibern,die den altaegyptischen Ritualen folgen,unter Schreien ihre Brueste entbloessen
Nicht,dass nur meine Witwe und mein Hund dem Sarg folgen.
Jock