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Autor Thema: Wien, Wien, nur du allein ...  (Gelesen 12228 mal)

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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #75 am: September 23, 2021, 16:33:19 »

 vom: 24. November 2019, 11:30:42 »
________________________________________
Als ich Stunden spaeter mein Leid an der Sony- Bar klagte,erklaerte man mir,dass die
Einstein'sche Relativitaetstheorie ( Zeit ist dehnbar ) in Thailand praktisch erprobt wird.

Zusammen mit dem Zeitbegriff,dem tuerkisenen Meer,des goldgelben Strandes,der un-
endlich scheinenden Sonne und dem frisch gezapften Carlsberg,beschloss ich,dem Paradies
beizutreten und hier in Thailand fuer immer zu leben,zumal die Sony- Bar rund um die Uhr
geoeffnet hatte.

Keine Rede war damals von einem TM30 oder von einer Privatkrankenkassenpflicht und der
Strand war jeden Tag im Betrieb.Raucher konnten ihre Sargnaegel fast ueberall einschlagen.

Nach einiger Zeit war eine Erosion bei dem paradiesischen Zustand bemerkbar.

Die Bekannten in der kleinen Village,duennten aus.Bekannte,die seit Jahren immer zur sel-
ben Zeit zum Ueberwintern kamen,blieben weg.Die Sony- Bar schloss um 2 h,dann ueber-
siedelte sie und der Gin war definitiv gepanscht und wurde im Hintergrund einer Colaflasche
entnommen.
Das einst freundliche Laecheln der Einheimischen nahm geschaeftsmaessige Zuege an und
wirkte aufgesetzt.

Nachdem Unklarheiten entstanden sind,wie und ob der Pachtvertrag mit dem Landlord ver-
laengert wird oder nicht,verkaufte ich mein Haus und zog auf Land,was vielleicht ein Fehler
war.

Thailand pur herrschte da,inklusive Schlangen,Moskitos und mannstolle Nachbarinnen.

Mit der Zeit stumpft das ab und Sehnsuechte nach Vertraute,Freunde,Tannenwaelder und
des Geruchs vom ersten Schnee poppten auf.Sich am Weihnachtsmarkt die kalten Finger am
Gluehweinhaeferl zu waermen,graebt sich als Vorstellung tief ins Gehirn.

Um es kurz zu machen,ich werde wieder in Wien aufschlagen - gleich nachdem der euro-
paeische Winter vorbei ist und am Heckenrosenstrauch die ersten Knospen ansetzen.

Der Verlust von 3 Mio THB durch den Kursverlauf sind genug und wenn ich ein neues Herz
brauche,muss ich keinen einzigen Euro in die Hand nehmen.
Zwar erfuelle ich derzeit alle Anforderungen fuer einen weiteren Verbleib in Thailand,doch ich
hasse es,wenn ich hier mehr und mehr schikaniert werde und unsinnig ueberwacht werden
soll.

Jock

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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #76 am: September 23, 2021, 16:34:05 »

 vom: 29. November 2019, 14:27:56 »
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Die Wr.Saengerknaben

Der Chor besteht seit 1498 und hatte immer nur Knaben als Mitglieder.Nicht einmal Feministinnen
erheben die Forderung,dass auch Maedchen darin aufgenommen werden.

Die Knaben,deren Koepfe noch nicht voll ausgebildet sind,oftmals dicke Brillen tragen muessen,
haben glockenhelle Sopran-oder Altstimmen und sind mittlerweile weltbekannt und weltgereist.

Das Singen und das Reisen waere fuer mich verlockend gewesen und mich haette der Hintergrund,
warum es ueberhaupt Knabenchoere gibt,nicht gestoert.

Die aeltesten Knabenchoere gruendeten sich schon um 900 und verantwortlich dafuer war,dass es
bis ins 19 Jhd.verboten war,dass Frauen in den Kirchen singen.Da es jedoch viele sakrale Musik-
stuecke gibt,die auf Alt-oder Sopranstimmen komponiert wurden,griff man auf Knaben zurueck.

Die Karriere als Chorknabe war zeitlich begrenzt.Sobald der Stimmbruch den Chorknaben unbrauch-
bar machte,wurde er aussortiert,ausser man liess ihn kastrieren.
Was oftmals auch geschah,denn der Gesang in den Choeren,sicherte Unterkunft und Verpflegung,
die sonst nur mit harter Arbeit am Feld zu gewaehrleisten war.

Nachdem Papst Pius X. 1903 die Kastration verbot,stiegen die Honorarforderungen von Kontra-
bassstimmen steil empor.Der derzeit beruehmteste ist Alois Muehlbacher und der ist Mitte der 20.

Wie gerne waere ich auch ein Wr.Saengerknabe geworden !

Das Schicksal,dass das verhinderte hat einen Namen - Fachlehrer Friedrich Mantsch.Der war der
Musiklehrer an meiner Schule.Ein eingefleischter Schwarzer,der deswegen spaeter Bezirksschulin-
spektor im Waldviertel wurde.

Betrat er unsere Klasse und packte sein Akkordeon aus,verbot er mir,sich am Gesang zu beteiligen
und gab mir stattdessen eine Matheaufgabe.Ich hasste diesen Kerl mit jeder Faser meines Koepers.

Gut,auf die Lieder die geuebt wurden haette ich ohnehin verzichten koennen."Am Brunnen vor dem
Tore" oder "In einem Baechlein helle" waren mir zu altmodisch.Lieber haette ich:" An den Ufern des
Mexico- Rivers" gesungen oder:"Island in the Sun",meintwegen sogar:"Cindy,oh Cindy,dein Herz
muss traurig sein".Alles Schlager,die damals sehr aktuell waren.

Trotz dieser Diskriminierung,ein Aufgeben kam nicht in Frage.

Und so kann ich heute stolz berichten,dass ich mit allen Grossen,wie Paul McCarthney,Peter Alex-
ander,Frank Sinatra,Dana Winner,Hansi Hinterseer und ,und und, im Duett gesungen habe.

Die im Fernseher- ich davor und niemand hat mir nahegelegt,mich kastrieren zu lassen.

Selbst meine Hunde werden davon angesteckt.Dann legen sie Ohren an,legen ihre Koepfe in den
Nacken und stimmen mit ein.

Bis meine Frau kommt und sich als Kulturbanausin erweist.

Jock

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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #77 am: September 23, 2021, 16:35:09 »

 vom: 04. Dezember 2019, 06:56:16 »
________________________________________
Weil @Arthur 1368 die SPOE anspricht und traurig feststellt,sie sei keine Arbeiterpartei mehr
und uebt sich in Selbstzerfleischung.

Sicher,die gluecklose Frau Rendi-Wagner wird es nicht mehr schaffen,diesmal der Regierung
vorzustehen.
Aber man soll nicht uebersehen,dass nach ihr,einer aus der Personalreserve das Ruder her-
umreissen wird koennen.

Die Namen,die kolportiert werden,sind Androsch,Vranitzky und Fischer.Zwar haben diese Herren,
im Laufe der Zeit Moos angesetzt und sind nicht mehr die Juengsten,doch wuerden sie eine bes-
sere Figur abgeben,als die derzeit Vorsitzende.

Der Dezember soll ja der Schluesselmonat sein,ob es eine Regierung Turkies/Gruen geben wird
oder nicht.Wenn ja,wird sie unter der Bezeichnung "Advent - Regierung" in die Geschichte eingehen.
Das sollte klappen,denn im Monat Dezember schwirren alle moeglichen Heiligen herum und das
sollte ja ein gutes Omen sein.

Die Hl.Barbara am 4.der Hl.Nikolaus am 6..Voran gegangen das Treffen des St.Rache mit dem
St.Ronach in der Pizzaria und das Besaeufnis des Hl.Sebastians,der seine Juenger um sich scharte,
die um einen Ministerposten buhlen.
Allen voran eine junge Frau,namens Elisabeth K.die mantraartig statt ein "Hare,Hare Krishna"ein
"Sebastian Kurz,Sebastian Kurz"von ihr gibt.

Andere Herrschaften haben den dringende Wunsch,bald unter den Schirm politischer Immunitaet
zu kommen,weil ihnen der Staatsanwalt im Nacken sitzt.

Bei der Veranstaltung wurde auch ueber das profane Geschaeft gesprochen.

Ein Tychon des Betongoldes,zwar vorbestraft aber erfolgreich,dem die halbe Wr.Innenstadt gehoert
und gerade dabei ist Deutschland aufzukaufen,soll sich um den Erwerb des Stephansdomes be-
muehen,um daraus einen Einkaufstempel,ein 5 * Hotel oder grosszuegige Apartements zu machen.

Nachdem dieses Geruecht auch das erzbischoeflichen Palais erreichte,muessen sich Aerzte um den
Kardinal Schoenborn bemuehen.

Die wackeren Blauen waren waehrend ihrer Regierungstaetigkeit nicht faul und haben fleissig "um-
gefaerbt".
Vorstaende und Aufsichtsraete wurden abgesetzt und andere neu installiert.Nicht immer mit Er-
folg.Manches ging daneben.

In der Nationalbank wollte der (blaue )Gouverneur eine unkuendbare Mitarbeiterin hinauswerfen,
die,zu seinem Unglueck,die Tochter eines schwarzen Granden ist.Das ging in die Hose.

Beim Glueckspielkonzern wurde ein Finanzvorstand eingesetzt,den man gestern wieder gefeuert
hat.Ein paar Monate war er taetig,dann,als ein boeser Verdacht aufkam,war er ein paar Monate
auf Urlaub und klagt jetzt die Fortzahlung seiner Bezuege und Praemien ein,die ihm bis zum Ende
seines 3-jaehrigen Vertrages zustehen.

Aber nicht nur lebende Persoenlichkeiten waren im Focus abgesetzt zu werden,auch laengst Ver-
storbene sollten aus ihren Positionen weichen.

Speziell ist gemeint,dass man den Reiter auf dem Ross des Denkmals am Heldenplatz,der den Er-
herzog Carl abbildet,durch einen,in Bronze gegossenen, Herrn Kickl ersetzen wollte.

Es ist schoen in einem Land zu leben,wo die Situation hoffnungslos ist,aber nicht als ernst em-
pfunden wird.

Jock

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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #78 am: September 23, 2021, 16:36:06 »

 vom: 06. Dezember 2019, 07:07:22 »
________________________________________
Es ist gut und gern schon 50 Jahre her,als ich zum letztenmal das Bellaria - Kino besuchte.

Heuer am 17.Dezember wird es,nach 107 Jahren Betrieb,fuer immer geschlossen.

Etabliert im Erdgeschoss eines Patritzierhauses hinter der Volksoper,war es nie ein Praemieren-
kino,sondern spielte,in den letzten Jahrtzehnten Kinofilme aus den 30.,50. und 60gern des voran-
gegangenen Jahrhunderts.

Konnte man Anfang 1960 den Kinosaal noch fuellen und Gewinne erzielen,starb nach und nach
das Publikum ab,auch das Fernsehen trug seinen Beitrag bei und junge Leute haben es ohnehin
nicht mehr so,ihre Zerstreuung in einem Kino zu finden.

Ich bin mir sicher,seit meinem letzten Besuch hat sich das Aussehen des Kinos nicht viel ver-
aendert.
Die Waende des Vorraum waren mit alten Filmplakaten gepflastert und aus den Fotos,die eben-
falls reichlich platziert waren,laechelten Urgesteine der oesterr./deutschen Filmschaffenden
herab.

Vertraute Gesichter wie Hans Moser,Theo Lingen,Willy Birgl,Annie Rosar,Paul Hoerbiger wurden
aufgeputzt mit den "Weltstars" O.W.Fischer,Liselotte Pulver u.a.laechelten aus ihren Fotorahmen.

Die Kinokasse an der Seite beim Eingang,der Buffetkiosk genau in der Mitte zu den Eingaengen
zum Kinosaal und in einer Nische die Garderobe,die stets von aelteren Frauen bedient wurden,die
aussahen,dass man verstand,dass ihre Maenner gerne noch laenger in Kriegsgefangenschaft ge-
blieben waeren.

Sobald die vorangegangene Vorstellung beendet war,die Luftqualitaet durch Einsatz eines Duft-
wasserzerstaeubers gehoben war,der Billeteur (oft der Kinobesitzer und die Garderobenfrau)sorg-
faeltig die Abrisse von der Kinokarte trennte,nahm man Platz und wartet,dass die Vorstellung be-
gann.
Bevor der eigentliche Film startete,Werbung der gemuetlichen Art.

Dias mit Werbebotschaften oder sogar mit einer Tonspur unterlegt,die verkuenden,dass er :

" mit Hammer,Saege,Holz und Leim,baut und bastelt er gerne fuers Heim.Alles wird gut,wie koen-
nte es anders sein- kauft er bei Friedel und Kuehnert ein".

Noch die "Toenernde Wochenschau" und ein kurzer Vorspann fuer das naechste Programm,dann be-
gann der Hauptfilm.

Speziell die "Sissi - Filme"waren ein Publikumsmagnet.Historiker rissen verbluefft die Augen auf
und trauten ihren Ohren nicht,ob der picksuessen Geschichtskittung.

In Sissi III,wo das Kaiserpaar ( Karl-Heinz Boehm und Romy Schneider)Venedig und Mailand be-
suchten,sah man jubelnde Untertanen,die dem Paar in Liebe zugeneigt waren.

Tatsaechlich sprengten die Triester das Denkmal Franz-Josephs in die Luft,verachteten die Venediger
Franzl und Sissi aus ganzem Herzen und in Mailand ballten sie die Faeuste in den Taschen,wenn sie
an das Besatzerpaar dachten.

War der Film zu Ende,ging man froh nach Hause.Fuer die knapp 2 Stunden in einer Traumwelt war
der Preis fuer die Kinokarte gut angelegt.

Wahrscheinlich werden die Raeumlichkeiten des Bellaria- Kinos zu einem kleinen Supermarkt umge-
baut und die Hausverwaltung freut sich ueber den 10-fach hoeheren Mietzinses,weil der "Friedens-
zins" auslaeuft.

Jock

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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #79 am: September 23, 2021, 16:37:40 »

 vom: 07. Dezember 2019, 09:06:19 »
________________________________________
@franzi

Da hast du recht.

Der Zuzug von Gesindel nach Wien ist wirklich besorgniserregend.Und seit 200 Jahren unternimmt
niemand etwas dagegen.

Wien ist und bleibt ein Meltpot unterschiedlicher Herkuenfte.

So konnte es passieren,dass ein Prinz Eugen von Savoyen,ein Metternich,ein Radetzky, ein Herr
van Swieten und ein H.C.Strache  u.v.a.m. sich hier ansiedelten.

Wenn jemand glaubt,"unzensuriert" uebertreibt,so findet er im unverdaechtigen Meisterwerk des
Wr.Telefonbuches seine Bestaetigung.
Da wimmelt es nur so von Namen wie "Novak","Havlicek","Kopecek" u.s.w..

Laut gelacht habe ich auch,als du vor kurzer Zeit,mit tiefen Ernst,eine Ausgabe des gleichen
Mediums zitierst,dass die Schweiz auf Grund ihres Verteidigungswillen und seiner militaerischen
Staerke,den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht abgehalten hat,sie zu ueberrennen.

Den Verteidigungswillen kann man ihr nicht absprechen,aber von militaerischer Staerke war keine
Spur.

Plaene der Wehrmacht hatten vor,die Magniot- Linie vom Sueden her zu umgehen und damit in
das Gebiet der Schweiz einzumarschieren.
Da der schweizerische Armeefuehrung klar war,dass sie da nicht standhalten koennen,haben sie
sich auf die Verteidigung des"Reduit" konzentriert und wollten mit ihrem Rueckzug dahin "verbran-
nte Erde" hinterlassen.D.h. alle Bruecken und industrielle Anlagen selbst sprengen.

Das "Reduit" ist hochalpines Gebiet und fuer einen Aggressor militaerisch wie wirtschaftlich uninteres-
sant.

Da Frankreich jedoch bald kapitulierte,war die vorgesehene Operation der Wehrmacht nicht mehr
noetig.Der Kriegsschauplatz hat sich verlagert und die Schweiz hatte dadurch einfach Glueck ge-
habt,nicht in die Kriegsereignisse verwickelt zu werden.

Spaeter,im Laufe des Weltkrieges,war die Schweiz der Hehler der Nazis und wurde nach Strich und
Faden erpresst,wenn du an die Veringerung der Steinkohlelieferungen der Deutschen denkst,weil
die Schweiz sich in einer bestimmten Angelegenheit querlegen wollte.

Daher frage ich dich,ob du wirklich alles glaubst,was "unzensuriert"veroeffentlicht ?

Jock

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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #80 am: September 23, 2021, 16:39:33 »

 vom: 07. Dezember 2019, 12:20:59 »
________________________________________
@franzi

Mohammed wird der Name des Buergermeisters 2070 von Wien sein.Da wirst du nicht mehr
leben und kann dir also wurscht sein.

Weit hergeholt ? Wer weiss ?

Als 1890 Josef Jonas' aus Kamenice in Maehren mit seinem Leiterwagen nach Wien zog,dachte
er nie daran,dass sein Sohn 70 Jahre spaeter Buergermeister von Wien sein wird.Spaeter so-
gar Bundespraesident.

Fuer den damalige Buergermeister Lueger waere dieser Gedanke ein einziger Albtraum gewesen,
denn der hatte um 1900 heftig gegen die "Fremden" polemisiert und wollte Wien als eine homo-
genisierte (deutsche)Stadt haben.

Dies blieb ein Traum,denn die Bevoelkerung von Wien bestand zu 50 % aus "Fremden".Zum
Unterschied dazu,waren es in Paris zur selben Zeit nur 6,3 % der Bevoelkerung.

Zugegeben,die allermeisten "Fremden" kamen aus dem selben Kulturkreis,aber auch Juden,ortho-
dox Glaeubige,andere nach slawischen Gebraeuchen lebende Zuzuegler,machten auch einen nicht
gerade unauffaelligen Anteil aus.

Die von Lueger eingeleiteten Diskriminierungsmassnahmen ( Verweigerung von muttersprach-
lichen Schulen,Buergerrechte etc.)konnte nicht bewirken,dass der Anteil an der nichtautochthonen
Bevoelkerung abnahm.

Vielmehr setzte ein verstaerkter Druck zur Assimilitation ein,der sich sich heute bei der Haus -
meisterin mit dem Namen Navratil manifestiert und von dir als "echte" Wienerin anerkannt wird.

Hast du Pech,und die in Wien wohnende Weiblichkeit,entdeckt das,von dir abwertend beurteilte
bestimmte Koerpermerkmal eines Negers oder Muslimen,steigert sich das Tempo der Assimili-
tation spuerbar.

Damit kannst du ja keine Freude haben,wenn dich doch schon 6 Neger in Innsbruck so verschreckt
haben,dass du daraufhin ausgewandert bist.

New York mit seinen rassischen,kulturell unterschiedlichen Stadtteilen ( Chinatown,Italienerviertel,
Harlem etc.)haben auch die USA nicht umgebracht.

Auch London kann mit seinem "fremden" Buergermeister,der sogar Muslime ist und indisch-paki-
stanische Wurzeln hat,ganz gut leben.

Jock
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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #81 am: September 23, 2021, 16:40:44 »

 vom: 09. Dezember 2019, 07:59:01 »
________________________________________
@rampo

Weil du das Strichmillieu in Wien erwaehnst,kam mir der Gedanke,etwas ueber die
Josefine Mutzenbacher und ihre 365 Liebhaber sowie den sozialen Klassen um 1900
zu schreiben.

Ich fuerchte allerdings,dass die Moderation und der Vatikan das nicht zulassen wird.

Speziell der Vatikan ist da sehr rigoros und ein Scheiterhaufen ist schnell errichtet.

Jock
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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #82 am: September 23, 2021, 16:42:18 »

 vom: 09. Dezember 2019, 19:07:05 »
________________________________________
Josefine Mutzenbacher und ihre Zeit

Was Rosemarie Nitribitt fuer Frankfurt ist,ist Josefine Mutzenbacher fuer Wien.

Beide waren im horizontalen Gewerbe taetig,beide kamen zu einer gewissen finanziellen Sub-
stanz ( 70.000 DM auf der Bank und 20.000 DM in bar,bei Nitribitt) und beide entstammten
keinen guten Familienverhaeltnissen.

Wo es einen Unterschied gibt,so liegt dieser darin,dass Frau Nitribitt (wahrscheinlich) kaum
irgendeinen koerperlichen Genuss bei ihreren Sexualakten gehabt haben wird,sondern diese
einem finanziellen Erfolg unterordnete und sich generalstabsmaessig darauf vorbereitet hat.

Es ist belegt,dass sie Englisch und Franzoesisch gelernt hat und Kurse fuer gutes Benehmen
buchte.Auch ihr Fahrzeug ( SL 190 ),mit dem sie auf Kontaktaufnahme mit besser gestellten
Maennern unterwegs war,deutet darauf hin.

Ein triviales Detail ist,dass eine unverdaechtige Frau eines Generaldirektors, Mercedes auf-
forderte,ihren ebenfalls schwarzen SL 190 gratis umzulackieren,weil sie bei Ausfahrten unter
Avancen fremder Maenner zu leiden hat,die dachten sie sei Frau Nitribitt.

Frau Nitribitt hatte ihre Zeit als Postituierte waehrend des Wirtschaftswunderzeitraums in Deut-
schland.

Der Krieg war ueberwunden und langsam kamen auch die "niedrigeren" Schichten zu kleinem
Glueck und bescheidenem Wohlstand.Die Moeglichkeiten "aufzusteigen und etwas zu werden"
mussten nur genutzt werden,denn sie lagen (sprichwoertlich) auf der Strasse.
Als Oswalt Kolle dann die Deutschen aufklaerte und sie hinwies,dass es so etwas wie Sex gibt
und dass er sogar Spass macht,waren sie nicht nur erstaunt,sondern es aenderte sich auch das
Rollen-und Frauenbild langsam damit.

Kinder und Jugendliche waren besonders davor geschuetzt,fruehe sexuelle Erfahrungen zu machen.
Sei es durch eine mindest 8 -jaehrige Schulpflicht,Jugendaemter,Gesetze oder durch eine moral-
ische Lebenseinstellung der Eltern.

Das alles fand Josefine Mutzenbacher nicht vor.

Zwar war in der Zeit von 1870 bis 1914 eine Phase,die man auch Wirtschaftswunderzeit(auch als"Gruenderzeit" bekannt),nennen kann,doch die Gesellschaftsklassen blieben stabil.

Die kleine Schicht der Aristokratie,die groessere Schicht des Buergertums und das unueberschau-
barte Heer des Proletariats.

Nur vereinzelt gelang es,Unterschichtige (m/w)in eine hoehere Klasse aufzusteigen.Die Familie
der Josefine Mutzenbacher gehoerte dem Proletariat an und es war unvorstellbar,aus diesem
Korsett zu entkommen.

Daher machte man sich auch keine grossen Gedanken,sondern war "zufrieden" in seinem gewohn-
ten Genre zu leben und halt irgendwie finanziell ueber die Runden zu kommen.

Heute ist es unverstaendlich,dass bei diesen Zustaenden nicht eine Revolution ausgebrochen ist.

Der naechste Beitrag beleuchtet das Milieu der Josefine Mutzenbacher und ihre Einstellung zum
Sex.

Jock



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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #83 am: September 23, 2021, 16:43:21 »

 vom: 09. Dezember 2019, 23:21:24 »
________________________________________
@Don Patthana

Das ist voellig richtig - Josefine Mutzenbacher ist eine Romanfigur.Ich bin aber schon
davon ausgegangen,dass man das weiss.

Warum ist der Roman so bekannt ?

Zunaechst wird als Autor Felix Salten genannt,obwohl das Buch 1906 anonym er-
schienen ist.Salten war ein durchaus ein anerkannter Schriftsteller und Journalist,der sich
zwar nicht als Autor bekannte,aber auch nicht die Urheberschaft dementierte.

Zweitens gilt der Roman als herausragendes Werk der erotischen Literatur.( Ich selbst
habe ich das Buch nie gelesen,auch Lolita nicht).

Der Grund,warum ich mich damit beschaeftige,ist die ausgezeichnete Milieustudie einer
sozialen Unterschicht und wirft auch ein Schlaglicht auf das Sexualverhalten dieser.

Als Kontrast dazu,stelle ich die Behandlung dieses Themas im Buergertum und in der
Aristokratie vor und moechte die Stellung der Frau in diesen Kreisen streifen.

Wenn man danach die Schablone der frueheren Begebenheiten ueber die heutigen,in
Europa herrschenden Zustaende legt,wird man sehen,dass sich doch einiges zum Bes-
seren der Situation von Maedchen und Frauen in diesen knapp 100 Jahren getan hat.

Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #84 am: September 23, 2021, 16:44:13 »

  vom: 10. Dezember 2019, 11:49:45 »
________________________________________
Josefine Mutzenbacher und ihre Familie lebten (nach der Romanvorlage) in Wien Ottakring.

Ottakring war ein grau-schmutziger Arbeiterbezirk mit unzaehlichen Zinskasernen,wo der Bestand
an Wohnungen sich auf "Zimmer,Kueche,Klo auf dem Gang und Bassena"erstreckte.

Errichtet wurden die Zinskasernen von finanziell begueterten Buergerlichen.Der Gassenhauer:
" Mei Voter woar a Hausherr und a Seidenfabrikant" unterstreicht dies.

In diesen Wohnungen lebten die 5-8 koepfigen Familienmitglieder,die zusaetzlich noch einen
"Bettgeher" aufnahmen,damit sie sich den Mietzins leisten konnten.
(Bettgeher waren Einzelpersonen,die sich dort ein Bett mieteten,damit sie wo schlafen konnten).

Nach der Eroeffnung der "Vorortelinie",siedelten sich Gewerbe und Industriebetriebe an,die
durch die Bahn gut mit Kohle versorgt werden konnten. (Ottakringer Brauerei,Manner,Meinl,
das Wilhelminenspital etc.)

Durch den Zuzug von Arbeiterfamilien wuchs der Bezirk Ottakring bis auf 170.000 Bewohnern
an,wo die Maenner leicht Arbeit fanden.(Heute sind es ca.90.000)

Die bedrueckende Enge in den vielleicht 30- 40 m2 grossen Wohnungen,verhinderte jede Privat-
sphaere und schon Kinder kamen frueh mit dem Sex in Beruehrung und nahmen dies als normal-
es,nicht beklemmendes oder sittenwidriges Verhalten auf.

Daher empfand Josefine Mutzenbacher,an den,auf der Strasse/Plaetzen stattgefunden "Doktor-
spielen" durch Gleichaltrige oder den praktizierenden Sex mit ihrer Bruedern,sowie Vater und
Bettgeher,nichts Aussergewoehnliches.

Sie und andere Maedchen haetten auch nichts dagegen unternehmen koennen.

Der Familienvater war der Ernaehrer und wuerde er nach einer Anzeige verhaftet und verurteilt
werden,stuende die Familie vor dem Nichts.Also schwieg man und nahm es nicht so tragisch.

Auf der anderen Seite wurde die Hilflosigkeit der Maedchen und jungen Frauen natuerlich aus-
genuetzt.Sowohl von einzelnen Polizeibeamten als auch von kirchlichen Beichtvaetern oder vom
Lehrkoerper einer Schule.
Das geheime zuegellose Treiben,hatte aber zur Folge,dass sich Geschlechtskrankheiten ver-
breiterten,denen die Aerzte nichts entgegenzusetzen hatten und einer verkorksten Moralvor-
stellung nach,oftmals eine Behandlung verweigerten.

Ein Vergehen an Maedchen und jungen Frauen,konnte auch von den Muettern nicht verhindert
werden.Er hatte die Hose an und konnte kraeftig Zuschlagen,wenn sich Widerspruch erhob.

Die Unterordnung der Frau gegenueber des Ehemannes war aber nicht nur bei dem Proletariat
an der Tagesordnung,sondern auch in buerglichen Kreisen.
Nur bei der Aristokratie weicht das geschilderte,strenge gesellschaftliche Verhaltensmuster auf.

Im Roman erzaehlt Josefine Mutzenbacher ziemlich detailiert,wie es ihr mit Bruedern,Vater,
Bettgeher und anderen Sexpartner ergangen ist und laesst durchschimmern,dass ihr das alles
nicht unangenehm gewesen ist,ja es sogar genossen hat.

Ihrer Karriere als Prostituierte stand nichts mehr im Wege.

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #85 am: September 23, 2021, 16:44:57 »

 vom: 11. Dezember 2019, 11:56:03 »
________________________________________
Das relativ ausschweifende Sexualverhalten im Proletariat,war in den buergerlichen Kreisen
undenkbar.

Dort herrschte Zucht und Ordnung - zumindest tat man so.

Die Frauen waren zufrieden,dass sie "versorgt" sind und wenn sie einen Stammhalter geboren
hatten,hatten sie ihre Pflicht erfuellt.

Ein im Jahre 1904 erschienener Ratgeber der amerikanischen Pastorenfrau Ruth Smyther fuer
eine gute buergerliche Ehe,wo u.a. empfohlen wird,dass hoechstens woechentlich 2 x Sex (von
der Frau) zu gestatten sei und spaeter diese Frequenz verringert werden soll,wurde zwar kein
Bestseller,doch zeigt dies die Moralvorstellung der damaligen Zeit auf.

Maenner haetten mit dieser Rationierung Probleme bekommen und suchten Auswege.

Sie hatten es ohnehin leichter,abseits des Ehebettes zu Abschuessen zu kommen,denn sie waren
meist beruflich ausser Haus in ihren Bueros oder eigenen Betrieben und bekamen dadurch Ge-
legenheiten,mit anderen Frauenzimmern in Kontakt zu treten.

Der eigene Nachwuchs wurde wie ein Augenapfel behuetet und streng darauf geachtet,dass die
Toechter jungfraeuich in die Ehe gingen.Hingegen war man mit dem maennlichen Nachwuchs
weniger strikte.

Toechter bekamen entweder Hausunterricht oder wenn sie ausserhaeuslich unterrichtet werden
sollen,stand am Schulgebaeude,dass die Schule fuer "Hoehere Toechter"eingerichtet wurde.

Religiositaet,Sittenstrenge,bisschen Kochen wurden hoeher gewertet als Allgemeinwissen oder
Sexualaufklaerung.

Die Achillesferse auf dem Weg zur Mannbarkeit,der mit der "Einfuehrung in die Gesellschaft(meist
eine Ballveranstaltung oder Soiree)begann,war oftmals der ins Haus kommende Klavierlehrer.

Fuer das Ueben eines Werkes von Chopin wurde er bezahlt,fuer das Ueben an seiner mozartischen
Zauberfloete,spendete er sogar.

So sehr man auch versuchte,jede sexuelle Verfuehrungen von den Toechtern fernzuhalten,ging
man mit den Soehnen anders um.

Sobald sich der Flaum im Gesicht zum Bart wandelte,war man bestrebt,dass sich der junge Mann
die "Hoerner"abstossen kann.

Nachdem man sich die Adresse einer,in buergerlichen Kreisen bekannten Dame beschafft hat,wo
man wusste,dass sie ein paar Kronen zu verdienen nicht abgeneigt war,lud man sie ins Haus ein.

Einige Zeit spaeter war der junge Mann leicht ermattet,hatte rote Ohren und war eine Erfahrung
reicher.

Auch weiblichen Dienstpersonal fiel fallweise diese Aufgabe zu,neben der Dienstgefaelligkeit fuer
den Hausherren.

Dass buergerliche Ehefrauen ebenfalls zu ausserehelichen Sexualerkehr kamen,war sehr selten,
obwohl sie meist in der Ehe diesbezueglich zu kurz kamen und oftmals wegen der,aus Vernunft
heraus geborenen Verbindung,die emotionelle Vertrautheit fehlte.

Nur Frauen,die einen starken Charakter hatten und in exponierten Berufen taetig waren,z.B.
Schauspielerinnen,Taenzerinnen oder Malerinnen,konnten die starre Konvention unbeschadet durch-
brechen.

Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #86 am: September 23, 2021, 16:45:53 »

 vom: 12. Dezember 2019, 14:00:04 »
________________________________________
Kommt die Rede auf beruehmte Badeorte,fallen Namen wie Biarritz,Monaco,Abbazia oder der
Lido von Venedig.

Nie wird hierbei Kritzendorf erwaehnt,das damals ein Teil des 26.Bezirkes von Wien war und an
der Donau liegt.

Modaen war es und alle gesellschaftlichen Schichten aus Wien besuchten das Bad sonntags.

Bei schoenen Wetter im Sommer besuchten 12.000 Badegaeste das Strombad,wo im sicheren
Gewaesser Maenner und Frauen zu getrennten Zeiten ins Wasser durften.

Die Damen vom Hals bis zu den Knoecheln in Textilien gehuellt,manchmal mit Sonnenschirm
ausgestattet,versuchten sie Schwimmen zu lernen.
Maenner mit aufgezwirbelten Baerten trugen vorteilshafte quergestreifte Badebekleidung und hatten
ein,an vier Ecken verknotetes Taschentuch,am Kopf.

Schwamm man nicht,so konnte man flanierend den Wr.Symphonieorchester zuhoeren,waehrend
man eine Kleinigkeit zu sich nahm.

Die besser gestellte Schicht baute sich,auf Stelzen errichtete, Wochenendhaeuser,die sogar Zuege
von Villen annahmen.Eine Kabane dort zu haben,war im 7.Himmel zu sein.

Alles war o.k.,bis die Nazis kamen.Die meist juedischen Besitzer der Villen und Kabanen,wurden
1938 enteignet und die immobilien den Altnazis uebereignet.

Eine Rueckstellung nach dem Krieg,wozu man sich sehr einsetzte,war kaum Erfolg beschieden.
Die ehemaligen Besitzer kamen entweder im Konzentrationslager um oder sie hatten fuer immer
ihre Heimat verlassen.

Der gewaltige Zustrom zum Bad wurde durch die "Baederzuege" bewerkstelligt.

Die Strecke begann in Huetteldorf - Hacking,fuehrte ueber Breitensee,Ottakring u.s.w. nach
Kritzendorf,das an der Franz-Josephs - Bahn liegt.
Zwischen Wien und Kritzendorf fuhren die Zuege (eine Dampflok 2 Waggons) in 10 minuetigen
Takt hin und her.

Die Vorortelinie,die errichtet wurde um eine Spange zwischen Westbahn und Franz-Josephsbahn
zu schliessen,war einseits fuer den Gueterverkehr gedacht,aber auch um schnell Truppen zu ver-
legen,sollten die Wiener gegen den Kaiser rebellieren.
Nicht unweit der Linie lag die Radezkykaserne und auch die Breitenseerkaserne.

Geplant hat Bahnlinie Otto Wagner,der grosse Stadtbaumeister,der auch architektonisch wert-
volle,im Jugendstil  gehaltene Stationsgebaude errichten liess,die z.Teil leider bereits abgerissen
wurden.

In spaeteren Jahren wurde der Personenverkehr auf der Strecke eingestellt und erst vor 2 oder 3
Jahrzehnte wieder reaktiviert.

Als ich und Freunde von mir, uns lagsam genierten,zur Pfadfinderuniform kurze Hosen zu tragen,
stiegen wir auf zu den alteren Pfadfindern,den Rovern der Roverrotte "Stella Maris".Im Gedaecht-
nis war noch immer der Leitspruch Baden-Powells lebendig,der da lautet:"Taeglich eine gute Tat"
zu verrichtet.

Statt die gute Tat den Hilflosen,Kranken,Siechen,Blinden und Armen zukommen zu lassen,wollten
wir uns um junge knackige Teenager der katholischen Jungschar kuemmern.

Als Gruppe fuhren wir nach Kritzendorf,um in den Fluten  der Donau oder in den Auen ringsum
unseren Geloebnis Rechnung zu tragen.

Wir wurden sehnsuechtig dort schon erwartet.Myriaden von Gelsen,Muecken und Bremsen
stuerzten sich auf uns und verhinderten,dass die Jungscharmaedchen spaeter voller Hochachtung
von uns sprachen.

Jock

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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #87 am: September 23, 2021, 16:46:30 »

 vom: 15. Dezember 2019, 09:54:44 »
________________________________________
Wien an der schoenen blauen Donau

Viel besungen wird die Donau und wenn der bezugnehmende Walzer in der Nacht zwischen
31.12. und 1.1. erklingt,liegen sich freudestrunkende Menschen in den Armen.

(@Jock schlaeft allerdings zu dieser Zeit schon tief und fest).

Ohne Donau waere Wien nie das geworden,was es ist.Selbst die Heere des Roemischen Reiches
stoppte der Fluss.Immer schon war die Donau eine wichtige Verkehrsachse von West nach Ost,
weniger von Ost nach West und hatte Anteil daran,dass Wien einen wirtschaftlichen Aufstieg zu
verzeichnen hatte.

Wien hatte naemlich das Stapel-und Umschlagsrecht.Das bedeutete,dass Warenverkehre auf der Donau,entweder bei der Passage der Stadt,die Fracht 3 Tage lang den Wienern zum Kauf an-
geboten werden mussten oder sie wurde sogar umgeschlagen.

Umschlagen heisst,dass die Fracht auf stadteigenen Schiffen weitertransportiert wird.

Auf jeden Fall,bedeutet das,dass ein erheblicher Zeitverlust und Kostenaufwand entsteht.

Der Zeitverlust war vor allen bei verderblichen Guetern katastrophal,konnte aber vermieden werden,
wenn man eine entsprechende "Steuer"leistete,die der Stadt zugute kam,

Damals,als es noch keine motorbetriebene Schiffe gab,wurden Waren auf Zillen oder Floessen
transportiert.War man am "Zielhafen" angekommen,wurden die Waren dem Kauefer uebergeben
und das Holz (auch von den Zillen) als Nutzholz verkauft.

Erst in spaeteren Zeiten,als die "Schiffe" groesser wurden,brachte man sie wieder zum Ausgangs-
punkt zurueck.

Das war harte Arbeit fuer Pferde und Strafgefangene,die die Schiffe an Seilen gegen den Strom
ziehen mussten.Von 1.100 Strafgefangene kamen innerhalb von 5 Jahren 768 dabei um.
Die Treppelwege,die angelegt wurden,dienen heute den Fahrradausfluegern oder Radtouristen.

1814/1815 beim Wiener Kongress,wo die Landkarte Europas neu gezeichnet wurde,war die Donau
auch ein Punkt,worueber man verhandelte und vereinbarte dabei,dass auf der Donau keine Kriegs-
schiffe eingesetzt  werden.

1829 wurde die "Kaiserlich Koeniglich privilegierte Erste Kaiserlich-Oesterreichische,Koeniglich -
Ungarische,Donaudampfschiffahrsgesellschaft"gegruendet,an der sich nicht nur Metternich sondern
auch das Kaiserhaus beteiligte.

Die Gesellschaft entwickelte sich rasch zur groessten Binnenschifffahrtsgesellschaft der Welt.

Zwar gibt es die Gesellschaft noch immer,auch das Wortungetuem "Donaudampfschiffahrsgesell-
schaftskapitaen",doch die besten Zeiten sind vorueber.

Neben Frachtschiffen hielt die DDSG auch Passagierdampfer bereit.Die Passage von Wien nach
Passau oder von Budapest nach Wien dauerte gute 4 Tage.

Stromabwaerts ging es auch nicht viel schneller,weil die Donau ein gefaehrliches Gewaesser war.
Strudeln,Sandbaenke und auch Riffe erforderten Vorsicht und Kenntnis ueber die Untiefen.
Eine Gefahr war auch das Floessen von Baumstaemmen,die aus den Waldbesitzungen des Fuersten
Schwarzenberg aus Boehmen so "transportiert" wurden.

Die 2 Flagschiffe der DDSG trugen die Namen "Franz- Joseph I" und "Wilhelm II".Nach dem Ende
des WK I wurden sie flugs umgetauft aus "Uranus"und "Jupiter".

Franz- Joseph hat es nicht mehr gestoert,aber Wilhelm II war so erbost darueber,dass er eigen-
haendig aus Wut,den Baumbestand seines,seinem Exil umgebenden Park, kahlschlug.

Spassvoegel haben eine Firma gegruendet die den Namen:

"Donaudampfschiffahrtselektrizitaetenhauptbetriebswerksbauunterbeamtengesellschaft"

trug.Damit kam dieses Wort in das Guiness Buch der Rekorde und wurde auch in einigen Ausgaben
des Dudens angefuehrt.

Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #88 am: September 23, 2021, 16:47:28 »

 vom: 17. Dezember 2019, 10:09:37 »
________________________________________
Das Burgtheater

Als 1888 das ( neue) Burgtheater eroeffnet wurde,war es eine "Begegnungsstaette"fuer Buergerliche
und Aristokraten.Das Proletariat waere zwar zugelassen gewesen,kam aber nicht.

Schon damals hatte das Burgtheater oder besser das Vorgaengertheater,den Ruf,die beste "teutsche" Sprechbuehne zu sein.Das war das Anliegen des Kaisers Joseph II.,der das jahrelange Theaterverbot
seiner Mutter Maria Theresia aufhob und ebenfalls eine Verordnung erliess,dass hochdramatische Stuecke,wie Hamlet,am Ende mit einem "Wiener Schuss"versehen werden mussten,damit die kaiser-
lichen Gaeste nicht in schlechter Stimmung nach Hause fahren.

Alle aufgefuehrten Dramen,mussten zu einem "Happy End" umgeschrieben werden.

Der Bau des neuen Hauses an der Ringstrasse dauerte 14 Jahre,auch weil sich die Architekten zer-
stritten und dann stellte sich heraus,dass die Akkustik so schlecht war,dass umgebaut werden musste.

Das ist in Wien nicht ungewoehnlich,wenn Grossbaustellen in die Hose gehen,Kostenueberschreit-
ungen anfallen und der geplante Zeitrahmen nur als unverbindliche Richtschnur angesehen wird.

Das 1888 eroffnete Haus war einem unterirdischen Gang mit der Hofburg verbunden,der so gross-
zuegig angelegt war,dass es der kaiserlichen Familie moeglich war,mit der Pferdekutsche zu den
Auffuehrungen zu gelangen.

Der Besuch der kaiserlichen Familien,hatte zur Folge,dass ein ausgekluegeltes Pflichtenheft ausge-
arbeitet wurde,worin genau geregelt war,wann,wie und wo sich die auffuehrenden Schauspieler nach
Ende des Stueckes sich zu verneigen haben.

Die "Stars" des Ensemble hatten auch bei den Wienern,die niemals ins Burgtheater gingen,hohes
Ansehen.So verzieh man Paul Hoerbiger stets,dass er sich nach einer Vorstellung nicht vor dem Publikum verbeugte,weil jeder wusste,er musste seinen Zug erreichen.

Kein Skandal war auch,dass eine Schauspielerin einen wichtigen Theaterkritiker auf offener Strasse
ohrgeigte,weil ihr seine Kritik nicht gefiel.

Die Skandale kamen erst bei der Intendantenschaft von Claus Peymann auf.Rotes Tuch waren seine
Inszenierungen bei Stuecken von Thomas Bernhard,die nicht nur von der Boulevardpresse sondern
auch von der buergerlichen Presse scharf angegriffen wurden.

Unter Peymann wurde es auch moeglich,dass Schaupieler und Schauspielerinnen voellig nackt auf der Buehne ihren Beruf nachgehen koennen.Kein Hahn kraeht heute noch darueber.

Aber das,was kommenden Donnerstag als Premiere aufgefuehrt werden soll,ist Neuland.

Auf der Buehne soll ein kopulierendes Paar zu sehen sein,wozu ein kleines Orchester klassische Musik
spielt und eine Opernsaengering dazu Arien schmettert.

So stand und steht es in der Presse,was zur Folge hat,dass die Nachfrage nach einen Ticket sprung-
haft anstieg.

Jedoch zu frueh gefreut ! Das Fuerchterlichste,was einem Schauspieler auf offener Buehne passieren
kann,ist ein "Haenger".

Man hat erkannt,dass bei dieser Auffuehrung die Gefahr eines Haengers besonders gross ist und spielt
diese Szenen nur filmisch ein.

Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #89 am: September 23, 2021, 16:48:59 »

 vom: 26. Dezember 2019, 01:20:08 »
________________________________________
Pornographie - Unzucht  - Anstoessigkeit

Schon Maria Theresia hatte mit der Pornographie zu kaempfen und erliess einige Patente da-
gegen.

1803 unter Kaiser Franz I,wurde der Kampf weitergefuehrt und so ging es hinauf bis 1934,wo
durch das (Nach)Kriegsermaechtigungsgesetz,alles was mit Pornographie,Unzucht und Anstoes-
sigkeit zu tun hatte,verboten wurde.

Selbst Kondome unterlagen strengen Bestimmungen,wo und wie sie verkauft werden durften.

Automaten,die Kondome bereithielten,durften nur in Raeumlichkeiten,die zuvor die Polizei in-
spiziert hatte,aufgestellt werden.So wie es ohnehin sonst nur  Apotheken,Drogerien und Aerzten
es vorbehalten war,"Ehehygenieprodukte" zu verkaufen.Anbieten oder Bewerben durften sie die
Kondome natuerlich nicht.

1950 war ein Meilenstein im Kampf gegen Pornos,Unzuechtiges und Anstoessiges.

Der Nationalrat zu Wien war zusammengetreten um den Kampf in Paragraphen zu schmieden,
wobei die Volkspartei,SPOe und KPOe sich einig waren,dass es hoechste Not ist,das Gift der
Pornographie,Unzucht und Anstoessigkeit von der Bevoelkerung durch Androhung von empfind-
lichen Strafen,fernzuhalten.

Bombastisch die Rede eines OeVP Abgeordneten,der davon sprach,dass "die zersetzende Faeul-
nis sich in die entlegensten Bergtaeler verbreiten wuerde,die die Jugend der Bauern befallen
koennte und das Volk der Oesterreich keine Zukunft mehr hat ". u.s.w.

Seither wurde bei den entsprechenden Paragraphen herumgeschnipselt und nur stueckchenweise
dem Geist der Gesetze,da und dort etwas entgegengesetzt.

Nicht mehr die Nackheit von Darstellern in Magazinen,Fotos oder Filmen war vorrangig anstoessig,
sondern die Gewinnsucht der Anbieter.

Um 1960 herum war der Bezug von Pornohefte vom Vertrauensgrundsatz zwischen Anbieter und
Konsumten abhaengig,um hinter den Vorhang einer Trafik oder Romanschwemme gebeten zu
werden.

Da die Gesetzeshueter niemanden mehr bestrafen konnten,wenn Pornomaterial gefunden wurde,
wurden sie an anderer Stelle "fuendig".Strafbar war immer noch,die Gewinnsuechtigkeit,die man
einem Verkauf unterstellte.
Das ging soweit,dass auch Angestellte einer Trafik bestraft werden konnten,weil man argumentierte,
dass durch den Verkauf auch sie profitierten,also "gewinnsuechtig"handelten.

1969 waren die meisten einschlaegigen Gesetze obsolet geworden und seit 1975 ist diese Sache
ueberhaupt bereingt.

Grossen Anteil daran hatte das Heilige Land Tirol und das erzkonservative Vorarlberg.

Die Gerichte in diesen Bundeslaender verzichteten auf Strafverfolgung bei etwaigen Anzeigen,wo-
rauf sich alle anderen Gerichte in Restoesterreich,nach und nach, anschlossen.

In Daenemark war man zu dieser Zeit schon wesentlich liberaler.Ueberall in Kopenhagen waren
kleine Kellerkinos,wo nicht nur Filme gezeigt wurden,sondern auch Liveshows im Programm
hatten.
Anlaesslich eines Messebesuchs haben Geschaeftsfreunde uns eingeladen,einen Abend in einem
einschlaegigen Etablissement zu verbringen.Zuerst ein Filmchen,dann die Show.

Gut,Filme hatten wir in den 2 Stunden genug gesehen,dafuer waren wir nicht nach Kopenhagen
gekommen - aber die Show.So etwas gab es in Wien noch nicht.

In den Genuss einer Show kamen wir allerdings nicht.Offensichtlich war der Hauptdarsteller indis-
poniert gewesen.

Wien holte auf diesem Gebiet schnell auf - Stichwort"Rondellkino".Von der Zugaengigkeit her haette
sich London eine Scheibe abschneiden koennen.

Mein Gott,war das umstaendlich,sich einen "Blue- Movie" reinzuziehen.

Da musste man zuerst einem Club beitreten und einen Mitgliedsbeitrag leisten,bevor man einen
Kulturfilm sehen konnte.

Meinem Hochwuerden beichtete ich,dass ich Mitglied einiger Clubs geworden bin.Allerdings anlaes-
slich einiger Besuche.
Er nahms gelassen und mit 3 Vaterunser,konnte ich die Sache bereinigen.

Jock

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