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Autor Thema: Wien, Wien, nur du allein ...  (Gelesen 12157 mal)

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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #240 am: Juni 01, 2024, 13:05:40 »

Halb Wien wird in ein paar Stunden auf den Beinen sein,um der
Hochzeit von Richard(Moertel) Lugner mit seiner fast 50 Jahren
juengeren Braut beizuwohnen.

91 Jahre ist der Herr schon alt und es ist (vorerst) die 6.Ehe.

Wenn er so weitermacht,ist der Rekord des verblichenen Koenigs
Heinrich VIII.(Haus Tudor)verblasen,der es ebenfalls auf 6 Ehen
brachte.
Dessen Ehen wurden auf unterschiedlicher Art beendet.Eine der
Ehefrauen starb,zwei wurden gekoepft und von zwei anderen
Damen wurde er geschieden.Nur eine ueberlebte ihn.

Um so sich,seiner Frau zu entledigen,(sie koepfen zu lassen) ist
heute nicht mehr modern.Ausserdem waere es eine Straftat,wenn
man erwischt wird und gilt nicht als Kavaliersdelikt.

Heute werden geschiedene Ex-Ehefrauen,mit einem Haus und
einem Porsche (Cathy) abgefunden oder in der eigenen Firma
beschaeftigt.Jedenfalls ist gesorgt,dass die Ex-Frauen nicht an
das,in einer Stiftung ausgelagerte Vermoegen rankommt.

Im Steinernen Saal der Rathauses,werden sie sich das Ja-Wort
geben,danach geht es in ein Palais zum Empfang.Das abend-
liche Dinner besteht aus vegetarischen Genuessen (Pfui Teifl)
und die Hochzeitsnacht verbringt man im Grand-Hotel.

Fuer "Honeymoon"scheint keine Zeit zu sein,denn die Ehe ist
dafuer geschlossen worden,um die Geschaeftsfuehrung seines
Einkaufstempels zu sichern.

Seine Frau bringt dafuer Erfahrung mit und wenn "Ritchie" in
die Grube faehrt,bleibt alles wie gewohnt.

Bei Verheiratungen,wo altersmaessig  und vermoegensmaessig,
gewaltige Unterschiede bestehen,gibt es Leute,die nicht un-
bedingt an die Pfeile des Amors glauben,sondern eher der Kraft
des Abakus.

Die meist vermoegenden Herren sorgen vor,indem sie,entweder
einen Heiratsvertrag ausarbeiten lassen,oder das Vermoegen
in eine Stiftung einbringen,wo nur bestimmte Personen,die
genau bemessenen Zuwendungen bekommen.

Der viel zu frueh abberufene Niki Lauda,dachte auch,so seine
Witwe versorgt zu haben.

20.000 Euro netto pro Monat,lebenslanges Wohnrecht in einer
Villa,deren Kosten die Stiftung traegt und ein paar Goodies mehr.

Das Stiftungsvermoegen soll angeblich 400 Mio Euro betragen
und es schien,Frau Lauda ist damit zufrieden.

Gott denkt,die Frau jedoch lenkt.

Frau Lauda,die relativ jung ist,will in der Schweiz leben und sich
wieder verheiraten.
Tut sie das,verliert sie die Ansprueche an die Stiftung.

Sie forderte daher den Pflichtanteil fuer sich und ihre Kinder,doch
die Stiftungsvorstaende reagierten abweisend.

Also zum Gericht.Nach langem Prozess gewann sie und kassiert
damit 50 % plus je 10 % ihrer Kinder des Stiftungsvermoegens.

Ein Patzen Geld und sie kann tun und lassen was sie will.

Weiss das der Herr Lugner? Weiss das die Frau Lugner in spe ?

Jock

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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #241 am: Juni 07, 2024, 11:41:13 »

Die Regimenter von Doebling.

6,30h,7,00h,7,30 h erwacht Wien in den Bezirken 12,14,15,16
und 10.zum Leben.Es sind die typischen Arbeitervierteln.

In den Strassenbahnen und U-Bahnen sitzen oder stehen sie
wortlos.Frueher raschelten noch die Zeitungen,doch seit es das
Handy gibt,ist es still,nur unterbrochen durch die Ansage der
naechsten Haltestelle.

Zu dieser Zeit ist es in der Hasenauerstrasse in Doebling noch
doerflich und vornehm leise.

Kaum jemand ist unterwegs,selten faehrt ein Auto durch die lange
von Villen gesaeumte Strasse.Autos,die nicht in der Garage Platz
finden,entstammen edlen Autofabriken und sind durchaus als
leistungsstark einzuordnen.

Die Villen entsprechen dem Synonym von "My home is my castle."

Geraeumige Gebaeude mit Salon,Billardzimmer,Herrenzimmer mit
Bibliothek u.s.w. werden von gutsaturierten Familien bewohnt,die
erst,nach dem der erste Rush abgeklungen war,ihre Bueros in
der City ansteuern.

Danach herrscht wieder Idylle auf der,von uralten Baeumen be-
gleiteten,Strassse.
Es gibt dort keine Geschaefte,kein Wirtshaus,keine Reparatur-
werkstaette,nur ein kleines Hotel.

Doeblinger Regimenter nennt sich diese Clique und waehlen seit
Kaiser Zeiten konservativ.Also OeVP,sehr zum Verdruss der Roten.

"Do miass ma wos mochn",empoerte sich ein roter Baustadtrat,
nachdem er die Wahlergebnisse studiert hatte,weil,wie ein
Schandfleck ragte Doebling aus dem sonst tiefroten Bezirksergeb-
nissen mit absoluter schwarzer Mehrheit heraus.

Und sie machten auch Was.In der Zwischenkriegszeit ging es los.

Das rote Wien erbaute auf jeder moeglichen Flaeche Gemeine-
bauten und fuellten sie mit roten Parteigaengern,um einen soz-
ialen Mix zu erzeugen,der das Wahlergebnis verbessern soll.

Der praechtige Karl-Marx-Hof mit fast 1.400 Wohnungen ist nur
ein Beispiel davon.

Vergebens,kaum hatten die roten Arbeiterfamilien mit Schwielen
an den Haenden,die Wohnungen bezogen,fuehlten sie sich als
Cottagebewohner und zur besseren Gesellschaftsschicht zuge-
hoerig und waehlen OeVP.

Auch der angrenzende Bezirk Waehring ist Cottage geworden.

Die gleichen herrschaftlichen Villen,der Baumbestand,das unge-
schaeftsmaessige Treiben.
Einige Botschaften exotischer Laender,sind dort zu finden.

Libyen,Algerien,Pakistan aber auch Thailand haben dort ihre Ver-
tretungen.
Thailand ragt aber heraus.Untergebracht ist die Botschaft in
einem schmucklosen Zweckbau,der weder aussen noch innen,
irgend eine Vision von dem Liebreiz des Landes vermittelt.

Die Visaabteilung ist im Untergeschoss.Die Visabearbeiterin eine
Missgurrn (damals) und hantig.

Selbst das Visa fuer die russische Taiga im noerdlichen Sibirien,
empfindet man im Gegensatz,als warmen,herzlichen und freund-
lichen Sonnenschein.

Jock






« Letzte Änderung: Juni 07, 2024, 11:48:44 von Jock »
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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #242 am: Juni 09, 2024, 09:52:43 »

 Hawei

Ich wollte als Kind nie Lokomotivfuehrer werden,auch nicht
Feuerwehrmann oder Pilot.

Ich wollte Urwaldforscher werden und stellte mir das so vor.

Mit Onkel Josef gehen wir in den Urwald.Der Weg ist aehnlich,
wie der Weg von Schrems zum Wackelstein.

Die Loewen,Elefanten,Giraffen sind freundlich und zutraulich
und die Urwaldbewohner,haben Knochen im Haar und verspeisen
fallweise Missionare.

Nur mir tun sie nichts und abends sind wir wieder zu Hause.

Um die Sehnsucht nach der Ferne zu mildern,gab man mir einen
Atlas und bald kannte ich nicht nur die Kontinente,einige aus-
gesuchte Laender und Hauptstaedte.
Im Atlas waren Laender angefuehrt,die es heute nicht mehr gibt.

Deutsch - Suedwestafrika oder Deutsch-Ostafrika.Eine Insel-
gruppe versprach blaues Meer,Vulkanberge und Palmen.
Hawaii stand dabei und dort wollte ich einmal hin.

4 oder 5 Jahre war damals alt und es dauerte viele Jahre bis ich
in Hawei ankam.

Die Entaeuschung war gross.

Keine Vulkanberge,keine Palmen aber Gewaesser,die man nicht
unbedingt als Meer bezeichnen muss.

Hadersdorf- Weidlingau (Umgangssprachlich HAWEI gerufen)ist
ein Bezirksteil von Wien 14 Penzing und ist im Westen von Wien
gelegen.

Viel gibt es nichts zu erkunden.Eine kleine Wallfahrtskirchen,ein
Einkaufszentrum,eine Bahnstation der Westbahn.
Hawei ist der Ausgangspunkt zu Wanderungen in den Wiener-
wald.

Und ja,dort ist auch die Auffahrt zur Westautobahn,die eine
Besonderheit hatte.

So 10 Km von der Stadtmitte weg,errichtete man die erste Auto-
bahnraststaette.Offensichtlich um die Beduerfniss reizblasen-
schwacher Mitfahrerinnen,eine Linderung anzubieten.
Die Raststaette ist aber mittlerweile geschlossen worden.

Was gibt es noch in Hawei ?

Das Wichtigste ist das Retentionsbecken,das Wien und die U-
Bahn vor Ueberschwemmung schuetzt.

Der Wienfluss und der Mauerbach  sind normal harmlose Ge-
waesser die zusammen vielleicht 300 Liter pro Sekunde fuehren.

Doch kann dieser Wert in kurzer Zeit auf 480.000 Liter p./sek.
ansteigen und wenn man da keine Rueckhaltebecken hat,ist
die Gefahr,dass einige U-Bahnstationen absaufen sehr gross.

1895 bis 1899 baute Wien das Rueckhaltebecken,das 6 Beamte
und 5 Aufsehern Schlaf,Arbeit und Brot gibt.

Die Anlage hat man so dimensioniert,dass man fuer ein 1.000-
jaehriges Hochwasser geruestet ist.

"Ich war noch niemals in New York,ich war noch niemals auf
Hawaii" sang einst Udo Juergens.

Ich war auch noch nie dort,aber eines bin ich mir sicher,Hawei
ist kein Ersatz.

Jock










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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #243 am: Juni 14, 2024, 20:10:26 »

Meldungen dieser Tage beziehen sich auf das Verhaeltnis des An-
teils von Volksschuelern zu Religionsgemeinschaften.

Jedes 3.Volksschulkind ist (bereits) muslimisch.

37 % der Volksschueler sind muslimisch,nur 21 % katholisch.

Wann kippt es,fraegt @Goldfinger.Was soll kippen,meine Gegen-
frage?

Seit mehr als 100 Jahren ist der Islam in Oesterreich eine aner-
kannte Religion und vieles darum ist im Verfassungsrang.

Also ein Verbot ist nicht moeglich.Jedoch ein Gebot ist es,dass
auch islamische Kinder einen Religionsunterricht erhalten.

Die NEOS,wollen das aendern.

Religion soll Privatsache werden,dafuer soll fuer alle Kinder ein
Ethikunterrichte eingefuehrt werden.
Keine Chance,da die OeVP gegen jede Aenderung ist.

Die Probleme,die sich durch religionsgemischte Klassen ergeben,
werden genau beobachtet.

Hat eine Religionsgruppe die Mehrheit in der Klasse (Schule),
entsteht Intoleranz gegenueber der Minderheit.
Dabei ist es egal,ob die katholischen oder die islamischen Kinder
die Mehrheit haben.

Hoechste Toleranzquoten sind dort erkennbar,wenn das Ver-
haeltnis ausgeglichen ist.
Das ist jedoch schwer herbeizufuehren,weil ein grosser Prozent-
anteil der Volksschueler ueberhaupt kein Religionsbekenntnis
hat.Diese Gruppe ist immerhin 26 % gross.

Zu meiner Volksschulzeit,hat der Herr Kaplan den Religionsunter-
richt abgehalten. ( Jesukindlein,der liebe Gott sieht alles u.s.w.)

Religionslehrer der islamischen Religionsgemeinschaft,sind aus-
gebildete und diplomierte Paedagogen,die perfekt Deutsch C1)
sprechen muessen,wenn sie aus dem Ausland kommen.

Kruden Vorstellungen,dass Kinder islamisher Eltern,in Hinterhof-
moscheen dogmatisiert und radikalisiert werden,trifft in Wien
nicht zu.

Jock



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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #244 am: Juni 16, 2024, 19:04:08 »

Der Zensus

Ein paar Tage vor dem 31.Dezember 1869 bekam seine kaiser -
und koenigliche Hoheit Franz-Joseph Post,das an ihn persoenlich
adressiert war.

Ein Formular,das zensale Daten abgefragt wurden,z.B wer Haus-
haltsvorstand ist,wieviele Kinder im Haushalt leben u.s.w.

Selbstverstaendlich fuellte er das Formular persoenlich aus.

Er konnte ja nicht sein eigendes Gesetz missachten.Die Behoerde
fand auch keine Fehlangaben und gab sich damit zufrieden.

Ganz anders bei Karl-Theodor von und zu Guttenberg.

Sein gesetzlicher (amtlicher ) Name lautet :

Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph
Sylvester Buhl von und zu Guttenberg.

Und wegen des Namens wurde er beinahe in den USA verhaftet.

Karl-Theodor zu Guttenberg,uebesiedelte nach dem Ruecktritt als
Verteidigungsminister in die USA.

Die Einreisebehoerde forderte den vollen Namen.Also schrieb er
ihn hin.
Beim Fuehrerschein kam die amerikanische Behoerde an ihre
Grenze.Das Eingabefeld fuer den vollen Namen war zu klein.

Praktisch wie die Amerikaner sind,liessen sie das "von und zu" ein-
fach weg.

Die naechste Station,wo der Name auf einer Card vermerkt wird,
das selbe Problem.Das Namensfeld war zu klein.

Praktisch wie die Amerikaner sind,liessen sie das "zu"weg und
verkuerzten das "von" zu "v".

Damit war alles paletti,dachte Karl-Theodor,bis es an einem Tag
an der Tuer klingelte.

2 FBI-Beamte standen vor der Tuer und wollten die zwei,offen-
sichtlich illegal eingereiste Maenner,die hier wohnen,verhaften.

Aber auch ich konnte den Amtsschimmel einmal so zwicken,dass
er schnaufte.

Zum besseren Verstaendnis.

Damals 1972 gab es schon Kinderbeihilfengeld,das vom Arbeits-
geber zum Lohn ausbezahlt wurde.

Die Vorlage der vom Finanzamt ausgestellten Kinderbeihilfenkarte
bei der Firma,war die Grundlage dafuer.Die Kinderbeihilfenkarte
bekam der Familienvorstand (Kindesvater).Alleinerziehende
Frauen waren die Ausnahmen.

Wir hatten damals 2 kleine Kinder 5 und 6 Jahre alt und nie-
manden der die Kinder betreut,wenn wir beide arbeiten gehen.
Daher blieb meine Frau zu Hause und ich rackerte mich ab.

Ein sehr gutes Jobangebot fuer meine Frau,zwang mich zum
Hausmann,was damals aeusserst ungewoehnlich war.

Ich gab meinen Job auf,aber wir bekamen keine Kinderbeihilfe
mehr.

Also zum Finanzamt in Baden bei Wien,um die Karte auf dem
Namen meiner Frau umschreiben zu lassen.

Das Finanzamt in Baden war/ist ein 3-stoeckiges altes Gebaeude,
mit endlosen Fluren und abzweigende Gaengen.Hinter jeder Tuer
eine "Kanzlei"besetzt von echten kakanischen Beamten.

In den Gaengen wartete das gedemuetigte Volk,nervoes in den
Unterlagen blaetternd und anstvoll dem Kommenden entgegen-
sehend.
Die Jungvaeter,hatten rotgeraenderte Augen,sahen hundmuede
aus,weil sie von dem neugeborenen Baby um ihren Schlaf ge-
bracht wurden.

Seither muss ich keinen Kafka mehr lesen.

Als ich nach 2 Stunden Wartezeit drankam,trug ich mein Begehr
vor.

"Woos woin's" frug der Beamte entsetzt,"san se a Student ?"

Ich erklaerte ihm nochmals den Fall und las dabei seine Gedanken.

"Orbeitsscheiches G'sindel und "Jessas,a Obizahrer,nau der hot ma
g'foeht"war das empfangene Gedankensignal.

Dann lehnte er ab,fuer meine Frau eine Kinderbeihilfenkarte aus-
zustellen.(Tuat ma laad,ober des geht net,gengans orbeit'n)

Mit der Frage,und von wo bekommen wir dann die Kinderbeihilfe.
versuchte ich ihn vom Thron zu stuerzen.

"Wia soi i des wissen ?"war das erste Anzeichen,seines Rueckzugs.

Vielleicht fragen sie bei ihrem Chef,konterte ich und er stand wirk-
lich auf und verliess seien Buero,nicht ohne mich vorher aus dem
Buero zu weisen.(Worten's draussn)

Als er wiederkam,verlangt er eine handschriftliche Begruendung,
warum meine Frau eine Kinderbeihilfenkarte will.
Als er die Begruendung in den Haenden hielt,gab er Bescheid,die
Karte wird per Post zugestellt.

Ich verliess laechend das Amt.

Jock





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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #245 am: Juni 19, 2024, 09:25:28 »

Casus belli

Es ist  fast genau 110 Jahren her,als an einem Sonntag,die Zeit-
ungen mit Sonderausgaben,dieNachricht von der Ermordung
des Thronfolgers Franz-Ferdinand,verbreiterten.

An diesem Tag war es heiss in Wien und die Wiener stroemten
in den Prater,gingen zu den Heurigenlokalen oder genehmigten
sich ein kaltes Bier unter Kastanienbauemen in den Biergaerten.

Auch dem Kaiser war es zu heiss und war schon seit ein paar
Tagen auf Urlaub in Bad Ischl.

Dass die Ermordung des Thronfolgers der "casus belli" fuer einen
verheerenden Weltkrieg herhalten muss,bedachte niemand,ausser
Conrad von Hoetzendorf,der oberste Militaer.

Der englische Botschafter in Wien,schrieb einen verwunderten Be-
richt an seine Regierung,dass die Wiener,trotzt des Mordes,in
den Gaststaetten verbrachten,tranken und sangen und es sonst
ruhig in den Strassen ist.
Keine Trommelwirbel,keine patriotischen Gesaenge,keine Miliaer-
aufmaersche,einfach nichts.

Nur net hudeln,dachte sich auch der 84 jaehrige Kaiser,bestellte
seinen Sonderzug erst zwei Tage spaeter,um nach Wien zurueck-
zukehren.
Auch dann rief er keine Krisenkonferenz ein,sondern liess sich von
wichtigen Persoenlichkeiten,einzeln berichten.

Er und Franz-Ferdinand waren sich nicht gruen.Wenn sie sich trafen,
stritten sie auf Mord und Brand.Eine persoenliche Trauer empfand
er nicht und daher auch keine Rachegefuehle.

Dafuer aber kam langsam die Diplomatie in die Gaenge.

Wie ist auf diesen Mord zu reagieren ?

Zwischen der Annahme einer duerren Entschuldigung von den
Serben bis zum Feldzug gegen sie war alles moeglich und auch
denkbar.

Jock

« Letzte Änderung: Juni 19, 2024, 09:28:07 von Jock »
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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #246 am: Juni 19, 2024, 16:32:10 »

Die Stunde des Mars

"Wos moch ma jetzt " gruebelt der Aussenminister Berchtold,
"wos soll'n mia jetzt moch'n".

Die Sache war verzwickt.Eigentlich wollte man keinen Krieg,aber anderenseits,war es auch keine Option,die Serben,ungeschoren
davon kommen zu lassen.

Und da ist noch das Ausland und der Buendnispartner,der Kaiser
Wilhelm zwo.Die Italiener,die die Dritten im Bunde waren,frug
man erst gar nicht.

Zuerst war die deutsche Regierung einverstanden,ueber die
Sache moeglichst unauffaellig Gras wachsen zu lassen.
Ein paar Sanktionen gegen Serbien und Kontributionszahlung,
sollte reichen.

Naechsten Tag klopfte der deutsche Botschafter wieder an der
Tuer des Aussenministerium und ueberreichte eine Note,wo ve-
hement ein sofortigen Waffengang gefordert wurde.

Wieder ein paar Tage spaeter hiess es von den Deutschen,alles
retour.Ein Krieg ist nicht erwuenscht.

In der naechsten Note,war wieder ein Waffengang gefordert,mit
dem vergifteten Versprechen,die Russen an der Ostfront aufzu-
halten und der k.u.k Armee den Ruecken freizuhalten.

Die Falken in Wien und Berlin hatten die Oberhand erreicht.

Der Erzherzog Franz-Ferdinand,spielte keine Rolle mehr.Erstens
war er aeusserst unbeliebt und zweitens,er hinterliess keine
Luecke,weil mehr als 2 Dutzend Erzherzoge an seine Stelle treten
koennen.

Das Ultimatum an die Serben,war absichtlich so verfasst,dass es
unweigerlich zum Krieg kommt.

Der Kaiser Franz-Joseph,schon 84 Jahre alt,war kein seniler Greis,
sondern erfasste sofort,das Unausweichliche.Trotzdem unter -
schrieb er die Urkunde und fuhr wieder auf Urlaub.

Mit den Deutschen im Ruecken,den Italienern,die den Sueden
abdecken (Frankreich) und das von russisch-japanischen Krieg
geschwaechte Russland,schien der Waffengang eine gmahdte
Wiese zu sein.

"Serbien muss sterbien"groehlten die Ausgehobenen und "z'Weih-
nachten samma wieder daham".

Der Kriegsplan hatte viele verlockende Aspekte,um ihn nicht durch-
zufuehren.

Kurz die Sache ging gewaltig schief,

Erst wurden die Deutschen wortbruechig,dann die Italiener und
die Monarchie stand alleine da.Dazu kam noch,dass die Staerke
der russischen Armee falsch eingeschaetzt wurde.

Bei den ersten Kaempfen gegen die Serben holten die Oester-
reicher sich eine blutige Nase.Noch eine falsche Einschaetzung.

Die Deutschen,versuchten Frankreich zu ueberrollen,statt gegen
die Russen zu kaempfen.Die Folge davon,die Russen standen
bald bei den Karpaten und bedrohten Wien.

Die Italiener,eroffneten die Suedfront und kaempften gegen die
Monarchie.Den Judaslohn hatten sie sich zuvor gesichert (Sued-
tirol und eventuell Albanien)

Damit musste die Monarchie einen 3-Frontenkrieg fuehren,der
sie ueberforderte.(Am Balkan,im Osten und im Sueden)

Das Ende kennt man.

Jock
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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #247 am: Juni 22, 2024, 10:22:29 »

Papa,wir wollen einen Hund!

Papa sagt nein,aber die Schar von ca.10 Kindern gab nicht nach
und bei jeder Gelegenheit,hoerte seine kaiserliche Hoheit
Franz-Stephan I."Papa,wir wollen einen Hund".

Das schlaucht und 1745 gab er nach,nicht ohne sich versprechen
zu lassen,dass der "Hund" nicht auf das Sofa darf und draussen
bleiben muss.

Da hinter seinem Haeuschen Platz war,beauftragt er einen Bau-
meister eine Menagerie zu errichten.

Heute nennt sich das Tiergarten Schoenbrunn und ist mittler-
weile der aelteste bestehende Zoo weltweit.

Der Bestand an Tieren vergroesserte sich rasch,und waren eine
Sensation.

1770 kam der erste indische Elefant nach Schoenbrunn,danach
Eisbaeren,Grosskatzen u.s.w.

Fuer "anstaendig" bekleidete Buerger,konnten die Tiere auch be-
sichtigen,allerdings nur sonntags.

1828 legte sich der Vizekoenig von Aegypten beim Kaiser ein
Blatt ein,indem er,als Gastgeschenk,eine Giraffe ueberreichte.

Da flippte Wien aus.

Die Giraffe beeinflusste die Mode,2 musikalische Werke wurden
uer sie geschaffen und dominierte das Gesellschaftsleben.

Schuhe,Gebrauchsgegenstaende,Frisuren und Parfum,Kleider mit
Giraffenmuster,Kunstwerke und ein Theaterstueck,war auf die An-
wesenheit der Langhalsigen zurueckzufuehren.

Seit 1919 ging Schloss und Tiergarten in den Besitz der Republik
ueber.

Ein verstaubter Hofrat in einem Ministerium,verschlief die Zukunft
und Weiterentwicklung des Tiergartens,bis dann der Tiergarten
ausgegliedert wurde und ein neuer Direktor das Sagen hatte.

Unter seiner Herrschaft wurde die Anlage modernisiert und er-
weitert.

Heute sind die Unterbringungsgebaeude und Aussenbereiche mo-
dern und 2,6 Mio Besucher kommen jaehrlich.

2020 musste die Leitung des Tiergarten neu besetzt werden.

Ein prominenter Name bewarb sich um die Stelle und bekam ihn
auch.

Da wusste man nicht,dass der einen Vogel hat.

Kaum im Amt,ersuchte er um eine Sondergenehmigung fuer eine
Pumpgun und einen schweren Revolver.

Seine Argumentation war,was ist wenn ein Elefant oder Loewe
ausbuext ?

Endgueltig zeigte ihm der OHG den Vogel und verweigerte seinen
Wunsch.

Auch China,das auf dem Weg zur Weltherrschaft ist,versuchte
eine 5.Kolonne in Wien zu implementieren und schwatzte der Re-
ierung ein chinesisches Paerchen auf.

Doch dann stellte sich heraus,Frau Yang Yang und Herr  Long Hui
nicht integratierbar sind.

Sie lagen faul am Ruecken und die Oesterreicher versorgten sie
mit Nahrung.
Sie lehnten auch ab,Deutsch zu lernen oder die oesterreichische
Staatsbuergerschaft anzunehmen.Dafuer sorgen sie fuer Nach-
wuchs.

Da auch diese stur an der chinesischen Staatsbuegerschaft fest-
hielten,wurden sie abgeschoben.

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #248 am: Juni 25, 2024, 11:28:16 »

Der Tag an dem Ungarn den 27 Stundentag einfuehrte.

Die Vorgeschichte

Auch zu Zeiten des Eisernen Vorhangs war das passieren der
Grenze nicht so beklemmend,wie der Grenzuebertritt zu der
Tschechoslowakei.

Ja,sie kontrollierten mit Spiegeln die Boeden der Autos,aber
das wars schon.Das Visum musste nicht mehr bei der ungarisch-
en Botschaft beantragt werden.Das bekam man an der Grenze.

Und in Ungarn war alles viel billiger.

Das fuehrte zu einem Ritual,das sich damit ausdrueckte,dass
viele oesterreichische Familien.ihre Einkaeufe in Ungarn er-
ledigten.

Gleich nach der Grenze ging man fruehstuecken.Da sparte man
nicht lange.
Danach machte man die Einkaeufe.Waschmittel,Zucker,Mehl,
ein Flaeschchen Tokajer,Salami,Paprika,Speiseoel und sonstiges,
was nicht verderblich war.

Hinterher,hatte man einen Termin beim Friseur oder beim Zahn-
arzt.
Ein Restaurant der gehobenen Klasse,war das naechste Ziel.

Beef Tartar als Vorspeise,das Teuerste von der Hauptspeise und
zum Abschluss Schomlauer Nockerln,neben edlen Getraenken.

Vor der Heimreise noch 2 Stangen Zigaretten und das Auto
wurde vollgetankt.

Die Rechnungen bezahlte man mit Schillingen,DM oder CHF.

Das wurde gerne gesehen und auch erwartet.

Trotzdem fanden sich bei der Abrechnung der Kassen,nur wenige
Devisen,dafuer viele,viele Forints.

Die Devisen gingen sich im privaten Besitz,entlang der west-
lichen Grenze,rund um den Balaton und in Budapest.

Als dann der Eiserne Vorhang fiel und auch die Ungarn vermehrt
das dekatente,kapitalistische Oesterreich besuchten,staunten
sie.

Was es da alles zu Kaufen gibt !

Kuehlschraenke,Waschmaschinen,Trockner und viele andere Kon-
sumgueter.

Das genaue Jahr und Monat weiss ich nicht mehr.Vielleicht 1992
am 31.Oktober ?

An jenem Tag,fuellte sich Wien mit Trabants,Lada und Pulis,die
alle einen Dachtraeger montiert hatten und verzeifelt einen Park-
platz bei den Elekroketten suchten.

Im Stundentakt fuhren die LKW der Elekrogrosshaendler bei den
Geschaeften vor.Die Ware kam nie ins Geschaeft,sondern wurden
gleich direkt aufs Autodach verladen.

Manche Kuehlschraenke oder Waschmaschinen wirkten groesser
als die Fahrzeuge.

Bezahlt wurde mit Schillingen,DM oder CHF.

Der Grund fuer den Ansturm war,dass die ungarische Regierung
verfuegt hatte,den Zollsatz fuer Weissware ab den naechsten
Tag drastisch zu erhoehen.

Bei der Heimreise bildete sich am spaeteren Nachmittag ein 60
Km langer Stau.Er reichte von Wien bis zur Grenze zu Ungarn.

Trabi an Trabi,Kuehlschrank an Kuehlschrank,Waschmaschine
an Waschmaschine.Und alle Fahrzeugsinsassen waren hungrig.

Um 20 h verbreitete sich Angst,nicht mehr die Grenze vor Mitter-
nacht passieren zu koennen.

Um 22 h war schon Panik zu verspueren.Die gelben Engeln
der Autofahrerclubs verteilten heissen Tee,beruhigten kreisch-
ende ungarische Weiber und redeten den verkrampften Lenkern
Mut zu.

Auch bei den ungarischen Behoerden stieg Besorgnis auf.

Wenn sie nicht handeln,werden sie womoeglich vom Mob aufge-
knuepft ?

Dann kam die rettende Idee.

Man hielt die Uhren an,bis der auch der letzte Ungar die Grenze
passiert hatte.

Da war es in Oesterreich schon 3 h frueh und die Ungarn hatten
einen 27 Stundentag eingefuehrt.

Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #249 am: Juli 02, 2024, 10:57:35 »

Wie man in Wien eine Bank kauft.

Es war 1982 und wir waren auf "hoher See" vor der Kueste von
Kroatien.

Wir,eine 8 koepfige Mannschaft auf einem Ausbildungstoern,da-
runter "Konrad" den ich erst am Bord kennenlernte.
"Konrad" war Generaldirektor einer grossen Bank.Er und ich
bildeten ein Team,dass sich als Navigator und Steuermann ab-
wechselten.

Ende April war es saukalt,die Bora bliess,aber die See war ruhig.

Nach Ende unseres Dienstes,sassen wir in der Kajuete und wollt-'
en uns aufwaermen.
Ich bewaffnete mich mit einem heissen Tee,er mit einem Buch.

Was liest du,frug ich und er reichte mir das Buch.

Eine finanzwissenschaftliche Arbeit eines amerikanischen Autors,
gespikt mit Formeln in englischer Sprache abgefasst.

Ich gab ihn das Buch mit Schaudern zurueck und griff zu Mickey-
mouse.

Er erzaehlte mir seinen beruflichen Werdegang und sein Ansehen,
ihm gegenueber stieg.

Spaeter verloren wir uns aus den Augen,doch ich konnte,via Zeit-
ungsberichten weiter an ihm dranbleiben.

Dieser herrliche Mann hatte bei der Bank moderne Zeiten einge-
fuehrt.
Das Outfit der Bank wurde neu gestaltet.Keine gedunkelten Wand-
taefelungen,sondern helles Kirsch und die Bankangestellten wurd-
en auf Kundenorientiertheit angehalten.

Dann jedoch machte er einen schweren Fehler,der ihn den Job
kostete.

Als gebuertiger Salzburger konnte er nicht das Schlawinertum der
Wiener einschaetzen.

Die Republik beschloss in jenen Jahren,sich von verstaatlichten
Unternehmungen zu trennen.Darunter auch die damals groesste
und ertragsreichste Bank.

Sie soll wohl verkauft werden,aber dabei soll sie nicht in rote
Haende fallen.
Der einzig genehme Kauefer war die Bank des Konrads.

Zaehe Verhandlungen begannen.Immer wenn man glaubte den
Durchbruch erreicht zu haben,fand Konrad eine Laus im Pelz.
Die Regierung wurde langsam unruhig.

Und dann kam der Anruf,der alles entschied.

Der Generaldirektor einer anderen Bank rief den AR-Vorsitzenden
der zu verkaufenden Bank an.

"Servas,host Zeit,gemma zum Heirign ?"lockte er.
"Jo,waunst wuesst,wo treff ma uns ?"biss der andere an.

Beim Heurigen,trafen 2 dunkle Limousinen mit Chaffeurs ein und
die hohen Herren setzten sich etwas abseits zu den anderen
Gaesten.

Der zweite Liter Wein war noch nicht ausgetrunken,als der Deal
stand.

Die Bank war verkauft.

Ein Jahr spaeter,war Konrad seinen Job los und wurde aufs Neben-
gleis verschoben.Zwar auch hoch notiert,aber bedeutungslos.

Jock








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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #250 am: Juli 03, 2024, 16:47:41 »

Die Presse

Heute genau vor 180 Jahren erschien erstmals die Tageszeitung
"Die Presse".

Die Ausrichtung der Blattlinie damals kaisertreu,heute konservativ
und sie erscheint taeglich als Grossformat.

Diese Zeitung konnte man nur im Fond einer groesseren Limousine
lesen,niemals im Gedraenge der Strassenbahn,wenn der Poebel
zur oder von der Arbeit fuhr.

Der Leserkreis ist zuorderbar.Das gehobene Buergertum und die
Wirtschafttreibenden.Man las sie in den Vorstandsbueros grosser
Banken,im Wartezimmern der Anwaltssozitaeten und dergleichen.
In den Kaffeehaeusern war sie meist vergriffen und man musste
oft warten,bis sie frei wurde.

Nie lag sie in Frisiersalons oder im Wartezimmer der Frauenaerzte
auf.

Die Chefredaktuere waren Giganten ihrer Zunft.

Otto Schulmeister,Thomas Chorherr verfassten Leitartikel,wo
Kanzler nervoes wurden.
Zuchtmeisterei von Anstand und Moral,ihre vornehmste Aufgabe.

Als sie in den 1960 er Jahren Konkurrenz von der Kronenzeitung
bekam,leistete die gute Dienste.

Kunden,die in den Trafiken die Kronenzeitung kauften,kauften
auch Die Presse,und tarnten so ihre Dekadenz,indem die Kronen-
zeitung von der Presse umhuellt und so verborgen wurde.

Vor ca.10 Jahren kam Rainer Novak zur Chefredation und setzte
die traditionelle Linie fort.bis ihn der Hafer stoch.

Er antichambrierte bei der Regierung,weil er Indendant des ORF
werden wollte,was aufflog.
ORF- Indendant wurde er nicht,aber sah sich gezwungen zurueck-
zutreten.

So weit ist das ehrenwert,aber als er,ein paar Monate spaeter,bei
der Kronenzeitung anheuerte,hatte er seine Reputation verloren.

Und es geht noch tiefer.

Heute muss ich mit Entsetzen lesen,Die Presse bittet einen Fuss-
ballspieler instaendig,doch bei der Nationalmannschaft zu bleiben.
(Einer der taetowiert ist und Migrationshintergrund hat!)

Das ist entwuerdigend und fuer mich gibt es nur eine Loesung.

Wenn ich also Die Presse lesen will,verberge ich sie in einer Aus-
gabe der Kronenzeitung.

Muss ja nicht jeder sehen,dass ich fragwuerdige Lektuere am WC
schmoeckere.

Jock


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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #251 am: Juli 06, 2024, 09:24:14 »

Sklavenhandel

Draussen in der Vorstadt im suedlichen Wien,inmitten von einer
Schrebergartensiedlung und nahe eines Gemeindebaus,von wo
man auf die Gleise einer Verbindungsbahn blicken konnte,ein
unebener Fussballplatz.

Am Abend,nach einer Trainingseinheit,sassen sich zwei Fussball-
funktionaere gegenueber.Beide tranken Bier aus der Flasche.

Funktionaer A eroeffnete das Gespraech.

"Hearst Koarl,i muass mit dir reden.Sog,wuesst uns den Spueler
xy verkafen ?"

Funktionaer B :"Na,den geb'm ma net her".

A:"Oba,der passat zu uns.Mia zohn da 10.000 Schuelling".

B:"Na na,der bleibt bei uns".

A:"Geh - und waun ma da 15.000 zoihn ?"

B:"A ned"
 
A:"Wievue wuesst'n haum ?"

B:"Pass auf,waunnst es in der Kabine a Dusch'n einbauts und de'
    Baenk fir de Zuaschauer herrichts,kenna drueber reden".

A:"Bist du deppat ?Des kauni net entscheiden,do muass i mit'n
    Praesi red'n."

Ein paar Tage spaeter stand der Deal und der Spieler kickte bei
einem Spitzenverein in Wien der damaligen Zeit.
 
Nach einigen Hochleistungen lockte (in den Fuenfzigern) das Aus-
land.

Doch die Engagements hatten einen Haken.

Die Spieler,die davor noch nie ein groesseres Gewaesser als die
Alte Donau oder den Neusiedlersee gesehen haben,lebten jetzt
an den Gestaden des Meeres oder verloren sich in der Eleganz
von Mailand,Barcelona oder Porto.

Schon bei der Anreise zum neuen Club,erfasste sie,kurz nach
Purkersdorf heftiges Heimweh.

Wieder in Wien,gruendeten sie buergerliche Existenzen,wie Schuh-
geschaeft,Juwelier,Lebensmittelhandel,spaeter Tankstellen oder
Trafiken.

Einige kamen bei Banken oder Ministerien unter.

Die meisten der Heroen sind schon verstorben und ruhen in ihren
Graebern.

Jock
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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #252 am: Juli 08, 2024, 16:22:55 »

Caorle - Der Hausmastastraund

Lange nachdem die Venzezianer den Ort aufgegeben hatten,
kamen die Wiener Hausmeister,um ihren Urlaub zu verbringen.

Damals,Ende der Fuenfziger und Anfangs der Sechziger,ein an-
strengendes Verfahren.

Mit dem vollgepachten VW-Kaefer,2 Kindern im Fond,einer Frau,
die alle 100 Km Pippimachen musste,fuhr man gleich am Anfang
der Ferien ab.

Damals gab es in Oesterreich noch keine durchgehende Autobahn
Richtung Sueden,sondern wurde eingebremst bei den Durch-
fahrten,der an der Strecke liegenden,Staedte.

Die Namen der Staedte trugen exotische Namen.

Neunkirchen,Muerzzuschlag,Bruck,Leoben,Judenburg u.s.w.

In Kaernten,bei Villach trafen sich fahrende Volkschaften aus Ger-
manien und biederen Wienern.
 
Der stundenlangen Stopp und Go-Verkehr zur Anfahrt nach Arnold-
stein,zerrte an den Nerven und es ging ein Durchatmen,wenn
die Grenze erreicht wurde.

Die erste Gegenheit bot sich an,den italienischen Wortschatz,der
aus  den Woertern "Buon Giorno" und "Bagarre" besteht,anzu-
wenden.

Hatte man sich nach dem Grenzuebertritt die Autostrada de Sole
erwartet,wurde man enttaeuscht.

Eine schmale Strasse,die sich am Berghang entlang windete,war
fuer den uebermuedeten Fahrer eine Herausforderung.Man wollte
partout keine Bekanntschaft mit dem Tagliamento machen,der
teilweise 50 m tieferliegend,dahinfliesst.

Kurz vor Udine war Schluss.Bei einer Raststation goennte man
sich eine Schlafenspause.

Der Morgen war italienisch.Der Himmel wolkenlos,die Sonne
schien und,obwohl man noch 100 Km vom Meer entfernt war,
vermeinte man das Meer zu riechen.

Sobald man die Autobahn verliess,um Caorle anzusteuern,kam
Urlaubsstimmung auf.

In Caorle war man Zuhause.Alle sprachen Deutsch und die Haus-
meisterin von der 12 Stiege war auch da.

Sobald der Sonnenbrand abgeklungen war,reihte sich jeder Tag
an den anderen.

Fruehstueck,Strand,Mittagsessen,Strand,Gelatto um 16 h,Schoen-
machen,Abendessen anschliessen Verdauungsspaziergang,ein
letztes Eis,dann Schlafen.

So wird es immer so sein,dachten die Wiener,aber auch die Hotel-
besitzer.

Ein Jahrzehnt,noch ein Jahrzehnt,dann duennte sich die Gaeste-
schar aus.

Caorle war nicht mehr in.

Die Hotelbesitzer riefen erst "Mamma Mia",dann den Gemeinderat zusammen.
Sind denn wirklich fuer 2 Strandbetten,einen Sonnenschirm fuer
40 Euro zuviel ?Anderswo verlangen Sie 80 Euro fuer das Set.

Ein neues Konzept muss her.Etwas Attraktives,was Einzigartiges.

Und sie fanden etwas.

Ein eigener Strand fuer Hundebesitzer.Mit Bojen abgegrenzter Be-
reich fuer schwimmende Hund und eine Wasserschuessel bei
den Liegen.

Die Stadtvaeter von Pattaya sollten sich ein Beispiel nehmen.

Jock

« Letzte Änderung: Juli 08, 2024, 16:24:35 von Jock »
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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #253 am: Juli 09, 2024, 18:07:14 »

Telefonitis

Ruhelos wanderte meine Frau umher.

Von der Kueche in den Garten,dann ins Wohnzimmer.Von dort
ins Schlafzimmer,in die Kueche,wieder in den Garten,kurze Rast
auf der Terrasse.
Wieder ins Wohnzimmer,auf die vordere Terrasse,ums Haus her-
um bis zur Kueche -eine gute halbe Stunde.

Als sie das Handy vom Ohr nahm,frug ich sie sorgenvoll,ob ein
Unglueck passiert sei,weil sie mit ihrem Bruder sprach.

Nein,nein.alles o.k..wir haben nur geplaudert,beruhigte sie mich.

Und ich musste eine Ewigkeit auf mein Essen warten.

Das gab es frueher nicht.In den oeffentlichen Telefonhaeuschen
stand unuebersehbar der Befehl "Fasse dich kurz".
Und ausserdem war es unschicklich,andere Leute mithoeren zu
lassen was man sprach.

Telefonieren war vor 120 Jahren eine intime Angelegenheit,die
sich auf die Ausstattung der Telefonhaeuschen auswirkte.

Schalldicht mussten die Waende sein und die Tuere gepolstert.

Zu  dieser Zeit konnten sich nur reiche Leute ein Telefon leisten,
aber auch der Poebel hatte ein Mitteilungsbeduerfnis.

So stellte die Oesterreichische Post und Telegraphenverwaltung
oeffentliche "Telefonzellen"auf.

Was nicht ohne Geschrei der Kaffeesieder abging,weil sie um
die Telefongelder fuerchteten.
Die hatten damals schon Telefone und wer telefonieren musste,
bestellte auch einen Kaffee oder ein Getraenk.

Auch die Stadtverwaltung hatte grosse Bedenken wegen der Auf-
stellung von Telefonhaeuschen,

Sie koennten ja als Schlafstelle von Obdachlosen verwendet
werden oder als Quicky missbraucht.Seither haben die Waende
und Tueren Glasscheiben und eine Vorschrift besagt,dass nur eine
Person sich darin aufhalten darf.
Und dann noch der Vandalismus und der Diebstahl der Muenzen.

Die Telefonhaeuschen vermehrten sich rassant und waren an die
3.000 Stueck in Wien zu finden.

Jetzt werden sie wieder abgebaut.Unrentabel und zuviel Aufwand.

1895 wurden die privaten Telefongesellschaften verstaatlicht und
das Netz ausgebaut.

Auch das kaiserliche Schloss Schoenbrunn bekam eine Telefon-
leitung.

Nur der Kaiser Franz-Joseph I.ging nie dran.Erst der naechste
Kaiser verwendete das Telefon.Mit "Jo, Koarl"meldete er sich.

Jock
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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #254 am: Juli 11, 2024, 08:23:15 »

Milchversorgung in Wien

Dort an der Donau war Wien,umschlossen von einer maechtigen
Stadtmauer.

Ringsum Doerfer,die durch Wege verbunden waren und von Land-
wirten und Kleingewerbetreibenden bewohnt.

Dazwischen Wiesen und Weideflaechen,wo friedliche Kuehe ge-
grasten.

Die Milch der sanften Tiere wurde nach Wien verkauft.

Taeglich wurden Leiterwagen mit Schaffeln oder andere Behaelt-
nisse mit Milch gefuellt,beladen und in die Stadt gekarrt und dort
in Hauseingaengen oder Marktplaetzen verkauft.

Bis 1770 konnte Wien aus seiner Umgebung mit Milch versorgt
werden.

Nach 1770 traten Engpaesse auf.

Die Bauern schlachteten die Kuehe und verwendeten ihre Flaechen
zum Weinanbau.(Weniger Arbeit,bei gleichem Ertrag)

Damals wusste man schon,dass Milch ein gesundes Lebensmittel
ist und man ermaechtigte durch Dekrete,die die Kaiser unter-
schrieben,dass Grosshaendler Milch aus weiterer Entfernung,
aufkaufen und in Wien verkaufen durften.

Die Verkaufspreise stiegen durch Transportkosten,Verzehrsteuer
bei den Linienaemter und Warenmangel an.
 
Manche Milchgrosshaendler wurden auch Detaillisten und eroeffnet-
en eigene Filialen.Das Filialnetz erreichte bis zu 150 Verkaufs-
stellen,die in kleinen Laeden untergebracht waren.

Versorgt wurden die Filialen bei nachts mit Pferdegespannen und
spaeter mit LKWs.

Am Ende gab es 3.000 Milchgeschaefte in Wien.
 
Kunden kamen mit Milchkannen in die Geschaefte und liessen sich
aus offenen Kesseln 1,2 oder 5 Liter abmessen und trugen sie -
nach Hause.

Nur Milch und Molkereiprodukte durften in den Milchgeschaeften
verkauft werden,streng ueberwacht vom Marktamt,die kamen
und kontrollierten,ob etwa die Milch durch Wasser gestreckt wurde.

Was das Orakel von Delphi in der Antike war,wurden es jetzt die
Milchgeschaefte.
Soziale Treffpunkte und Nachrichtenboerse,sprich Tratsch.
 
Obwohl die Stadt Wien in den grossen Gemeindebauten,billige
Lokale fuer Milchgeschaefte einplante,verloren sie ab 1955 ihre
Funktion.

Mitschuld war,dass es ein Groschengeschaeft war,mit langen Oef-
fnungszeiten verbunden und die Verbreitung von Kuehlschraenk-
en,da dadurch die Milch laenger frisch blieb und weniger weg-
geschuettet wurde.

Von der eisernen Ausstattung eines jungen Paares,wo ein Ehebett
und eine Milchkanne gehoerte,blieb nur mehr das Ehebett ueber.

Milchkannen gibt es nur mehr am Troedlermarkt zu kaufen und
werden als Ziergegenstaende verwendet.

Und die Milchmaedchenrechnung durch den Taschenrechner ersetzt.

Jock







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