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Autor Thema: Wien, Wien, nur du allein ...  (Gelesen 12227 mal)

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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #195 am: März 18, 2023, 14:52:08 »

Die Erste und die Zweite Wiener Medizinische Schule.

Was zeichnet einen Arzt aus ? Zum Beispiel,wenn er immer fuer
seine Patienten da ist.

Gerard van Swieten war oder besser ist ein solcher.Seit fast 240
Jahren weicht er von seiner Patientin Maria Theresia,nicht von der
Stelle.Am Denkmal der grossen Koenigin steht er zu Fuessen,einer
Bronzefigur gleich.

Aber zu dieser Zeit war die Saat zur Ersten Wr.Medizinische Schule
schon gesaet.
Das erste Allgemeine Krankenhaus wurde peu a peu errichtet und
war das modernste Krankenhaus seiner Zeit.Besonders der Narren-
turm errang in der Medizin grosse Aufmerksamkeit.

Die grosse Epoche der 2.Wr.Medizinische Schule,reichte von ca.1850-
bis 1938.

Billroth,Semmelweis,Freud aber viele andere,waren die Fackeltraeger,
die den Ruhm der Wr.Medizin in die Welt trugen.

Und das von einer Stadt ausgehend,die immer schon eine inhomogene
Bevoelkerungsstruktur hatte.

Juden,"Krowoden"Italiener,Niederlaender,"Behm",Ungarn u.s.w.

Aus dieser Suppe entstand nicht nur die Wr.Medizinische Schule,sondern
wurde unterfuettert,mit Philosophen,Mathematiker,Techniker und Kompon-
isten,Literaten und Kaffeehausbesuchern.

Nach dem 2.Weltkrieg,haben sich viele Wissenschaftler verloren. USA,
England,Israel bekamen einen wissenschaftlichen Input.

Prof.Fellinger profitierte noch vom Ruf der Wr.Medizinischen Schule
und hatte einen Haufen Patienten aus dem arabischen Raum.

Nach seinem Tod kamen sie nicht mehr.

Die letzte Grosstat der Wr.Medizinischen Schule war,dass dem be-
ruehmten "Che Guevara" eine neue Nase verpasst wurde.

Aber Aerzte waren nicht mehr dabei.

Jock



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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #196 am: März 20, 2023, 19:15:14 »

Joessasmarandjoseffe,mia haum's Goed vergessen !
(Jesusmariajosef,wir haben das Geld vergessen)

Am 15.Maerz 2023 oeffnete wieder das Schweizerhaus.Da war was
los.Alle wollten den ersten Schluck vom Budweiser-Bier verkosten
und sich eine Stelze einverleiben.

Vor genau 175 Jahren frueher,war auch was los in Wien.

Die Maerzrevolution ging los und erwischte die kaiserliche Familie
auf dem linken Fuss.
In der Hofburgt tagte in Permanenz der Krisenstab,waehrend die Erz-
herzoginnen reihenweise in Traenen ausbrachen oder in Ohnmacht
fielen.

Das Volk wollte politische Zugestaendnisse und Abschaffung der Zen-
sur.

Studenten,die noch nie etwas geleistet haben,lt.@franzi,waren die
Traeger der Revolution,aber sie blieben nicht alleine.Vom Hunger-
winter ausgezaehrt,schlossen sich die Arbeiterschaft und Teile der Buergerlichen dem Begehren an.

Da das Pochen an den Toren der Hofburg kein Ende nahm,entschloss
sich Erzherzog Albrecht,die Aufstaendischen zu kartaetschieren.

29 Gefallene zaehlte man hinterher.Der uralte Dekan der Uni im vollen
Ornat mit Goldkette um den Hals,warf sich vor der (geheimen)Regier-
ung(Metternich,Kolowrat-Liebsteinsky und Erzherzog Ludwig)auf die
Knieund bat um eine neue Verfassung.

Metternich bekam kalte Fuesse,trat zurueck und fluechte nach London.

Ferdinand I.unfaehig zu erfassen,was vor sich ging,liess bekannt geben,
in Liebe zu seinen Unterthanen,eine Verfassung ausarbeiten zu lassen.

Dann fluechtete er nach Innsbruck.

Als er wieder zurueck kam,fuhr er in der offenen Kutsche durch die
Massen der jubelnden Wiener.

Aber dann kam die "Praterschlacht" mit 2.000 Gefallenen und der Hof
beschloss zu fliehen,nach man den Kriegsminister an einer Laterne auf-
gehaegt hat.

Ganz schnell musste es nun gehen und aus Wien fluechten.Zu schnell,
wie sich in Olmuetz herausstellte.

Die kaiserliche Familie ca.40 Personen + Personal wurden per Zug
nach Olmuetz verfrachtet.Der Lokfuehrer natuerlich im Frack und Zy-
linder,wurde hinterher mit einer Praemie bedacht,die ausreichte,eine
Fabrik zu gruenden.

Sagen wir,er bekam 10 Mio Euro,fuer eine einzelne Zugfahrt.
Dies ist bis heute der Massstab bei Lohnverhandlungen der Eisenbahn-
er.

Untergebracht wurde die kaiserliche Familie im Erzbischoeflichen Palais,
was wahrscheinlich dem Erzbischof nicht gerade erfreute.

Der normale Lauf eines kaiserlichen Haushalts sollte nun wieder auf-
genommen werden.

Taegliche Besuche der hl.Messe,Kaisertafeln,Schule der kleineren Erz-
herzoege und Erzherzgoeginnen,Zerstreuung fuer die grosseren u.s.w.

Und da kam man drauf,man hatte das Geld in Wien vergessen.

Was tun ?

Der persoenliche Schmuck war nicht zu verkaufen,weil die Juweliere
in Olmuetz zusammen nicht genug Geld hatten und @Sumi war noch
nicht im Geschaeft.

Zum Glueck hatte Erzherzogin Sophie daran gedacht und ihrer Schat-
ulle mitgenommen.

Daraus finanzierte sie den Aufenthalt der Familie,bis sie wieder im Mai
1849 nach Wien zurueckkehrten.

Jock

« Letzte Änderung: März 20, 2023, 19:18:19 von Jock »
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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #197 am: März 24, 2023, 15:46:23 »

Ich finde in meiner Mai-Box eine Nachricht,wo ein ehrenwertes
Mitglied Fragen stellt.

Da er Kriege verachtet,sollte man Kriege nicht mehr fuehren.
Die zweite Frage war,wen nuetzt die Verhaftung des Herrn Putins ?

Was Kriege betrifft,wird ihn meine Meinung nicht erfreuen,denn
Kriege gab es schon immer und wird es auch in Zukunft geben.

Nichteinmal die Gruende fuer einen Feldzug kann man eliminieren.

In der Antike und im Mittelalter waren die Gruende fuer Krieg mehr Gelaendegewinn,weil je groesser das "Reich"umso groesser das An-
sehen und Einfluss.

Das Schlagwort fuer den WKII lautete "Lebensraum im Osten".Neben-
bei lockten die Oelquellen im Kaukasusgebiet.

Kriege sind nicht per se unmoralisch und verachtenswert,wie es auch
im Voelkerrecht zum Ausdruck kommt.
Nur der Angriffskrieg wird als unethisch genannt.Verteidigungskriegs-
handlungen erlaubt,bei Praeventivschlaegen ein Fragezeichen.

Nach einem Praeventivschlag (Vernichtung der daenischen Flotte
durch die Hansestaedte 1402 )kann man diskutieren,gerechtfertigt
oder nicht.

"Willst du Frieden,rueste fuer den Krieg" (Si vis pacem para bellum),
nimmt selbst die neutrale Schweiz ernst und ist bis zu den Zaehnen
geruestet und hat alle Bruecken und Tunnels vermint.

"Schweiz,das kleine Stachelschwein,das nehmen wir beim Rueckzug
ein" so der Spottvers der Nazi.

Bitteres Resuemee,die Menscheit ist noch nicht so weit,um von Kriegen
abzusehen.

Sollte Herr Putin jetzt verhaftet werden und vor Gericht gestellt,ist
eher die Gefahr,dass der Krieg ausgrenzt.

Herr Medwedew nimmt sich diesbezueglich kein Blatt vor dem Mund
und droht mit Raketen auf Berlin.

Und trotzdem ist die Anklage mit dem Auftrag,Herrn Putin zu ve-
rhaften,richtig und setzt ein Zeichen.

Vorderhand ist ohnehin mit einer Verhaftung nicht zu rechnen,aber
wenn das Pendel in Moskau zurueckschlaegt,und andere Herrschaften,
die demokratische Prinzipien folgen,folgen,wird es ernst fuer Herrn
Putin.

Ein Mittel die Aggression der derzeitigen Machthaber zu versalzen,sind
die wirtschaftlichen Embargen und Sanktionen,und sind immer noch besser,als dem Mars freie Hand zu geben.

Jock



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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #198 am: März 31, 2023, 13:21:27 »

Samstag in Wien vor 60 Jahren.

Fuer mich war der Samstag arbeitsfrei.Auf langes Schlafen ver-
zichtete ich,las in der Badewanne die Zeitung und danach zog ich
den besten Anzug an und fuhr in die Innenstadt.

Die Innenstadt im Spaetherbst zog mich an,wie die Motten das Licht.

Da war ich unter denen,dich ich auch einmal sein wollte.

Wichtige und Maechtige,meist im Hubertusmantel mit dem Steirer-
hut am Kopf,die Damen im Pelz tummelten sich dort.

Kaernterstrasse,Graben,Tuchlauben und Wollzeile,die damaligen Ein-
kaufsstrassen der "Hight Society",wo man die Aura von Geld,Ein-
fluss,Gediegenheit und Saturiertheit mit den Haenden greifen konnte,
waren die Ziele.

Den Auslagen,die fuer mich unerschwingliche Angebote machten,hinter-
liess ich den Abdruck meiner Nase.Zu gerne haette ich das eine oder
andere Stueck erworben,doch die Geldboerse war zu schmal.

Ein Anzug von "Knize" haette einen halben Jahreslohn verschlungen
und der Jaguar,geparkt in der Kaerntnerstrasse,wird,bei Glueck erst
in meinen mittleren 50 gern ein Thema werden.

Hingegen war das fuer die Passanten im Hubertusgruen und Wasch-
baernpelz unvorstellbar.

Zwar gab es damals noch keine "Flagship stores",aber alteingesessene
Laeden,wie die "Englische Flotte" oder die "Schwaebische Jungfrau",
wie auch den "Adlmueller" oder "Popp&Kretschmer fuer die Damen.

Lebensmittel kaufte man bei Meinl am Graben oder bei Wild ein,bevor
man sich bei "Trzesniewski"mit einem Broetchen und Glas Sekt oder
mit einem Pfiff Bier staerkte.

13 h schlossen die Laeden und die Innenstadt leerte sich.

Die Betuchten fuhren zu ihren Villen im 18.oder zogen sich in ihre
grosszuegig geschnittenen Patrizierwohnungen zurueck,wo die Koechin
bereits wartete,Auftragen zu duerfen.

Waehrend ein eiskalter Wind durch die menschenleeren Strassen fegte,
sass man bei eine Runde Bridge zusammen,bis es Zeit wurde,sich fuer
den Opernbesuch oder Konzert fertigzumachen.

Derweil stellte der junge @Jock den Kragen auf,vergrub die Haende in
den Manteltaschen und suchte eine billige Gaststaette auf,wo er ein
kleines Gulasch und ein Seitel Bier bestellte.

Waehrend er auf das bestellte Essen wartete,zermarterte sein Hirn,
wieer schnell zu dieser Gesellschaftsschicht aufsteigen koennte.

Bankraub und Betruegereien schloss ich aus,da war mein Pfadfinder-
versprechen im Weg und am Heiratsmarkt fand sich nichts.

Vielversprechende Angebote passten nicht altersmaessig und junge
Schoenheitskoeniginnen hatten kaum mehr Geld als ich und dann
lauert noch die Gefahr,das sie zickig werden.

Da sowohl finanzielle und/oder koerperliche Flachbruestigkeit nicht
mein Ideal sind,verwarf ich den Gedanken schnell wieder und ging
abends ins Kino.

Filme der franzoesischen "Cinema Noir- Epoche" mit hervorragenden
Schauspielern lenkten ab und dann kam ja wieder ein Samstag,der
den alten Ehrgeiz wieder weckte.

Jock
« Letzte Änderung: März 31, 2023, 13:28:56 von Jock »
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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #199 am: April 05, 2023, 13:02:34 »

Koenigskroenungen.

In Wien am Graben war einst ein Edelhausratsgeschaeft.

Im Angebot waren Service von Augarten und Meissen,gehaemmerte
sterlingsilberne Tabletts,wo nur mehr das Monogramm eingraviert
werden musste.mundgeblasene Weinglaeser und Karaffen u.s.w.

Jedesmal entfuhr mir ein Pfiff,wenn ich das Preisschild sah.

Neben dem Eingang ein diskreter Hinweis,dass im Geschaeft eine
Geschenkliste aufliegt.

Da war,anlaesslich einer Hochzeit von Graf Alexander Honorius Maria
Bortholaemus von Dingsda mit Graefin Eustacia Gabriella Hillarius von
Dortdrueben,eine Liste aufgelegt,aus der die Hochzeitsgaeste ein Ge-
schenk kaufen konnten.Nach dem Kauf wurde dieser Artikel von der
Liste gestrichen.

Es ist zu befuerchten,dass Koenig Charles die Erstellung einer solchen
Liste versaeumt hat und am Abend des Kroenungstages,im Besitze von
4 Buegeleisen,einer Ausstattung von Lilienporzellan und 9 Toaster u.s.w.
sein wird.

Shit happens,wird er sich denken und den Kram fuer die Tombola des
naechsten Feuerwehrsfest freigeben.

Sonst ist der Kroenungstag fuer ihn eine"g'mahte Wies'n".Jedes Detail
der Zeremonie ist festgelegt,wo er gesalbt wird,wann ihm die Krone auf-
gesetzt wird und er muss sich nicht streiten und sich erpressen lassen,
wie es im Mittelalter ueblich war.
Auch ueber die Kosten muss er sich keine Gedanken machen.

Eine Kroenung im Mittelalter war da viel anstrengender und kostete
fuer den Koenig viel Geld.

Zuerst war das Geschachere,wer Koenig werden durfte.Die Kurfuersten
waren bestechliche Gesellen und eifrig bedacht,dass der neue Koenig,
ihre Privilegien nicht antastet.

Waren diese zufriedengestellt,forderten die mehrtaegigen Zeremonien
mit x-maligen Gottesdienstenbesuchen,beste Kondition und angesichts
der ueberreichlich ausgestatteten Bankette,funktionierende Verdauung.

Da sich der Kroenungsort von Aachen nach Frankfurt/Main verlagerte,
hatten die Frankfurter auch was davon.

Ein Brunnen in der Stadt wurde mit Wein gefuellt und jeder Frank-
furter konnte sich bedienen.Auch vom gebratenen Ochsen,den die
Metzgerzunft spendierte.
Das ging natuerlich nicht ohne Todesopfer und Verwundete ab.

Erst als zwei Erzbischoefe dem neuen Koenig Struempfe angezogen
hatten,endeten die Kroenungsfeierlichkeiten und der neue Koenig ritt
davon,voll mit dem Gedanken,wie er wohl die Kredite,die er aufnehmen
musste,zurueckzahlen werde.

Jock






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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #200 am: April 16, 2023, 10:22:39 »

Ausziehen - Auspeitschen - Ausweisen

Eine bewaehrte Methode in Wien,auffaellige Personen,im 16.,17.
und 18.Jhd. ausser Landes zu schaffen.
(Temesvarer Scheffel oder Wasserschub)

Besonders ein Dompfarrer schwang begeistert die Peitsche.

Genervte Autofahrer spielen ebenfalls im Gedanken mit dieser
Methode,wenn sich Angehoerige der "Letzten Generation" auf die
Strasse kleben.

Die Behoerde geht auch beinhart gegen die Wegelagerer vor,aber in
dem Fall,da machten sie die Rechnung ohne Wirt.

Eine 27 jaehrige Studentin aus Deutschland, gut aussehend,attraktiv,
loewenmaehnig,beste Figur,wurde von der Fremdenpolizei wegen
der Strassenkleberei vorgeladen um zu ueberpruefen,ob man sie aus-
weisen koenne.

Ein Foto von ihr,das von der Einvernahme erschienen ist,brachte
ihr den Spitznamen "Shakira" ein.

Das Ziel,sie auszuweisen,zerplatzte wie eine Seifenblase.Dafuer sind
die rechtlichen Grundlagen nicht vorhanden.

Aber ein anderer Effekt stellte sich ein,mit der die Obrigkeit nicht
gerechnet hat.

"Shakira"bekam 200 Heiratsantraege und alle waeren bereit,sich
neben ihr auf die Strasse zu kleben.

Auch bei mir stiegen suendige Gedanken auf.

Ihre eiskalten Pobacken mit warmen Haenden aufzutauen und ...

Doch leider muss ich bedauern,nicht juenger zu sein,ungebunden
zu sein und schon Schwierigkeiten zu haben,von der Strasse wieder
aufzustehen,was mit 79 kein Wunder ist.

Shit happens !

Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #201 am: April 23, 2023, 10:56:30 »

Im Prater laufen wieder die Marathonlaeufer.

Leute,da ist was los.

Rund 39.000 Anmeldungen sind vermerkt,die Wiener saeumen die
Laufstrecke,das Fernsehen uebertraegt und ein Aethiopier oder
Keniate wird den Lauf gewinnen.

Kaum ausser Atem,kein Muskelkater und das Energiedefizit wird durch
das Verspeisen einiger Bananen ausgeglichen.

Ganz anders erging es einen alten Freund,der vor 30 oder mehr Jahren
den Marathonlauf absolvierte.

Beim Start bei der Uno-City war er noch gut gelaunt.Auch als er die
Praterhauptallee passierte,winkte er uns zu und ignorierte unsere Auf-
forderung,im Schweizerhaus einen Imbiss einzunehmen.

Beim Schloss Schoenbrunn,wirkte er schon ein wenig angeschlagen,
aber sein eiserner Wille zwang ihn weiter.

Aeusserlich war er am Ziel nicht mehr erkennbar,nur seine Frau identi-'
fizierte ihn an seiner Narbe und nahm ihn mit,um ihn aufzupaeppeln.

Es dauerte eine Woche,bis er wieder zu der Menschheit zurueckkehrte
und seine ehelichen Pflichten erfuellen konnte.

Daher untersagte seine Frau eine weitere Auflage seiner Teilnahme
am Marathonlauf.

Am 29.Mai 1889 war auch was los im Prater.

Eine Fuerstin organisierte den ersten Blumencorso in Wien.

Aus allen Teilen des Kaiserreiches reisten sie an.Die Taschendiebe,die
Huetchenspieler,die Wahrsagerinnen und sonstige finstere Gestalten.

300.000 Zuschauer fanden sich ein und bewunderten die aufgeputzten
Einspaenner,Droschken,Gigs und Kremser.

Fuer durstige Kehlen hatten die Brauereien Schwechat,St.Marx,Huettel-
dorf,Ottakring,Doebling,Simmering,Nussdorf,Brunn,Moedling,Schellen-
dorf,Jedlersee,Waehring,Hernals,Grinzing,Perchtolsdorf,Jaroschau,
Olmuetz und Pilsen,Ausschaenke aufgestellt,gleich neben Buden,die
Backhendel und Wuerstel anboten.

Haette er damals schon gelebt,fuer einen gewisser "Uwe E.,eine blasige
Herausforderung. (Wo ist er eigentlich verblieben).

Aber auch die "Praterleute"sorgen fuer Speis und Trank.700 Kg.Kaese,
600 Kg.Schinken 500 Kg.sonstiges Wurstzeug und 24.000 Wuerstel
boten sie an und mussten nicht fuerchen,darauf sitzen zu bleiben.

Um die Gespaenne zu schmuecken wurden 20.000 Rosen von der Riviera
importiert und ein Blumenhaendler musste sich mit dem Vorwurf,er
verdiene sich bei der Schmueckerei eine goldene Nase,herumschlagen.

Spaeter fuhren dann geschmueckte Fahrraeder mit,bis 1929 auch Auto-
mobile zugelassen wurden.

Auch heute noch,sind Autoblumencorsen eine Augenweide.

Herrliche Oldtimer (sowohl Fahrzeug als auch die Besitzer).Erlesene
Delikatessen und beste Weine aus hervorragenden Rieden,warten am
Zielpunkt und ich bin nicht dabei.

Es war ein Fehler meinen Fiat Bj.1965 einem Autometzger ueberlassen
zu haben.

Jock
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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #202 am: April 30, 2023, 17:36:17 »

Das Kriegerdenkmal im Wienerwald.

"Haum's an Termin,Herr Oberleutnant ?",wurde Engelberg Tula
im Herbst 1916 vom Wachpersonal des Kriegsministeriums ge-
fragt.
"Jawolll,bei Hauptmann Balasz Bakalarz-Zakos von Torda"

Das Kriegsministerium war ein riesiger Bau,auf 13.800 m2,
7-stoeckig mit 1.000 Raeume und 2.500 Fenster.
Ein Adler aus Bronze mit 16 m Spannweite ziert die Fassade und
davor sitzt Feldmarschall Radetzky auf seinem Gaul.

Der Oberleutnant wurde eingelassen und berichtete,dass er und
seine Truppenmitglieder in ihrer Freizeit,fuer die Gefallenen im WK I.
ein Denkmal errichtet haben und bat fuer die Einweihung die Bereit-
stellung eines Militaergeistlichen und,bitteschoen,wenn's geht,auch
um die Beistellung einer Militaermusikkapelle.

"Herr Kollega nochamoi,bittarscheen,se haum a Kriegerdenkmal er-
richtet ? Haum's dafuer ueberhaupt den Dienstweg eing'holten und
a Erlaubnis g'hobt ?

"Nein,das war eine Privatinitiative von mir "

"Daun muass i ihna an Verweis erteilen und des Goed,wos se g'saum-
melt haum,miass'ns z'ruckzohln.
(Das Geld war gedacht als Unterstuetzung fuer Familien der Gefallenen)

Das Denkmal wurde damals natuerlich wegen der fehlenen Erlaubnis
nicht eingeweiht und devastierte dahin.

Erst 1970,54 Jahre spaeter,wurde endlich das renovierte Denkmal,mit
Militaermusik und "Feldkaplan"sowie der Tochter des Olt.Tula,festlich eingeweiht.

Wien hat eine Reihe wunderschoener Gebaeude,darunter die Hof-
burg,das Belvedere,Schloss Schoenbrunn und auch den Stephans-
dom.

Ich hoffe doch sehr,der Herr Kardinal hat in seinem Nachtkaestchen,
die Baubewilligung fuer den Dom aus dem Jahr dreizehnhunder-
irgendwas aufbewahrt,sonst findet er einem Abbrucherlass in seiner
Post.

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #203 am: Mai 10, 2023, 13:26:25 »

Der Saegebock und das shakespeareische Koenigsdrama.

Onkel Hans war Schwerarbeiter in der Floridsdorfer Lokomotivfabrik
und verbrauchte an die 3.000 Kalorien pro Tag.

Seine Frau,die Tante Hansi bekochte ihn und der Wellensittich mit
dem Namen Hansi sang  ihm jeden Abends etwas vor,wenn er muede
von der Arbeit nach Hause kam.

Selbstverstaendlich hatte der schwere Mann auch Urlaub verdient,
den er im Elternhaus seiner Frau jedes Jahr verbrachte.

Das Elternhaus war ein winziger Bauernhof,mit 4 Kuehen,3 Schweinen,
ein paar Kaninchen,nebst Huehnern und Gaense und einem Hund an
der Kette.
Wasser war vom 30 m entfernten Brunnen zu holen,Brot wurde selbst
gebacken und Butter im Butterfass geruehrt.
Das Schweinchen wurde,wenn es abgestochen war,fast restlos ver-
wertet und das Brennmaterial kam aus dem eigenen Bichl.

Onkel Franz,der mit der Tante Hedi verheiratet und Hausherr war,ver-
diente als Holzfaeller bei der Bundesbahn.
Verliess das Haus fruehmorgens und kam am Abend wieder heim,wo
er die Abendfuetterung erledigte.

Damals anfangs der 1950ger,gab es keinen Fernseher,keine Baumaerkte
und in Finsternau auch noch keine Autos.

Meist im Juli kamen Onkel Hans,Tante Hansi und der Vogel Hansi zum
2 woechigen Jahresurlaub und liessen es sich gutgehen.
Die gute waldviertler Luft,die Ruhe und die Gastfreundschaft erregten
aber auch bei Onkel Hans das Gefuehl,irgendetwas zurueckgeben zu
muessen.

Er sann nach und kam auf die Idee,der Familie des Onkel Franz,einen
Saegebock zu bauen.

Da er aber Hilfe benoetigte wurde der Adoptivsohn von Onkel Franz und
Tante Hedi,ein junger Herr von 20 Jahren,der Franzi gerufen wurde,ver-
pflichtet,zur Hand zu gehen.

Damit waren alle Grundlagen fuer einen Familienstreit zusammen.

Das Aussuchen der geeigneten Holzstaemme konnte noch konsensual
erledigt werden.Allerdings beim Setzen der Gehrungen spiesste es sich.

Erst wurde die Gehrung an der falschen Stelle ausgeschnitten,dann war
der Winkel falsch und die spitzen Bemerkungen ueber die geistigen
Faehigkeiten des jeweils Anderen verstaerkten sich.

Schweissnass und im sehr erregtem Zustand,schmiss Onkel Hans,fluch-
end sein Lebenswerk weg.
Die Herren bedachten sich mit nicht sehr schmeichelhaften Zuschreib-
ungen und sprachen naechsten Morgen nicht mehr miteinander.

Als Deus ex machina trat Onkel Franz auf.

Es dauerte nicht lange und der Saegebock stand,sehr zum Missfallen
des Onkel Hans,der daraufhin seinen Urlaub abbrach und mit Weib und
Wellensittich ergrimmt nach Wien fuhr.

Die Weihnachtsgruesse beantwortete Onkel Hans,noch immer beleid-
igt,nicht.

Erst zu Ostern sandte er Ostergruesse mit der Ankuendigung,sich im
Juli wiederzusehen.

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #204 am: Mai 13, 2023, 21:47:07 »

Verschwendungssucht

"Ollas ausseg'schmissenes Goed.Mia haum nix zum Fress'n und
de Politiga,schmeissen unser Goed aussi.Ollas Gfraster und Ver-
brecha !"

Das ist nicht eine Unmutsaeusserung,eines heutigen "Proletariers",
der eben seinen BMW sorgfaeltig eingeparkt hat und sich nun die
Joggingshose richtet,sondern der Ruf stammt aus dem Jahr 1886.

Es geht dabei um die Errichtung einer Haltestelle der "Stadtbahn"
fuer seine koenigliche u.kaiserliche Majestaet Franz Joseph I.

Das Gebaeude ist im Barock-Stil errichtet und eine maechtige Kuppel
thront darueber.
Der Wartebereich ist mit roten Seidentapeten tapeziert,bequeme
Sitzmoebel verkuerzten die Wartezeit und Franz-Joseph waere nicht
Franz-Joseph,wenn ein Schreibtisch fehlen wuerde.

Dort beackerte waehrend er auf den Sonderzug mit dem Salonwagen,
wartete,Akten.

Ein beamteter Oberhofheizmeister stand bereit,im Kamin ein Feuer zu
entfachten und die Toilette war verfliest.

Die Sache ist nur die,Kaiser Franz-Josef benuetzte nur zwei Mal diese
Station. 1889 und 1906.

Heute steht das Gebaeude unter Denkmalschutz.

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #205 am: Mai 18, 2023, 17:34:02 »

Die Behandlung meines Fusspilzes im Servittenviertel.

Das Haus in der Porzellangasse 9 ist ein Gebaeude im Jugendstil.

Parterre,Hochparterre,1.Stock,2.Stock,3.Stock und darueber das
Atelier mit dem grossen markanten Rundbogenfenster wurden durch
einen altertuemlichen Aufzug,der eine Sitzbank zum "Ausruhen" ein-
lud.verbunden.
Natuerlich war das Treppenhaus mit niedrigen,dafuer breiten Stufen
ebenfalls mit den Etagen erreichbar.

Damals,vor fast fuenfzig Jahren gab es noch das Paneel mit dem
Klingeln.Ausgefuehrt im Messing,wo die Namen der Bewohner des
Hauses eingraviert waren.
Manche waren allerdings mit einem Klebestreifen ueberklebt und der
Name mit Kugelschreiber vermerkt.

Rechtsseitig neben dem Klingelknopf stand "Dr.Carl Edler von Ritter"
und links davon beim Klingelknopf "Ordination".

Da ich im Haus bei einer Firma beschaeftigt war,kannte ich Frau und
Herrn Ritter von Begegnungen im Stiegenhaus und auch,weil ich der
Frau Ritter ein paarmal die Einkaufstasche hochgetragen hatte.

Ein Fusspilz wird mit der Zeit laestig.Dauernd juckt es zwischen den
Zehen,die Haut wird rot und entzuendet sich.

Also hinauf zum Doktor,der ein Dermatologe war.Das Wartezimmer
gesteckt voll und am Absatz drehte ich um.

Aber die "Frau Doktor" sah mich,sperrte ihre,gegenueber liegende
Wohnung auf und bat mich hinein.

Nicht viel spaeter,wir sassen beim Kaffe,kam der Doktor und besah
mein Leiden.Waehrend er mir eine Salbe verschrieb,mussten die
anderen Patienten warten.

Aber die Wohnung !

Soweit ich es sah,war sie 6 oder 7 Zimmer gross.Wunderschoene
Parketten und stimmig mit passenden Moebeln eingerichtet.Frau Doktor erzaehlte mir,dass schon der Vater ihres Mannes hier wohnte und eine
Ordination betrieb.

Diese Gegend ist bekannt als Servittenviertel,das franzoesischen Flair
ausstrahlt.
Verkehrsberuhigte Zonen,wo Strassenkaffees zum Verbleiben einladen
und eine intakte Gebaeudestruktur.Entstanden ist dieses Viertel in den
Gruenderjahren,wo sich dort das Grossbuergertum einfand.

Ein besonderes Baujuwel ist die Strudelhofstiege.Bekannt durch den
Roman von Heimito von Doderer,aber auch andere Gebaeude haben
geschichtlichen Hintergrund.

Besonders das Palais Berchtold.Sein Besitzer Leopold Graf Berchtold
war ein entscheidender Kriegstrommler fuer den Ersten Weltkrieg.

Ein paar Schritte von der Porzellangasse 9,die Ordination von Dr.
Siegmund Freud,vis a vis die Lohnerwerke,die Elektroautos bauten
und Flugzeuge.Die k.u.k.Tabakregie hatte in der Porzellangasse ihre
Direkton.

Von den Lokalen weiss ich noch,den "Fisch serbisch",jeden Freitag
im kleinen Espresso angeboten,oder das Wr.Wirtshaus,wo der Wirt
auf die Frage eines neuen Kollegen,ob der Schweinsbraten fett ist,
mit stolzer Brust antwortete,nein er ist zart und mager.

Baff war er,als der Kollege sagte,dass er den Schweinsbraten so nicht
mag und auf Wr.Schnitzel umdisponierte.

Nicht zu vergessen,den kleinen Griechen,wo man nach dem 3.Glas
Retsina,das Rauschen des Meeres hoert.

Dieses und noch mehr ist bei einem Rundgang durchs Viertel zu
entdecken z.B.das Schauspielhaus oder das Palais Liechtenstein bis
zum Boehmischen Bahnhof oder dem uralten juedischen Friedhyof,
den man nur durch einen Hauseingang erreichen kann u.s.w.

Jock

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Jock

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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #206 am: Mai 20, 2023, 10:47:18 »

Die Uhr im oeffentlichen Raum.

In urbanen Gebieten war der Klerus der Herrscher ueber die Zeit.

Er bestimmte,wann es Mittag ist.Einmal durch das "Zwoelfeleuten",
dann durch das Anzeigen der Zeit am Kirchturm.

Im landwirtschaftlichen Regionen bestimmten die Bauern durch
Abschaetzen der Laenge ihrer Schatten,wann Mittagszeit und Essens-
zeit ist.
Persoenliche Uhren,ein unerschwinglicher Luxus,konnte sich das
niedere Volk nicht leisten.

Trotzdem war Bedarf gegeben,zu wissen,wie spaet es ist.

Die Kirche reagierte darauf,dass schon Uhren an ihren Gebaeuden
(Kirchen) angebracht wurden,auch wenn es vorerst Sonnenuhren
waren.

Mitte des 18.Jhd.bedingt durch gewerbliche und industrialisierte Wirt-
schaft und besonders durch die Entwicklung des Eisenbahnwesens,
wurde es notwendig,fuer einen groesseren Einwohnerkreis,die ge-
naue Zeit kundzutun.

Die ersten "oeffentliche"Uhren hatten jedoch nur einen Stundenzeiger
und noch keinen Minutenzeiger.An einen Sekundenzeiger dachte nie-
mand.

Das aenderte sich schnell bei den oeffentlichen Uhren,speziell bei
den Bahnhofsuhren und bei den Uhren,die an den "Amtshaeusern"
angebracht wurden.

Gleichzeitig wurden auch an frequentierten Plaetzen Uhren an hohen
Stelen angebracht,die von innen mit Gaslicht beleuchtet wurden und
fuer Spott und Hohn sorgten.

So empfahl eine Zeitung,um sein Leben zu verlaengern,bei der Votiv-
kirche um 12 h einen Fiaker zu besteigen und sich zum Stephans-
platz kutschieren zu lassen,wo man um 11,45 h ankam.

Die verbauten Uhrwerke gingen hoechst ungenau,was eigentlich eh
wurscht war,weil in der Monarchie bis 1912 lokale Zeiten massgeblich
waren.Die zeitliche Differenz zwischen Wien und Lemberg betrug im-
merhin 5 Minuten.

Um sich zu vergewisser,wie spaet ist es wirklich,bzw.wann ist genau
12 h Mittag,wartete man auf dem "Mittagsschuss".
Punkt 12 wurde von der Urania eine Kanone abgefeuert und danach
konnte man sich die private Uhr nachstellen.

Klappte oft sehr gut,Verwirrung stellte sich nur ein,wenn das Abfeuern
aus technischen Gruenden unterblieb oder dass 2 oder 3 Schuesse zu
hoeren waren.

War die oeffentliche Hand vorerst zustaendig,der Bevoelkerung mit
der Zeit zu versorgen,zog bald das Gewerbe und Industrie nach und
montierte grosse Uhren an ihren Fabriken und Geschaefte.

Nachdem Wien eine rote Verwaltung bekam,uebertrumphten die Sozi
die Pfaffen,indem sie bei den Gemeindebauten,unuebersehbare Uhren
anbrachten,bzw.einplanten,um ihnen die symbolische Herrschaft ueber
die Zeit streitig zu machen.

Auf den technischen Sektor der oeffentlichen Uhren wurde staendig
gearbeitet.
Waren es anfangs uebliche Uhrwerke,die man zeitweise aufziehen
musste,galt kurz,als hochgradige Errungenschaft,die pneumatische
Uhr.

Durch Luftstossimpulsen sollte das Uhrwerk in Gang gehalten werden
und die erste derartige Uhr wurde vor der Votivkirche errichtet.

Die Konzession,die dafuer vergeben wurde,sah vor,dass der Konzess-
ionsinhaber zu sorgen hatte,die Luftleitung zu errichten,die Instand-
haltung durchzufuehren und 3.000 Gulden jaehrlich als Luftsteuer
an die Stadtkasse abzufuehren.

Bei der Eroeffnung der Uhr,versammelten sich der Stadtsenat und
die Zeitungen priesen Wien als Weltstadt,weil es als Erste eine pneu-
matische Uhr in Betrieb genommen hat.
2 Jahre spaeter folgte Paris.

Diese Uhr war nur kurze Zeit in Betrieb und loeste Verwunderung aus,
weil jedes der vier Ziffenblaetter eine andere Uhrzeit anzeigte.

Modern wurden Uhrwerke,die elektrisch betrieben wurden,die wesent-
lich besser funktionierte.

1909 war die Geburtsstunde der Wiener Wuerfeluhr,die es heute noch
gibt.
Ein wuerfelartiges Gehaeuse mit abgerundeten Ecken,Zeitansage nach
allen vier Himmelsrichtungen,auf einer hohen Stele montiert,wurde
eine kleine Sehenswuerdigkeit in Wien.

Zur besten Zeit waren ca 170 dieser gleichaussehenden Uhren in
Wien zu finden und alle waren elektrisch betrieben.
Mittlerweile sind nurmehr ca 70 und werden als Werbetraeger fuer
eine Versicherung missbraucht.

Diese Uhr,die das markante Design wiedergibt,gibt es auch als Arm-
banduhr.
1907 Stk. wurden davon gebaut und sind sehr selten.

Alle Uhren wurden am 1.Mai 1915 auf Sommerzeit umgestellt,die
bis 30.September galt.
Damals wie heute das selbe Argument. Energiesparen.

Jock




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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #207 am: Mai 25, 2023, 10:13:00 »

Der Supermarkt.

"Host scho g'heart,do mocht a neichs G'schaeft auf,wo's gor kane Verkeifer gibt ?"

"Jo,ober des wird jo nix,wer soi durt einkafa ?So a Spinnerei!"

Das war vor ca.55 Jahren,als unweit meiner damaligen Wohnung,
aus einem grossen Ballsaal unseres Stammwirtes ein Supermarkt
eroeffnet wurde.

HOFER stand darueber und Herr Helmut Hofer war der Erste in
Wien,der sich ueber das neuartige Konzept im Lebensmittelhandel
traute.

Damals war es noch ueblich,dass Zucker oder Mehl aus einem
Sack herausgewogen wurde und in eine Papiertuete gefuellt,mit
der Frage:"Und wos derf 's nu sein?,ueberreicht worden ist.

In den Filialen von Meinl (bessere Greisslereien)trugen die Ver-
kaeufer weisse Arbeitsmaentel,waehrend andere Greisslereien,
salz/pfefferartige Arbeitsmaentel im Gebrauch hatten.

Diese Geschaefte waren aber auch soziale Treffpunkte,wo man
Tratschen konnte,was beim neuen Geschaeftstypus nicht mehr so
vorkam,weil sich die Konservation auf die Frage :"Flaschenbon ?"
erschoepfte.

Am Anfang bestand Schwellenangst und man schaemte sich,dort
einzukaufen.Doch bald schon setzte sich das Konzept durch und
es wurde ueblich kartonverpakten/s Zucker oder Mehl zu kaufen.

Erstens waren die Waren eine Spur billiger und zweitens,die Kon-
sumenten hatten mehr Geld zur Verfuegung.

Neben den,anfangs beschraenkten Warenangebots,wurden auch
verkaufspsychologische "Tricks" wichtig.In Augenhoehe waren
Waren platziert,wo hohe Margen zu erzielen waren,es wurde und
wird mit "Sonderangeboten"geworben,die Kunden mit Musik be-
schallt u.s.w.

Auf eine "Wohlfuehlatmosphaere" verzichtet Hofer immer noch.

Das Warenangebot in den Laeden ist ueberschaubar und auf
Paletten praesentiert.(Ein Parmaschinken ist dort nicht zu finden),
dafuer aber kein Zeitverlust an der Kasse.

In affenartiger Geschwindigkeit ziehen die Kassenkraefte die
Waren ueber den Scaner und haben schon laengst das Wechselgeld
in der Hand,bevor man noch Luftholen kann.

Es wird anlaesslich des 55.Jahrestags der Eroeffnung von HOFER
in Oesterreich,in der Chefetage ein Flaeschchen Sekt entkorkt
werden.

Dabei sollen die Damen und Herren nicht vergessen,dass sie ihren
Arbeitsplatz dem Boxerhund Artus zu verdanken haben.

Artus war der Hund des Wirten neben der Pfarrkirche und war
schon krank und uralt.
Als er verschied,gab sein Herrchen die Gastwirtschaft auf und der
Ballsaal wurde zur HOFER -Filiale (ich glaube die Erste in Wien).

Jock



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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #208 am: Juni 14, 2023, 11:06:04 »

Hotel Sacher - Wien

Im Festsaal wurde frueher getanzt.Der Marmorboden eignet
sich gut dafuer.

Spaeter bis heute wurde in dieser Raeumlickeit gefruehstueckt,

Ab 1945 waren es besondere Gaeste,die dort ihr Fruehstueck ge-
nossen.
Diese besonderen Gaeste verbreiteten einen starken Duft und
wieherten vor Freude,wenn das Fruehstueck kam.

Auch eine Toilette suchten sie nie auf,sondern....Sie hatten ein-
fach keinen Genierer.Und da redet man von den feinen Eng-
laendern.

Als sie abzogen und der letzte Rest des Einstreus entfernt worden
war,durften wieder 2-Beiner Platz nehmen und dort ihr Frueh-
stueck ordern.

Der Tisch ist immer mit feinstem Damast gedeckt,das Besteck aus
purem Sterling auf Hochglanz poliert und auf der Unterseite der
Geschirrteile das eingebrannte Logo einer der besten Porzellan-
hersteller.
Das Ambiente ist hochedel,die Kristallluster geputzt und das Person-
al traegt weisse Handschuhe.

Und dann erst das Angebot am Fruehstuecksbuffet !

Statt "Fruehstueck bei Tiffany",halt Fruehstueck beim Sacher.

Ich wollte mich schlau machen und rief das Sacher auf und war,
wegen dem,was ich las,ein wenig frustriert.

59 Euro kostet das.Das ist ja noch akzeptabel.Aber was bedeutet
die Gewichtangabe 0,07 Kg ?
Darf man nur 1+3/4 Kaisersemmel essen,oder nur eine mit etwas
Butter ?
Weiter unten steht die Entwarnung.170 g Bruttogewicht ist ange-
fuehrt.Aber immer noch nicht genug,um satt zu werden.

Ein einfaches Burenhaeutel alleine wiegt schon 250 g dazu ein
"16Blech"und ein "Buggel" um etwa 10 Euro und man ist satt.

Kann so nicht stimmen,also nochmal lesen.

Aha ! die 7 g beziehen sich auf den Gutscheinbon und die 170 g,
alles zusammen mit Kuvert,Gutschein und Briefmarke.

Damit sind aber noch nicht alle Unklarheiten ausgeraeumt,denn
jetzt kommt das "Too Good To Go" ins Spiel.
Das bezeichnen die Franzosen als "Sac pour chien",auch Doggy
bag genannt und bedeutet,dass man die angebissene Semmel
und das nichtaufgegessene Kaeseblatt samt der Ueberreste der
Salami,gefaelligst mitzunehmen hat,abgedeckt mit der Eier-
speise,die man versalzen hat.

Fruehstuecken im Hotel hat seinen Reiz.Besonders fuer Euro-
paer,die im London im Ritz fruehstuecken oder den Afternoontea
einnehmen.

Hier in Pattaya,gibt es ein mehr als reichhaltiges Fruehstueck
bei "Song's Kitchen" 169 THB,aber unmoeglich alles aufzuessen.

Jock






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Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #209 am: Juni 18, 2023, 14:49:31 »

Jo,is denn heut schon Weihnachten ?

Wien,heute der 18.Juni verspricht ein traumhafter Tag zu
werden.

30 Grad und wolkenlos,die Freibaeder locken und im Schweizer-
haus rauft man sich um die Plaetze.

2 Wochen noch Schule,dann 3 Wochen Urlaub am Strand und
wenn Wien wiederkommt,ist das Weihnachtsgeschaeft schon ge-
laufen. Zumindest fuer Herrn Wu aus Yiwu.

Dort im fernen China,werden die meisten Kunststoffchristbaeume
hergestellt und wenn sie nicht bis Mitte September als Fracht
unterwegs sind,kommen sie moeglicherweise zu spaet an.

Wenn Wien,Ende August schreibt,ist laengst die Herbstmode
produziert,transportiert,kommissioniert und wartet im Lager.

Auch die hat eine 2 monatige Transport -und Verteilungszeit
hinter sich,bevor die Konsumenten ihre Kreditkarten gluehen
lassen koennen.

Taeuscht es,oder ist die Zeit schneller geworden ?

Wer hat frueher im Hochsommer an Weihnachten gedacht ?

Die Weihnachtsshows fuers Fernsehen,werden anfangs Oktober
abgedreht,beruehmte Koeche werden ihre Kochbuecher zur
selben Zeit bei den Verlagen einreichen und ab Mitte November
ertoent ueberall "Jingle Bells".

Die Konsumwelt ist nicht jedermanns Sache,aber wie steigt man
vom Karussell ab ?

Jock
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