TIPP-Correctiv

Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  

Autor Thema: Wien, Wien, nur du allein ...  (Gelesen 12254 mal)

0 Mitglieder und 13 Gäste betrachten dieses Thema.

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #105 am: September 23, 2021, 17:01:17 »

 vom: 02. Januar 2021, 10:09:40 »
________________________________________
@franzi stuetzt mit der Einstellung des Zeitungsberichts der Kronenzeitung,den
flammenden Appell "muslimische Auslaender raus".

"Muslimische Auslaender raus" ist das,nicht offen ausgesprochene,Motto der Tuerk-
isen,insbesondere des Herrn Kurz,der ja auch die Balkanroute geschlossen hat und
das bei der Wahlgewinnung eine Rolle gespielt hat.

Der Erfolg der Tuerkisen beruht auch darauf,weil sie der bekannt fremdenfeindlichen
FPOe Waehlerschichten abgenommen hat und die sie auch behalten will.

Daher muss man die Grundskepsis,die der Wiener zur Migration hat,bedienen.

Wer kann das besser,als die Kronenzeitung,die mit solchen Berichten eine Bringschuld
erstattet.

Da die Ehefrau des Haelftebesitzers der Kronenzeitung,von Herrn Kurz in einen Auf-
sichtsrat,eines staatsnahen Betriebes installiert wurde,das zwar wenig Geld aber
Prestige bringt und da die Regierung unter dem Titel Pressefoerderung der Kronen-
zeitung Millionenbetraege zuschanzt,obwohl das Unternehmen hoechstprofitabel ist,
muss man sich nicht wundern,dass der Bericht ein Bild zeichnet,das dem bevorstehen-
den Weltuntergang angemessen waere.

Jedem aufrechten Oesterreicher schauert,wenn er lesen muss,dass eine 30-koepfige
Gruppierung in der Silvesternacht,sogar einen Kaugummiautomaten gesprengt hat,
Parkbaenke umgeschmissen,Boeller gezuendet und vor der Polizei davon gerannt ist.

Der Platz des Geschehens war der Reumannplatz im Gemeindebezirk Favoriten.Dieser
Bezirk ist zu 33 % von "Fremden" bewohnt,fuehrend,Migranten aus der Tuerkei und
Ex-Jugoslawien.
Geht man im Sommer ueber den Reumannplatz,sieht man Musliminnen mit Kindern
im Park sich treffen,da sie ihre Wohnungen rund um den Platz haben.

Genau die waren es offensichtlich,die die Polizei,wegen der Laermbelaestigung,Feuer-
werkzuenden etc. gerufen haben.

Um die unfassbare Gefahrenlage,die sich durch die Gruppierung fuer die Wiener,ja
fuer ganz Oesterreich offenbarte,in Relation zu setzen,muss man kurz den Rechen-
stift zur Hand nehmen.

Wien hat fast 2,0 Mio Einwohner - 30 Hanseln sind wieviele Prozente davon ?

Immer wieder hoert man,seitens der Regierung,dass man den politischen Islam be-
kaempfen muss.

Einverstanden ! - aber bitte nicht so dilettantisch,wie gehabt.

Da wurden eine ganze Reihe von Hinterhofmoscheen geschlossen,weil dort angeblich
Hasspredigten gehalten wurden.

2 Tage spaeter haben sie,bis auf eine Ausnahme,wieder geoeffnet weil die Schliessung
rechtswidrig war.
Das Attentat von Wien,waere leicht zu verhindern gewesen,wenn nicht die Zusammen-
arbeit von Staatsschutz,Polizei und Gericht derart fahrlaessig abgelaufen waere.

30 Personen haben die Randale am Reumannplatz zu verantworten.30 Personen sind
mit der Publik Relation des Kanzlers im Kanzleramt beschaeftigt.

Diese fuerchte ich mehr.

Jock

Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #106 am: September 23, 2021, 17:01:56 »

 vom: 03. Januar 2021, 13:01:41 »
________________________________________
Die Waeschermaedel von Wien

Als die Baeche von Wien noch oberirdisch geflossen sind,also der Alserbach,der
Krottenbach,der Doeblingerbach u.s.w.,waren sie Arbeitsstelle der Waescher -
maedel.

Die Waerschermaedel waren im 19.Jhd.und anfangs des 20.Jhd.eine wohlbekannte
Erscheinung im Strassenbild und leicht erkennbar an ihren Butten und Koerbe,womit
sie die gewaschene Waesche auslieferten.

Die Arbeit war hart,besonders im Winter.Nur im "Kesselhaus" war es warm,wo die
Waesche ausgekocht wurde,alles andere,ausser das Buegeln fand im Freien statt.

Einweichen,in der Lauge durchschwemmen,Auskochen,Wringen,dann Staerken,Plaet-
ten und die Waesche fein saeuberlich buegeln,ganz nach dem Motto "Wir Wiener
Waeschermaedel waschen weisse Waesche,wenn wir wuesten,wo wirklich weiches Was-
ser waere".
Sogar ein Innungswappen wurde entworfen,das als Mittelpunkt eine Waschrumpel
zeigt.

Den Waeschermaedel sagte man nach,dass sie goschert waren,was eine Form der
Emanzipation war.

Meist an Samstagen trugen sie die frische Waesche wieder zurueck zum Auftrags-
geber und verdienten dabei gut am Trinkgeld,wenn sie nicht mundfaul waren und der
Hausherr alleine zu Hause war.

In den Herrenrunden,der oberen Gesellschaftsschicht sprach sich schnell herum,welche
der Maedels dem bestimmten Draengen der Herren,lasziv nachgibt und keine weiteren
Komplikationen zu erwarten sind.

Der Ruf,der den Waeschermaedel anhing,fuehrte auch dazu,dass an den Waescher-
maedelbaellen,auch Herren in Gehrock,Frack,Gehstock,Taschenuhr und Zylinder sich
als Besucher einfanden.
(Niemals wurden die Damen,die in der Belleetage wohnten dort gesehen).

Schon optisch hoben sie sich von den uebrigen Ballgaesten ab,denn diese waren so-
zusagen verpflichtet in ihrer Arbeitskleidung zu erscheinen.Also die Maedels mit der
gossen Schuerze,wadenlanger Roecke und Kopftuch.
Die Herren der unteren Klasse,also die Hutschenschleuderer,Laufburschen,Schuhputzer
erschienen in Cordhosen,losen Hemden,Hosentraeger und Schiebermuetzen.

Fuer die Waeschermaedel waren diese Baelle eine Chance,das triste Milieu zu verlas-
sen,wenn sie dort einen alleinstehenden Herren der besseren Gesellschaft trafen,der
sie sogar heiratete.

So manche hat es auch geschafft,sich in den besseren Kreisen zu etablieren und sogar
einen eleganten Salon zu fuehren,wo Wissenschaftler,Kuenstler,Fabrikanten und Polit-
iker verkehrten.
Diese Herrschaften,kuessten ihr beim Kommen und Gehen die Hand und sparten auch
nicht mit Komplimenten.

Am Alserbach waere ihr da niemals passiert.

Leider,wegen Corona faellt dieses Jahr die Ballsaison aus und damit wird auch kein
Waeschermaedelball stattfinden.
Obwohl es keine Waeschermaedel in Wien mehr gibt,der Ball hat sich gehalten und man
soll nicht glauben,wer da aller erscheint.

Jock
Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #107 am: September 23, 2021, 17:02:30 »

 vom: 07. Januar 2021, 12:08:06 »
________________________________________
Der bauliche Schandfleck als Botschaft

1905,als das Gebaeudse eingeweiht wurde,staunten die Wien mit offenen Maeulern.

Das ist der Dank dafuer,dass man an den franzoesischen Hof,die ausgesuchtesten
Toechter der Kaiser,als Gemahlinen sandte ?So einen Schandfleck stellen sie,hier
in der Mitte der Stadt auf und sind noch stolz darauf ?

Gut ja,das Verhaeltnis zwischen der Monarchie und der Grande Nation,war immer
ambivalent.
Von Zeit zu Zeit gekriegte man sich,dann,wiederum,war man versoehnt.

Um 1900 war gerade eine kurze Zeitspanne,wo es friedlich zuging.

Da wollte Frankreich ein Zeichen setzten und beschloss eine neue repraesentative
Botschaft zu errichten.

Man fand citynahe nur ein relativ kleines,dreieckiges Grundstueck,dass von einem geschlossenen Bauensemble umgeben war.

Dort errichteten die besten Architekten von Paris ein Gebaeude,dass dem zeitge-
noessischen Architekturstil entsprach und eigentlich eine Perle des "Art Nouveau sein
sollte und als Reverenz gegenueber des Wiener Jugendstils,gedacht war..

Als die Plaene ausgearbeitete waren,wurden die besten Schlosser,Modelltischler,Glas-
blaeser u.s.w.in Frankreich mit der Innenausstattung beauftragt.

1905 war es fertig und es haette nicht viel gefehlt,dass dem damaligen Botschafter
ein Abrissbescheid zugestellt worden waere.

Im Gemeinderat wurde dies ernstlich diskutiert und die Diskussion wurde noch be-
feuert,nachdem das Geruecht aufgekommen ist,dass das Gebaeude der Botschaft
nur irrtuemlich in Wien steht,und nicht wie geplant in Konstantinopel.

Tatsaechlich wurde zur selben Zeit,sowohl in Konstantinopel,wie auch in Kairo neue
Botschaften Frankreichs errichtet und da kann es schon passieren,dass man die Plaene
vertauscht.

Jedenfalls das Gebaeude blieb stehen und heute denkt keiner mehr daran,die Trikolore
herunterzureissen und zu verbrennen,sowie die Abrissbirne ihr Werk machen laesst.

Ganz im Gegenteil - wenn der Botschafter zu einem diplomatischen Empfang bittet,
kommen sogar todkranke oesterreichische Diplomaten,weil sie um die vorzuegliche
Kueche und der erlesenen Speisen,wissen.

Jock
Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #108 am: September 23, 2021, 17:03:06 »

 vom: 11. Januar 2021, 18:14:59 »
________________________________________
Gruesse aus Wien

Guten Morgen,Mahlzeit und Guten Abend,bzw.Gute Nacht,sind als Grussformen schwer
an die Tageszeit gebunden.

Das "Servus" hingegen,hoert man rund um die Uhr.Werfen wir einen Blick darauf.

Mit "Servas,mei Juengling"verabschiedet sich @rampo gewoehnlich von@TW.Phonetisch,
klaenge diese Floskel kurz und ohne Betonung eines Vokals.

Es drueckt,neben der Abschiedsfloskel aus,dass der Gruesser eine geballte Lebenser-
fahrung hat,irgendwie saturiert ist und die Weisheit,die da durchschimmert,ihn auf
eine Stufe eines Lao-Tse stellt.
Zum Unterschied des Verabschiedenden,der es nur hinnehmen kann.

"Servus" ist eine Art Chamaeleon.Es aendert sich in der Bedeutung,je nachdem wie die
Vokale betont werden und ob sie lang oder kurz ausgesprochen sind.

"Nau Seeervas "entschluepft schon manchmal einem Polizisten,der eine Leiche in einer
Blutlacke findet und darauf hinweisen will,dass jetzt der Teppich versaut ist.

"Servus" mit einem Hauch von Froehlichkeit,ohne jede Betonung,ist der unverbindliche
Gruss von Studenten,die keine Standesduenkel kennen und ist im Freundeskreis be-
liebt.

Das "Servus" mit kurzer Betonung des "e" und kommt aus dem Mund eines hoeheren
Beamten,Kammermitglied etc.,hat die Absicht eine Fraternisierung herbeizufuehren,um
ein Anliegen an-oder durchzubringen.
Das Beispiel : "Servus Herr Ministerialrod,sog,host a bissl Zeit ? Waeu i brauchert ..."

Die wertschaetzende Steigerung von Servus,ist "Kuess die Hand".

Man hoert es haeufig bei den Salzburger Festspielen und in der besseren Gesellschaft
in Wien.
"Kuess die Hand,Gnaedigste"ist eindeutig an die Adresse einer Dame gerichtet.

Aber auch Maenner werden mit diesem Gruss bedacht.

In Luising(Burgenland) ist es heute noch ueblich den Herrn Alfons Mensdorff-Pouilly,
mit "Kuess d'Hand euer Gnaden" zu gruessen und dabei den Hut zu lueften.Dabei ist
es egal,ob der Herr Graf gerade Fussfesseln traegt oder nicht.

Bei "Gruess d' Haund,Gnaedige Frau",durch die Nase gesprochen und die "Haund" laenger
gezogen,als die 5 Buchstaben,weiss man,dass Graf Bobby oder Graf Rudi gerade eine
Aufwartung machen.

Demnaechst werde ich "Guten Morgen" und "Mahlzeit"unter die Lupe nehmen.

Jock

Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #109 am: September 23, 2021, 17:03:40 »

 vom: 13. Januar 2021, 14:08:06 »
________________________________________
Maezenatentum in Oesterreich und anderswo

Herr Martin Pucher haette jetzt,nachdem er als Vorstand der burgenlaendischen
Commerzialbank zurueckgetreten ist,viel mehr Zeit fuer seinen Fussballlieblings-
verein,den SV Mattersburg.

Aber auch da ist er zurueckgetreten und hat seinen Verein einen Konkursverwalter
anvertraut,der ihn staendig fraegt,wo denn die Millionen geblieben sind,die in den
Club geflossen sind und ein Teil der Schadenssumme von 600 Mio aus der Banken-
pleite abrunden.

Herr Pucher ist nicht alleine,der,der Sucht als hochbestaunter und umschwaenzelter
Maezene erlegen ist.

Es ist ein weltweites Phaenomen,dass erfolgreiche Unternehmer,Manager und Private,
alle Vernunft fahrenlassen und Millionen am Fussballfeld versenken,damit sein Verein
Furore macht.

"Herr Praesident"werden solche Herrschaften genannt,die wie wild mit eigenen oder
fremden Geld,krummbeinige junge Herren einkaufen,die sich nur zum Teil als "Dia-
manten" herausstellen,oftmals jedoch eine Goldgrube fuer Orthopaeden sind.

Die Herren Abramovics,Rybolowlew,Zayed al Nahyan oder Nasser al Khelaifi haben
den entsprechenden finanziellen Hintergrund und sind in der Lage hunderte Millionen
springen zu lassen.

Als ein  Abstiegskandidat in der englischen Meisterliga,ueberraschend den Titel ge-
wann,war der Besitzer dieses Clubs so ergriffen,dass er jeden vom Kader einen Sport-
wagen im Wert von 300.000 schenkte.

Die Fussballwelt in Oesterreich ist "too small" (c.r. ein ehemaliger Minister)und daher
die Anzahl von Maezenen ueberschaubar.

Fuer den Miteigentuemer von Red Bull,wo auch grosse Geldsummen umgesetzt werden,
ist Fussball weniger eine Herzensangelegenheit und eher als Werbemittel fuer sein Kultgetraenk gedacht.

Jene,die in frueheren Jahren als Maezenen aufgetreten sind,waren Sauerkraut-und Es-
siggurkenhersteller,Wildprethaendler fuer den Verein Rapid - Wien.

Fuer die Austria ein Mineraloelhaender,gefolgt von einem Autoimporteur.Die Stuetzen
der Mannschaft bekamen Tankstellen oder konnten verbilligt Autos der Marke Peugeot
erwerben.

Die lange ausgezeichneten Ergebnisse eines Tiroler Fussballvereins,konnte der Herr
Praesident,nur in einer Gefaengniszelle verfolgen.

Aber auch der Praesident eines Fussballvereins in der Steiermark,musste seine pom-
poese Villa,zeitweilig mit einer karg ausgestatteten Zelle tauschen.

Heute kennt ihn  keiner mehr vom Club und wechselt die Strassenseite,um ihn nicht
zu treffen.

Dass der Dank fuer das Maezenatentum endenwollend ist,habe ich selbst erlebt.

1963 fuehrte ich eine Freundin zum Pfadfinderball aus,wo eine "Miss Pfadfinderball"
gekuert werden sollte.Und zwar mittels amerikanischer Versteigerung.

30 Schillinge war mein Budget dafuer,und wegen laecherliche 2 Schillinge wurde sie
Dritte.

Sie verliess daraufhin empoert den Ball und sprach nie wieder mit mir.

Da schwur ich,nie wieder als Maezene in Erscheinung zu treten.Schon gar nicht beim
Schalke 04.

Jock


Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #110 am: September 23, 2021, 17:04:18 »

 vom: 17. Januar 2021, 09:58:17 »
________________________________________
Auslaenderg'sindel

Es muss Ende Oktober 1964 gewesen,als ich an einem duesteren Spaetherbst-
tag die Aida- Filiale am Stephansplatz besuchte.

Im oberen Geschoss ergatterte ich das letzte freie Tischchen neben einem aelteren
Ehepaar,das Esterhazytorte verspeiste und finstere Blicke auf die Gaeste warf.

Die Gaeste unterschieden sich kaum voneinander.Alle waren maennlich,Mittzwanz-
iger,gut angezogen,mit duenklerer Hautfarbe ausgestattet und begruessten sich
mit Wangenkuesse.

Darauf kommentierte der aelter Herr am Nebentisch dies mit :"Des hauma braucht,
ollas Auslaender".Die aeltere Frau gab ebenfalls einen Kommentar dazu ab und
der lautete : "Waeus olle einalossen - soinst dahambleibn".

(Damals war die FPOe eine unbedeutende politische Groesse,die es gerade immer
noch schaffte,ins Parlament gewaehlt zu werden )

Die angesprochenen Herren kamen aus Persien,waren oft Studenten und stammten
aus der oberen Mittelschicht ab.Sie sprachen meist fliessend 4 Sprachen und konnten
sich benehmen.
Auf die Frauen uebten sie eine unwiderstehliche Anziehungskaft aus.

In Wien waren sie,weil sie mit dem Schah auf dem Pfauenthron uebers Kreuz waren
und blieben auch nach 1979,weil sie mit der klerikalen politischen Stroemung der
Mullahs nichts anzufangen wussten.

Jahre spaeter schienen ihre Namen auf hochglanzpolierten Messingschildern auf,
die darauf hinwiesen,dass sie als Aerzte,Ingenieure,Filmschaffende,Steuerberater,
Restaurantbesitzer und Teppichhaendler,ebenfalls in der oberen Mittelschicht ange-
kommen sind.

Die Aida- Filiale war einer der Oertlichkeiten,wo sie sich trafen,sich vernetzten und
ihre Zukunft besprechen konnten.

Die Integration fiel ihnen leicht,denn damals gab es keine ausgepraegte Fremden-
feindlichkeit und Wien es gewohnt war,dass von Zeit zu Zeit Migrationsstroeme,
die Stadt streichten.

Geadelt wurden sie vom Buergermeister,der bei einer Ansprache davon sprach,
dass in Wien Auslaender leben und Perser.

Jock
Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #111 am: September 23, 2021, 17:04:58 »

 vom: 19. Januar 2021, 10:13:28 »
________________________________________
Guten Morgen

Millionenmal,und das jeden Tag im Jahr,wird guter Morgen gewuenscht.

Ja was denn sonst ? Ist es ein Ritual oder meint man es ernst ?

Aus der Betonung des "Guten Morgen" kann man heraushoeren,wie der Gruessende
gerade in Stimmung ist.

Nichts hassen Spaetstarter mehr,als ein kerniges "Guten Mooorgen".Das verheisst
unter Umstaenden,sofortige Betriebstemperatur und volle Leistung,wenn es von ein-
em Vorgesetzten ausgesprochen wird.

Hoert man ein verschlafenes,irgendwie zerknuelltes,fast gefluestertes Guten Morgen,
kann man sicher sein,dass es zwischen 5,30 und 6  h in der Frueh ist.
Frauen reiben sich dabei noch die Augen.

Abschneider verzichten auf das "Guten" und quetschen sich nur ein"Morgen" ab.Dabei
ist es dem Gruessenden voellig egal,ob die Begruessten einen guten Morgen haben
werden oder nicht.

Anders in Italien - dort hat das Buongiorno den Klang von Sonne,Strand und azurblauen
Meer. Und die Freude am Leben.
Buongiorno ist am Morgen,der Cappucciono,das Cornetto,die Gazetta dello Sport und
die Niederlage des Herrn Vettels und Ferrari.

In Frankreich traegt das "Bonjour" die Melodie eines Chansons in sich.Vielleicht von
Mireille Mathieu oder Edith Piaf ?
Das Bonjour am Morgen bringt die Assoziation von Baquette, Le Figaro und Vivre et
laisser vivre mit sich.
Auch spaeter am Tag ist ein "Bonjour mademoiselle"mit der Abschaetzung der schlanken
Beine der Bergruessten verbunden.
Was gibt es Schoeneres ?

Nur in Thailand ist der Morgengruss so gut wie nicht gebraeuchlich.

Das hat mich am Anfang sehr irretiert.

Kam ich zum Fruehstueck und begruesste die Anwesenden mit egal was (Hallo,Guten
Morgen,Buongiorno ) bewirkte es nur,dass der Loeffel mit dem Reis,nur Sekunden-
bruchteile verzoegerte,bevor er grusslos zum Mund wanderte.

Da habe ich aufgegeben,der Familie einen Guten Morgen zu wuenschen.Nur mehr
meinen Hunden biete ich den Morgengruss und sie antworten mir wenigstens mit dem
Schweifwedeln.

Jock

Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #112 am: September 23, 2021, 17:06:05 »

 vom: 21. Januar 2021, 18:56:30 »
________________________________________
Und Gott sprach : Es werde Licht !.Und es ward Licht.*

Nur in Wien noch lange nicht.

Es war gefaehrlich,wenn man im 16.Jhd. naechtens durch die Strassen ging.
Allerlei Halunken lauerten in den dunklen Gassen und raubten,was sie erwischten.

Um diesen unhaltbaren Zustand abzuwehren,verfuegte Kaiser Ferdinand I.im Jahre
1561,dass mit dem Schlag der Bierglocke vom Steffel,niemand ohne Beleuchtung
unterwegs sein darf.

So kam es,dass mit Fackeln ausgestattete Passanten fortan in den Strassen unter-
wegs waren.Reiche trugen natuerlich nicht selbst Fackeln,denn sie hatten genug Per-
sonal,die sie vorantrugen.
Diese Vorstufe der Stadtbeleuchtung trug Fruechte.Die naechtliche Kriminalitaet nahm spuerbar ab.

Also schritt man zur naechsten Stufe der naechtlichen Illumination und setzte Laternen
ein.
Hausbesitzer an deren Haeuser Laternen montiert wurden,waren verpflichtet dafuer
zu sorgen,die Laternen rechtzeitig "einzuschalten",sie zu pflegen und fuer den Brenn-
stoff zu sorgen.

Als Brennstoff standen Talg und Oel zur Verfuegung,das von zentraler Stelle von der
Stadtverwaltung taeglich ausgegeben wurde.Das war ziemlich umstaendlich und auch
zeitraubend,und so etablierten sich Firmen,die gegen Zahlung diese Aufgabe ueber-
nahmen.

So ab 1800 kam Gas als Enegiequelle ins Gespraech.Da und dort experimentierte man
damit,doch es dauerte noch geraume Zeit,bis Gaslaternen den naechtlichen Weg erhel-
lten.

Fuer die Finanzierung der oeffentlichen Beleuchtung,wurde eine Illuminationsabgabe
eingefuehrt und als das nicht reichte,kam es zu einem Zuschlag auf die Weinsteuer.

Eine eigene Abteilung der Stadtverwaltung war beauftragt,das Anzuenden und Loeschen
der Lichtquelle zu gewaehrleisten und trugen dabei eine schicke Uniform.
Brauner Rock mit roten Revers sowie ein Saebel,waren Zeichen ihres Amtes.

Bis 1810 werken sie und dann ging die Beleuchtung von der oeffentlichen Hand in die
private.
Eine englische Firmen hatte als Geschaeftsmodell,die europaeischen Hauptstaedte mit
oeffentlicher Beleuchtung zu versorgen und sehr gut daran zu verdienen.
Sie besorgten sich eine Lizenz,bauten eigene Gaswerke und versorgten auch private
Haushalte mit Energie.

Dem Buergermeister Dr.Karl Lueger (der schoene Karl) ist es zu verdanken,dass er
mit der Abzocke aufraeumte und die Gaswerke in den Stadtbesitz ueberfuehrte.Bei der
Gelegenheit verstadtlichte er auch die Bestattung,die fuer private Unternehmen eine
Goldgrube darstellten.

War man jetzt in Jahrhunderten bestrebt die Stadt zu erhellen,kam in der Zeit des Welt-
krieges,das Bemuehen die Stadt zu verdunkeln.

Unter dem Slogan: "Der Feind sieht Dich"wurde die Stadt finster gemacht.

Alle Auslagen Fenster und Fahrzeuge wurden lichtdicht gemacht und die Strassenbe-
leuchtung blieb ausgeschaltet.

Die Firma Osram verdiente sich eine goldene Nase,denn sie stellte eine Lichtquelle her,
die,deren blaues oder schwarzes Licht nicht von den Fliegern der Alliierten zu sehen
sein soll.
Bei der Strassenbahn waren die Fenster verklebt und liessen nur durch einen kleinen
Schlitz erkennen,wo man aussteigen will.
Motorraeder und Autos hatten die Scheinwerfer verklebt und liessen nur 20 % der
Lichtleistung durch.
Da die Strassenbeleuchtung ausgeschaltet war,wurden die Sockeln der Laternen weiss
angestrichen,damit sich der Verkehr orientieren konnte.

Das war die Zeit der Blockwarte,die zu kontrollieren hatten,ob die Verdunkelungsver-
ordnung eingehalten wurde und waren grosszuegig mit Tadelungen und Anzeigen.

Kein Wunder dass sie nicht sehr beliebt waren.

Jock

*Quelle zum Nachlesen. 1.Mose 1:3 Auch auf der 1.Seite der Bibel



Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #113 am: September 23, 2021, 17:06:46 »

 vom: 30. Januar 2021, 23:23:08 »
________________________________________
Die Promotion

Unter den Talaren- Muff von 1000 Jahren,so lautete der Schlachtruf der 68 ger und
zwangen die deutschen Universitaeten dazu,fortan auf die Talare und auch auf die
verbundenen Rituale bei Promotionen zu  verzichten.

Das fuehrte sogar dazu,dass man den Doktoranden mit duerren Worten mitteilte,
dass sie ihre Urkunden zwischen 8 und 12 h im Sekretariat abzuholen sind.

Gluecklicherweise werden die Rituale an den Universitaeten in GB,USA und in Holland
noch hochgehalten.

Auch in Wien haelt man sich,seit 1365 an die Tradition und es ist einfach ein schoenes
Bild,wenn bei einer Promotion,das Dekanat in Talaren auftritt,der Dekan die Festrede
haelt und den frischgebackenen Doktoren ihre Urkunde ueberreicht.

Alle stimmen sie dann in  das "Gaudeamus igitur" ein.

Da bleibt kein Auge trocken,obwohl heutzutage keine Doktorhuete mehr in die Luft geschleudert werden,laecheln selig und stolz die Eltern und laden die erweiterte Familie zum Essen ein.

Tags darauf wird die alte Visitenkarte mit dem Zusatz,Dr.cand. oder Dr.des. entsorgt
und eine neue in Auftrag gegeben.
Dort ist der "richtige" Doktorgrad in kalligraphisch wohlgefaelligen Lettern ausgefuehrt.

So ein Doktortitel hat viele Vorteile.Die Erweiterung des Kreditrahmens ist Formsache,
die Aufmerksamkeit von Muettern mit heiratsfaehigen Toechter,die diese unter der
Haube wissen wollen,ist gegeben und der Eintritt in den Golfclub,eine leichte Uebung.

Doch der Weg zum Doktorat ist oftmals steinig und muehsam.

Wer zaehlt das Herzklopfen bei Klausuren,wer die durchgearbeiteten Naechte,um eine
verzwickte Problemstellung zu loesen,wer die Kater,die uebermaessigen Bierkonsum
als Ursache haben ?

Viele brechen das Studium ab,sei es,weil sie die Studienrichtung nicht mehr interes-
siert,sei es,dass sie ohnmaechtig werden,wenn sie Blut sehen (nur bei Studenten,die
den aerztlichen Beruf ergreifen wollten),sei es,dass man ihnen mitteilt,sie sehen
Vaterfreuden entgegen oder aber auch,weil zu wenig Essig zur Verfuegung stand.

Genug Essig waehrend des Studiums zur Verfuegung zu haben,ist essentiell fuer einen
erfolgreichen Abschluss.

Ein frueherer,hochgeachteter Bundespraesident gestand,dass er ohne seine Fuesse
ins eiskalte Essigwasser gesteckt zu haben,er niemals Doktor geworden waere,weil
er sonst naechtens eingeschlafen waere.

@Jock meidet beschwerliche Wege und hat es trotzdem zum Doktor gebracht.Seine
Promotion ging so ab :

Er betrat das Cafe Dommayer und nahm ein einem Tisch Platz.Nach geziemter Zeit
kam der Ober grusslos zum Tisch und forderte mit kurzem Aufwaertsrecken seines
Kinnes eine Bestellung.

Das ging 6 -8 mal so,wobei wichtig ist,immer am selben Tisch zu sitzen.

Ab den 9.mal,das erste Zeichen,dass man auf dem Weg zur Doktorwuerde ist.Das
drueckt sich so aus,indem der Ober fragt : " A Kaffeetscherl ?

Ab den 12.Besuch kommt es gewoehnlich zur Promotion.Der Ober wird fragen :
" A Kaffeetscherl,Herr Doktor ?

Jetzt kann man den imaginaeren Doktorhut in die Luft werfen und stimmlos das "Gau-
deamus igitur"singen.

In Wien ist es auch moeglich,so einen doppelten oder einen dreifachen Doktortitel
zu erwerben.Man muss nur 2 oder 3 verschiedene Kaffeehaeuser frequentieren.

Die Vorlesungen,Seminare und Klausuren an der ehrwuerdigen "Alma Mater Rudolphina
Vindobonesis,kann man sich getrost sparen.

Kostet nur Zeit,Muehe und Studiengebuehren.

Ueberreichte mir jemand in Wien eine Visitenkarte,wo draufsteht

                                     DDr.Jock Graf von Jockstein

Wuerde ich allerdings zurueckfragen - Cafe' Landtmann und Cafe' Prueckel ?

Jock
Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #114 am: September 23, 2021, 17:07:36 »

 vom: 05. Februar 2021, 10:07:38 »
________________________________________
Oeffentliche Toilettenanlagen

Am 26.November 1901 ging es im Gemeinderat der Stadt Wien hoch her.Man dis-
kutierte ein aussergewoehnliches Vorhaben der Firma Beetz,die eine unterirdische
Beduerfnisanstalt innerhalb der Ringstrasse errichten wollte.

Das Buergertum war sofort strikte dagegen und auch die Kirche stemmte sich gegen
das Bauwerk,weil es zu nahe am Stephansdom gelegen gewesen waere.

Man konnte sich nicht einigen und die Sache verlief sich vorerst.

Erst 1904 gab es eine Baugenehmigung und 1905 war die Anlage fertig.Allerdings
musste zuvor ein Platz gefunden werden,der einen Abstand zum Dom aufwies und
den fand man am Graben.

Die Anlage spielte alle Stueckchen und war wesentlich teurer als geplant.die Stadt
Wien machte einen Baukostenzuschuss von 30.000 Kronen frei und uebernahm die
Personalkosten fuer 25 Jahre.Danach konnte sie ein Vorkaufsrecht in Anspruch nehmen.

Die 3 Meter unter dem Strassenniveau liegende Anlage war im reinsten Jugendstil
erbaut.

In der "Herrenabteilung" waren die Kabinen mit dunklem Eichenholz getrennt,eine
Mahagoniebrille lud zum Sitzen ein,alle Spiegel und Tuerverglasungen waren aus ge-
schliffenen Glas,Fliesen an den Waenden und Boeden und Marmorstein rund um die
Waschbecken.
Alle Beschlaege waren aus schwerem Messing,das taeglich auf Hochglanz poliert wurde.

Auch die Damenabteilung war gleich edel ausgefuehrt und als I-Tuepferl gab es so-
gar noch ein Aquarium.

Die Firma Beetz hatte damals ein Monopol fuer die Errichtung oeffentlicher Toilettenan-
lagen.Da und dort gibt es sie noch im Strassenbild,doch die sind versperrt und stehen
unter Denkmalschutz.

Eine besonders gediegene Toilettenanlage gab es frueher nahe dem Buckingham- Palast.

Betrat man den "Club" empfing einem ein Butler,der Gehrock,Zylinder und Flanier-
stock abnahm und den Gentleman zu seiner Kabine begleitete.
Nach dem Geschaeft wartete ein Waschbecken aus Marmor und eine Seife,die sonst
nur in der Burlington - Arcade erwerbbar ist.

Der "Mitgliedsbeitrag" fuer die Benuetzung war hochherrschaftlich,wie auch die Am-
biente.Man konnte es nur empfehlen.

Weniger empfehlen kann man die oeffentlichen Toiletten in Kairo.

Es ist mitunter muehsam,die dort inhausende Familien zu ueberzeugen,dass sie kurz-
fristig und nur voruebergehend ihren "Wohnsitz" verlassen sollen.
Eine Offerte eines hoeheren Bakschisch wirkt Wunder und ist immer noch billiger,als
die chemische Reinigung eines Anzugs.

Fuer extrovertierte,kommunikationsfreudige Mitmenschen,muessen die alten Toiletten-
anlagen auf Gran Canaria ein Geschenk gewesen sein.

Dort sass man friedlich nebeneinander und musste ein begonnenes Gespraech nicht
unterbrechen,waehrend man den Dingen freien Lauf liess.

Zurueck nach Wien.

Bei einem Bummel durch die Innenstadt,meldete sich meine Blase und ich betrat die
oeffentliche Toilettenanlage in der U-Bahnstation Stephansplatz.

Das Pissoire war gerammelt voll.Die Herren hatten keine Eile mit dem Abschlagen des
Wassers und schielten unentwegt auf die Gemaechter der Nachbarn.

Ich wartete geduldig,bis der Druck so gross wurde,dass ich handeln musste.

Ich verliess das Pissoire ging in den Vorraum und rief laut: "Ausweiskontrolle,bitte".

Schon stuerzten 6- 8 Maenner fluchtartig ins Freie und ich hatte Platz,mein Geschaeft-
chen zu erledigen.

Jock
Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #115 am: September 23, 2021, 17:08:43 »

 vom: 07. Februar 2021, 11:32:57 »
________________________________________
Die feine Kunst des Flanierens

Das Flanieren unterscheidet sich von Wandern dadurch,weil es kein bestimmtes Ziel
oder eine Zeitvorgabe hat.

Flanieren ist ein Schweben in der Urbanitaet und bedarf einer sorgfaeltigen Vorbereitung.

Ein Flaneur nimmt ein Bad,zieht sich dann sorgfaeltig an und taucht in der Anonym-
itaet der Grossstadt ein um die Schwingungen der Gesellschaft aufzunehmen.Natuer-
lich auch,um Gesehen zu werden.

An der fertigen Ringstrasse in Wien waren 27 Kaffeehaeuser etabliert,die sich bestens
eigneten,Platz zu nehmen und Grusskontakte zum Herrn Commerzienrat aufrecht zu halten,bevor man weiterflanierte.
(Von den 27 Kafeehaeuser sind nur mehr 3 uebrig geblieben,wobei eines mit einer
Raeumungsklage befasst ist)

Flanieren war in Paris erfunden worden.Die Boulevards laden foermlich ein und im
Bois de Boulogne,flanierte die bessere Gesellschaft mitunter auf Reitpferden und in
Kutschen.

Dieses ist heute schon ein bisschen aus der Mode gekommen.

Statt Reitpferde und Kutschen verwendet man in Monaco,suendteure Autos,gelenkt
von silberhaarigen Herren mit schwarz gefaerbten Brusthaaren,die ihre sehr jungen Mitfahrerinnen ziellos von A nach B fahren.
Mitunter sind es auch junge Herren,offenbar Soehne reicher Fabrikanten,Politikern
und afrikanischer Korruptionisten,die sich in der Oeffentlichkeit praesentieren.

Nur in den Marken wird der Brauch des Flanierens noch hochgehalten.

Dort sitzen die Staedte auf den Huegeln und sind oft noch mit einer Stadtmauer um-
geben.
Aber alle haben am zentralen Punkt eine maechtige Kirche und davor die Piazzale.

Abends,wenn die Sonne nicht mehr so stark scheint,flanieren die Bewohner von einem
Ende des Platzes zum anderen Ende.Immer und immer wieder bis 20 h.
Dann verschwinden die Menschen fast fluchtartig und gehen zum Abendessen und die
Piazzale liegt einsam und verlassen da.

Je naeher man dem Nordpol kommt,um so seltener ist Flanieren angebracht.So auch
in Schrems.
Nur an zwei Tagen des Jahres flanierte man dort.
Der Oestersonntag und Oestermontag trieb die Schremser zum Flanieren.Seit Menschen-
gedenken immer den gleichen Weg.

Heumuehlweg zur Heumuehle,dort ueber die Bruecke,dann den Vogeltenn entlang,zur
Gmuendnerstrasse und durch den Goethepark wieder nach Hause.
Niemand kam auf die Idee,mal ueber den Vereinsberg,Gazeile,Mooszeile,beim Pfarr-
saal vorbei ueber den Stadtplatz zu flanieren.

Man traf immer die selben Familiengruppen auf dem Weg.Dann stoppte man kurz,grues-
ste und wechselte ein paar Worte.

Auch in Wien "flaniert" man wieder.

Coronaleugner,Impfgegener,Hooligans,Freibuerger und rechte Gruppierungen sind ge-
nau so dabei,wie muede gewordene Lockdownsbetroffene.

Jock


Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #116 am: September 23, 2021, 17:09:42 »

 vom: 28. Februar 2021, 14:23:58 »
________________________________________
Die Donauwiese

Meine Boxerhuendin,Dascha von der Echsenschlucht,war begeistert von der Donau-
wiese.

Nicht nur,dass sie dort erfolgreich die letzte Pruefung zum Schutzhund ablegen konnte,
war die Donauwiese,die 6 Quadratkilometer gross war,auch ein Eldorado fuer feine Nasen.
Alle 20 m ein neuer Duft,der sorgfaeltig abgezeichnet werden musste,Sie sprach jedoch
nicht von der "Donauwiese",sondern wegen ihrer adligen Abstammung her,stets vom
"Induntationsgebiet".

1711 war die Donau bei Wien ein wilder unregulierter Fluss,mit unzaehligen Seiten-
armen.Inseln entstanden,die nach dem naechsten Hochwasser wieder verschwanden
und an anderer Stelle sich neu aufbauten.

1711 war ein besonders arges Hochwasser.Die Ortschaften links der Donau waren ab-
geschnitten und in der Rotenturmstrasse konnte man Boote besteigen.2 Meter hoeheres
Wasser und der Steffl waere abgesoffen.

Klagen,der vom Hochwasser Betroffenen blieben ungehoert und auch Napoleon ver-
fluchte 1809 die Donau und das Gelaende herum.Verzettelt im Gestruepp und im Schlam-
m steckenbleibend,fuhr er eine Niederlage ein,die ihn Karl von Oesterreich - Teschen zu-
fuegte.

Einige Hochwaesser spaeter ging man wirklich daran,die Donau zu regulieren,da die be-
reits vorher errichteten Schutzdaemme nicht ausreichten.

Wie es in Oesterreich immer ueblich ist,wird vor der Realisierung eine Kommission ein-
gesetzt - auch hierbei.Mit dem Jahr 1850 ist das Datum festgeschrieben.

Das Projekt verzoegerte sich allerdings,weil sich die massgeblichen Herren in der Kom-
mission in die Haare gerieten und sich gegenseitig 20 Jahre blockierten.

Erst als einer der Herren verstorben war,konnte die Ausschreibung fuer die Regulierung
ausgefertigt werden,die eine franzoesische Firma,die am Suezkanal mitgearbeitet hatte
gewann.

Die Arbeiten begannen 1870 und waren 1875 abgeschlossen.Seither fliesst die Donau
fast geradlinig an Wien vorbei.
Das Gebiet links der Donau 300 m breit,liess man staedtebaulich unbenuetzt,damit
bei Hochwasser die Donau ein Gebiet vorfindet,um sich auszubreiten.

Eine Gelegenheit fuer die Wiener,das Gebiet als Naherholungsrevier zu nutzen.

In Floridsdorf wurden 2 windschiefe Huetten errichtet,die sich stolz "Floriddorfer Strand-
bad" nannten und sonst war das Gebiet fur den Schwarzmarkt und Prostitution bestens
geeignet.

Zwischen 1972 und 1988 erfolgte die letzte Regulierung,indem man eine 14 Km lange
"Insel" errichtete,die unter "Donauinsel"bekannt ist und fuer Erholungssuchende im
Sommer ein gesuchtes Ziel ist.
Bei einer Veranstaltung kommen in 3 Tagen gut 3 Mio Besucher zusammen,bekannte
Barden und Musikgruppen treten auf und der Bierkonsum ist gewaltig.Die Thai-
laenderinnen treffen sich fast taeglich,kochen,frisieren,lackieren,zocken und loben ihre
Maenner ueber den Klee.

Das alles haben die Wiener dem Urgrossvater von Niki Lauda zu verdanken,der in der
Kommission sass und das Projekt Donauregulierung vorantrieb.

Jock

Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #117 am: September 23, 2021, 17:10:20 »

 vom: 20. Mai 2021, 09:07:49 »
________________________________________
Die Bambis

Fast 40 Jahre lang hatte der Eskapismus in Wien einen Namen und eine Adresse.

Die Tenne in der Annagasse

Die Bambis mit ihren Leadsaenger "Mandy" hatten 3 Hits und wurden wegen des
Textes in ihren Songs auch wegen der unverwechselbare Stimme zu Ohrwuermer
in den 1960 und 1970 Jahren.

So anfangs 1960 wurde es leistbar,Sommerurlaube in Italien zu verbringen.Der "Haus-
meisterstrand" in Caorle,der Sabbiatore in Lignano oder,fuer Wagemutige ,Cesenatico
wurden mit dem VW - Kasefer angesteuert.

Die Erinnerung an die unbeschwerten Urlaubstage,der mediterranen Sonne und der
Cozze gratinata brachten sie nach Wien,wo schon im September die ersten Herbst-
nebel aufstiegen.

In der Tenne schwelgten sie bei "Es war ein Sommertraum" und "Nur ein Bild von dir"
sowie "Melancholie" in Gedanken an die schoene Zeit.

Wie es zu Wien gehoert,hat sich natuerlich auch Wehmut in den Text eingeschlichen
und Antworten auf die Frage die im "Nur ein Bild von dir" gestellt wird,die da heisst :

"Ich frag das Bild in meinen Haenden,ist unser Traum schon vorbei,den wir getraeumt
einen Sommerlang,oh sag mir,was hab ich getan ?".

 ist kurz und schmerzvoll.

Der Kerl war angesoffen wie ein Radi und hat sich von oben bis unten angespieben.
Da sagte sie "Arrivederci "und ging.

Wenn "Mandy" anhob und mit weinerlichen Stimme den Song zum Besten gab,war die
Tanzflaeche in der Tenne gerammelt voll.

Herrschaften im besten Alter wogen sich im Takt.Nur eng umschlungen ging nicht im-
mer,weil der Arm des maennlichen Tanzpartner nicht lange genug war,die Taille zu
umfassen und nur ein Viertel davon abdecken konnte.

Die Tenne ist laengst geschlossen und Mandy ist mittlerweile 86 Jahre alt geworden.

Aber das Publikum,das sich in den Eskapismus fluechtet,fand im Prater beim "Eisernen
Mann" Ersatz.
Dort spielt man noch die alten "Hadern" und die Vorstadt schwingt das Bein.

Manchmal aendert die Band abtrupt von Romantischen zur Realitaet und Bodenstaendig-
keit.

Gerade noch erklang "Jeder Traum hat ein Ende und Schatten folgt dem Licht"und
schon haemmert es :"Geh Oide schau mi net so deppert an".

Das tut der Gemuetlichkeit kein Abbruch und die so Besungenen blicken stolz in die
Augen ihrer Partner.

Jock
Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #118 am: September 23, 2021, 17:11:17 »

 vom: 30. Mai 2021, 12:15:24 »
________________________________________
Tragen Maenner im Himmel Unterhosen ?

Diese Frage stellt sich mir,weil es keine Ueberlieferung gibt,was dort gebraeuch-
lich ist.

Kein katholischer Moraltheologe hat sich je mit der Frage beschaeftigt und keine
paepstliche Enzyklika beruehrt das Thema,um so eine Antwort ableiten zu koennen.

Aber ist das ueberhaupt wichtig ?

Leider ja,wie ich feststellen musste.

In meinem Alter ist man dem Jenseits naeher als der Wiege und man ist auch nicht
mehr so gelenkig,wie frueher.

Unlaengst wollte ich mir eine Unterhose anziehen.Was in frueheren Jahren eine ge-
fahrlose Routineangelegenheit war,ist sie jetzt ein halsbrecherischer Akrobatenakt
geworden.

Der rechte Fuss schluepfte problemlos durch die Beinoeffnung,doch beim Anziehen
des linken Beines kam ich ins Schwanken und konnte den Sturz mit nachziehenden
Oberschenkelhalsbruch nur dadurch vermeiden,weil ich gerade noch den Kleider -
schrank ergriff,der mich stuetzte.

Seither bin ich vorsichtig und versuche herauszufinden,ob Maenner im Himmel Unter-
hosen tragen muessen.

Um in dieser Hinsicht Erkenntnis zu finden,durchforstete ich das Alte Testament.

Aber weder bei Abraham noch Moses erfaehrt man,ob sie Unterhosen trugen.Gerade
bei Moses erhoffte ich mir Aufklaerung.
Er war ja 10 Tage lang auf dem Berg Sinai um die 10 Gebote zu holen.

Wieder zurueck sollte er doch,auch weil seine Umgebung es fordert,in frische Unter-
hosen schluepfen.

Doch kein Wort ist darueber zu lesen.Auch nicht bei Jesaja,Jeremia,Hosea oder Haba-
kuk.
Auch beim Betrachten von Gemaelden,die die irdisch-himmlische Sphaere abbilden,
sieht man nichts.

Die Idee,Herrn Ratzinger zu fragen,verwarf ich wieder.Wahrscheinlich weiss er es
auch nicht und sendet einen Rosenkranz,fuer dessen Verwendung ich in Verlegenheit
kaeme.

Aber vielleicht ist der Himmel ohnehin kein idealer Platz fuer mich.

Als begeisterter Saunagaenger neige ich dazu,mich fuer die Hoelle zu interessieren.

So voellig nackt beim Hoellenfeuer in gemuetlicher Runde zu sitzen,beim Aufguss
wohlig Stoehnlaute von sich geben und sich von barbusigen Teufelinnen eiskaltes
Bier servieren zu lassen,hat einen unwiderstehlichen Anreiz fuer mich.

Jock

Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Wien, Wien, nur du allein ...
« Antwort #119 am: September 23, 2021, 17:11:59 »

 vom: 04. Juni 2021, 10:04:30 »
________________________________________
Die Hirscheninsel

Entlang der Donau gab es 3 gefaehrliche Stellen,die die Kapitaene fuerchteten.

Der Strudengau,die Hirscheninsel und das Eiserne Tor.

Strudengau und das Eiserne Tor hatten gefaehrliche Stroemungen und Wirbeln,
die die Schiffe in Gefahr brachten und bei der Hirscheninsel bei Wien ging die Ge-
fahr durch die Nudisten aus.

Es ist natuerlich eine Sage,wenn erzaehlt wird,dass singende und nackte Frauen von
der Hirscheninsel die Kapitaene und Matrosen so ablenkten,dass Schiffe zu Bruch
gingen und bei der ehrenwerten Versicherungsgesellschaft Lloyd's die Glocke ange-
schlagen werden musste.
Aehnliches erzaehlt man sich ja auch von der Loreley.

Bewiesen ist aber,dass bei der Passage der Hirscheninsel,alle Feldstecher auf sie ge-
richtet waren.

Ein Aergernis fuer die Obrigkeit waren die Nackerten dort allemal.

Die Freikoerperkultur entstand schon im ausgehenden 19.Jhd.Man suchte einen Platz,
wo man ohne laestige Bekleidung ins Wasser gehen konnte und sich von der Sonne
braeunen liess.
Fort mit der komischen Badebekleidung fuer Herren,die mit quergestreiften Kostuem-
en schwimmen mussten,waehrend die Damen,vom Hals bis zu den Knoecheln und Son-
nenschirm in der Hand,sich nur zoegerlich ins Wasser trauten.

Verstaerkt wurde der Trend zum Nacktbaden,durch einen aufkommenden Gesundheits-
fimmel und Vorlagen aus Sparta.

Da mit der Zeit,das Beduerfnis zum Nacktbaden groessere Kreise erfasste,gaben die
Behoerden zoegerlich bestimmte Flaechen fuer die Nudisterei frei. (Sylt 1920)

Das ging einige Jahre gut,doch dann kam in Oesterreich die Politik ins Spiel.

Denn es waren hauptsaechlich Sozialdemokraten,die sich huellenlos in der Au trafen
und den Sozis durfte man nicht trauen.

Besonders im Staendestaat,wo sich die Regierenden als Schwert des Klerus verstand-
en,wurde durchgegriffen.Die Katholen hatten immer schon ihre Probleme mit Nackt-
heit und ich darf erinnern,dass der Vatikan beinahe eingestuerzt waere,weil sich ein
Papst in der Badehose zeigte.(Johannes Paul II)

Jedenfalls wurde das Nacktbaden verboten.Berittene Polizei (Gruss an Hrn.Kickl)
durchstreife das Gelaende und kontrollierte biedere Fussgaenger,ob sie nahtlos braun
sind.
Waren sie es,setzte es Geldstrafen und Drohungen mit Stockhieben.

Heute gibt es die Hirscheninsel nicht mehr.Im Zuge der Errichtung der Entlastungs-
rinne,wurden die Nudisten an die Suedspitze der Donauinsel uebersiedelt.

Dort koennen sie friedlich die Sonne geniessen und bei "Susi" Grammelschmalzbrote,
Wuerstel, Bier und ein Stehachterl kaufen.

Der Kiosk "Susi" ist der Sammelpunkt fuer die Nackerpatzerln.

Nackt,wie Gott sie schuf,wettern sie gegen die Regierung,gegen die Parteien und gegen
die tuerkische Hausmeisterin und lassen dabei richtig Dampf ab.

Zur Mittagszeit das letzte Achterl oder der letzte Schluck aus der Bierflasche und dann
begibt man sich zum Campingstuhl,wo schon das kalte Schnitzel ud der Kartoffel-
salat im Einsiedeglas warten.

Nach dem Essen vertieft man sich in die gefladerte Kronenzeitung und schlaeft bei
der Lektuere ein.

Auch Hunde sind willkommen.Allerdings nur solche,die abgeklaert sind und wissen,
dass das,was wie ein Wuerstel aussieht,nicht immer eine Wurst ist.

Jock


Moderator informieren   Gespeichert