vom: 03. Januar 2021, 13:01:41 »
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Die Waeschermaedel von Wien
Als die Baeche von Wien noch oberirdisch geflossen sind,also der Alserbach,der
Krottenbach,der Doeblingerbach u.s.w.,waren sie Arbeitsstelle der Waescher -
maedel.
Die Waerschermaedel waren im 19.Jhd.und anfangs des 20.Jhd.eine wohlbekannte
Erscheinung im Strassenbild und leicht erkennbar an ihren Butten und Koerbe,womit
sie die gewaschene Waesche auslieferten.
Die Arbeit war hart,besonders im Winter.Nur im "Kesselhaus" war es warm,wo die
Waesche ausgekocht wurde,alles andere,ausser das Buegeln fand im Freien statt.
Einweichen,in der Lauge durchschwemmen,Auskochen,Wringen,dann Staerken,Plaet-
ten und die Waesche fein saeuberlich buegeln,ganz nach dem Motto "Wir Wiener
Waeschermaedel waschen weisse Waesche,wenn wir wuesten,wo wirklich weiches Was-
ser waere".
Sogar ein Innungswappen wurde entworfen,das als Mittelpunkt eine Waschrumpel
zeigt.
Den Waeschermaedel sagte man nach,dass sie goschert waren,was eine Form der
Emanzipation war.
Meist an Samstagen trugen sie die frische Waesche wieder zurueck zum Auftrags-
geber und verdienten dabei gut am Trinkgeld,wenn sie nicht mundfaul waren und der
Hausherr alleine zu Hause war.
In den Herrenrunden,der oberen Gesellschaftsschicht sprach sich schnell herum,welche
der Maedels dem bestimmten Draengen der Herren,lasziv nachgibt und keine weiteren
Komplikationen zu erwarten sind.
Der Ruf,der den Waeschermaedel anhing,fuehrte auch dazu,dass an den Waescher-
maedelbaellen,auch Herren in Gehrock,Frack,Gehstock,Taschenuhr und Zylinder sich
als Besucher einfanden.
(Niemals wurden die Damen,die in der Belleetage wohnten dort gesehen).
Schon optisch hoben sie sich von den uebrigen Ballgaesten ab,denn diese waren so-
zusagen verpflichtet in ihrer Arbeitskleidung zu erscheinen.Also die Maedels mit der
gossen Schuerze,wadenlanger Roecke und Kopftuch.
Die Herren der unteren Klasse,also die Hutschenschleuderer,Laufburschen,Schuhputzer
erschienen in Cordhosen,losen Hemden,Hosentraeger und Schiebermuetzen.
Fuer die Waeschermaedel waren diese Baelle eine Chance,das triste Milieu zu verlas-
sen,wenn sie dort einen alleinstehenden Herren der besseren Gesellschaft trafen,der
sie sogar heiratete.
So manche hat es auch geschafft,sich in den besseren Kreisen zu etablieren und sogar
einen eleganten Salon zu fuehren,wo Wissenschaftler,Kuenstler,Fabrikanten und Polit-
iker verkehrten.
Diese Herrschaften,kuessten ihr beim Kommen und Gehen die Hand und sparten auch
nicht mit Komplimenten.
Am Alserbach waere ihr da niemals passiert.
Leider,wegen Corona faellt dieses Jahr die Ballsaison aus und damit wird auch kein
Waeschermaedelball stattfinden.
Obwohl es keine Waeschermaedel in Wien mehr gibt,der Ball hat sich gehalten und man
soll nicht glauben,wer da aller erscheint.
Jock