vom: 31. Oktober 2016, 05:01:32 »
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Kind - Dreirad - Russe - 3. Weltkrieg
Wie jedermann erkennen konnte,ist diese Beschreibung eine
Allegorese auf einen Zeitabschnitt in Nachkriegswien.
Befreit wurde Wien durch die Rote Armee,was nicht notwendig gewesen
waere,haette Eisenhower auf Churchill gehoert.
Nachdem die Alliierten in Sizilien gelandet waren und nordwaerts vor-
rueckten,war der Plan Churchills,rasch ueber Nordjugoslawien Richtung
Ungarn und Ostoesterreich die Russen davon abzuhalten,sich in der
Slowakei 'festzusetzen".
Er roch foermlich die Absicht der Sowjets,sich mit der Bildung des Ost-
blocks eine Reihe von Satellitenstaaten einzurichten.
Eisenhower jedoch war anderer Ansicht,schwenkte die Truppen west-
waerts und ueberliess Wien und Ostoesterreich der Roten Armee.
Von Ungarn her kommend,wurde Wien von Osten,Sueden und Westen
eingekreist,nur nach Norden war noch ein Fluchtweg offen,den Baldur
von Schirach auch ausnuetzte.
Die Vereinbarung ueber die Besatzungszonen sah vor,dass Niederoesterreich,
Teile Oberoesterreich und das Burgenland sowjetische Besatzungsge-
biete waren und Wien in vier Zonen aufgeteilt wurde.
Die Freude ueber die "Befreiung"war von kurzer Dauer,denn die "Russen"
gingen mit den Befreiten nicht fuersorglich um.
240.000 Vergewaltigungen vermutet man im russischen Besatzungsgebiet,
dazu Pluenderungen,Verschleppungungen,Morde und sonstige Uebergriffe
erzeugten einen Angstzustand in der Bevoelkerung,der eine rasche Normal-
itaet hemmte.
Dazu kam noch,dass die Russen,alles was sie dachten,zu Hause brauchen
zu koennen,abmontierten,auf Eisenbahnwaggons verluden und hinter der
ungarischen Grenze verrosten liessen.
Was sie sofort in ihren Beschlag nahmen,waren Industriebetriebe,die in
irgendeiner Form dem Deutschen Reich gehoerte oder sie es vermuteten,
und als USIA - Betriebe produzieren liessen.
Fuer die Sowjetunion versteht sich.Ausschliesslich !
Die,die davon profitierten,waren die Arbeiter in diesen Betrieben,die ausser-
ordentlich gut bezahlt wurden.
Gegenueber den westlichen Bundeslaender,bedeutete das einen wirtschaftlichen
Rueckschlag,der erst nach vielen Jahren wieder aufgeholt werden konnte.
Die Bally - Schuhfabrik A.G. betrieb in Wien seit 1920 ein Werk,das ebenfalls
unter das Dach der USIA - Holding kam.
Die Schweizer konnten jedoch den Betrieb rasch wieder in ihre Haende be-
kommen und das schweizerische Management veranlasste,dass das Mutter-
werk einen Eisenbahnwaggon mit Lebensmittel nach Wien sandte.
Mehl,Zucker,Nudel,Dosengerichte,sogar Schokolade etc. waren dabei und die
Waren wurden an die Beschaeftigten verteilt.Noch 1968 erzaehlte man sich im
Werk davon.
30.000 Kinder wurden in die Schweiz "Landesverschickt"damit sie sich satt-
essen konnten und das Trauma der Kaempfe und Bombenabwuerfe abarbeiten
konnten.
Die Bezirke von Wien,wo die Russen das Sagen hatten,waren in den Nacht-
stunden menschenleer.Niemand war sicher,wenn er sein Haus morgens ver-
liess,dass er abends wiederkam.Bei Nacht war es noch um einen Grad ge-
faehrlicher.
Frau Dr.Margarete Ottilinger war die Sekraeterin eines Ministers und wurde
1948 nach Russland verschleppt und kam erst 1955 wieder zurueck.
7 Jahre verbrachte sie in einem Arbeitslager in Sibirien.
Auf der Schwedenbruecke,Mitten in Zentrum von Wien,wurde ein Mann von
zwei Russen zu ihrem Auto gezerrt um entfuehrt zu werden.In dem Fall,
es war am Tag,verhinderten eine Menschenmenge das Vorhaben.
Frauen,die die relativ sicheren Wohnungen verlassen mussten,erkrankten
auf dem Weg zum Einkauf oder zu ihren Arbeitsstellen an der "Erdbeer-
krankheit",um sich vor Verschleppungen und Vergewaltigungen zu schuetzen.
Der rasch entstehende Schwarzmarkt konnte nur einen Teil der Bedarfs-
gueter abdecken.An Sonntagen fuehren die Wiener in den Wienerwald und
kamen mit Brennmaterial wieder zurueck.
Oder sie fuhren aufs Land zu den Bauern,um sich mit Lebensmittel einzu-
decken. Ein goldener Ehering fuer 10 Eier,eine goldene Halskette fuer ein
paar Kilo Schweinefleisch.
Zwar gab es 1947 bereits wieder Lebensmittel gegen Lebensmittelkarten
zu kaufen,doch war damit der notwendige Kalorienbedarf nicht abzudecken.
Jede schreckliche Zeit geht vorueber.Ab 1952 war die Angst vor den Russen
abgeflaut,denn die Uebergriffe wurden seltener,die Versorgungslage ver-
besserte sich und die Wiener begannen wieder Hoffnung zu schoepfen.
Jock