vom: 18. Juni 2021, 09:19:34 »
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Der Hund ist der beste Freund der Menschen
Diese Aussage ist falsch.Richtig muss es heissen,der Mensch ist der beste Freund
eines Hundes.
Aber bis man das mit Recht und Fug betonen kann,ist noch viel Arbeit und taktisches
Agieren notwendig.
Es beginnt schon am ersten Tag,nachdem der suesse Welpe in sein neues Zuhause
gebracht wird.
Wow,denkt er sich,was fuer eine tolle Bude.Die werde ich mir aneignen.
Es gehoert zum Ritual,dass man dem kleinen Welpen,ein artgerechtes Futter reicht
und die Wasserschuessel mit klarem Wasser fuellt.
Nach der kleinen Zwischenmahlzeit,wird ein kleines Lackerl abgesetzt.Was bietet sich
besser an,als der suendteure,hundertjahrtealte Taebriz-Teppich ?
Nach dem Absetzten des Lackerls,ist es wichtig,genau zu beobachten,wer vom neuen
Rudel das schwaechste Glied in der Kette ist.
Wenn Frauchen das Lackerl wortlos auftupft,ist sie es.Da weiss der Welpe sofort,die
ist leicht um die Pfote zu wickeln.
Ist es Herrchen,der nach der Kuechenrolle rennt,ist er der Knackpunkt zur Erfuellung
zukuenftiger Wuensche.Den muss man als Kumpel gewinnen.
Die naechste Herausforderung ist die Schlacht um das Chesterfield - Sofa.So ein er-
hoehter Liegeplatz,der weich genug ist,auch darauf ein Nickerchen zu machen,erleichtert
die Uebersicht zu behalten.
Mitunter muss man aber um diesen Platz kaempfen und wenn Herrchen vielleicht die
Absicht hat,sich ebenfalls darauf niederzulassen,hilft oft ein warnendes Knurren.
Die vorwurfsvollen Blicke,die Herrchen wirft,wenn er in der Tuerkensitzposition vor dem
Sofa sich das Fussballspiel ansieht,muss man schlicht und einfach ignorieren.
Mit der Zeit lernen Frauchen und Herrchen,wie sie sich richtig zu verhalten haben.
Gefuellte Futterschuessel Punkt 6 h,letzter Spaziergang am Abend nicht vor 22 h,ausser
es ist bitterkalt und starkes Schneetreiben verleidet den Ausgang.
Ist so ein Absetzen des Lackerls nicht moeglich,kann man rechnen,dass um 4 h frueh
der Drang so stark ist,dass man Frauchen wecken muss.
Natuerlich ist es ein Bild des Erbarmens,wenn sie dann im Nachthemd steht und friert,
waehrend ich genuesslich jeden Strauch beschnueffle und bedachtsam waehle,welcher
von denen begossen wird.
Die Erfuellung jedes Hundeleben steht noch bevor.
Um das zu erreichen,sind aeusserstes Geschick,hohes Schauspieltalent und Hart-
naeckigkeit erforderlich.
Das zu erreichende Ziel steht im Schlafzimmer und nennt sich Ehebett.Ob King-oder
Queensize ist unerheblich.
Eine verschlossene Schlafzimmertuere oeffnet sich,wenn man naechtelang davor
winselt und leise jault.
Geht sie auf und ein entnervtes Herrchen,befiehlt,dort beim Kasten mach Platz und
sonst gib a Ruh,soll man das als eine unverbindliche Empfehlung werten.Mehr nicht.
Jetzt geht es darum,das Herrchen aus dem Schlafzimmer zu werfen.Eine kalte Schnauze
ans Ohr zu legen,waehrend er gerade etwas traeumt oder mit der Zunge sein Ge-
sicht zu lecken beginnen,wirkt Wunder.
Nach einiger Zeit,wird er seine Decke und seinen Polster nehmen und die Naechte auf
dem Sofa verbringen.
Ist er dann morgens muede,grantig und tut sein Ruecken weh,weil das Sofa zu kurz ist,
ist das ja nicht das Problem eines Hundes,sondern seines.
Das Frauchen aus dem Bett zu verbannen,geht charmanter.
Zuerst legt man den Schaedel auf die Bettkante und wartet,bis ein freudiges Aufleucht-
en in den Augen des Frauchens beim Erwachen,zu erkennen ist.
Tage spaeter legt man eine Pfote auf die Bettkante und setzt einen treuherzigen Blick
auf.Ich garantiere,fast jedes Frauenherz schmilzt da dahin.
Sobald auch die zweite Pfote auf der Bettkante gesetzt ist,dauert es nicht mehr lange,
bis man hoert - na,dann komm doch.
Da darf man sich nicht zweimal bitten lassen.
Was hund im Bett erwartet,haut einem um.
Die Matratze nicht zu weich und nicht zu hart,von Damast ueberzogen.Die Decke mit
Daunen gefuellt,federleicht und im Winter kuschelig warm.
Und schlaeft erst das Frauchen neben dem Bett auf dem Bettvorleger, ist das Lebens-
ziel eines Hundes erreicht.
So ergeht es den Hunden im reichen Westen,ich hingegen bin ein verlassener,ver-
wahrloser,ewig hungriger Hund und habe noch nie im Bett von Frauchen und Herrchen
geschlafen.
Aber wenn ich,die,vom Abendwind hergetragene Melodie vom Nachbardorf Anatevka
hoere,summe ich mit " Wenn ich einmal reich waer " und traeume davon,mir dasselbe
Luxusleben einmal zu leisten.
Muck von Jockstein