vom: 27. Februar 2021, 10:10:42 »
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Wie wir "persona non grata" wurden.
Es ist nun auch schon fast fuenfzig Jahre her,als wir zu Besuch bei einem alten Ver-
wandtenpaar eingeladen waren.
Die Kontakte beschraenkten sich auf Osterwuensche hier und Weihnachtswuensche
dort und immer,wenn eine Grusskarte von Tante und Onkel kam,war die Aufforderung
zu einem Besuch zu lesen.
Wir wohnten damals in Traiskirchen,hatten 2 Kinder,2 Autos und zwei Boxerhunde,die
uns das Reisen ins Waldviertel,wo Tante und Onkerl lebten,nicht so einfach machten.
Aber eines Tages war es unvermeidlich geworden und sagten den Besuch fuer das
naechste Wochenende zu.Abfahrt nach Bueroschluss am Freitag,Ankunft im Laufe des
spaeteren Nachmittag.
In Schrems angekommen,stoppten wir beim Fleischer und kauften 1 Kg.Faschiertes
(Hackfleisch)mit dem wir die Hunde am Abend fuettern wollten.
Dann fuhren wir im Hof des Hauses vor,wo uns schon Tante und Onkel freudestrahlend
erwarteten.
Der VW - Kaefer (postkastengelb mit schwarzen Samtsitzen)hatte nur zwei Tueren.
Kaum war meine Frau und ich ausgestiegen,folgten schon unsere Boxer,die ohne Rueck-
sicht auf die Kinder zu nehmen,sich vordraengelten.
Als sich die Hunde anschickten,unsere Gastgeber,wie es sich fuer anstaendige Hunde
gehoert,zu begruessen,schien mir,dass das Laecheln von Tante und Onkel einen Schatten
erfuhr.
"San des eire Hund ?"frug Tante,wo man die Hoffnung heraushoerte,dass die Antwort
lauten wird,"Nein voellig fremde Tiere".
Zum Glueck sahen Tante und Onkel nicht,dass sich die Hunde sofort nuetzlich machten,
nachdem sie festgestellt hatten,dass die Tomatenstauden offensichtlich nicht genug
Feuchtigkeit haben und diesen Missstand sofort aufopferungsvoll abzustellen versuchten.
Bei dem nachfolgenden Gespraechen fehlte irgendwie die Leichtigkeit.Vielleicht lag es
daran,weil Tante und Onkel immer wieder misstrauische Blicke auf die Hunde warfen,die
friedlich schlafend bei uns in der Kueche lagen.
Als die Zeit gekommen war,die Hunde zu fuettern,war voellige Konfusion bei der Tante
angesagt.
Wir wollten das faschierte Fleisch mit den mitgebrachten Kornflocken abmischen und
brauchten dazu zwei Schuesseln.
Da erst bemerkte die Tante,dass wir Fleisch gekauft hatten."Is des fir de Hund ?"frug
sie fassungslos.
Als wir das bestaetigten,entfuhr ihr der Rat,wir sollten besser ein Schweinchen halten,
denn das koennten wir bei Zeit abstechen und haetten was zu Essen.
Die zwei Schuesseln kamen aus dem Keller,waren verdreckt und voller Spinnennetze.
Wir wuschen sie sorgfaeltig und begannen das Futter herzurichten.Dazu erbaten wir
uns ein Ei,um es darunter zu mischen.Ein Huehnerei wohlgemerkt und keines von Farberge' !
Nach der Fuetterung machten wir noch einen grossen Spaziergang und dann kam die
Zeit zu Bette zu gehen.Wir wussten,dass wir in der kleinen Mansarde untergebracht
sind.
"Wo schlofen de Hund ?"und die Antwort entsprach nicht ihren Vorstellungen.Innerlich
schuettelte es sie,als sie hoerten,die Hunde schlafen bei uns in der Mansarde.
Naechsten Tag beim Fruehstueck wurde uns bewusst,wir sind als "persona non grata"
eingestuft und man sehte den Zeitpunkt unserer Abreise entgegen.
Auch wir fuehlten die eisige Stimmung und beschlossen,nach dem Mittagsessen heim-
zufahren und informierten Tante und Onkel.
Sofort war die Stimmung besser geworden und als unser Auto in die Hauptstrasse ein-
bog,atmeten alle auf.
Tante zerschlug die zwei Tonschuesseln,aus denen die Hunde ihr Futter bekamen und der
Onkel wunderte sich,dass die Erde bei den Tomatenstauden feucht war,obwohl er gar
nicht gegossen hatte.
Auch in den naechsten Jahren gingen Glueckwunschkarten hin und her.Die,die aus dem
Waldviertel kamen,fehlte jedoch jeder Hinweis auf eine Einladung zum Besuch.
Jock