Beschlagnahme - Enteignung russischer Oligarchen
Ich halte davon gar nichts und die Schweizer auch nicht.
Ich glaube nicht, dass man unsere lieben Schweizer Rappenspalter in dieser Sache als Kronzeugen aufbieten sollte.
Aber nun, viel interessanter ist das "ich" in deinem Satz. Ich sehe die Dinge tatsächlich etwas anders.
Natürlich wird keine Enteignung eines Oligarchen selbigen in die Armut treiben. Wer sagt denn, das sei das Ziel?
Mal abgesehen davon, dass auch ein Milliardär nicht gern seine Lieblingsspielzeuge verliert und schon gar nicht
ein paar seiner Millionen, ist der Punkt doch ein ganz anderer. Politik ist streckenweise auch Symbolpolitik und
die Botschaft ist doch klar - liebe Oligarchen, wir machen ja viel mit, aber euer Oberboss Putin übertreibt es
gerade heftig. Und schaden kann es nicht, wenn russische Oligarchen anfangen zu murren, ob des sinnlosen
Krieges gegen die Ukraine. Mir ist es auch egal, wie geschickt Schweizer Gierhälse die Sanktionen unterlaufen.
Es waren tatsächlich meine Schweizer Freunde, die mir exakt das vorausgesagt hatten. Man kennt sich eben.
Nein, das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist alles, was Putin im Moment schadet. Und dazu gehören Sanktionen,
die auch Oligarchen unzufrieden machen und irgendwann auch (leider) das russische Volk. Putin wird ohne Druck
von aussen, aber auch von INNEN, seine Handlungsweise kaum ändern. Vielleicht kommt der erlösende Schuss
(sinnbildlich) auch von der russischen Armeeführung. Mir kann niemand erzählen, dass nicht schon längst kluge
Köpfe in Russland über Szenarien grübeln, wie man Putin abservieren kann. Aber, so lange da kein Vollzug vermeldet
werden kann, hilft nur Druck, Druck und nochmals Druck. Die Sprache der Diplomatie hat Putin der Lächerlichkeit
preis gegeben. Parallel sollte man da alles versuchen, das versucht die Ukraine ja auch, aber Putin dienen derartige
Gespräche doch offensichtlich nur als Feigenblatt für sein brutales Vorgehen. Ich kann nicht beurteilen, welche Macht
und Einflussnahme auf Putin die Oligarchen am Ende des Tages haben. Aber die Frage "Was bringt das schon?"
impliziert doch nur die Antwort "Nichts!". Von dort ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Suksabai-Logik, die da lautet:
"Wir schaden uns nur selbst und Putin lacht über den Westen". Ich folge dieser Logik nicht. In der dramatischen Situation,
in der sich Europa gerade befindet, sollte man alle Hebel bewegen, auch die, die u.U. einen überschaubaren Nutzen haben.
Und ganz nebenbei: Wer weiss, wie viele Russen (besonders abseits der Metropolen) in Armut leben, der weiss doch, wo
das Geld in Russland bleibt. Allein darum fehlt mir jegliches Mitleid gegenüber den Oligarchen. Ich meine, so
dauerbesoffen kann selbst der russische Mann nicht sein, dass er gar nicht arbeitet. Ich bin mir sicher, auch in Russland
gibt es viele fleissige Menschen. Doch die russische Rente beträgt 15000 Rubel, nach dem heutigen Kurs 163 Euro.