TIPP-Correctiv

Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  

Autor Thema: Unser "vorheriges Leben....vor...X...Jahren...  (Gelesen 1240 mal)

0 Mitglieder und 11 Gäste betrachten dieses Thema.

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Unser "vorheriges Leben....vor...X...Jahren...
« Antwort #15 am: Oktober 17, 2021, 08:45:15 »

Abschluss Episoden

Wien,im November ca 1988

Ein eiskalter,grauer,schneegraupelnder Tag war zu Ende.Langsam taute mein Koerper,
nach einen Arbeitstag,halb im Freien,halb in der ungeheizten Lagerhalle auf.

Im Fernsehen lief eine Serie,wo Oesterreicher im Ausland vorgestellt wurden.

An dem Tag waren die Oesterreicher in Thailand dran.

Die Bilder zeigten einen froehlichen Mann in leichter Kleidung,der in seinem Restau-
rant sass und erzaehlte,wie es begann.
Das Gras am Rasen frisch gruen,das Wasser im Pool tuerkis,Vogerln,die handzahm
waren,flatterten um ihn herum und im Hintergrund turnten Affen in ihrem Voliere.

Mit zwei Bungalows begann er und heute sind es 20,die in der Hochsaison alle aus-
bucht sind und gutes Geld abwerfen.Kein Stress,keine Sorgen,jeden Tag Sonnen-
schein und er braucht keinen Finger mehr krumm zu machen.

Und er fliegt jedes Jahr zum Opernball nach Wien,fuegte er noch hinzu.

Und ich arbeite mir den Buckel krumm,friere,dauernd geschaeftliche Probleme,sehr
laestige Kunden und das Arbeitsinspektorat besteht,dass wir Fluchwegpfeile am
Boden anbringen und am Klo noch einen Feuerloescher montieren.

Da war die Idee,hier aufzuschlagen schnell an der Tagesordnung und als ich hoerte,
dass das Nachbarresort zu pachten ist,war ich schon dort um nachzufragen.

Bedauerlicherweise ( heute Gottseidank) war der Paechter nicht da und wir flogen
mit "leeren Haenden" zurueck.

Ein Jahr darauf,war das Eden-Resort von Helmut Hagen uebernommen worden.Des-
sen erste Entscheidung war,die Preise zu verdoppeln,und verlangt pro Nacht 1.800 THB.

Das war damals voellig ueberzogen und fortan blieb die Anlage nur mehr halb aus-
gelastet.
Aber das war ihm egal,denn sein grosses Geld machte er mit der Barstrasse,die er
zusammen mit einer Mafiafamilie betrieb.

Und das lief soab:

Der "Kleine Peter",Mitte 20,Versicherungsangestellter,Wohnung und Auto in Wien
kam zwecks Urlaub auf diePaton und stieg im Eden-Resort ab.

Naechsten Tag nach Ankunft verliebte er sich in eine junge Frau.Am 3.Tag beschlos-
sen sie zu heiraten.Am 4.Tag hatte er die Idee,fortan in Thailand zu leben und seinen
Unterhalt mit einer Bar zu verdienen.

Am 14.Tag,der Tag des Rueckfluges.Eng umschlungen nahmen sie Abschied und die
Schwuere und Traenen ruehrten alle Herzen.(Nur einige alte Hasen konnten sich das
Grinsen nicht verkneifen).

Waehrend der kleine Peter noch am Flughafen heulte,war seine Freundin bester Dinge
und steckte ihre Nase in ein wohlschmeckendes Thailandgericht.

Ein paar Monate spaeter war er wieder da.Er hatte gekuendigt,seinen Haushalt aufge-
loest und sein Auto verkauft.
Die Wiedersehensszene -und Freude war filmreif und Bollywood gerecht.

Nach ein paar Tagen schritt er zum geschaeftlichen Teil,indem er Helmut frug,ob er
eine Bar fuer ihn frei haette.

Der bedauerte,im Moment ist nichts frei aber in ca.3 Monaten wird eine Bar aufge-
geben,die er haben kann. Er solle doch die Zeitspanne einfach hier verbringen und
Helmut machte ein Angebot,dass Peter nicht ausschlagen konnte.
Statt 1.800 THB ohne Fruehstueck,bekommt er den Bungalow mit Fruehstueck fuer
2 Personen zum selben Preis.

Als die 3 Monate um waren,bekam er die Bar.Dass ein Keymoney faellig wurde,da-
mit hat er nicht gerechnet,er dachte nur die monatliche Pacht faellt an.

Die 300.000 ATS ( damals rd. 900.000 THB ) moege er doch bar seiner Lebensge-
faehrtin in Oesterreich auf den Tisch legen lassen.

Als das geregelt war,stand er endlich vor seiner "Bar",die aus einem betonierten,mit
Fliesen belegten,sonst nacktem,Tresen bestand.

Hilfreiche Thaigeschaeftsleute halfen,die Bar auf Vordermann zu bringen.

Der Lieferant fuer den grossen Kuehlschrank,stolperte beinahe ueber den Lieferanten
des Fernsehgeraetes,der wiederum dem Getraenkehaendler den Vortritt ueberliess
und sie dem Lieferanten der Musikanlage die sprichwortliche Tuerschnalle uebergaben.

Ein geschickter Schlosser fertigte einen Kaefig fuer den Fernseher an,derweil ein Tisch-
ler einen Kasten fuer den Getraenkebord an die Wand schraubte.Aber auch viele andere Dinge waren zu besorgen,darunter 2 funkelnagelneue Mopeds,die man einfachheits-
halber auf den Namen der Freundin anmeldete.

Am Tag der Eroeffnung war ich nicht anwesend,sondern kam erst 2 oder 3 Tage spaeter
zu Besuch.
Mich erwartete hinter dem Tresen seine Freundin und ein Mann,den sie als ihren Bru-
der vorstellte und als Cashier angestellt war.Sonst war niemand da,waehrend sich bei
den anderen Bars die Touristen um einen Platz balgten.

Da der kleine Peter nicht da war,trank ich nur einen Gin-Tonic und ging dann wieder.
Da fiel mir auf,dass kein Getraenkebeleg in den ueblichen Behaeltnis vor mir gestellt
wurde.

Auch beim 2.und 3.Besuch nicht.

Als ich Peter traf,sprach ich ihn deswegen an und machte ihn auch darauf aufmerk-
sam,dass die Bar niemals ins Laufen kommen wird,wenn nicht ein paar Maedchen sich
um die Gaeste kuemmern.
Das mit den Bons wischte er vom Tisch und um Maedchen wird er sich kuemmern.

Irgendwie war in der Bar ein boeser Geist unterwegs,denn als er vom ersten Visarun
zurueck kam,war der Fernseher gestohlen und musste neu besorgt werden.Nach dem
zweiten Visarun fehlte die Musikanlage und aus unerfindlichen Gruenden verschwanden
Flaschen mit teuren Alkoholika ueber Nacht.

Ein Jahr spaeter fand ich den kleinen Peter am Strand auf einem Handtuch sitzen.

Seine Blicke waren waidwund und gingen in die weite Ferne.Immer wieder stellte er
sich die Frage,wie man denn nur so"deppert" sein kann,wie er.

Nachdem seine Mutter das Geld fuer das Ticket ueberwiesen hatte,war er verschwund-
en und kam nie mehr wieder zurueck.

Aber auch Helmut Hagen wurde ueber Jahre ueber den Tisch gezogen,davon be -
richte ich spaeter.

Jock












Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Unser "vorheriges Leben....vor...X...Jahren...
« Antwort #16 am: Oktober 18, 2021, 13:35:37 »

Die ungemein tuechtige Geschaeftsfuehrerin

Helmut Hagen,der Paechter des Eden-Resort war voller Lobes,wenn er von seiner
Geschaeftsfuehrerin sprach,einer Tailaenderin um die 40.

Sie hatte alles im Griff und unter Kontrolle und jedes noch so kleines Problemchen
schaffte sie aus der Welt.Helmut musste sich um nichts selber kuemmern,was er
ohnhin nicht wollte,denn das Resort hatte er nur als Adresse waehrend seiner An-
senheit in Thailand.

Er war zwischen Oktober und Maerz hier und immer,bevor er im Maerz abreiste,
hinterliess er 200.000 THB.
Diese 200.000 THB plus den Einnahmen aus dem Restaurant und der wenigen Bunga-
lowsgaesten,sollten fuer die Betriebskosten ausreichen und wenn nicht,kann die
Dame jederzeit bei ihm in Krems anrufen,worauf er Geld ueberweisen werde.

Eines Jahres,knapp vor seinem Heimflug,war die Geschaeftsfuehrerin uber Nacht ver-
schwunden und niemand wusste,wohin sie ging.
Sie ausfindig zu machen,wollten auch verschiedene Thais,die kamen und nach ihr
frugen.
Aber auch im Rersort wusste niemand Bescheid und sie gingen traurig davon und
schrieben den gegebenen Kredit ab.

Da die Zeit draengte,frug Helmut,Peter the Rich,ob er das Resort dem Sommer ueber
fuehren koennte.Und ob es auch moeglich waere,in Vorlage zu treten,wenn die Finanz-
lage kritisch wird.

Der sagte zu,uebernahm die 200.000 THB und den Bueroschluessel und wuenschte
gute Reise.

Als Helmut im Oktober wieder zurueck kam,uebergab Peter die Buchhaltung und den
Bueroschluessel und beantwortete die Frage,wieviel er nun schulde,indem er ein Buen-
del mit 200.000 THB auf den Tisch legte und nochmals 100.000 dazu.

Nachdem sich das Erstaunen von Helmut gelegt hatte,verfluchte er das Weib,das ihn
ueber ein paar Jahre hindurch abgezockt hat.

Peter,der gelernter Koch war und sich ein wenig in der Gastronomie auskannte,fiel
auf,dass vergangene Woche 5 Kg.Lungenbraten eingekauft wurden und diese Woche
nochmals 5 Kg.Lungenbraten.

Er schaute sich die Abrechnungen des Restaurants an,dann frug er die Koechin,wo
denn die 9,5 Kg. Lungenbraten geblieben sind.

Goulaschsoup war die Antwort.Worauf er ihr unter die Nase hielt,dass nur 6 Suppen
verkauft wurden und wieso soviel Speiseoel gebraucht wurden ?

In der selben Stunde verschwand die Koechin und ihre Kuechengehilfin.

Und so ging es weiter.

Im Vergleich der Belegung der Bungalows zum Vorjahr,war eine exorbitante Steig-
erung festzustellen und in diesem Jahr,war auch kein Feuerwehreinsatz notwendig,
der die Anlage nach einen Sturzregen,der sich interessanterweise genau ueber das Gelaende des Resorts entlud,auspumpte und 25.000 THB kostete.

Helmut schaetzte das man ihn insgesamt um ca. 2,0 Mio THB geprellt hat,was ihm
eine zeitlang geaergert hat.

Vieles hat sich seither geaendert.

Helmut hat den Pachtvertrag nicht verlaengert,Sai,die ihm den Mopedverleih abge-
luchst hat,ist immer noch im Geschaeft und gruesst mich von Weitem,Bernd,der
"Rechtsanwalt" wird in Pension sein und seine fensterlosen Kammer,wo er ueber Akten
bruetete,gegen sein Haus in Chiang -Mai getauscht haben und vielleicht ist auch die
Frau nach Thailand zurueckgekehrt,von dem sie so begeistert war.

Das muss man erklaeren.

An einem Tisch sass ein mittleres Ehepaar,wo der Mann verdrossen vor sich hinstar-
rte und sie hingegen unbedingt Kontakt mit der munteren Gesellschaft am "Stamm-
tisch"aufnehmen wollte.
Wir baten das Paar zu uns,doch nur sie kam,waehrend ihr Mann sitzen blieb.

Nachdem sie warm geworden war,erzaehlte se,dass Thailand ihr Traumland ist.Ewige
Sonne,immer warm und die Leute freundlich und gelassen.In der Andamansee
schwimmt sie gerne und erst das thailaendische Essen - doch leider,es wird ein ein-
maliger Aufenthalt bleiben.

Ihrem Mann gefaellt es gar nicht,fuer ihn ist Thailand zu laut,zu heiss und zu dreckig.

Aber warum,um Gotteswillen,machen sie dann Urlaub ? wollten wir wissen und sie
antwortete,sie haben die Reise bei einem Preisausschreiben gewonnen.

Peter the Rich ist mittlerweile verstorben und sein Erbe,besser das Erbschaftsrecht,
hat mir einen ewigwaehrenden Hass eingebracht.

Jock






Moderator informieren   Gespeichert

Jock

  • Hero Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2697
Re: Unser "vorheriges Leben....vor...X...Jahren...
« Antwort #17 am: Dezember 04, 2021, 12:09:16 »

Weggabelung

Seit Tagen brannte die Sonne an einem Sonntag,Ende Juli 1960,auf
Wien.Es wird der heisseste Tag des Jahres gewesen sein,wird man
spaeter in der Zeitung lesen.

Jene Wiener,die nicht auf Urlaub waren,zogen die Rollos vor die Fen-
ster,um die Hitze fernzuhalten und stroemten in die Freibaeder.

Auch ich reihte mich vor der Kasse des Baumgartner Bades ein und
hoffte,dass mir nicht vor der Nase die blaue Fahne aufgezogen wird.
Blaue Fahne bedeutete naemlich,das Bad ist ausverkauft.

Ich erstand,eine Wiesenkarte und sparte das Geld fuer ein Kaestchen
oder gar Kabine.
Nachteil des Vorteils beim Preis war,man musste die "Zivilkleidung"bei
sich behalten und unaufbesichtigt,beim Schwimmen,beim Badetuch
zurueck lassen.

Zum Glueck lagen neben mir auf der Wiese zwei gleichaltrige Maed-
chen,die ich bat,ein Auge auf meinen Anzug zu halten,waehrend ich
mich ins Wasser stuerzte.

Mein Leben schien mir trostlos.Die ewige eintoenige Monotomie bei der
Arbeit.Das staendige Kontrolliert werden,stoerten mich in meinem Frei-
heitsdrang.

Gibt es da einen Ausweg ?

Die Maedels und ich kamen ins Gespraech und ich erfuhr,dass der Vater
von der einen "viel unterwegs" sei und viel mit Menschen zu tun haette.

Das waere doch was fuer mich,dachte ich.

Schon malte ich mir die Zukunft aus.

Gut,das rote Parteibuch muesste ich nehmen,das Maedel heiraten und
schon koennte ich in die Fussstapfen ihres Vaters treten,wenn er mir
huelfe in seiner Firma unterzukommen.
Da waere ich dann auch viel unterwegs und haette Begegnungen mit
vielen fremden Menschen und wuerde jeden Tag viel Abwechslung er-
leben.

Aus dem Plan wurde allerdings nichts.

Denn,

1.) das Maedel war zu flachbusig
2.) ihr Vater war Strassenbahnfahrer und
3.) die exotischen Orte,die er immer wieder passierte,klangen nach
     "Stiftsgasse","Kaiserstrasse","Guertel","Reinlgasse","Johnstrasse"
      u.s.w.bis "Huetteldorf"

und alle sind Stationen der Strassenbahnlinie 49.

Auch das Privileg,dass die Strassenbahner an der Endstation in Huet-
teldorf hatten,naemlich eine eigene Beduerfnisanstalt,ueberzeugte
mich nicht.

Immer wieder kommt man im Laufe des Lebens an eine Weggabelung
und man entscheidet sich links oder rechts.

Gut,dass man in dem Moment nicht weiss,ist man dabei ein Glueckspilz
oder das Stiefkind des Gluecks.

Jock





Moderator informieren   Gespeichert